Zoom H2n Handy Recorder
Mobiler Recorder mit integriertem Surround-Mikrofon
Autor und Fotos: Peter Kaminski
Der Hersteller Zoom bietet für sein H2 nun den Nachfolger H2n an. Da die Recorder in letzter Zeit einem doch ständigen Preisverfall unterliegen, haben wir uns entschlosen auch mal den sehr preiswerten H2n zu testen denn wenn man einmal die Feature-Liste des Herstellers durchliest, wird einem doch einiges an Funktionsumfang offeriert. Wir möchten den Recorder einmal unter den Ansprüchen eines Profis näher betrachten.
Der Zoom H2n ist für ein Surround Recorder sehr kompakt (68 x 114 x 43 mm, Gewicht 130 g ohne Batterien). Das Gehäuse ist aus Kunststoff. Er ist auf Grund seiner Einsprechrichtung für den aufgestellten Betrieb (kleine Gummifüße auf der Unterseite) oder für den Betrieb auf einem Mikrofonstativ (Standardgewinde auf der Unterseite) ausgelegt. Beim Betrieb in der Hand muss man ihn im Hochformat halten und nicht wie typischerweise ein Reportagemikro mit Oberseite zum Sprecher hin.
Mikrofonbetriebsarten
Eines der nächsten Auffälligkeiten ist der Mikrofonwahl-Drehschalter auf der Oberseite. Der Recorder lässt nämlich vier verschiedene Mikrofonmodi zu, die das Gerät auch für den Semiprofi und Profi interessant machen. Das Gerät verfügt über zwei Stereomikrofone und zwar einmal auf einer Stirnseite eine MS-Stereo-Mikrofonanordnung und auf der gegenüberliegenden Seite eine XY-Stereo-Mikrofonanordnung. Das Gerät verfügt also über vier Mikrofone. Zwei LEDs geben immer Auskunft darüber, welche Mikrofone (vorne, hinten, beide) gerade aktiv sind. Die Aufzeichnung bei Nutzung des MS-Mikrofons lässt sich entweder als L/R mit einstellbaren Stereo-Basisbreite aufzeichnen oder im sogenannten MS-RAW-Modus eben als direkt MS-kodiertes Signal, um es entsprechend frei nachbearbeiten zu können.
Es gibt auch noch zwei sogenannte Surround-Betriebsarten. Bei der vierkanaligen Surround-Variante wird die Front in MS- und Rear in XY-Mikrofonie auf je zwei Kanälen aufgezeichnet. Die Front mit dem MS-Signal lässt sich in einer DAW-Software leicht so bearbeiten, dass man auch einen Center-Channel für 5.0-Mehrkanalton generieren kann.
Bei der Zweikanal-Surround-Variante wird jeder Kanal des vordere und das hintere Stereosignal (Front/Rear) zusammengemischt. Dies macht z. B. Sinn bei der Aufzeichnung von Gesprächsrunden die im Kreis angeordnet sind. Die Bezeichnung 2ch-Surround mag ja im eigentlichen Sinne, bzw. umgangssprachlich dafür sogar richtig sein, ist aber doch in der Audiowelt etwas verwirrend.
Aufzeichnungsformate
Die Aufzeichnung des Audio erfolgt im MP3- oder im WAV-Format. MP3 lässt sich mit Bitraten von 48 bis 320 kBit/s aufnehmen. Für PCM-Aufnahmen kann der Anwender zwischen 44,1, 48 und auch 96 kHz Abtastrate und 16 oder 24 Bit Wortbreite wählen. Im Vierkanal-Surround-Modus ist die Auflösung allerdings auf PCM und maximal 48 kHz/24 Bit beschränkt.
Handhabung
Die Aufzeichnung erfolgt auf einer unten eingesteckten und mit einer Abdeckung gesicherten SD- oder SD HC-Karte. Eine 2 GB große SD-Karte gehört auch zum Lieferumfang des Recorders.
Die Batterien (zwei AA Zellen) sind über eine Abdeckung auf einer der Gerätestirnseite zugänglich. Beim normalen, durchgängigen Stereoaufnahmebetrieb kann man mit einer durchschnittlichen Betriebszeit von fast 20 Stunden rechnen: Diese Zeit reduziert sich allerdings durch die Bedienung und Display-Aktivität, bzw. Display-Hintergrundbeleuchtung und ist auch vom Aufnahmemodus abhängig. Aber selbst unter häufigen Aufnahmestopps und viel Menübedingung reicht ein Batteriesatz locker für einen langen Arbeitstag aus.
Wichtig auch noch zu erwähnen, dass auch ein Lautsprecher integriert ist und so das Abhören der Aufnahmen nicht nur mit Kopfhörer möglich ist.
Anschlüsse und Bedienung
Die Ein- und Ausgänge sind gebündelt auf der linken Geräteseite vorhanden und zwar eine 3,5-mm-Stereo-Klinkenbuchse für Audio-Eingang (mit zuschaltbarer Mikrofonspeisung) und einem Pegelbereich von 0 bis -39 dBm. Weiter gibt es hier auch einen Stereo-Kopfhörerausgang (3,5-mm-Stereo-Klinke) sowie ein einen Anschluss für eine optional erhältliche Fernsteuerung.
