Strymon BigSky MX

Erweiterte Version des Reverb-Pedal-Klassikers

Autor und Fotos: Peter Kaminski

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Strymon's BigSky wurde bereits 2013 vorgestellt und ist mittlerweile zu einem Effekt-Pedal-Klassiker geworden, speziell für den Bereich des Ambient-Guitar-Sounds. Anfang 2023 veröffentlichte Strymon das BigSky Cloudburst Ambient Reverb Pedal, was klanglich ebenfalls für Aufsehen sorgte. Anfang 2024 stellte Strymon dann sein neues Reverb-Flaggschiff vor, das BigSky MX Pedal. Vieles wurde vom BigSky übernommen aber sehr viel ist auch neu und BigSky MX ist auch nicht direkt als Nachfolger zu bezeichnen, denn das BigSky wird weiterhin angeboten. Das BigSky MX bezeichnet Strymon selbst als Reverb Workstation und es kann eine ganze Menge mehr als das BigSky, ist aber auch in einer anderen Preisklasse positioniert.

Konzept und Anschlüsse

Verfügte das BigSky noch über einen 366 MHz schnellen SHARC DSP so kommt beim BigSky MX ein 800 MHz schneller ARM-Prozessor mit drei Kernen zum Einsatz. Damit sind dann nicht nur neue Algorithmen möglich, sondern vor allem zwei unabhängige Hall-Engines gleichzeitig, die sich in Serie oder Parallel schalten lassen.

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Das BigSky MX hat wie das BigSky Stereo Ein- und Ausgänge. Bei der A/D- und D/A-Wandlung hat sich von Seiten der technischen Daten nicht viel geändert. Hier kommen 24-Bit-Wandler mit einer Abtastrate von 96 kHz zum Einsatz. Die Eingangsimpedanz beträgt ein Megaohm und die Eingangsstufe ist nun mit diskreten J-FET-Transistoren ausgestattet. Die Ausgangsimpedanz beträgt 100 Ohm. Left In/Out lässt sich auch als Mono-Ein- und Ausgang betreiben. Mit der hohen Eingangsimpedanz lässt sich auch direkt eine E-Gitarre anschließen. Der maximal Eingangspegel beträgt +10 dBu. Der Signal-/Störabstand wird vom Hersteller mit 116 dB typ. angegeben. Im Vergleich dazu gibt man beim BigSky 115 dB typ. an.

Das BigSky MX bietet, wie auch schon das BigSky, MIDI-Ein- und Ausgang über 5-pol. DIN-Buchsen sowie eine Klinkenbuchse für den Anschluss eines Expression-Pedals. Neu ist der USB-C-Anschluss für Updates und Software-Editing. BigSky MX erfordert ein 9-V-Netzteil mit mindestens 500 mA Ausgangstrom, wie zum Beispiel von Strymon Zuma oder Ojai bereitgestellt. Der neue ARM-Prozessor ist nicht nur perfomanter sondern auch stromhungriger. Die Größe des Strymon BigSky MX beträgt 172 x 127 x 48 mm.

Bedienung

Auch wenn die Gehäusegröße des BigSky MX dem des BigSky sehr nahe kommt (eine Standardgröße wie zum Beispiel auch beim IK Multimedia Tonex), so ist die Anordnung der Bedienelemente doch neu. Die Parameter-Drehgeber sind nun in einer Reihe angeordnet. Der Auswahldrehgeber für die Algorithmen, der auch über die Druckfunktion zum Speichern des Presets dient sowie der Druck/Drehgeber für die Menü und Parameteranwahl befinden sich links und rechts neben dem Display. Das Display in OLED-Technik ist nun deutlich hochauflösender und bietet viel mehr Übersicht als beim BigSky.

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Geändert ist auch die Funktionalität der drei Fußtasten. Die ersten beiden links und in der Mitte sind für die direkte Anwahl eines von zwei Presets einer "Bank" und der ganz rechte ist nun für das Auslösen der INFINITE-Funktion da. Diese lässt sich über das Menü auf momentane Funktion (Momentary) oder Ein/Aus-Umschaltfunktion (Latching) wählen. Über das Drücken der Tasten links/Mitte oder Mitte/rechts kann der Anwender die aktuell aktive Bank verändern (zurück oder vor).

