RND Rupert Neve Design 551 Inductor EQ
Autor: Holger Classen
Fotos: Peter Kaminski
Für das populäre API 500-Format hat RND seit einiger Zeit eine Reihe von Modulen im Angebot. Wir stellen hier den dreibandigen 551 Inductor EQ vor.
Warum der Name Induktor in der Produktbezeichnung ist, erklären wir mal als erstes. Bei einem Induktor handelt es sich um ein Bauteil, dass in der Audiotechnik zum Aufbau von Schwingkreisen benutzt wird. Daraus lassen sich entsprechend Filterschaltungen bauen. In der Geschichte der Audiotechnik gab es einige sehr populäre Induktor-basierte Equalizer wie zum Beispiel den Pultec EQP1A oder auch den Helios 69 EQ.
Konzept und Technik
Der 551 ist ein Standardmodul breit und wird mit einer pulverbeschichteten dunkelblauen, stark an den Neve-Klassikern orientierten Oberfläche geliefert. Die Beschriftung ist in weiß aufgedruckt. Die Frontplatte ist mit vier kleinen schwarzen Inbusschrauben mit dem Blechgehäuse verbunden. Das Gehäuse schirmt den EQ vollständig ab.
Die EQ Schaltung orientiert sich laut Herstellerangaben an den alten Neve-Designs, ist aber explizit kein Klon alter Modelle. Der EQ wurde speziell für den API 500-Standard entwickelt. Einer der Gründe für ein Redesign ist die im Gegensatz zu der bei klassischen Neve-Schaltungen niedrigere Versorgungsspannung von +/-16 Volt, sowie das limitierte Platzangebot des API-Standards sein.
Der EQ ist mit einem geschirmten Eingangsübertrager sowie mit einem ungeschirmten Ausgangsübertrager bestückt. Auf der in moderner SMD-Technologie bestückten Hauptplatine kommt ein Induktor zum Einsatz, der RND 551 basiert also aus einer Mischung von LC- (Spule/Kondensator) und RC- Schaltungen (Widerstand/Kondensator). Des Weiteren sind auf der Platine einige Relais auszumachen, die beim Umschalten der LF-Frequenzen zum Einsatz kommen.
Bedienung
Die Knöpfe sind aus rot oder blau anodisiertem Aluminium mit weißer Strichmarkierung und machen einen wertigen Eindruck.Der 551 EQ hat eine blaue Power-LED, die lediglich anzeigt, dass das Modul mit Strom versorgt wird. Einige 500er-Module im RND-Portfolio haben dieses Feature, andere nicht, der Hersteller hat hier keine einheitliche Linie. Die LED ist nicht sehr hell und stört deswegen nicht. Eingeschaltet wird der EQ über einen transparenten Schalter, der im eingeschalteten Zustand indirekt grün beleuchtet wird. Dieser Schaltertyp wird auch für den Hochpassfilter (s.u.) verwendet. Alle anderen Schalter sind aus weißem Plastik und haben keinen Statusindikator.
Das Höhenband ist zwischen acht und 16 kHz schaltbar, die Pegelveränderung der gewählten Frequenz ist zwischen +/- 15 dB kontinuierlich einstellbar. Das HF-Band kann zwischen Peak und Shelf-(Glocke/Kuhschwanz) Charakteristik umgeschaltet werden.
Die Mittenfrequenz ist zwischen 200, 350, 700 Hz, 1,5, 3 und 6 kHz wählbar und auch hier kann der Pegel zwischen +/- 15 dB kontinuierlich verändert werden. Es gibt einen mit MF HI-Q beschrifteten Schalter, der zwischen zwei unterschiedlichen Filtergüten schaltet.
Die Frequenzen des unteren Bandes können zwischen 35, 60, 100 und 220 Hz umgeschaltet werden. Die Umschaltung der Frequenzen erfolgt mittels Relais. Auch hier wird eine kontinuierliche Pegelveränderung von +/-15 dB geboten. Eine Peak/Shelf-Umschaltung ist ebenfalls vorhanden. Zusätzlich steht noch ein zuschaltbarer Hochpassfilter mit einer Grenzfrequenz von 80 Hz und einer Steilheit von 12dB/Oktave zur Verfügung.
