Austrian Audio OD5

dynamisches und aktives Instrumentalmikrofon

Autor: Armin Bauer | Fotos: Peter Kaminski u. Armin Bauer (2)

aufmacher

Als Mitte 2017 AKG nach 70 Jahren das Stammwerk in Wien schloss und sich komplett aus Österreich zurückzog, war das Bedauern zunächst groß. Schnell nahmen aber ehemalige Entwickler und Mitarbeiter die Chance wahr und gründeten kurzerhand Austrian Audio. Schon 2019 konnte mit dem OC818 ein innovatives Großmembran-Mikrofon vorgestellt werden, dass großen Anklang fand. Das Portfolio an Mikrofonen und Kopfhörern wurde sukzessive ausgebaut. Das OD5 vom Austrian Audio, welches wir hier vorstellen möchten, wurde zusammen mit dem OC7 Ende April 2022 erstmalig präsentiert. Übrigens wer mehr übver die Produktpalette von Austrian Audio erfahren möchte, der sollte sich einmal unser Firmenportrait von Austrian Audio auf proaudio.tv anschauen.

Konzept

Das OD5 ist ein dynamisches Instrumentalmikrofon, dass einige Besonderheiten bereit hält. Optisch am auffälligsten ist der um 220 Grad drehbare Mikrofonkopf, der eine bessere Positionierung des Mikrofons ermöglicht. Austrian Audio spricht hier von der „Swivel Joint“ Mechanik.

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Eine weitere Besonderheit ist „Open Acoustics“. Das ermöglicht dem Schall auch seitlich und von hinten auf die Kapsel zu treffen und so eine präzise Nierencharakteristik zu erzielen, die auch nicht direkt auftreffenden Schall natürlich klingen lässt.

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Obwohl das OD5 ein Tauchspulenmikrofon ist, benötigt es trotzdem eine 48-Volt-Phantomspeisung. Durch die Verwendung eines aktiven Verstärkerelements werden Klangverschlechterungen bei langen Kabelwegen eliminiert und der Verstärkungsbedarf eines externen Vorverstärkers reduziert. Doch damit nicht genug. Ein zweistufiger Hochpass-Filter zweiter Ordnung, mit schaltbarer Grenzfrequenz von 80 und 120 Hz wurde im OD5 implementiert. Auch das ist erst durch die aktive Elektronik möglich. Zusätzlich wurde dem OD5 ein PAD-Schalter mit 10 dB Dämpfung spendiert.

schalter

Das Gehäuse besteht aus stabilem Druckguss, auch das Drahtgeflecht des Korbes ist robust ausgeführt. Dieses lässt sich abschrauben. So lässt sich ein Blick auf die ODC5-C Kapsel werfen, die sogar ihre eigene Seriennummer aufgedruckt hat.

Ausstattung

Vorne auf dem Griff ist das Logo des Herstellers eingelassen, rückseitig finden sich die beiden Schalter, versenkt angebracht, Seriennummer und Herstellungswoche und Jahr. Wie alle Austrian Audio Produkte wird das OD5 in Wien von Hand gefertigt. Mitgeliefert wird die passende Mikrofonklemme und ein Softshell-Transportcase, in dem Mikro und Klemme untergebracht sind.

case

Im Pappkarton befindet sich noch ein Quickstart Guide und eine Garantiekarte, die bei Registrierung eine Verlängerung der Garantie um 12 Monate ermöglicht. Ein Datenblatt ist online erhältlich, die wichtigsten Informationen sind auch auf der Unterseite des Kartons aufgedruckt.

Technische Daten

Das aktiv-dynamische Mikrofon mit Nierencharakteristik erreicht einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 18 kHz. Der Übertragungsfaktor liegt mit 6,7 mV/Pa positiv hoch für ein dynamisches Mikrofon. Das Eigenrauschen wird mit 21 dB SPL (A) angegeben. Die Impedanz liegt bei 275 Ohm. Als maximaler Schalldruck ohne die 10-dB-Vordämpfung werden 151 dB SPL erreicht. Bei Abmessungen von 147 x 82 x 54 mm liegt das Gewicht ohne Klemme bei 265 Gramm.

