Tascam Studio Bridge

kompakter, digitaler Mehrspur-Recorder

Autor: Heiner Kruse, Fotos: Heiner Kruse und Archiv

01 TascamStudioBridge FullView

Mit der Studio Bridge stellt Tascam einen digitalen Multitrack-Recorder vor, der zur Model Serie gehört, die wir hier auch schon getestet haben, zum Beispiel das Model 12. (https://www.proaudio.de/tests/tascam-model-12-mischpult-recorder-und-daw-controller).

Konzept

Tascam Studio Bridge ist ein 24-Spur-Audiorecorder, ein 24-Kanal USB-Audiointerface mit MIDI-Interface. Im Gegensatz zu anderen Geräten der Model Serie wurde hier aber der Mischpultteil weggelassen. Das Gerät ist nicht zuletzt für Benutzer interessant, die bereits über ein Mischpult ohne Aufnahmefunktion verfügen, dieses weiterhin nutzen möchten und kein neues Mischpult brauchen. Wenn man sich Studio Bridge als moderne Bandmaschine vorstellt, ist man nicht weit weg von dem, was Studio Bridge im Studio machen kann. Innovative Bandmaschinenkonzepte von Tascam haben ja durchaus eine Tradition in der Geschichte der Firma.

Die Studio Bridge verfügt über die erforderlichen Ein- und Ausgänge, beansprucht aber nur den Platz und das Gewicht eines Kleinmixers. Optional lassen sich mit Studio Bridge Verbindungen zwischen der digitalen und der analogen Welt herstellen.

02 TascamStudioBridge Mixers

Studio Bridge ist im Format eines Desktop-Gerätes. Mit einem separat zu erwerbenden Kit lässt sich die Studio Bridge auch in 19-Zoll-Racks montieren. Hierzu muss man die optisch sehr schön wirkenden Seitenteile mit Holzfinish abnehmen. Auf dem Tisch oder einem Ständer steht die Studio Bridge leicht abgeschrägt. Bei Abmessungen von 446,5 x 114,6 x 269,5 mm bringt sie 4,5 kg auf die Waage.

Technik/ Anschlüsse

03 TascamStudioBridge Rear

Die Tascam Studio Bridge verfügt über 24 analoge Eingänge und 24 analoge Ausgänge. Für die Verbindung sind allerdings Spezialkabel nötig, die nicht zum Lieferumfang gehören. Rückseitig gibt es für analoge Signale lediglich Sub-D25 Buchsen nach Tascam-Standard mit der entsprechenden Pin-Belegung. Für die 24 Eingänge sind das drei Buchsen, für die Ausgänge weitere drei (jeweils für die Kanäle 1-9, 10-16 und 17-24). Man benötigt Kabelpeitschen mit 25-poligen Sub-D-Steckern. Die Ein- und Ausgänge sind symmetrisch ausgeführt. Zudem muss beachtet werden, dass Line Level als Eingangspegel erwartet wird und bereitgestellt wird. Der maximale Eingangs- und Ausgangspegel liegt bei +24 dBu, nominal +4 dBu bei 10 Kiloohm oder mehr Eingangsimpedanz und 200 Ohm Ausgangsimpedanz.

Weiterhin gibt es auf der Rückseite jeweils einen DIN MIDI Ein- und Ausgang, eine Click Out 6,3-mm-Klinkenbuchse, einen 6,3-mm-Stereoklinken-Footswitch (mittels separat zu erwerbendem Y-Kabel für zwei Fußpedale geeignet) und eine USB-B-Buchse für den Anschluss eines Rechners. Software-seitig werden unterstützt: Windows 10 und 11, Mac Sonoma und Ventura, iOS 16 und 17. Für Windows-Rechner gibt es einen Hinweis, dass die Funktion mit ARM CPUs nicht garantiert wird. Oberhalb des Displays befindet man einen Phones/Local-Monitorausgang 6,3-mm-Stereo-Klinkenbuchse für einen Kopfhörer (16 ... 600 Ohm Anschlussimpedanz, 2 x 80 mW bei 32 Ohm) sowie den SD-Kartenslot.

