Waldorf Music Blofeld Plug-In
Virtuelles Instrument und Editor
Autor: Peter Kaminski
Im Dezember 2024 stellte Waldorf sein Blofeld Plug-In vor. Wir haben ja unter anderem schon das Microwaves 1 Plug-In von Waldorf Music bei uns getestet. Dieses Plug-In kann man auch als Editor für die entsprechende Hardware nutzen. Genau so ist es auch beim Blofeld-Plug-In. Der Unterschied ist aber, dass die Blofeld Synthesizer noch erhältlich sind.
Installation und Lizenzierung
Das Plug-In ist für macOS (ab Version 10.14) und Windows (ab Windows 7) als VST, VST3, AAX und (für macOS) auch im AudioUnit-Plug-In-Format (Version 2.0) verfügbar. Das Blofeld-Plug-In lässt sich nur in 64-Bit-Host-Applikationen betreiben. Eine Stand-Alone-Version gibt es nicht.
Die Installation erfolgt über einen Installer (siehe oben, Beispiel Windows).
Man bekommt beim Kauf einen Code den man im MyWaldorf-Account einlösen kann und es wird dann ein Freischaltungscode angezeigt. Diesen muss man nach dem ersten Aufruf in einer Host-Applikation dann zusammen mit der E-mail-Adresse des verknüpften MyWaldorf-Accounts eingeben (s. Abb. oben). Das Plug-In lässt sich auf bis zu drei Rechner gleichzeitig betreiben.
Konzept
Der Blofeld ist ganz in der Tradition der Synthesizer von Waldorf. Es wird sowohl eine Variante mit Keyboard als auch eine Desktop-Variante angeboten.
Viele Synthesizer von Waldorf orientieren sich an dem Vorbild der PPG-Synthesizer, wie auch der Waldorf Q, Micro Q und Microwave, also mehrere auf Wavetable-Synthese basierende Oszillatoren mit nachgeschalteten Filtern und VCAs. So ist es auch beim Blofeld. Hier tun drei digitale Oszillatoren ihren Dienst. Allerdings kommen hier statt analoger Filter und VCAs virtuelle, über DSP realisierte zum Einsatz. So lassen sich bis zu 25 Voices realisieren.
Bedienung
Oben im Kopf lässt sich links ein Preset auswählen und rechts der Ausgangspegel einstellen, der auch über ein kleines Meter angezeigt wird. Weiter lassen sich die einzelnen Bedienseiten anwählen und ein kleines Menü für globale Einstellungen aufrufen. Auf die einzelnen Dialogseiten gehen wir noch ein, bis auf die SAMPLE Dialogseite. Dazu sei nur gesagt, dass man eben auch Samples direkt in dem Plug-In bearbeiten kann.
Wie schon erwähnt kann das Plug-In ja auch als Editor für ein über USB angeschlossene Blofeld-Hardware dienen. Die Koppelung wird über den Menüpunkt "Blofeld Hardware" initiiert. Über einen Dialog lässt sich genau anpassen, wie die Synchronisation der Daten erfolgen soll.
Die Größe des Plug-In-Fensters lässt sich in drei Stufen anwählen. Über die Maus lässt sich das Fenster in der Größe aber auch individuell anpassen.
Presets
Kommen wir als erstes einmal zur Preset-Seite. Hier lassen sich Presets-Gruppen anlegen sowie auch eigene Tags zur näheren Beschreibung, bzw. Klassifizierung der Presets.
Über ein Menü lassen sich Presets löschen, kopieren, importieren und auch exportieren. Wenn ein Soundset auch eine Bank-Datei beinhaltet, kann man diese laden und es werden alle Presets importiert und zudem auch gleich eine entsprechende Gruppe angelegt. Dazu später mehr in der Praxis.
Man kann auch nach verschiedensten Dingen suchen, bzw. sich die entsprechenden Presets listen lassen - zum Beispiel nach Gruppen oder Tags (s. Abb. oben). Auch die Reihenfolge in der Liste lässt sich durch Klicken auf die entsprechende Spaltenüberschrift ändern. Zudem lassen sich gestellte Suchanfragen auch speichern und dann wieder abrufen.