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Im normalen Display (s. Abb. oben) wird Banknummer und Platz (A/B) sowie Name des Presets angezeigt. Die ersten 50 Bänke sind mit Werks-Presets ausgestattet und es gibt noch 100 weitere Bänke für eigens erstellte Anwender-Presets. Weiter wird im Display angezeigt welche Hall-Engines aktiv und wie sie verschalten sind und der Wert des Decay-Parameters wird noch ausgegeben.

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Bei einem kurzen Drücken des Drehgebers rechts vom Display kommt man in das Menü mit den einzelnen Preset-Parametern (s. Abb. oben). 

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Bei einem längeren Drücken öffnet sich das globale Parametermenü, wo sich zum Beispiel die MIDI-Parameter einstellen lassen. Hier kann man auch das auf Impulsantworten basierende CAB FILTER bei Bedarf aktivieren, welches verschiedene Lautsprecher-Cabinets simuliert und zwar drei anwählbare: Bright, Dark, Classic. Letztere ist eine IR, die einen typischen Gitarren-Amp mit EQ-Eistellungen und mit Mikrofonabnahme simuliert. Übrigens gab es für die Aktivierung beim BigSky auf der Rückseite einen Schalter zu Aktivierung. Da finde ich die Global-Parameter-Lösung des BigSky MX doch praktischer und zeitgemäßer. 

Algorithmen

Die Anzahl der Algorithmen ist zwar gleichgeblieben, aber die gebotenen Algorithmen-Typen haben sich geändert. Viele der Algorithmen wurden auch überarbeitet, da Dank des neuen Prozessors ja mehr Rechenleistung bereitsteht und man hier Algorithmen optimieren konnte. Der ARM-Prozessor ermöglicht übrigens auch die Berechnung in 32-Bit-Fließkomma. Es stehen neben den neuen Algorithmen des BigSky MX auch die Algorithmus-Version des BigSky (Classic) zur Verfügung. Im Preset-Parametermenü lässt sich dies über den Parameter "Voice" einstellen (Einstellwert MX/Classic). Bei beiden internen Hall Engines gibt es einen Panorama-Regler, um die jeweilige Hall-Engine entsprechend auf dem linken und rechten Kanal im Pegel dosieren zu können.

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Gehen wir doch einmal die Algorithmen im Einzelnen durch. Schon der erste Algorithmus IMPUSE ist ganz neu und bietet ein Convolution Reverb, mit 22 anwählbaren, internen Impulsantworten mit bis zu zehn Sekunden Länge. Auch ein Laden von eigenen Impulsantworten ist möglich. Dazu später mehr.

SPRING (Hallspirale) und PLATE (Hallplatte) gab es auch schon beim BigSky und so stehen hier, wie zuvor erwähnt, der bisheriger und der neue MX-Algorithmus bereit.

Die nächsten drei Algorithmen sind Raumsimulationen und zwar CHAMBER, HALL und ROOM. CHAMBER ist ein neuer Algorithmus und simuliert Räume mit mittlerer Halldichte und einem klaren direkten Sound. Einige Parameter-Optionen bieten die Möglichkeit den Sound so einzustellen, wie man ihn bei einer Aufnahme in einem Raum hätte, in Abhängigkeit von eingesetzten Mikrofonen, Preamps und Lautsprechern. HALL und ROOM gab es auch schon beim BigSky. HALL ist für größere Räume (Modes CONCERT oder ARENA) und ROOM bildet kleinere Räume ab vom Studio bis hin zur Größe eines Nachclubs.

Nun zu weiteren Algorithmen die ebenfalls mehr in Richtung Effekt gehen. NONLINEAR ist für Hall mit einem nicht linearen Verlauf wie Gated Reverb, Tremelo (genannt CHOP, was es so beim BigSky nicht gab) oder Reverse Reverb. Es stehen hier sechs verschiedene Hall-Verläufe zur Verfügung. Eine Umschaltung auf einen CLASSIC-Modus gibt es hier aber nicht, obwohl es den Algorithmus auch schon im BigSky gab.

