Strymon Echo Plug-In Bundle
DIG Dual Delay und El Capistan Delay Pedale als Software
Autor: Peter Kaminski
Strymon ist natürlich bekannt für seine Effektpedale, wie dem Flaggschiff-Produkt BigSky MX, welches wir auch schon getestet haben, aber man bietet auch mit dem DECO Tape Saturation Doubletracker und dem Big Sky Multi Reverb Plug-Ins an. Im September 2024 wurde dann das "Echo Bundle" vorgestellt, eine Software-Simulation der beiden Effektpedale DIG Dual Digital Delay V2 und El Capistan Tape Echo V2 von Strymon in Form von Plug-Ins.
Voraussetzungen, Installation und Lizenzierung
Das Bundle ist für macOS (ab 12.7, auch für Apple Silicon) und für Windows (ab Version 10) verfügbar. Die Voraussetzungen sind sehr gering wie mindestens ein i5-Prozessor (oder M1 bei macOS) und 8 GB RAM. Die Lizenzierung erfolgt über iLok, so dass man einen entsprechenden User Account haben muss. Es ist auch eine Software-Aktivierung möglich. Man muss also keinen iLok-Dongle besitzen. Mit einer Lizenz lassen sich zwei Computer freischalten.
Für die Installation der beiden Plug-Ins des Bundles gibt es getrennte Installer-Programme (s. Abb. oben unter Windows).
Die Plug-Ins stehen in den Plug-In-Formaten VST3 und AAX sowie für macOS auch als Audio Unit zur Verfügung. Mit dem Installer lassen sich die einzelnen Pfade anpassen aber eine individuelle Installation der Plug-In-Formate ist nicht vorgesehen.
Betreiben lassen sich die Plug-Ins mit Abtastraten von 44,1 bis zu 192 kHz und mit einer Quantisierung von 16 oder 24 Bit, bei einer internen Berechnung von 32-Bit-Floating-Point. Der Betrieb ist in einem Mono-, Mono/Stereo- oder in einem Stereo-Kanal möglich.
Plug-In Handhabung
Die Grundsätzliche Handhabung der beiden Plug-Ins ist sehr ähnlich. Daher schauen wir uns einmal die globalen Einstellungen beim DIG Plug-In an. Es lassen sich dort drei Einstellungen verändern und zwar: ob Parameterwerte auf der Bedienoberfläche ausgegeben werden sollen, die Größe des Plug-In-Fensters lässt sich in vier festen Größen einstellen und beim DIG Plug-In kann der Anwender eine von zwei Farbvarianten auswählen.
Mit installiert werden auch Werks-Presets für beide Plug-Ins. Diese lassen sich über das Preset-Management des jeweiligen Plug-In-Formates im Kopf anwählen, bzw. eigene Presets speichern. Es stehen hier immer sowohl Presets für den Einsatz als Insert in einem Kanal als auch Presets für den Einsatz mit Effekt-Sends bereit.
DIG Dual Digital Delay
Kommen wir nun als erstes zum DIG Dual Digital Delay. Da das Pedal-Vorbild in der Farbe Pink ausgeführt ist, lässt sich die Oberfläche eben zwischen Pink und Schwarz umschalten. Die Bedienung umfasst alles was das Hardware-Pedal bietet (sechs Drehgeber und vier Schalter) aber es gibt darüber hinaus noch zusätzliche Einstellmöglichkeiten.
Oben im Kopf lassen sich Ein- und Ausgangspegel einstellen, es gibt dort jeweils ein Bargraf für Ein- und Ausgangspegel und über drei Icons lassen sich die Parameterwertausgabe ein- und ausschalten, eine Hilfe sowie der globale Einstelldialog aufrufen. Das Plug-In teilt sich in drei Sektionen auf und zwar oben eine für die globalen Parameter sowie jeweils eine für das Delay 1 und Delay 2.
Wie beim Pedal stehen drei verschiedene Simulationsbetriebsarten zur Verfügung. "12 BIT" ist eine Simulation der 80er-Jahre-Delays mit 12-Bit-Wandler, "ADM" für Delays aus den frühen 80er-Jahren die mit Adaptiver Deltamodulation arbeiteten, sowie "24/96" für moderne Delays mit 24-Bit-Auflösung. Mit dem Regler TONE lässt sich ein Filter im Feedback-Signalpfad verändern und zwar kann die Filterfrequenz angepasst werden. Und das waren von Seiten der Einstellung auch schon fast alle Gemeinsamkeiten mit dem Vorbild denn beim Plug-In ist man deutlich flexibler und man hat hier mehr Möglichkeiten.
Der Modulationsgrad lässt sich zum Beispiel über einen Regler einstellen. Beim Pedal erfolgt dies über einen Schalter mit lediglich drei Schalterpositionen. Statt zwei Regler kann der Pegel des Originalsignals und die Pegel beiden Ausgangspegel der beiden Delays unabhängig eingestellt werden. Das Routing der beiden Delays lässt sich auch flexibel ändern und zwar lassen sich die Delays hintereinander oder parallel schalten und es gibt einen Modus PING PONG für wechselnde Echoausgaben im Stereobetrieb auf dem linken und rechten Kanal.