Aufnahmen werden im WAV-Format (BWF) mit einer Auflösung von 16 oder 24 Bit und Abtastraten bis 44.1 und 48 kHz auf SD-Karten durchgeführt.Der Übertragungsbereich wird vom Hersteller mit 20 Hz bis 20 kHz (+0,3/-0,7 dB) angegeben. Die maximale Größe einer verwendeten SD-Karte (min. Class 10) wird im Manual mit 512 GB angegeben. Als Audiointerface hat Studio Bridge passend dazu ebenfalls 24 Ein- und Ausgänge. Für alle Eingänge kann pro Spur gewählt werden, ob ein Analogsignal oder ein USB-Signal anliegen soll.

Intern ist es möglich, eingehende Analogsignale mit bis zu 12 dB mit einem Input Gain Boost zu verstärken. Für jeden Eingang kann optional die Phasenlage invertiert werden. Punch-In-Recording ist für bis zu zehn Spuren gleichzeitig möglich, und zwar sowohl manuell als auch automatisiert via Auto Punch. Eingänge und Spuren sind fest miteinander verbunden. Es ist nicht möglich, die Eingänge der Spuren 1-8 auf die Spuren 9-16 oder 17-24 aufzunehmen. Es ist aber möglich, Spurinhalte zu tauschen oder Audiodateien zu importieren.

Bedienung

Die Menüführung im Display hat viele Gemeinsamkeiten mit dem schon von uns getesteten Model 12 Mixer oder den anderen Mischpulten der Serie, wie auch dem neueren Model 2400. Mit Letzterem gemeinsam hat Studio Bridge die Shift-Taste, welche es beim Model 12 noch nicht gibt. Diese hilft, um an ein zusätzliches Hauptmenü zu gelangen. Hier kann man unter anderem ein neues Projekt zu starten. Außerdem gibt es dort noch die Einträge All, Solo und Moni.

05 TascamStudioBridge Shift Hauptmenu2

Mit „All“ schaltet man schnell alle Spuren scharf - das ist in der Praxis sehr hilfreich. Man gelangt zudem noch zum „Solo Monitoring“ und zum Kopfhörer-Monitor-Bereich (siehe unten). Eine Repeat-Option auf der ersten Hauptmenü-Seite erlaubt die wiederholte Wiedergabe eines Songs. Mit dem Jogwheel sind Navigationsaufgaben gut realisierbar. Hervorzuheben ist auch eine Undo-Option, mit der die letzte Aufnahme rückgängig gemacht werden kann.

07 TascamStudioBridge ChSwitches

Pro Input bzw. Kanal kann per Druckschalter eingestellt werden, ob ein analog eingehendes oder ein USB-Signal anliegen soll. Ein weiterer Schalter daneben erlaubt die Umschaltung zwischen „MTR“ und Input. MTR steht hier für Multitrack Recorder. Man schaltet also grundsätzlich für Alle Ausgänge zwischen einem Wiedergabesignal vom Recorder und dem Eingangssignal um. Darunter befindet sich ein Recording-Taster, mit dem man die Spur für eine Aufnahme scharf schaltet. Während der Aufnahme leuchtet der Taster rot und Im Standby-Modus blinkt der Taster.

Anwendungsfälle und Praxis

Nachfolgend einige Anwendungsfälle für die Nutzung der Studio Bridge. Via „Analog In“ anliegende Signale können schnell in der DAW aufgenommen werden. Wenn sich ein Mischpult mit Direct Outs im Studio befindet, kann Studio Bridge mit diesem leicht verkabelt werden und es um Aufnahmefunktionen erweitern. So kann der Mix zuerst durch das Analogpult geführt werden und digital in Studio Bridge oder der DAW aufgenommen werden - also auch doppelt, etwa zur optionalen Datensicherung. An den Mixern von TASCAMs Model Serie findet man solche Direct Outs zwar nicht, aber dort ist ja auch schon ein Mehrspur-Recorder integriert.

Für eine Abmischung, die in der DAW oder am Computer gemacht werden soll, kann Studio Bridge auch ohne externes Mischpult als 24-Kanalige Eingangsinstanz dienen. Allerdings wird gegebenenfalls ein Mikrofonvorverstärker benötigt. Für andere Quellen gibt es interne den Input Boost der eine Verstärkung von bis 12 dB in 0,5-dB-Schritten ermöglicht.

Am einem Inline-Mixer lassen sich die Ausgänge der Studio Bridge an die Tape-Return-Eingänge anschliessen und alternativ per Umschaltung auf einen Mischpultkanal legen. Wenn auf diese Weise ohne weiteres Umverkabeln 24 Tape Returns von Studio Bridge anliegen können, lässt sich schnell auch die Aufnahme von Studio Bridge oder der DAW auf dem analogen Mischpult abmischen. Besteht diese aus 22 Kanälen, kann das Ergebnis als Stereo Mix auf Kanal 23 oder 24 aufgezeichnet werden.

