Yamaha STAGEPAS 200 Aktivbox

Quadratisch, praktisch und gut

Autor Christoph Rocholl | Fotos: Christoph Rocholl und Archiv (1)

STAGEPAS200

Gleichermaßen kompakte wie leistungsfähige Beschallungslösungen wie die Yamaha STAGEPAS 200 Aktivbox sind flexibel einsetzbar und zwar sowohl im Bandkontext als  auch im Verleihbestand. Die 200er bietet eine überschaubare und intuitiv erfassbare Bedienoberfläche direkt an der Hardware und deutlich erweiterte Funktionen über die Remote-App. Und diese erweiterten Funktionen umfassen nicht nur programmierbare Equalizer, sondern zudem integrierte Effekte, Kompressor, Feedback-Controller und Ducking. Über die eigentliche Bluetooth-Remote-Funktion hinaus wird hier also ordentlich Mehrwert geboten.

Eigenschaften und Ausstattung

Die Aktivbox ist der bisher kleinste Vertreter der STAGEPAS-Serie. Der Audiowürfel mit einer Kantenlänge von lediglich 30 Zentimetern und 12 kg Gewicht beherbergt einen 8“-Koaxial-Lautsprecher (LF: 8“ Konus/2“ Spule; HF: Kompressionstreiber mit 1“-Hornöffnung und 1,4“-Schwingspule), der mit den 180 Watt (LF: 150 Watt und HF: 30 Watt) der internen Class-D-Endstufe in Bewegung versetzt wird. Die Übernahmefrequenz liegt bei 2 kHz (24 dB/Okt. Flankensteilheit), der Abstrahlwinkel beträgt 90° × 90°.

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In den technischen Daten wird der Frequenzumfang (@ -10 dB) vom Hersteller mit 60 Hz bis 20 kHz angegeben. Auf Basis von IEC-Rauschen als Testsignal, dabei handelt es sich um modifiziertes Rosa Rauschen, beträgt der maximale Schalldruckpegel 125 dB SPL (@ 1 m). Dieser Wert lässt sich allerdings nur bei minimaler Lastimpedanz und ohne Schutzschaltung erreichen (siehe Messungen).
Das integrierte Digitalmischpult (24 Bit/48 kHz) mit drei Monokanälen und einem Stereo-Input ist auf eine übersichtliche One-Knob-Bedienung ausgelegt. Sehr praktisch, wenn es schnell gehen muss. Insofern lässt sich die STAGEPAS selbst von technischen Laien ohne viel Einarbeitung nutzen. Mehr Parameter zur Anpassung der Equalizer für die Ein- und Ausgangssektion als auch der Effekte und des Kompressors, lassen sich über die Yamaha STAGEPAS Controller App für Android und iOS kontrollieren. Aber zunächst noch ein Blick auf die Mischpultsektion.

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Als Eingänge stehen ein Stereo-Input für externe Zuspieler, kabelgebunden oder Bluetooth, sowie drei Mono-Kanäle bereit, die sich mit dem One-Knob-Equalizer von Yamaha den persönlichen Klangvorstellungen anpassen lassen. Die drei Monokanäle sind per Taster für Mic/Line-Signale schaltbar. Auch an Hi-Z-Instrumente wurde gedacht: Kanal 2 und 3 bieten entsprechende Taster.

