Sony C-80

Unidirektionales Kondensatormikrofon

Autor: Armin Bauer | Fotos: Peter Kaminski u. Armin Bauer (2)

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Der japanische Großkonzern Sony darf sicher auch im Bereich Pro-Audio als Vollsortimenter angesehen werden. Wobei hier in vielen Bereichen Klasse statt Masse die Devise ist. So sind bei den Studiomikrofonen mit den beiden Kleinmembran-Mikrofonen ECM-100N und ECM-100U, sowie dem Sony Großmembran-Mikrofon C-100 bisher drei Hi-Res Audio Produkte gelistet. Die Mikrofone haben sich dieses Label durch einen nach oben erweiterten Frequenzgang erworben, der mit 50 kHz deutlich oberhalb der menschlichen Hörgrenze liegt.

Als Neuzugang ist in dieser Sparte nun das C-80 zu begrüßen, dass die Serie nach unten abrundet und auf die Hi-Res Audio Auszeichnung verzichtet. Ob sich das C-80 trotzdem gut behaupten kann, dem gehen wir auf den Grund.

Konzept

Das C-80 ist ein unidirektionales Mikrofon, es wird also nur die Richtcharakteristik Niere angeboten. Die Doppelmembran-Kapsel wurde vom C-100 übernommen. Die hintere Membran dient hier zur Unterdrückung des Nahbesprechungseffekts. Auf die zweite, kleinere Kapsel des C-100 wurde verzichtet.

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Durch das zweiteilige Gehäuse aus Aluminium sollen Schwingungen vermieden werden und damit der Ton ohne störende Resonanzen übertragen werden. Das C-80 wurde vorwiegend für Gesang und Stimme abgestimmt und ist dafür ausgelegt, diese kraftvoll und über den gesamten Frequenzgang sauber zu übertragen. Zur klanglichen Abstimmung ist ein Low-Cut-Filter vorhanden, der tieffrequente Signale unterdrückt. Der Minus-10-dB-Schalter ermöglicht es dem Mikrofon auch lautere Signale verzerrungsfrei wieder zu geben.

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Die Fertigungsqualität „Made in Japan“ ist ohne Fehl und Tadel, das Mikrofon ist perfekt verarbeitet. Dazu gehört auch das zweilagige Einsprechgitter und die angenehm zu bedienenden Schalter. Natürlich ist jedes C-80 mit einer individuellen Seriennummer gekennzeichnet, die sich auf Höhe des XLR Anschlusses findet.

Der „Sony“ Schriftzug ist sowohl auf der Vorder-, wie auch auf der Rückseite vorhanden. Die zugehörige Mikrofonspinne ist zwar aus Kunststoff gefertigt, bietet aber mit ihrem Ringverschluss schnellen und sicheren Halt.

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Daten und Ausstattung

Der Übertragungsbereich des C-80 umfasst 20 Hz bis 20 kHz. Der Dynamikbereich liegt bei 125,5 dB, was sich aus dem maximalen Schalldruck von 138 dB SPL abzüglich 12,5 dB SPL Eigenrauschen ergibt. Die Ausgangsimpedanz von 90 Ohm wird bei 1 kHz erreicht. Der Signalrauschabstand liegt bei 81,5 dB (A-gewichtet @ 1 kHz, 1Pa). Mit 215 Gramm ist das C-80 recht leicht. Auch in der Größe ist das Mikrofon mit ca. 158 mm Korpuslänge und ca. 40 mm Durchmesser als eher zierlich einzuordnen.

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Sony gibt die Kapselgröße mit 25 mm an, damit ist die goldbedampfte Membran selbst kleiner als 1 Zoll.

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Mit dem Dämpfungsschalter lässt sich das Signal um 10 dB absenken. Über Einsatzfrequenz und Filtersteilheit des Low Cut Filters sind keine Angaben zu finden. Der Frequenzgang ist aus der beiliegenden Bedienungsanleitung ersichtlich. Hier ist eine leichte Anhebung um die 100 Hz zu erkennen, ab 5 kHz werden die Höhen deutlich angehoben. Neben der schon erwähnten Mikrofonspinne und der Bedienungsanleitung ist noch ein Softcase zum Schutz des Mikros im Lieferumfang enthalten.