Via USB In anliegende Signale (zum Beispiel von der DAW kommend) können ebenfalls aufgenommen oder ausgegeben und auf einem externen Mischpult analog abgemischt werden. Eine in der DAW vorgenommene Abmischung kann auf diese Weise auch als Mehrspuraufnahme archiviert werden. Soll der auf dem externen Mischpult vorgenommene Mix jedoch via Studio Bridge wieder aufgenommen werden, empfiehlt es sich, ihn zuerst von der DAW in Studio Bridge aufzunehmen (die Kanal-Inputs stehen dann auf „USB“). Dann im nächsten Schritt könnte die Aufnahme abgespielt und via Analog In in Studio Bridge geroutet und wieder in der Studio Bridge oder in der DAW aufgenommen werden.

Leider nicht vorgesehen ist es hingegen, die Aufnahme von Studio Bridge ohne externen Mixer in Echtzeit in die DAW zu überspielen. Letzteres gelingt nur dann, wenn man die Analog Outs mit dem externen Mixer verbindet und dessen Direct Outs wieder zurück an die Analog Ins schickt. Alternativ könnte man für dieses Szenario die Sub-D-Ausgänge mit den Sub-D-Eingängen direkt verbinden oder man importiert die Dateien eben von der SD-Karte in die DAW.

Summieren

Zum Thema Summierer ein Anwendungsbeispiel. Ein Stereomix kann auf den Kanälen 23 und 24 aufgenommen werden. Im Gegensatz zum Model 12 ist diese aber nicht immer der Fall. Model 12 hat beispielsweise nur zehn Mischpulteingänge, aber eine dedizierte Mischpultfunktion. Bei jeder Aufnahme wird die Summe mit auf den Spuren 11 und 12 aufgenommen. Studio Bridge ist ja kein Mixer. Die Anleitung schlägt lediglich vor, die Spuren 23 und 24 frei zu lassen, nach der Aufnahme Studio Bridge an einen externen Mixer anzuschließen und den Mix dann auf den Spuren 23 und 24 aufzuzeichnen. Mono-Aufnahmen dieser Spuren lassen sich dann zu einem Stereo-Mix konvertieren. Allerdings gibt es nicht die Möglichkeit, die Spuren zu einem internen Mix zusammenzumischen. Bei einem Import von Model 12 Projekten legt Studio Bridge diese übrigens auf die Spuren 23 und 24.

Monitoring und Routing-Funktionen

Eine kleine Grafik am Gerät zeigt zusätzlich, welche Auswirkung die Einstellung eines Auto Monitor Parameters hat (falls der Schalter auf MTR steht). Steht dieser auf „On“ (Voreinstellung), so ist im Modus Play sowohl das eingehende Signal als auch ein gegebenenfalls vorhandenes Playback von der SD-Karte zu hören. Dies betrifft sowohl den Kopfhörer-Monitor als auch die Spurausgänge. Das Lautstärkeverhältnis der beiden Signals zueinander kann dabei nicht geregelt werden. Typischerweise sind beim Abhören über den Monitor der Studio Bridge beide Signale gleich laut.

Im Monitoring-Bereich kann der Gesamtpegel mit der Pad Funktion um -6 dB, -12 dB oder -18 dB abgesenkt werden. Mit der Option „Mix Mode Rec Selected“ lässt sich die scharf geschalteten Spuren abhören. Alternativ kann man von der Hauptseite aus via Shift + Rec Kanäle zum Solo-Vorhören auswählen. Wenn man die Solo-Monitor-Menüseite verlässt bleiben die eingestellten Solo-Vorhörfunktionen allerdings weiter aktiv.

07b TascamStudioBridge SoloMon

Durch einen Klick auf den Solo-Eintrag gelangt man auch schnell wieder aus der zweiten Hauptmenü-Seite auf die Solo-Monitor-Anzeige, wo auf solo geschaltete Spuren schwarz markiert sind. Benachbarte Spuren lassen sich im Stereo-Monitor Menü auf Stereo schalten, um im Mix Stereo abgehört werden zu können. Alternativ landen alle Tracks mit Center Stereo-Panoramaeinstellung als mono im Mix.

08 TascamStudioBridge StereoMon2

Wohin die USB-Kanäle 1/2 am Mischpult geroutet werden ist umschaltbar.