Oszillatoren und Voices
Blofeld verfügt über drei Oszillatoren. Die Wellenform wird grafisch dargestellt und rechts daneben lassen sich für jeden Oszillator noch Tonhöhe sowie Keytracking einstellen, wie auch ein Detuning etc.
Neben Standard-Wellenformen lassen sich Wavetables (auch selbst erstellte) und Samples individuell für jeden Oszillator als Quelle auswählen.
Es werden eine ganze Menge von Wavetables mitgeliefert. Eine Sonderstellung haben die drei Wavetables die mit K+Strong 1 bis 3 bezeichnet sind. Hierbei handelt es sich nicht um gespeicherte Wavetables sondern um drei Karplus-Strong String-Synthese-Algorithmen, die in Echtzeit berechnet werden.
Rechts im Oszillator-Block lassen sich Modulationsquellen für Frequenzmodulation und Wavetable-Position anwählen (s. Abb. oben, Beispiel Auswahlmenü für FM-Quelle).
Die einzelnen Oszillatoren lassen sich vom Pegel und dem Stereopanorama im Block MIX anpassen. Hier lässt sich auch ein Ringmodulator nutzen und es steht auch noch ein Rauschgenerator mit einstellbarer Färbung zur Verfügung.
Weiter rechts davon lassen sich verschiedene Keyboard-Parameter wie Glide und der Voice-Mode einstellen und zudem gibt es dort noch den virtuellen VCA.
Filter
Da der Signalpfad erfreulicherweise Stereophon aufgebaut ist, gibt es eben auch zwei Filter, die sich seriell oder parallel verschalten lassen. Auch hier gibt es verschiedene direkte Modulationsmöglichkeiten.
Es stehen elf verschiedene Filtertypen zur Auswahl bereit. Neben den üblichen Filtern auch Allpassfilter sowie eine Filter-Simulation des PPG Wave 2.
Hüllkurven und LFO
Blofeld bietet vier Hüllkurvengeneratoren sowie drei LFOs.
Es gibt fünf verschiedene Hüllkurvenbetriebsarten (s. Abb. oben).
Jeder LFO bietet sechs verschiedene Modulationsoszillator-Wellenformen. Darunter erfreulicherweise auch Zufallswellenform und Sample & Hold.
Modulations-Matrix
Wie man ja gesehen hat gibt es verschiedene Modulationsmöglichkeiten, die direkt in den einzelnen Funktionsblöcken zur Verfügung stehen. Wem das nicht reicht, der kann noch auf eine Modulations-Matrix zurückgreifen, die noch flexibler ist.
Effekte
Blofeld bietet auch zwei Effekt-Blöcke mit unterschiedlichen Effekten.
Im ersten Block werden Overdrive und Modulationseffekte geboten.
Im zweiten Effektblock stehen auch noch zusätzlich Delay- und Hall-Effekte bereit.
Arpeggiator
Auch ein Arpeggiator steht zur Verfügung. Dieser geht aber über die Möglichkeiten eines normalen Arpeggiators deutlich hinaus und beinhaltet auch Sequenzer-Funktionalität. Die Aktivierung der Arpeggiator-Funktion kann sowohl auf der Arpeggiator-Dialogseite oben links über den virtuellen Einschalter erfolgen als auch auf der Seite SYNTH unten rechts in der Arpeggiator-Sektion. Die Möglichkeiten des Arpeggiators sind so umfangreich, dass eine genaue Vorstellung den Rahmen eines Tests sprengen würde.
Multi
Über die Seite MULTI lässt sich der Multi Mode aktivieren und dort bis zu 16 sogenannte Multi Parts aktivieren und einstellen. Parameter sind hier pro Part Detune, Transpose, Panorama und Volume. Im unteren Bereich lassen sich Einstellungen für alle 16 Parts global vornehmen. Die Parts lassen sich übereinanderlegen oder splitten.
