Warm Audio WA 14
Text: Herbert Böhme | Fotos: Peter Kaminski
Wir möchten hier das Großmembranmikrofon WA 14 von Warm Audio, einem amerikanischen Hersteller von relativ preiswerten Replika von teuren Studioklassikern, wie z. B. der Kompressor-Legende Teletronix LA-2A, vorstellen. In diesem Fall wurde offensichtlich das C 414 EB von AKG als Vorbild genommen, was sich nicht nur in der äußeren Erscheinung manifestiert, sondern auch im Inneren fortsetzt.
Technik
Hier wurde die Großmembrankapsel CK12 von AKG nachgebildet, bestehend aus einem geschraubten Messingring mit Randbefestigungen und einer goldbeschichteten Doppelmembran-Mylarkapsel (PET-Folie). Das WA 14 ist mit Ausgangsübertragern von CineMag ausgestattet und verfügt über einen, mit hochwertigen WIMA-Kondensatoren ausgestatteten, vollständig diskreten Signalweg. Der Übertragungsbereich wird mit 20 Hz ... 20 kHz angegeben.
Der äußere Eindruck des Mikrofons ist sehr gefällig, relativ groß, mit abgerundeten Kanten und wertigen Erscheinungsbild. Die beiden Drahtgewebekörbe sind mit einem festen Bügel verbunden und sehen nicht so aus als würden Sie sich gleich aus der Fassung lösen - wie es beim C414 leider öfters der Fall war.
Handhabung
Auf der Vorderseite des Mikrofons gibt es zwei Kippschalter und zwar einmal zum Umschalten der Richtcharakteristik von Niere auf Acht und Kugel sowie einen weiteren für das Zuschalten einer 10- oder 20-dB-Vordämpfung.
Die Montage des Mikrofons in der Spinne wird durch zwei Plastikteile, die durch eine Rändelschraube zusammengedrückt werden, gesichert. Es gibt sicherlich elegantere Lösungen, aber es funktioniert einwandfrei.
Lieferumfang
Im Lieferumfang befindet sich neben dem Mikrofon, eine gummigelagerte Mikrofonspinne mit zwei Ersatzgummis, eine Mikrofonklemme und eine kleine Kunstledertasche.
Praxis
Die mitgelieferte Spinne macht einen guten Eindruck und ist sehr solide. Die beiden Schalter rasten auf die jeweiligen Positionen. Ein versehentliches verstellen ist unwahrscheinlich. Das Eigenrauschen des Mikrofons ist gering.
Auffällig beim Betrachten der Frequenzgangschriebe ist (s. Abb. unten), dass die übliche breitbandige 2-dB-Höhenanhebung um ca. 8 kHz bei Kugel und Acht-Richtcharakteristik, wie man sie bei den meisten modernen Mikrofonen findet, beim WE 14 so nicht vorhanden ist. Beim Vorbild C 414 EB ist diese bei der Kugelrichtcharakteristik ausgeprägt und zwar in Verbindung mit einer breitbandigen 2-dB-Absenkung um 2,5 kHz. Bei Niere und Acht ist sie auch beim Vorbild kaum feststellbar. Bei den späteren C414 ULS-Modellen findet man bei allen Richtcharakteristiken diese Anhebung. Bei den abgebildeten WA-14-Frequenzgängen ist noch im Vergleich zu den Frequenzschrieben des Herstellers AKG anzumerken, dass die von Warm Audio mit geringerer Geschwindigkeit erfasst wurden, bzw. nicht so geglättet sind und daher eine höhere Welligkeit im Schrieb aufweisen.
Durch den Cinemag-Übertrager klingt das Mikrofon im Bassbereich recht zupackend, die Mitten und Höhen sind klar und definiert, aber nicht aufdringlich oder überpräsent. Das Transientenverhalten ist gut. Die Pop-Empfindlichkeit und der Nahbesprechungseffekt sind nicht übermäßig ausgebildet. Das Mikrofon bietet ein recht ausgeglichenes, neutrales Klangbild. Die Niere klingt etwas gedrungener und matter, während Kugel und Acht offener und etwas heller erscheinen, so wie man das auch von anderen Mikrofonen her kennt. Das Mikrofon bietet sich für weibliche Stimmen an, wohl auch wegen der fehlenden Höhenanhebung und für die meisten Instrumente für die man einen klaren und natürlichen Klang bevorzugt. Das aufgenommene Signal setzt sich im Mix gut durch und verschwindet nicht im Sound-Nirvana.
Fazit
Mit dem WA-14 hat Warm Audio ein sehr gut und erstaunlich eigen klingendes Mikrofon geschaffen. Es ist keine schlichte Kopie des C 414 EB sondern die Basis mit einer ordentlichen Portion eigenem Charakter. Der Preis ist mit ca. 600 Euro als sehr moderat und fair anzusehen. Alles in Allem erhält man ein sehr hochwertiges und brauchbares Mikrofon, das als Studio-Workhorse bei jeder Session einsetzbar ist.