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Praxis

Gemäß der vorgesehenen Bestimmung darf das C-80 zuerst im Gesangseinsatz ran. Hier zeigt sich ein frischer und spritziger Klang, der modern abgestimmt ist. So ist der Höhenbereich sehr präsent, ohne aber künstlich zu klingen. Dabei kommt der angesprochene Frequenzbereich fein aufgelöst und detailliert zur Geltung. Dabei können, je nach Stimme, die Höhen auch etwas zu hart auftreten. Hier reagiert das C-80 recht gut auf den begrenzenden Einsatz mit Equalizer oder De-Esser.

Auch der Frequenzgang zwischen den tieferen Höhen und dem Mittenbereich zeigt sich fein aufgelöst, stellt sich aber insgesamt etwas braver dar. Spannend wird es wieder bei den tieferen Mitten, die straff und artikuliert der Stimme einen ordentlichen Tiefgang verleihen. Hier deckt sich der Klangeindruck also mit dem angegebenen Frequenzgang.

Womit wir beim nächsten Punkt wären, die Richtcharakteristik, die als Niere ausgelegt ist. Hier zeigt die Bedienungsanleitung eine recht breit angelegte Charakteristik. Tatsächlich bleiben die klanglichen Eigenschaften über einen breiten Winkelbereich stabil, so dass ein wenig Bewegung vor dem Mikrofon sich nicht in verändertem Sound niederschlägt. Durch die breite Niere werden allerdings seitliche Geräusche stärker mit einbezogen, es ist also auf eine akustisch saubere Aufnahmeumgebung zu achten.

Eine Möglichkeit das weitgehend zu eliminieren ist die Distanz zum Mikrofon zu verringern. Hier möchte Sony durch die Verwendung der Doppelmembran-Kapsel stabile Klangeigenschaften erzielen. Das gelingt nur mäßig denn der Nahbesprecheffekt ist deutlich ausgeprägt. Das muss nicht grundsätzlich schlecht sein, wird diese Klangvariation doch gerne zur Erzielung einer tieferen und druckvolleren Stimme eingesetzt. Dabei schafft es die Mikrofonkapsel auch hier einen sehr direkten und straffen Klang zu erhalten. Das C-80 soll aber nicht ausschließlich für Stimme getestet werden.

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Als typisches Instrument bietet sich die akustische Gitarre gerne an. Hier kann das Sony-Mikrofon seine Stärken gut zur Geltung bringen. Der ausgeglichene Klang mit einer modernen Höhenzeichnung bildet die Saiten gut ab. Der straffe Tiefmittenbereich lässt den Korpus schön zur Geltung kommen. Sehr gut kommt hier auch die Dynamik und das schnelle Impulsverhalten des Mikrofons zum Tragen. Auch hier kann es eventuell nötig sein die Höhen etwas zu beschneiden, das Signal bleibt aber dennoch plastisch und natürlich erhalten. Hier zeigt sich deutlich, dass das Mikrofon mitnichten nur für den propagierten Einsatzzweck für in Frage kommt. Mit dem C-80 bietet Sony definitiv einen Allrounder, der jedes Signal im Studio adäquat verstärken kann.

Für lautere Klangquellen ist natürlich die schaltbare 10-dB-Vordämpfung eine hilfreiche Ergänzung, der den Einsatzzweck nochmals deutlich erweitert. Etwas schwieriger ist der Low-Cut-Filter zu definieren, da hier Angaben über den Einsatzpunkt fehlen. Der Praxistest lässt eine Beschneidung bei 80 Hz mit 12-dB-Flankensteilheit erkennen. Damit werden störende tieffrequente Signale schon bei der Aufnahme wirkungsvoll eliminiert. Hier liefert auch die klassisch gestaltete Mikrofonspinne ihren Teil bei, die zusätzlich Rumpelgeräusche von der Mikrofonkapsel fern hält.

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Fazit

Mit dem C-80 liefert Sony ein überzeugendes Universalmikrofon, das zum deutlich geringeren Preis viele Klangeigenschaften des C-100 übernimmt. Wer vorwiegend mit der Nierencharakteristik arbeitet und auf  Hi-Res, und somit erweiterten Frequenzgang, verzichten kann, findet im C-80 für knapp unter 600 Euro eine passende Alternative.

Der Grundsound ist mit einer Höhenanhebung sehr modern abgestimmt. Auflösung und Dynamik sind sehr gut gelungen und machen das Mikrofon zusammen mit der unproblematischen breiten Niere universell einsetzbar. Hinzu kommt ein dezentes Erscheinungsbild und natürlich die hervorragende Verarbeitungsqualität. Wer ein universelles Mikrofon im Preisbereich im noch dreistelligen Preisbereich mit den erwähnten Eigenschaften sucht, sollte das C-80 in Betracht ziehen.

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