Praxis
Wir haben zunächst die Plug-In-Version 1.0.0 getestet und zwar unter Windows 11 auf einer AudioKern B14 Workstation von Digital Audio Service mit Nuendo 13 als Host-Software. Es gibt auf der Web-Homepage von Waldorf eine über 70 Seiten umfangreiche englischsprachige Bedienungsanleitung, die durch Videos ergänzt werden. Bereits Mitte Januar erschien schon ein Update auf die Version 1.1.0. Hiermit wurden viele kleinere Probleme gelöst. Wir hatten zum Beispiel beim Arpeggiator ein paar Probleme. Nach dem Upadate konnten wir keine Fehler mehr feststellen. Aber es wurden auch einige Funktionen ergänzt und verbessert, wie einige bezüglich des Datentransfers mit dem Hardware-Synthesizer, wo nun auch Multi-Presets unterstützt werden.
Um das Blofeld Plug-In einigermaßen gut bedienen zu können, muss man von den drei angebotenen GUI-Größen die Größte nutzen. Die kleinste dient lediglich als Platzhalter auf der Oberfläche und lässt eine Bedienung eigentlich nicht zu. Es sind doch immer viele Informationen und Parameter auf eine der Dialogseiten vorhanden. Das Plug-In ist nach einer Einarbeitung relativ intuitiv zu bedienen. Zu den komplexeren Themenbereichen Presets, Arpeggiator und Importieren von Soundsets sollte man sich aber vorab über das Handbuch oder verfügbare Videos näher informieren.
Wer schon mal versucht hat an einem Blofeld einen komplett eigenes Preset zu programmieren wird schnell feststellen, dass man mit dem Display und der Bedienoberfläche der Hardware-Synthesizer doch schnell an seine Grenzen kommt und sich einen Editor wünscht. Mit dem Blofeld Plug-In ist dieser Wunsch nun Realität. Ich gehe mal davon aus, dass jeder Blofeld-Anwender sich für das Blofeld Plug-In interessieren wird, denn es ist sind nicht nur die Möglichkeiten des komfortablen Editierens von Presets sondern die Preset-Verwaltung bietet auch gegenüber der Hardware komfortable Verwaltungsmöglichkeiten. Das Blofeld Plug-In ist eigentlich ein Muss für jeden Blofeld-Hardware-Synthesizer-Anwender.
Werfen wir doch gleich einmal einen Blick auf die Verwaltung der Preset. Mitgeliefert werden ja alle Presets die auch auf den Blofeld-Hardware-Synthsizern verfügbar sind, also alle Presets der Bänke von 2008 und 2012. Das sind zusammen schon über 1.000 Presets. Mitgeliefert wird noch ein Soundset von sync_nyc mit 20 Presets - viele davon sind eher Effekt-Sounds. Wir wollen aber einmal kurz beschreiben, wie man diese in das Preset-Bank importiert, denn diese sind nicht direkt nach der Plug-In-Installation aufrufbar.
Nach der Installation des Plug-Ins werden die Soundsets, wie auch alle anderen von Waldorf Music, im Ordner "Program Data" im Unterverzeichnis "Waldorf" und dann für das Blofeld Plug-In im Unterverzeichnis "Blofeld" und "Blofeld Sounds" abgelegt. Für jedes Soundset gibt es ein eigenes Unterverzeichnis. Sollte Program Data auf dem System nicht sichtbar sein, so muss man unter Ordneroptionen > Ansicht die Option "ausgeblendete Dateien, Ordner und Laufwerke anzeigen" aktivieren und ein Alias des Ordners "Program Data" anlegen und für die weitere Verwendung irgendwo ablegen. Die Option kann man nun wieder deaktivieren, da der angelegte Alias sichtbar bleibt.
Wie importiert man denn nun ein Soundset? Die Vorgehensweise ist durchaus unterschiedlich.
Beim synth_nyc Soundset handelt es sich um einen Soundset speziell für das Plug-In der über "Import Presets from BPZ" importiert wird in dem man die Bank-Preset-Datei auswählt (s. Abb. oben) und dann werden alle Presets importiert und es wird auch automatisch eine Gruppe angelegt (s. Abb. unten).
Anders ist es bei Presets die für die Hardware vorgesehen sind. Diese sollte man manuell in das entsprechende Unterverzeichnis im "Blodorf Sounds" Ordner ablegen, bzw. kopieren. Dann legt man als erstes eine Gruppe manuell an. Der Import erfolgt über den Menüpunkt "Import Presets". Es geht ein Dialog auf in dem man eine beliebige Preset-Datei in dem entsprechenden Verzeichnis auswählt. Ist ein Sampleset dazu erforderlich muss man dieses ebenfalls auswählen. Das ist auch durchzuführen, wenn das Sampleset für ein anderes Soundset schon geladen wurde. Nun muss man noch die zuvor angelegte Gruppe selektieren und dann kann der Import erfolgen.