Der EQ hat keinen relaisgeschalteten „Broadcast Bypass“, d. h. es geht also im stromlosen Zustand kein Signal durch. Interessanterweise befindet sich der Hochpassfilter im Signalweg vor dem EQ-IN-Schalter, ist also auch bei ausgeschaltetem EQ aktiv. Interessantes Detail, entspricht so nicht der Erwartung, denn „Bypass“ sollte eigentlich das ganze System umgehen.
Praxis
Bei Einzelinstrumenten wie z. B. Snare oder Kick kann man sehr schöne Korrekturen, aber auch klanggestaltende „Verbiegungen“ des Ausgangsmaterials hinbekommen. Die Mitten packen im selektierten Band schön zu. Die umschaltbare Charakteristik ist deutlich wahrzunehmen.
Mit dem EQ können Bässe sehr gut konturiert werden. Auch die Möglichkeit, das Hochpassfilter parallel zuschalten zu können, lädt zum Experimentieren ein. Auch mit komplexeren Signalen macht der EQ Spaß, hier wünscht man sich sofort eine zweiten, um Stereosignale bearbeiten zu können. Insgesamt wirkt die Klangveränderung auch bei wenig Pegeländerung recht massiv, dieser EQ „tut wirklich was“. Schaltet man den EQ aus, merkt man deutlich den Unterschied, auch wenn man nur wenige dB „gedreht“ hat.
Das obere Band ist mit den wählbaren 8/16 kHz zumindest bei den 8 kHz eher niedrig angesetzt. Andere EQs haben hier 10 kHz oder 12 kHz als Arbeitspunkt. EQs sind immer auch Geschmackssache. Mir konnte der RND 551 insgesamt gut gefallen. Die Höhen sind wirklich nett und seidig.Die Bänder haben lediglich im unteren Bereich (LF 220 Hz, MF 200 Hz) eine Überlappung, zwischen Mittenband und den Höhen gibt es keine gemeinsamen Frequenzen. Der RND 551 ist wegen der sich nur teilweise überlappenden Bänder kein Universal-EQ. Zur Bearbeitung bestimmter Signale sind manchmal durchstimmbare Frequenzbänder angemessener, hier ist ein Festfrequenz-EQ eingeschränkt. Die Mitten hätten zwischen 700 und 1.500 Hz noch eine weitere Frequenz vertragen können. Zum Entzerren von beispielsweise problematischen Sprachaufnahmen, ist er bei den angebotenen festen Frequenzen nicht unbedingt die erste Wahl, es handelt sich hier eindeutig um einen EQ, der für den Musikbereich konzipiert wurde und da kann dann auch so richtig glänzen.
Die Noise Floor Werte werden vom Hersteller mit -102 dBv im Bypass sowie „besser als -94 dBV an einer 40-Ohm-Last“ im eingeschalteten Zustand angegeben. Gemessen wurden bei uns - 98 dBV im Bypass und -79 dBV im aktiven Zustand. Diese Werte sind unabhängig von der Position im Modulträger. Eingesetzt wurde der EQ bei uns im Test in der RND R6 Lunch Box, die wir in einem Testbericht bei proaudio.de bereits vorgestellt haben.
Fazit
EQs, in denen Induktoren zum Einsatz kommen, klingen deutlich eigenständiger als nur auf Kondensatoren und Widerständen basierende Schaltungen. RND ist hier mit der Mischung beider Technologien ein sehr schöner Equalizer gelungen. Es ist ein musikalischer, nicht chirurgischer EQ, mit einer eigenen Signatur. Mit einem Preis von ca. 1.130 Euro ist der RND 551 im mittleren bis oberen Preisbereich der API 500-kompatiblen EQ-Module angesiedelt. Es handelt sich hier aber um einen Charakter-EQ, dessen Mitbewerber in ähnlichen Preisregionen angesiedelt sind. Wer für sein 500er System also noch einen gut klingenden EQ sucht, der sollte den RND 551 unbedingt mal ausprobieren.
www.rupertneve.com
www.megaaudio.de