Nembrini Audio BG Extasy Boutique Guitar Amplifier
Autor: Peter Kaminski
Der Bogner Ecstasy 101B ist ein moderner Klassiker unter den Gitarrenverstärkern. Es gibt einige Software-Hersteller, die sich von diesem sehr universellen Verstärker inspirieren ließen. So haben wir auch schon in einem Test den Euphoria von Mercuriall vorgestellt, der auch den Ecstacy 101B als Vorbild hat. Nun hat im September 2021 auch der italienische Software-Hersteller Nembrini mit dem BG Extasy Boutique Guitar Amplifier ein Plug-In auf Basis des Ecstacy 101B vorgestellt. Nembrini ist kein Unbekannter. Über ein Dutzend Top-Verstärkerteile bietet man als Plug-In-Simulationen mittlerweile an.
Das Original
Der deutschstämmige Reinhold Bogner machte sich einen Namen beim Modifizieren von Amps für bekannte Rock-Größen, wie Steve Vai und Eddi Van Halen. Seit 1990 bietet er aber auch eigene Verstärker an. Den Ecstacy 101B gab es in verschiedenen Varianten, auch was die optische Farbgestaltung anging.
Es handelt sich um ein dreikanalieges Röhren-Topteil, ausgestattet mit sechs 12AX7 Röhren für die Vorstufen und vier EL 34 für die Endstufe im A/AB-Betrieb. Besonders beliebt ist er im Bereich Metal und Hard-Rock aber auch im Blues-Segment. Dank der vier Röhren in der Endstufe verfügt der Amp über große Leistungsreserven und bietet eine hohen Dynamik. Die Ausgangsleistung lässt sich über einen Schalter von 100 auf 50 und 25 Watt reduzieren. Die Regel- und Einstellmöglichkeiten sind sehr umfassend aber auch in allen Punkten nicht direkt selbsterklärend. Soweit zum Original.
Installation und Voraussetzungen
Als Systemvoraussetzungen für das BG Extasy Boutique Guitar Amplifier Plug-In nennt Nembrini Audio ein Intel Pentium 4 kompatible CPU mit mindestens 1 GB RAM und Mac OS 10.9 oder neuer sowie für PCs mindestens Windows 7 und eine 64-bit DAW-Software. Der Nembrini Audio BG Extasy Boutique Guitar Amplifier wird ausschließlich als Plug-In (64 Bit) angeboten und nicht als Stand-Alone-Software.
Die Plug-In-Formate sind dabei Audio Unit für macOS sowie VST2, VST3 und AAX. Ein englischsprachiges Handbuch (PDF) lässt sich von der Hersteller-Web-Site herunterladen. Während des Installationsprozesses (s. Abb. oben) lässt sich dieses aber auch mit installieren. Als Software-Kopierschutz nutzt man iLok (Dongle oder Software).
Bedienung
Schauen wir uns einmal die Bedienung an. Die Verstärkerfront wird sowohl beim Cabinet- und dem Impulses-Dialog um unten Plug-In-Fensterbereich angezeigt.
Der Kanal 1 (Clean) ist beim Ecstasy 101B mit einem dreibandigen EQ (Bass, Middle, Treble) sowie einem Volume- und Gain-Potentiometer ausgestattet (s. Abb. oben).
Die Kanäle 2 und 3 teilen sich einen Dreiband-Equalizer (s. Abb. oben), wobei jeder Kanal über einen individuellen Volume- und Gain-Poti verfügt. Zusätzlich bietet der Amp eine ganze Reihe von Schaltern zur Klangbeeinflussung, wie Gain Boost für Kanal 1 und Kanäle 2/3 sowie individuelle Pre-EQ für alle Kanäle. Mit dem Sound Style kann man die virtuellen Röhren noch von Triode auf Pentode (New) umschalten, wobei dann zusätzliche Gitter in der Röhre genutzt werden.
Mit den Excursion-Schaltern wird die Rückkopplung der hohen Frequenzen angepasst (Tight, Loose, Medium). Eine Besonderheit gibt es noch beim PRESENCE B SELECT. Steht dieser auf "0", dann haben Presence A und Excursion A Wirkung auf alle drei Kanäle. Eine weitere Besonderheit ist der Plexi Mode der Kanäle 2 oder 3. Er bietet eine typischen Sound der britischen 60er-Jahre Amps mit weniger Gain.
