Fostex TH808
akustisch offener Kopfhörer mit dynamischem Treiber
Autor und Fotos: Peter Kaminski
Der japanische Hersteller Fostex beschäftigt sich schon lange mit der Entwicklung von Kopfhörern. In diesem Test möchten wir einmal den TH808 aus der Premium-Klasse der Fostex-Kopfhörer vorstellen, ein Kopfhörer in sehr klassischem Design mit Kopfhörermuschel-Gehäuse aus dunklem Walnuss-Holz und Ohrpolster mit Lederüberzug. Der Kopfhörer reiht Fostex selbst in den Bereich Consumer und nicht in das Produktsegment Recording Equipment ein, aber es schadet ja nichts - gerade beim Thema Kopfhörer - einmal einen Blick über den Tellerrand zu wagen.
Lieferumfang
Geliefert wird neben dem drei Meter langem Standard-Anschlusskabel ein Leder/Textil-Transportbeutel für den Kopfhörer. Das beiliegende Reinkupfer-Anschlusskabel (also Sauerstoff-frei) ist für den unsymmetrischen Betrieb gedacht und ist auf der Seite des Kopfhörerverstärkers mit einem 6.3-mm-Klinkenstecker mit vergoldeten Kontaktflächen versehen.
Das Kabel selbst ist ein hochwertiges Textil-umhülltes Kabel, welches auf der Kopfhörerseite gesplittet ist und mit zwei zweipoligen Steckern mit Rhodium-Kontaktflächen versehen und somit ebenfalls vor Korrosion geschützt sind. Der Stecker rechts ist farbcodiert (rot) und zudem sind die Buchstaben L und R aufgeprägt (wie auch an den Kopfhörermuscheln selbst). Die beiden Pins sind unterschiedlich groß, so dass ein versehentliches Verpolen ausgeschlossen ist und die beiden Hörer immer phasenrichtig betrieben werden
Mit dem Kabel ET-H3.0N7BL bietet Fostex auch noch ein optionales drei Meter langes Kabel für den symmetrischen Betrieb an (s. Abb. oben), welches mit einem XLR-4-Stecker mit vergoldeten Kontakten versehen ist. Die Kabelqualität ist mit dem unsymmetrischen identisch. Auch hier kommt ein Kabel mit Gewebegeflecht zum Einsatz.
Konzept und Technik
Unser Test-Kopfhörer wog ohne Kabel exakt 400 Gramm. Der TH808 ist akustisch offen gestaltet und die Treiber mit 50 mm Durchmesser, die in der TH900-Serie zum Einsatz kommen, sind dynamisch und es kommt Neodym-Magnetmaterial mit einer hohen magnetischen Flussdichte von 1,5 Tesla zum Einsatz. Die sehr leichte Membrane besteht aus Verbundmaterial verschiedener Werkstoffe, wie unter anderem Zellulosefasern. Die Anschlussimpedanz beträgt 25 Ohm und die Empfindlichkeit 100 dB/mW. Die maximal zulässige Leistung ist mit 1,8 Watt und der Übertragungsbereich wird vom Hersteller mit 5 Hz bis 45 kHz angegeben.
Der Kopfhörer lässt sich in seiner Größe um bis zu 67 mm verstellen. Die Bügelverstellung ist gerastert und die Einstellung bleibt auch beim Ab- und Wiederaufsetzen erhalten und muss nicht jedes Mal neu justiert werden. Ein Falten des Kopfhörers für den Transportfall ist nicht vorgesehen, was schon darauf hinweißt, dass er eher für den stationären Betrieb vorgesehen ist. Der Treiber wird von außen über ein massives, doppellagiges Aluminium-Gitter geschützt. Diese Gittergeometrie sorgt auch für ein akustisch resonanzarmes Design. Die Polster bestehen aus Urethan-Schaumstoff, ein Werkstoff welcher zum Beispiel bei Türdichtungs-Klebestreifen zur Wärmedämmung benutzt wird und welcher robust und formbeständig ist. Die Polster sind mit Leder überzogen.
Praxis
Getestet haben wir den Fostex TH808 im unsymmetrischen Betrieb an einem SPL Phonitor 2 und symmetrisch an einem Lake People G108 Kopfhörerverstärker.