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Damit Kondensator-Mikrofone nicht außen vor bleiben müssen, lässt sich Phantomspeisung für alle Mic/Line-Kanäle aktivieren. Zwar nicht pro Kanal separat, aber immerhin. Zudem sorgen Peak-Anzeigen für die korrekte Aussteuerung der Audioquellen. Interessant ist der One-Knob-Equalizer, denn es handelt sich nicht um den typischen Regelweg zur Betonung oder Absenkung von Bässen oder Höhen. Gekennzeichnet werden die Regelbereiche durch entsprechende Symbole für Mikrofon und Gitarre. Die Ebene links von der Mittenposition (Flat) ist Mikrofonsignalen vorbehalten, rechts davon Instrumenten. Speziell für Anwender, die wenig Erfahrung mit dem Thema Equalizer haben, ist dies eine praxisorientierte Lösung. Basis dieser Art von Voreinstellung sind unterschiedliche EQ- und Kompressor-Presets – sie werden bei der genaueren Betrachtung der Remote-App eingehender vorgestellt. Ähnlich verhält es sich mit der pro Kanal zur Verfügung stehenden Effektsektion. Der Regelweg des Stellknopfes dient zur Anwahl der Effekte und gleichzeitig des Ausspielpegels (Effekt-Send). An Effekten stehen Hall oder eine Kombination aus Reverb und Delay und/oder Chorus bereit. An der Effektqualität gibt es, gemessen an dem hier zugrunde liegenden Einsatzgebiet, nichts zu bemängeln.

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Ähnlich grafikorientiert funktioniert auch der Mode-Regler. Mit diesem Regler sind EQ-Voreinstellungen für den Mix wählbar. Die Mittelstellung (MUSIC) dient als Grundeinstellung. Wird der Regler gegen den Uhrzeigersinn (Richtung SPEECH) gedreht, werden nicht benötigte Bassfrequenzen abgesenkt, um eine optimale Einstellung für Sprache oder für Gesang und akustische Instrumente zu erhalten. Wird im Uhrzeigersinn, ausgehend von der Mittelstellung, gedreht, erfahren hohe und tiefe Frequenzen einen Boost – vergleichbar mit einer Loudness-Schaltung.

Besonderheiten

Neben der normalen Standfläche bietet die Yamaha STAGEPAS 200 Aktivbox einen Stativflansch und abnehmbare „Kufen“. Diese dreieckigen, gummierten Standfüße befinden sich oberhalb der rechteckigen Akku-Abdeckung und ermöglichen, die Einheit so zu neigen, dass die Wiedergabeposition um 30° oder wahlweise 60° nach hinten gekippt wird. Die Nutzung ist zwar etwas fummelig, trotzdem eine gute Idee, falls die Aktivbox neben der allgemeinen Beschallung auf einer Standfläche oder Stativ als Monitor plus gleichzeitiger Beschallung eingesetzt wird, wie zum Beispiel bei kleineren Events oder Straßenmusik.

Bluetooth

Ich gebe es zu, bisweilen will sich bei mir keine echte Freundschaft hinsichtlich der Bluetooth-Steuerung von Aktivboxen einstellen. So „rumpelt“ es auf den ersten gemeinsamen Bluetooth-Metern auch in diesem Fall. Im iOS-App-Menü stehen zwei ähnlich anmutende STAGEPAS-Apps: Controller und Editor. Erstgenannte Anwendung ist die richtige Wahl, was klar wurde, nachdem versehentlich der Editor auf dem iPad Pro (iOS 16.3.1) gelandet war. Anschließend muss ein „Ja“ für Google Analytics und der Zugriff auf die interne Musikbibliothek erlaubt werden, sonst verschließt sich die kabelfreie Verbindung dem Zugriff.

Nach diesen ersten Hürden klappte die Kommunikation und startete mit einem Firmware-Update auf Version 1.0.0, was etwa fünf Minuten dauerte. Ab dieser Stelle an lohnt sich der Blick in die Bedienungsanleitung der App, die sich aus dem Hauptmenü aufrufen lässt. Bedienungsanleitung für eine All-in-Aktivbox? Doch, doch – hier wird ein erstaunliches Feature-Feuerwerk geboten. Für jeden der drei Eingangskanäle inklusive des Stereo-Inputs steht ein Vierband-Equalizer mit variablen Einsatzfrequenzen samt Kompressor bereit. In den Kanälen 1 bis 3 zusätzlich SPX-Effekte, ebenfalls editierbar. Hier wird auch sehr gut die Funktionsweise der One-Knob-Klangregelung und damit das Zusammenspiel aus EQ und Kompressor direkt in den Eingangskanälen des Hardware-Mixers deutlich, denn jede Bewegung des Regelwegs kann man in ihrer Auswirkung auf den Signalweg in der App optisch nachvollziehen.