Nach Auswahl eines Presets öffnet sich der Cabinet-Dialog (s. Abb. oben). Es stehen dort sechs Lautsprecher-Cabinet-Simulationen bereit und zwar: der Bogner 4 x 12 mit 2 x Celestion V30 und 2 x G12T-75, Mesa Boogie 4 x 12 und Orange 4 x 12, beides mit Celestion Vintage 30 sowie Soldano 412B mit Legend V12s, Bogner 2 x 12 mit Celestion Vintage 30 und Fender Tweed Bassman 4 x 12 mit Jensen P10Q.
Es gibt zwei virtuelle Abnahmemikrofone, die sich individuell im Typ und der Position, bzw. Entfernung zum Lautsprecher einstellen lassen. Es stehen folgende vier Mikrofonmodelle zur Auswahl und zwar: Shure SM-57, Roger Labs R-121, AKG C-414 und Sennheiser MD-421. Über einen Mischer lassen sich die Mikrofone im Pegel und im Stereo-Panorama einstellen und es lässt sich auch die Phase wechseln.
Über den Cleaner und das Noise Gate (s. Abb. oben) lassen sich Störungen mindern. Der Cleaner ist ein Filter zur Unterdrückung von tiefen (Rumbling) und hohen (Harsh) Frequenzanteilen. Beim zuschaltbaren Noise Gate lässt sich der Einsatzschwellwert (Threshold) und der Grad der Unterdrückung (Range) einstellen.
Neben dem Mischer steht noch ein Hall (s. Abb. oben) mit folgenden Einstellmöglichkeiten zur Verfügung: Effekt-Stereo-Panorama, Abfallzeit (Decay), Reverb-Filter (Tiefpaß- und Hochpaßfilter) sowie der Hallpegelanteil (Studio Rev).
Besonders interessant ist die Sektion für die Impulsantworten. Ja der Plural ist hier richtig gewählt, denn es lassen sich bis zu drei Impulsantworten laden (s. Abb. oben), deren Pegel und Stereo-Panorama individuell einstellbar ist.
Praxis
Wir haben das Plug-In unter Windows 10 getestet und zwar mit Nuendo 11.0.30 und Pyramix 13.0.6. Die Installation lief ohne Probleme und es waren auch sonst keine Auffälligkeiten oder Abstürze mit der Plug-In-Version 1.0.0 zu verzeichnen. Die benötigen CPU-Resourcen sind minimal.
Bei Blick auf die Werks-Presets sieht man, dass nur eine relativ kleine Liste bereitsteht, die aber einen weiten klanglichen Bereich abdeckt und gut als Basis für eigene klangliche Vorstellungen nutzbar ist. Trotzdem wären ein paar mehr Presets wünschenswert. Was ich bei Gitarren-Plug-Ins immer sehr praktisch finde ist ein Tuner, den es beim Nembrini Audio BG Extasy Boutique Guitar Amplifier leider nicht gibt.
Das Plug-In simuliert die klanglichen Eigenschaften des Bogner Ecstacy 101B auf einem hohen Niveau. Es beschränkt sich dabei auch auf die reine Simulation, denn neben dem doch einfach gehaltenen und klanglich eher minimalistisch ausgelegtem Studio Reverb, gibt es keine internen Gitarren-Effekte. Nembrini Audio bietet auf seiner Web-Site verschiedene Effekte-Plug-Ins an, dabei auch kostenlose, die sich sehr gut mit dem BG Extasy Boutique Guitar Amplifier nutzen lassen, wie zum Beispiel den "Clon Minotaur Transparent Overdrive" und den "808 Overdrive Pro". Diese muss man dann in der Plug-In-Kette der DAW vorschalten. Ein Chorus-Effekt gibt es auf der Herstellerseite ebenfalls kostenfrei als Plug-In.
Wer mit eigenen Impulsantworten experimentieren möchte, der ist beim Nembrini Audio BG Extasy Boutique Guitar Amplifier mit den drei importierbaren Impulsantworten sehr gut aufgestellt. Auch wieder eine Bestätigung der Einschätzung, dass Nembrini Audio den Focus bei diesem Plug-In auf die Simulation und nicht auf universellen Einsatz und Effekte gesetzt hat.
Fazit
Der BG Extasy Boutique Guitar Amplifier von Nembrini liegt bei 137 Euro, also im gleichen Preisbereich wo auch die anderen Gitarren-Amp-Plug-Ins von Nembrini liegen. Das Preis/Leistungsverhältnis ist daher als befriedigen einzustufen. Die Simulation finde ich sehr gelungen. Wem es darauf ankommt, dem wird der Nembrini Audio BG Extasy Boutique Guitar Amplifier sicherlich zusagen. Die Ausstattung könnte bei dem Preis des Plug-Ins aber schon etwas besser sein.