Der Kopfhörer sitzt gut am Kopf ohne zu großen Druck. Der Kopfhörer lässt sich auch länger ohne Probleme tragen. Man kann aber auf keinen Fall sagen, dass das Tragegefühl des Kopfhörers als locker zu bezeichnen wäre, wie ich in einem Textbericht gelesen habe. Das lässt eher darauf schließen, dass die Einstellung des Bügels zu groß war. Bei kleinen Kopfgrößen kann es schnell vorkommen, dass man beim TH808 die geringste Bügelgröße einstellen muss. Der Innendurchmesser der Ohrmuschel ist im mittleren Bereich und auf keinen Fall zu eng und sehr angenehm. Der Abstand von der Membran zum Ohreingang ist relativ nah, was auch in der Wahrnehmung zu einer hohen In-Kopf-Lokalisation führt.
Die Empfindlichkeit und die niedrige Anschlussimpedanz ist so, dass man den TH808 auch ohne Bedenken an mobilen Endgeräten oder einem Kopfhörerausgang eines Gerätes oder Instrumentes anschließen kann und immer noch eine hohe Lautstärke am Ohr, ohne Einsatz eines Studiokopfhörerverstärkers, erzielt.
Nun zum wie immer schwierigsten Teil, der Bewertung des Klangs. Eines kann man dem TH808 auf jeden Fall bescheinigen und zwar eine hohe Detailtreue. Bei der Abstimmung des Verhaltens über den gesamten Frequenz-Übertragungsbereichs ist auch eine Abstimmung festzustellen, die leicht in Richtung HiFi/Konsumer-Klang geht, wobei wahrscheinlich die typischen HiFi/Konsumer-Hörer den Klang eher als neutral bezeichnen würden. Hören ist halt subjektiv. Aber gerade im Bereich Mastering, wo man ja eher auf den potentiellen Zuhörer hin optimiert, kann der Einsatz des Fostex TH808 daher Sinn machen.
Den Klang würde ich aus Tonstudiosicht als linear mit einer leichten Forcierung in den Höhen beschreiben. Die Herstellerangabe des Übertragungsbereich mit ab 5 Hz lässt viel Energie im Bassbereich vermuten, aber der HT808 ist da eher linear und im Gesamteindruck wegen der leichten Höhenpräsenz in Relation eher zurückhaltend aber im Bassbereich auch mit einem hohen Dynamikvermögen. Überhaupt kommt der TH808 gut mit Transienten zurecht. Die Unterschiede im symmetrischen Betrieb sind ja von Kopfhörer- zu Kopfhörertyp durchaus etwas unterschiedlich. Im Frequenzspektrum ist jetzt kein so großer Unterschied wahrnehmbar aber durchaus im Bereich der Übersprechdämpfung, die beim symmetrischen Betrieb noch etwas höher ausfällt.
Die Ohrpolster sollen langlebig sein. Wahrscheinlich auch ein Grund, warum in der Anleitung des Kopfhörers nicht beschrieben ist, wie man diese tauscht. Das geht sehr komfortabel, wenn man weiß wie. Die lederbezogenen Polster sind auf einem Kunststoffring aufgezogen (s. Abb. oben). Wenn man das Polster abzieht kann man anschließend den Ring durch leichtes Drehen lösen und abnehmen (ggf. mit Hilfe eines Werkzeugs drehen). Das Polster lässt sich leicht auf den Ring aufziehen und wieder komplett aufsetzen und durch leichtes Drehen arretieren.
Fazit
Der Preis des TH808 Kopfhörers beträgt ca. 1.500 Euro und liegt damit ca. 800 Euro unter dem Preis des TH909. Ein Grund für den Preis ist sicherlich auch die manuelle Handwerkerarbeit, wie zum Beispiel für die Fertigung der Ohrmuscheln aus Holz. Für den Preis könnte man allerdings schon etwas mehr Zubehör erwarten, wie zum Beispiel Ersatz-Ohr-Pads. Das Fostex-eigene Kabel ET-H3.0N7BL für den symmetrischen Anschluss schlägt bei Bedarf mit ca. 400 Euro zu buche. Ein Kopfhörer, der nicht nur Musikliebhaber ansprechen könnte sondern auch den einen oder anderen Toningenieur im Studio, besonders die, die auch einen symmetrischen Anschuss am Kopfhörerverstärker bevorzugen. Der Fostex-Vertrieb in Deutschland ist übrigens Mega Audio.