MAGNETO, CHORALE, BLOOM, SHIMMER und CLOUD sind ja bekannte Hall-Effekttypen, die es alle zwar auch schon beim BigSky gab, aber alle wurden deutlich überarbeitet. MAGNETO ist ein klassisches Bandschleifen-Delay mit bis zu sechs virtuellen Wiedergabeköpfen. Neu ist hier gegenüber BigSky ein Ping-Pong-Effekt. Beim CHORALE gibt es eine neue Choir Engine mit der eine Stimme synthetisiert und zugefügt wird. BLOOM orientiert sich an dem Bloom Algorithmus wie man ihn in Hallgeräte der 90er fand (klassischerweise beim Alesis Midiverb II). SHIMMER bietet zwei in der Frequenz verschiebbare Stimmen. Bei dem Algorithmus CLOUD ist die Ensemble Engine neu, mit der harmonische hinzugefügt werden, die in Richtung Streicherinstrumente gehen.

Updates

Für das Aktualisieren der Firmware gibt es von Strymon für seine Pedals die Software "Strymon Update", die für macOS ab Version 11.6 sowie für Windows ab Version 10 verfügbar ist.

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Für das Aktualisieren muss man das BigSky MX lediglich mit dem Rechner verbinden und die Software starten. Es findet dann automatisch via USB angeschlossene Strymon Pedals und bietet ggf. direkt ein Firmware-Update an (s. Abb. oben). Nach dem Klick auf INSTALL UPDATE erfolgt das Upload der Firmware und nach der Aktualisierung meldet sich dann die Software mit der Info, dass die Installierte Version gleich der letzten verfügbaren Version entspricht.

Software

Es gibt auch noch eine zweite Software von Stryman für seine Pedale und zwar die NIXIE2 zur Handhabung und Editieren von Presets und zum Durchführen von Backups etc.

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Zurzeit unseres Tests war die Funktionalität noch nicht komplett implementiert, so dass ein Editieren von Presets noch nicht möglich war.

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Was aber möglich ist sind zum Beispiel schon wichtige Backups.

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Praxis

Das Big Sky MX ist sicherlich primär für den Einsatz mit E-Gitarre gedacht aber auch für Synthesizer und Eurorack-Modul-Systeme, speziell auch für den Live-Einsatz, geeignet. Ich bin auf jeden Fall ganz angetan von den Algorithmen in Zusammenhang mit Synthesizern. Die Presets sind auf den Einsatz für E-Gitarre optimiert und man muss ggf. die Parameter ggf. anpassen, insbesondere die Decay-Zeit ist hier meistens kürzer zu wählen. Auch für Gesang und Stimme sollte man das Strymon BigSky MX mal ausprobieren. Hier sind auch sehr ansprechende Effekte möglich.

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Strymon bietet ja auch Effekt-Eurorack-Module an, sowie auch mit dem AA.1 ein Modul, mit dem sich Effekt-Pedals in ein Eurorack-System einbinden lassen. Pegel (+/-18 dB) und Anschlüsse (3,5/6,3-mm-Klinke) werden entsprechend konvertiert. Ein ganz praktisches Werkzeug, was wir in unserem Studio-Patch-Case auch nutzen und auch perfekt mit dem Big Sky MX (s. Foto unten) zusammenarbeitet. Was man zum Betrieb neben 6,3-mm-Klinken-Patch-Kabel benötigt ist noch ein Adapter von Stereo-Klinke auf zweimal Mono-Klinkenstecker, da der Eingang beim AA.1-Modul als Stereo-Klinke ausgeführt ist. 

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Einen Shimmer-Algorithmus findet man in ähnlicher Form ja auch in anderen Geräten und Plug-Ins aber trotzdem ist auch dieser Algorithmus flexibler als in anderen Implementationen. Einige Algorithmen wie CHORALE und CLOUD haben klanglich wirklich Alleinstellungsmerkmale, insbesondere die neuen Varianten des BigSky MX. Es ist schön auch die Algorithmen-Varianten des BigSky nutzen zu können. Ich persönlich bevorzuge aber die des BigSky MX, die irgendwie noch ausgereifter und interessanter klingen.

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Die Bedienung finde ich durch die neue Anordnung der Drehgeber auch verbessert. Überhaupt ist die Bedienung nach kurzer Zeit fast vollständig intuitiv möglich. Beim Mix-Regler ist in den meisten Fällen eine Position rechts der 12-Uhr-Position gefragt denn der Effektweg ist bei Mittelstellung meistens zu leise.