In den beiden unteren Sektionen lässt sich für jedes Delay die Verzögerungszeit und Echo-Wiederholungsanzahl einstellen. Die beiden Delays lassen sich unabhängig oder zeitlich synchronisiert betreiben. Über den virtuellen Taster TAP lässt sich das Tempo auch per rhythmisches Anklicken einstellen.
Bei aktiviertem DAW SYNC lassen sich statt feste Zeiten Notenwerte bezogen auf das DAW-Tempo eingeben. Auch Triolen und punktierte Noten können eingestellt werden.
El Capistan Tape Echo
Das El Capistan simuliert ein Echoeffekt basierend auf eine Bandschleife mit einem Aufnahme- und bis zu drei Wiedergabe-Köpfe, wie man es zum Beispiel vom Roland Space Echo oder dem Watkins Copicat her kennt. Es gibt dabei drei verschiedene Betriebsarten wie die Köpfe angeordnet sind.
Bei dem Mode SINGLE MOVING lässt sich ein Kopf frei verschieben und die Bandgeschwindigkeit lässt sich unabhängig von der eingestellten Delay, bzw. Kopfposition auch verdoppeln (2x SPEED).
Bei SINGLE FIXED kann einer der drei fest positionierten Köpfe ausgewählt werden, wobei sich die Bandgeschwindigkeit stufenlos einstellen lässt.
Bei der Betriebsart MULTI FIXED sind die drei Wiedergabeköpfe auch wieder fest positioniert und die Bandgeschwindigkeit lässt sich variabel einstellen aber statt einem lassen sich auch zwei oder alle drei Köpfe aktivieren. Das TEMPO lässt sich frei wählen oder auch hier synchronisiert mit dem DAW-Tempo und dann bezogen auf Notenwerte. Auch eine Eingabe mittels TAP ist hier möglich.
Unten lässt sich die Anzahl der Wiederholungen, die zeitliche Modulation über Wow & Flutter und die übertragene Effekt-Bandbreite (TAPE AGE) einstellen. Weiter gibt es ein Hallspiralen-Effekt, dessen Stärke sich über einen Regler einstellen lässt (SPRING) und einen Mischregler für das Verhältnis Originalsignal zu Effektsignal.
Gegenüber dem Hardware-Pedal gibt es aber noch einige Parameter mehr in der Plug-In-Version von El Capistan. So lässt sich das die virtuelle Bandvorsättigung (BIAS) verändern, über den Regler TAPE CRIKNKLE Bandartefakte simulieren wie Magnetbeschichtungs-Ablösungen oder Reparaturschnitte und mit LOW END CONTOUR auch das Frequenzverhalten im Effektweg.
Praxis
Getestet haben wir die Plug-Ins auf einer B14 AudioKern DAW von Digital Audio Service mit Windows 11 Betriebssystem und Nuendo 13 als Host-Software. Probleme im Betrieb ließen sich nicht feststellen. Die benötigten Prozessor-Resourcen sind extrem gering.
Die Bedienoberfläche ist so gestaltet, dass der erfahrende Anwender die Plug-Ins intuitiv bedienen kann. Bei auftauchenden Fragen helfen jeweils ein englisches ausführlich gestaltetes Handbuch in englischer Sprache. Als Größeneinstellung hat sich auf Bildschirmen mit Standardauflösung die Einstellung "Large" bewährt. "Medium" ist etwas klein und die Beschriftungen sind schwer zu lesen. Schön wäre eine stufenlose Größeneinstellung des Plug-In-Windows.
Die Delay-Plug-Ins bieten das ganze Spektrum von Delay-Effekten von existierenden Hardware-Vorbildern ab. Besonders herauszustellen ist, dass die Plug-Ins mehr Einstellmöglichkeiten bieten und die Bedienung trotzdem einfacher ist als bei den Hardware-Vorbildern von Strymon. Einsatzmöglichkeiten sind sehr breit wie zum Beispiel Keyboards/Synthesizer, E-Gitarre und natürlich Gesang sowie auch für Schlagzeug.
Fazit
Das Strymon Echo Bundle ist direkt über den Online Shop des Herstellers für 99 US$ zu kaufen. Die Hardware Pedale DIG V2 Dual Digital Delay und Padle El Capistan V2 Delay kosten jeweils ca. 380 US$. Der Preis ist daher angesichts der Möglichkeiten, die über die Hardware-Pedale hinausgehen, absolut angemessen. Wer also nicht für Live-Auftritte oder als Effekt vor dem Gitarrenverstärker die Pedale einsetzen muss, sondern mehr im Studio mit der DAW arbeitet, für den ist das Echo Bundle eine gute Wahl.