Praktisch ist es nun nach dem Import nach der Gruppe zu suchen und diese Suche zu speichern (s. Abb. oben). Auffällig ist, dass es keine direkte Favoriten-Markierung für ein Preset gibt. Die Preset-Verwaltung ist sehr komplex. Daher hat der Anwender hier verschiedene andere Möglichkeiten. So kann man zum Beispiel ein Tag für Favoriten anlegen und dieses Tag dann den Presets zuordnen. So hat man nicht nur eine Favoriten-Möglichkeit, sondern bei Bedarf viele.
Wie schon beim Microwave 1 ist man klanglich mit dem virtuellen Instrument sehr nah an der original Hardware. Der Blofeld bietet ein sehr breites Spektrum von Klängen. Da ist alles dabei, von fette klingenden analogen Synthesizern, Bassen oder Pads bis hin zu den typischen Wavetable-Sounds und auch perkussive Klänge kommen nicht zu kurz.
Noch eine Anmerkung zu optionale angebotenen Presets. Es gibt da einige von Drittanbietern aber Waldorf Music bietet im eigenen Shop auch eine ganze Reihe von Soundsets an (zurzeit des Tests waren es 18 Soundsets im Waldorf Shop), die zwar für die Hardware-Synths entwickelt wurden, sich aber problemlos in das Plug-In, wie zuvor beschrieben, importieren lassen. Wir haben einmal drei Soundsets ausgewählt und importiert und zwar: Joerg Schaaf's Blofeld Xperience Vol 1, Alian Vanguard und Don Solaris Analog Voltage. Die Soundsets sind alle ihr Geld wert. Die drei exemplarischen Soundsets enthielten jeweils um die 130 Presets. Die klangliche Bandbreite ist, obwohl die meisten thematisch geprägt sind, dabei sehr groß. Es lohnt sich also da mal etwas im Shop zu stöbern. Es gibt zu jedem Soundset auch ein oder mehrere Demos zu hören.
Was Blofeld an Modulationsmöglichkeiten bietet lässt keine Wünsche offen. Sehr gelungen ist die Kombination von direkten Modulationsmöglichkeiten in den Funktionsblöcken plus die Modulationsmatrix für weitere grenzenlose Optionen. Der eine oder andere wird sich vielleicht fragen, wie das Blofeld-Plug-In im Vergleich zum Plug-In Microwaves I zu bewerten ist. Vom Synthesekonzept ähneln sich die beiden virtuellen Instrumente natürlich, so dass es auch klangliche Ähnlichkeiten und Überschneidungen gibt, aber es gibt auch Unterscheidungsmerkmale. So hat der Blofeld drei statt zwei digitale Oszillatoren wie beim Microwave 1. Der Microwave 1 hat seinen Fokus auch mehr auf die Eigenarten der Wavetable-Synthese und ist klanglich vielleicht auch noch etwas näher am Vorbild PPG 2.0. Die Modulationsmöglichkeiten sind beim Blofeld sicherlich als umfangreicher zu bewerten. Es ist für mich kein Ausschlusskriterium für einen Kauf des Blofeld Plug-Ins, wenn man schon das Microwave 1 Plug-In besitzt und umgedreht genauso.
Fazit
Das Blofeld Plug-In, bzw. virtuelle Instrument kostet laut Herstellerangabe 149 Euro. Hier auch noch einen Blick auf die Preise der Hardware: die Desktop-Variante liegt bei etwas über 500 Euro und das Keyboard etwas über 800 Euro. Wer einen Blofeld-Synthesizer besitzt und dieses ernsthaft nutzt, der kommt um das Plug-In und seine Editor-Funktionalität nicht herum. Aber auch für Anwender die rein virtuell produzieren ist der Blofeld wegen seinen klanglichen Möglichkeiten und der Vielzahl der mitgelieferten super klingenden Werks-Presets äußerst attraktiv und mit dem Blofeld-Plug-In macht auch das Erstellen von eigenen Presets sehr viel Spaß.