Praxis

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Hier gilt es zunächst die Besonderheiten des Konzepts auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen. Die „Swivel Joint“ Mechanik soll ja eine bessere Möglichkeit zur Positionierung ermöglichen. Tatsächlich lässt sich das OD5 durch seine geringe Tiefe sehr gut an die Klangquelle heran bringen. Das ist sonst manchmal schwierig, zum Beispiel, wenn ein Gitarrist einen Reflektor vor seiner Box verwendet und da wenig Platz bleibt. Nun wird der Kopf im nötigen Winkel ausgerichtet und es passt. Das geht mit sehr kompakten Mikrofonen, wie zum Beispiel dem Audio-Technica ATM23, fast genauso gut, das OD5 ist aber schon noch komfortabler.

Dann gilt es „Open Acoustics“ zu überprüfen. Weil sich das Audio-Technica ATM23 zum Vergleich sowieso schon eingefunden hat, darf es auch hier den Gegenpart spielen. Tatsächlich funktionieren die von Austrian Audio getroffenen Maßnahmen sehr gut. Die Nierencharakteristik ist recht breit, gerade im Übergang bleibt der Klang bei abnehmendem Pegel erhalten, ohne dumpf zu werden. Auch von hinten bleibt der Sound deutlich klarer und natürlicher. Das OD5 braucht übrigens ca. 8 dB weniger Gain als das ATM23, ein Plus der aktiven Elektronik.

Hier setzen wir direkt an und probieren die Filter aus. Dafür kommt das OD5 vor einen Bassamp, aufgrund des hohen erzielbaren Schalldrucks kein Problem für das Mikro. Es zeigt sich deutlich, wie die Filter wirken und die Tiefen begrenzen. Gerade unter 80 Hz sind oft viel Rumpelgeräusche angesiedelt, die mit dem eigentlichen Klangerzeugnis nichts zu tun haben. Aber auch die 120 Hz machen in vielen Fällen Sinn, zum Beispiel bei den meisten Blasinstrumenten.

In diesem Zug wird noch schnell der PAD mit 10-dB-Dämpfung getestet, funktioniert, schaltet lautlos, alles in Ordnung. Das OD5 wird von Austrian Audio auch für den Gitarrenverstärker empfohlen, da soll es sich nun als nächstes bewähren. Der Klang ist hier sehr direkt mit schönen, klar definierten Höhen. Das OD5 wirkt näher dran am Sound als übliche Amp-Mikros.

Über das gesamte Frequenzspektrum bildet das Mikrofon straff ab, ohne eine Frequenz zu überbetonen und reagiert dabei sehr dynamisch. Der 80-Hz-Filter bringt keine Klangveränderung, unterdrückt aber Bühnengeräusche, er macht also genau dass, was er soll.

Mit der Klangcharakteristik empfiehlt sich das Austrian Audio auch für weitere Instrumente, die nicht die ganz hohen Höhen eines Kondensatormikros benötigen, aber hier eine schöne, weiche Linienführung erwarten. Bläser kann ich mir hier sehr gut vorstellen, auch an Snare und Toms dürfte das OD5 eine prima Lösung sein. Exemplarisch dafür wird nun noch eine akustische Gitarre abgenommen. Auch hier zeigt sich das OD5 als guter Partner, der sauber und natürlich abbildet.

Ein Kleinmembran Kondensatormikrofon bietet sicherlich mehr Höhen und eine schnellere Ansprache, das OD5 klingt dafür in den tiefen Mitten voller. Gerade in lauter Bühnenumgebung mit der dadurch gegebenen Feedback-Gefahr dürfte das Austrian Audio OD5 daher eine gute Alternative darstellen.

Fazit

Mit dem OD5 zeigt Austrian Audio, dass die Entwicklung des Tauchspulenmikrofons noch kein Ende gefunden hat. Innovative Ideen, gepaart mit kompromisslosem Klang und sehr guter Verarbeitung „Made in Austria“ machen das OD5 zu einer guten und flexiblen Alternative zu den bekannten Angeboten. Preislich liegt das OD5 zum Testzeitpunkt bei ca. 260 Euro, ein wirklich fairer Preis.

Großes Know-How und kurze Entscheidungswege scheinen bei dem Hersteller perfekt ineinander zu greifen, wenn man sich anschaut, in wie kurzer Zeit sich Austrian Audio am Markt etablieren konnte. Wir dürfen gespannt sein, was uns in Zukunft aus Wien noch erwartet.

https://austrian.audio