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Unterschiedliche Presets wie „Flat“, „Voice Low“, „Voice High“, „Voice Chorus“, „Voice Narrator“, „A-Guitar Stroke“, „A-Guitar Arpeggio“, „E-Bass“ und „Percussion“ eröffnen angepasste Voreinstellungen von Equalizer und Kompressor – wohlgemerkt pro Kanal. Auf der Mix-Hauptseite lässt sich der Feedback-Controller zuschalten, begleitet von einem Sechsband-Equalizer mit variablem Q-Faktor und definierbaren Einsatzfrequenzen.

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Wahlweise stehen auch hier Presets zur Anpassung der summierten Eingangskanäle bereit: „Flat“, „FoH-Stand“ und „Monitor“. Um nicht den Überblick zu verlieren und bei unterschiedlichsten Anwendungen auf Knopfdruck die „richtige Einstellung“ parat zu haben, kann man alle Parameter-Veränderungen auf User-Speicherplätzen verewigen. Und einen Reset gibt es auch – falls Ordnung im Parameter-Reigen geschafft werden soll.

Abschließend noch eine Bemerkung zum Bluetooth-Betrieb. Obwohl die Yamaha STAGEPAS 200 Aktivbox über Bluetooth 5.0 verfügt, ist kein TWS (True-Wireless-Stereo) für den Anschluss einer weiteren Aktivbox möglich. Stereo-Signale, über Kanal 4/5 eingespeist, werden in der STAGEPAS mono summiert. Gilt es, eine zweite Aktivbox als Erweiterung/Ergänzung anzuschließen, muss die Verbindung zwingend kabelgebunden erfolgen. Zu diesem Zweck steht der von der Systemlautstärke separat regelbare Monitor/Link-Ausgang zur Verfügung.

Apropos Monitor-/Link-Ausgang: Wünschenswert wären mit dem erforderlichen Amping ausgestattete Ergänzungsboxen, also ohne Mischpult, EQ und Dynamics. Deren Parameter-Steuerung würde dann einfach über die Master-Box via Bluetooth erfolgen. Auf diese Weise entstünde für überschaubares Budget ein leistungsfähigeres Stereo- oder 2 x Monosystem, das je nach Beschallungsaufgabe mitwachsen kann.

Praxis

E-Akustische Gitarre und Stimme kommen richtig gut mit der Yamaha STAGEPAS 200 Aktivbox. Einfach ein dynamisches Mikrofon (Kondensator geht auch) mit Kanal 1 verbinden, Preset wählen (Voice Low oder Voice High). Kanal 2 oder 3 übernehmen die Gitarre (hier steht auch die Hi-Z Signal-Anpassung bereit). Effekt, Equalizer und Kompressor nach Geschmack ergänzen – das wars. Durch die voreingestellten Presets geht die Anpassung einfach und schnell von der Hand. Oder komplex, falls eigene Equalizer-Kurven oder Kompressor-Parameter bevorzugt werden. Wie weiter oben beschrieben, fordert die App-Installation Zugriffsrechte auf die Daten der Musikbibliothek. Diese werden direkt über den integrierten App-Mediaplayer abgerufen. Schön, dass auch für die im Kanal 4/5 anliegenden Audiodaten, sei es kabelgebunden oder per Streaming, der separate Vierband-EQ zur Verfügung steht.

Mit Rosa Rauschen konfrontiert erreichte das Aktivsystem in 50 cm Abstand 114 dB(A) bei sporadisch einsetzendem Limiter, gemessen im Freifeld mit dem NTi Audio XL2 samt M2210 Messmikrofon. Der Frequenzgang des Koax-Systems zeigte sich unauffällig, was für eine gute Basis-Abstimmung spricht. Unterhalb von 80 Hz geht dem Koax die Puste aus, aber das ist nicht verwunderlich, sondern den Gesetzen der Physik geschuldet.