Click und Clock, MTC, Fußpedale

Der Click Out gibt den Klick eines internen Generators aus. Dessen Pegel kann oberhalb des Displays in einer eigenen Sektion eingestellt werden. Mit der Tap Start/Stop-Taste in der Click-Sektion oberhalb der Anzeige oder einem entsprechend konfigurierten Fußschalter lässt sich auch das Tempo mit eingeben. Weitere optionale Fußschalter-Funktionen für die zwei abschließbaren Fußpedale neben „Tap“ lauten Punch I/O, Rec/Stop, Marker, Mark Skip und Load Next Song.

10 TascamStudioBridge MIDITimec

MIDI Timecode (MTC) und MIDI Clock mit SPP (Song Position Pointer) können während der Aufnahme und Wiedergabe via USB und MIDI ausgegeben werden. Jedoch kann Studio Bridge nicht auf entsprechende eingehende Signale als Slave reagieren.

Edits

11 TascamStudioBridge Marken

Es lassen sich Marker setzen, um schnell zwischen Teilen einer Aufnahme zu navigieren. Das Drücken der Ffwd/Rewind-Tasten führt dann dazu, dass die Abspielposition zu Markern springt. Marker werden auch an einer Linie sichtbar, welche die Länge der Aufnahme darstellt. Die Repeat-Funktion lässt sich allerdings bislang leider nicht auf Marker beziehen. Model 12 bietet hierfür die Option „Vamp“ mit für die Wiedergabe definierbaren Punkten, die möglicherweise auch in Studio Bridge irgendwann zu finden sein wird. Es ist auch möglich Aufnahmen zu normalisieren. Diese Funktion wurde mit einem Update bei anderen Model Mixern eingeführt.

DAW Controller und Model Mix Software

Für eine Konfiguration als DAW-Controller wechselt man in einen entsprechenden Modus, der die Funktionsweise des Geräts verändert, so dass es eine Mackie Control emuliert. Dann kann man die Maus beim Scharfschalten von Spuren sowie bei Transportbefehlen inklusive Scrubbing weglassen. Viele DAWs werden unterstützt und es gibt dabei zusätzlich Möglichkeiten. So kann man etwa für Ableton Live und Cubase auf einer Track-Anzeigeseite Spuren wählen und Cycle aktivieren, auf einer Marker-Anzeigeseite zwischen Markern hin- und herspringen und diese setzen.

12 TascamStudiobridge ModelMix

Unterstützt werden auf diese Weise Fernsteuerungen für Live, Pro Tools, Cubase/Nuendo, Cakewalk, Logic Pro, DP, Reaper, Studio One und Cubasis. Die frei herunterladbare Software Model Mix zeigt optional Pegel von Ein- und Ausgängen an.

Fazit

Bevor wir ein Fazit ziehen möchten hier noch ein Hinweis: Dirk Born, Produkt-Manager bei Tascam, hat die Studio Bridge auch bereits auf unserem Video-Kanal proaudio.tv kurz vorgestellt: https://www.youtube.com/watch?v=rVRiqOkSQ-A

Der Preis der Studio Bridge liegt bei ca. 1.000 Euro. Das ist für einen professionellen 24-Spur-Mehrkanalrecorder ein absolut angemessener Preis.

Gegenüber den Mischpulten der Model Serie hat man den Vorteil, jeden einzelnen aufgenommenen Kanal für eine spätere Abmischung auch analog, jedoch nicht via USB ausgeben zu können. Als Nutzer eines Analogmischpults mit Direct Outs und/oder Inline-Technik lässt sich dies besonders gut nutzen. Doch auch so manchem Digitalpult fehlt eine Aufnahmefunktion.

Dank seiner Kompaktheit lässt sich der Recorder auch gut portabel einsetzen. Im Studio lässt sicher der Recorder auch als kompakte Anschlussmöglichkeit für 24 Line-Signale nutzen, auf die dann in der DAW zugegriffen werden kann. Trotz der scheinbaren Einfachheit ergeben sich durchaus komplexe Anwendungsszenarien und Möglichkeiten der Konfiguration. Die Bedienung geht allerdings gut von der Hand und Optionen für Einstellungen sind mit Hilfe Menüführung schnell auffindbar. Man profitiert hier von Tascam’s Erfahrung mit dem Thema Recording und den stetigen Optimierungen der Model-Mischpultserie.

www.tascam.com