Auch der USB-Anschluss (USB-Version 1.0/2.0) ist auf dieser Seite zu finden. Anzumerken ist hier noch, dass der H2n auch direkt als USB-Audio-Device, bzw. Interface, verwendet werden kann.
Die Wiedergabelautstärke des Kopfhörers oder integrierten Lautsprechers, lässt sich über den Wipptaster justieren.
Auf der anderen Geräteseite (siehe Foto unten) befindet sich der kombinierte Ein/Ausschalter mit Sperrfunktion (Hold), ein Menü-Taster um das Menü aufzurufen, bzw. bei längerem Drücken auf die oberste Menüebene zu gelangen, ein Play/Forward und Menü/Parameter-Auswahltaster (plus/minus sowie Auswahlfunktion über Drücken des Tasters) sowie ein Regler für die Einstellung des Eingangspegels.
Konfiguration und Einstellung
Das Geräteeinstellung ist über folgende Menüs möglich: Folder (Auswahl eines von zehn Ordnern), File (Dateiauswahl im gewählten Ordner), Input (zuschaltbares Hochpassfilter, Komressor/Limiter-Funktion, Monitor, Auto-Gain, Mikrofonspeisung), Record (Format, Auto Record, Pre Record etc.), Tool (Tuner und Metronom für die die es brauchen), System (Batterie/Akkutyp, Display-Kontrast etc.), SD-Cars und USB.
Im Play-Pause-Modus hat man Zugriff auf ein Menü, was auch die Nachbearbeitung eines Files gestattet, wie z. B. Wiedergabegeschwindigkeit, Normalisierung aber auch einen Surround-Mischer steht hier zur Verfügung.
Das Wiedergabe/Aufnahme Display bietet eine Pegel-Bargrafanzeige und gibt Aufschluss über Aufnahme- und Mikrofonmodus sowie Aufnahmeformat, Play/Record-Zeit, Batteriestatus und Aufnahmerestzeit (siehe Foto unten).
Der Aufnahmezustand,der durch die große rote Taste unter dem Display aktiviert wird, wird sowohl über eine rote LED sowie über das Symbol "Rec" im Display signalisiert.
Praxis
Die Bedienung des Gerätes ist sehr einfach und durchsichtig. Eigentlich ist so gut wie alles selbsterklärend und es braucht auch keinen Blick in die auch auf Deutsch verfügbare Bedienungsanleitung.
Die Tasten-Inkrementalgeber für Volume und auch für die Laufwerksfunktion, bzw. Menüanwahl sind etwas hackelig. Allgemein würde ich die Verarbeitung und mechanische Qualität in die Kategorie Semi-Professionell einstufen.
Was die Aufnahmequalität angeht muss man sagen, dass die Qualität für den Preis überraschend gut ist. Surround-Ambience-Aufnahmen oder Aufnahmen von Gesprächsrunden lassen sich in überzeugender Qualität aufzeichnen. Hierfür ist auch die Empfindlichkeit optimal. Bei Aufnahmen mit sehr hohem Schallpegel muss man allerdings die Empfindlichkeit stark mindern und es kommt bei sehr hohen Schalldrücken trotzdem zum Teil zu Übersteuerungen.
Fazit
Der Preis des Zoom H2n ist mit knapp über 200 Euro schon eine echte Kampfansage. Jedoch muss man beim Einsatz im professionellen Bereich natürlich berücksichtigen, dass der Preis auch seinen Tribut fordert wie das Kunststoffgehäuse, Schalter/Regler-Haptik und Einschränkungen beim maximalen Schalldruck. Das Gerät ist eigentlich für den Semi-Profi-Bereich konzipiert aber auf Grund der Budget-Beschränkungen finden ja immer mehr Geräte aus diesem Segment auch den Weg in das Profi-Lager, bzw. Profi-Anwendungen.
Sehr schön lässt sich das Gerät z. B. für die unkomplizierte Aufnahme von akustischen Konzerten wie z. B. für Probenmittschnitte etc., Surround-Reportagen mit Kameraeinsatz, wo man z. B. neben dem Shotgun auch unkompliziert Surround-Ambience aufzeichnen möchte und für den klassischen Reportageeinsatz nutzen.
Das Super-Feature ist halt die integrierte Surround-Aufnahmemöglichkeit, wobei die erzielten Aufnahmeergebnisse sich sehen lassen können - natürlich immer Abhängig von den Umständen. Dem Profi dürfte klar sein, dass der Kompakt-Recorder kein professionelles Surround-Mikrofon-Setup und High-End-Aufnahme-Equipment ersetzen kann, aber manchmal ist es eben auch nicht möglich solches Einzusetzen und man wünscht sich eine unkomplizierte Mehrkanal-Aufnahmemöglichkeit und die ist eben mit dem H2n gegeben und es gibt z. Z. auch im Profibereich nichts Vergleichbares.
www.sound-service.eu
www.zoom.co.jp