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Ducking- und Anti-Feedback-Funktion betrachte ich als Zugabe. Speziell die Rückkopplungen lassen sich auch ohne den automatisch eingreifenden und nicht konfigurierbaren Feedback-Controller gut mit dem Kanal- oder Summen-EQ in den Griff bekommen. Das Grundrauschen bei komplett aufgezogenem Eingang (Kanal 1) und ebenso eingestelltem Summen-Fader ist mit 34 dB(A) bei 50 cm Abstand dezent hörbar, aber zu vernachlässigen. Ein Lüfter, der in leisen Beschallungssituationen stören könnte, ist nicht integriert, die Kühlung erfolgt per Konvektion. Selbst im ausgeschalteten Zustand nimmt das System eine Leistung von 8 Watt auf und deswegen ist die Nutzung einer schaltbaren Steckdosenleiste ratsam.

Mögliche Veranstaltungs- oder maximale Publikumsgrößen sind schwer allgemeingültig einzuschätzen. Ohne ergänzenden Subwoofer würde ich Events zwischen 30 und 50 Personen anvisieren, was abhängig von der Art der Veranstaltung ist – bei konzertanter und eher verhalten-ruhiger Publikumsatmosphäre ginge theoretisch auch mehr. Falls „Partystimmung“ erzeugt werden soll, führt kein Weg am ergänzenden Subwoofer vorbei – reine physikalisch kann der 8“-Koaxial-Lautsprecher niemals zum Bassmonster mutieren. Keinerlei Bedenken gibt es im breiten Anwendungsfeld der sogenannten Straßenmusik oder vergleichbar kleineren Events – sicherlich eine der Domänen dieser Aktivbox. Gut vorstellen kann ich mir die STAGEPAS 200 auch als komfortablen Gesangsmonitor, Wohlfühleffekte inklusive. Bei kleineren Veranstaltungen übernimmt die Aktivbox gleichzeitig die Funktion von Monitor und Publikumsbeschallung, bei größeren Events funktioniert sie als individueller Gesangsmonitor und dient zudem als Submixer.

Optionen

Die Yamaha STAGEPAS 200 Aktivbox kann mit einem Lithium-Ionen-Akkupack BTR-STP200 nachgerüstet werden, der sich durch das Lösen der mit vier Kreuzschlitzschrauben gesicherten Schutzabdeckung unterhalb der Kufen) einbauen lässt. Yamaha verspricht maximal zehn Stunden Akku-Betrieb (79,92 Wh; 2700 mAh, 29,6 V), bei vier Stunden Ladedauer. Überprüfen konnte ich das im Test nicht, da der Akku noch nicht zur Verfügung stand. Unter der Bezeichnung STAGEPAS 200 BTR wird die Aktivbox zusammen mit dem passenden Akku angeboten. Preislich ist das etwas günstiger als der spätere Zukauf des Akkus. Wer mit der Aktivbox viel unterwegs ist oder sie im Verleih anbietet, könnte zum sicheren und schonenden Transport die Anschaffung des zum Modell passenden Trolleys (CASE-STP200) erwägen.

Fazit

„Quadratisch, praktisch und gut“: Die STAGEPAS 200 Aktivbox bietet ein Ausstattungsspektrum, dass sowohl Laien fürsorglich an die Hand nimmt als auch für „Profis“ leistungsfähige Klangformungswerkzeuge bereitstellt.

Der Preis der STAGEPAS 200 liegt bei ca. 700 Euro und der der STAGEPAS 200BTR mit passendem Akku bei etwas über 800 Euro. Der zusätzliche Akku kostet ca. 175 Euro wie auch der Trolley CASE-STP200.

Aufgrund der tonal eher neutralen Abstimmung resultiert genügend klanglicher Gestaltungsspielraum bei der Nutzung unterschiedlicher Signalquellen. Wünschenswert wäre eine fehlende Bluetooth-True-Wireless-Stereo-Funktion. Zudem wäre es sinnvoll, dass für derartige „All-in-Aktivboxen“ nur mit Amping versehene Add-Ons angeboten werden, um ein bestehendes System kostengünstig erweitern zu können – in diesem Punkt dürfen sich gerne auch andere Hersteller angesprochen fühlen.

https://de.yamaha.com/