Der CAB FILTER ist als eine Option zu verstehen, für diejenigen die keine sonstige Amp/Cabinet-Simulations-Pedal besitzen. Die Einstellung CLASSIC gefällt mir hier noch am besten. Die Funktion ist ja Global und lässt sich so also auch grundsätzlich für alle Presets ein- oder ausschalten. Ich ziehe da das TONEXT Pedal von IK Multimedia für den Zweck der Cabinet-Simulation vor denn es ist natürlich viel flexibler in der Klanggestaltung. Dafür deaktiviere ich in den meisten Fällen den Reverb im TONEX denn da ist der BigSky natürlich die erste Wahl und dem TONEX überlegen.

In einigen Foren und Berichten wird kritisiert, dass man beim BigSky MX nun ohne Bankwechsel lediglich zwei Presets anwählen kann. Ich persönlich bevorzuge aber, dass es nun einen eigenen Invitiy/Freeze-Taster gibt, denn der macht gerade im Bereich der Ambient-Guitar-Sounds absolut Sinn. Weiter habe ich in einem YouTube-Video gesehen, wo man kritisierte, dass mit zunehmender Freeze-Zeit irgendwann Verzerrungen auftreten. Das ist ja letztendlich auch bei Schleifen-Bandgeräten der Fall, denn irgendwann kommt man natürlich in die Sättigung, wenn in einer Schleife immer weitere Audiosignale aufaddiert werden. Hier muss man dann einfach weniger Aussteuern und ggf. dann den Freeze-Zustand über den neuen Fußtaster dann entsprechend beenden. Also ich sehe beide Punkte überhaupt nicht kritisch. Man könnte das über eine Normalisierung erreichen, falls man das in einem Update bei Strymon tut, hoffe ich, dass man auch den Betrieb ohne Normalisierung über einen Parameter ermöglicht. Mal sehen was die Updates noch so alles bringen. Das Gerät ist ja zu der Zeit des Tests noch relativ frisch auf dem Markt. 

Zusammenfassen kann man sagen, dass das mit der "Reverb Workstation", wie Strymon sein BigSky MX bezeichnet, nicht nur ein Marketing-Spruch ist. Die klangliche Bandbreite die BigSky MX abdeckt ist so im Markt, auch von professionellen Studiogeräten oder Plug-Ins, in diesem Maße und dieser klanglichen Qualität und Flexibilität nirgendwo anders in einem Produkt zu finden.

Fazit

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Übrigens noch anzumerken ist, dass es das BigSky, im Gegensatz zum BigSky MX. auch von Strymon als Plug-In gibt. So hat man zumindest in einer DAW-Software Zugang zu den Algorithmen des BigSky. Der Preis des Plug-Ins liegt hier bei ca. 230 Euro.

Der Listenpreis des Strymon Big Sky MX liegt bei unter 800 Euro. Für ein Reverb Pedal ist das schon eine Hausnummer. Das Big Sky wird ja, wie schon erwähnt, weiterhin angeboten und zwar zu einem Preis der ca. 240 Euro unter dem des Big Sky MX liegt. Für preisbewusste also durchaus interessant.

Aber der Preis des BigSky MX relativiert sich schnell, wenn man die gebotenen Leistungen einmal genauer betrachtet. Ich persönlich spreche daher die Empfehlung aus eher direkt zum BigSky MX zu greifen - wenn es das Budget erlaubt - denn hier werden doch eine ganze Reihe von neuen Dingen gegenüber dem BigSky "ohne MX" geboten, wie zwei Reverb Engines, überarbeitete und neue Algorithmen, ladbare Impulsantworten, Firmware-Updating über USB und Presets Editing bald über die Software NIXIE2, OLED-Display und den Invinity-Fußtaster, die den Mehrpreis auf jeden Fall auch rechtfertigen.

Klanglich würde ich die Zusammenfassung so beschreiben: Das BigSky MX ist meiner Meinung nach zurzeit das beste verfügbare Hallgerät für Instrumente, bzw. als Bodeneffektgerät ausgeführt. Auch wenn es physikalisch als Pedal ausgeführt ist, so ist die Einsatzbandbreite deutlich größer: es ist Effektgerät und Raumsimulation in einem Produkt und das auf einem wirklich sehr hohen Niveau. In unserem Teststudio wird das BigSky MX auch nach dem Test dauerhaft als Referenz eingesetzt denn meiner Meinung nach gibt es da keine Alternative und das gilt besonders für den Einsatz mit E-Gitarre.

www.strymon.net
https://b4-distribution.com/