ujam STRIIIINGS
Autor: Peter Kaminski
STRIIIINGS von UJAM ist ein Phrasen-Player für Streicher-Klänge. Wir haben ein solches virtuelles Instrument mit dem Symphonic Motion von Spitfire Audio in einem anderen Test schon vorgestellt, aber wie wir sehen werden, sind die Konzepte und auch Zielgruppen durchaus verschieden.
Systemvoraussetzungen
STRIIIINGS lässt sich ab Windows 7 und auch auf Mac-Rechnern unterer OS X 10.11 oder ab macOS 10.12 installieren, wobei die Anforderungen mit 4 GB RAM und ca. 4,3 GB Disk-Speicherbelegung nicht sonderlich anspruchsvoll sind.
STRIIIINGS ist als VST- (Version 2.4), AAX- und auf macOS auch als AU-Plug-In nutzbar. Die Installation erfolgt zunächst über einen Downloader und dann weiter über einen Installer-Programm, mit dem alle Plug-In-Formate, ohne selektive Auswahl, installiert werden. Nach dem ersten Programmaufruf muss man den Freischaltcode eingeben.
Konzept und Bedienung
STRIIIINGS spielt Phrasen ab, wobei innerhalb der Phrase eine Basskomponenten (Low Strings) und eine Hauptkomponente (High Strings) wiedergegeben werden kann. Für beide steht ein Tastenbereich zur Verfügung. Die Phrase steht auch in verschiedenen Varianten bereit, die ebenfalls über ein Tastaturbereich selektierbar sind. Als Basis für die Streicher dienen Samples aus der Sound-Bibliothek von Filmkomponist Hans Zimmer - Mitbegründer von UJAM.
Ganz unten im Plug-In-Fenster befindet sich eine virtuelle Tastatur. Hier sieht man, dass eine Oktave für die Phrasenanwahl, eine Oktave darüber für die Bassnoten und dann zwei Oktaven für den eigentlichen Phrasen-Spielbereich definiert sind (s. Abb. unten). Bei den Tasten für die Phrasenauswahl gibt es auch noch eine End- und eine Stopp-Taste. Die weißen Tasten dienen einem Umschalten der Phrasenauswahl und mit den schwarzen Tasten lassen sich zusätzliche temporäre Phrasenmodifikationen (Additions) aufrufen. Die Phrasenvariationen werden von C1 nach A1 zunehmend komplexer in Ihrer Struktur.
Links neben der Tastatur sind Regler für die Pegel-Balance (auch über Pitch Wheel) zwischen Low- und High-Strings und das Gesamt-Volumen lässt sich über den Max/Min-Parameter (auch über Modulation Wheel) für ein dynamisches Spielen anpassen. Wenn man das Modulationsrad nach vorne schiebt, dann hat das eine Verringerung der Lautstärke zur Folge. Bei aktivierter Latch-Funktion (links neben den Wheel-Parametern) wird eine Note im Play Range solange gespielt bis eine neue Note angewählt wird oder über gestoppt wird.
Auf der rechten Seite lässt sich die Tonart bestimmen und einen DAW-Sync-Modus auswählen. Bei Anwahl von "Note" erfolgt das Triggern dann wenn auch die Taste gedrückt, bzw. die MIDI-Note detektiert wird und bei "Beat" wird auf den nächsten Beat, bzw. Viertelnote gewartet, was musikalisch ein ggf. früheres Drücken der Taste erfordert. Ich persönlich komme mit dem manuellen Modus "Note" besser klar.
Wenn man auf das Metronom-Icon klickt wechselt die Darstellung in dem Bereich und es lässt sich noch eine Geschwindigkeits-Verdopplung oder Halbierung in Bezug auf die DAW-Host-Taktrate einstellen und mit dem Swing-Parameter auch einen bestimmten Grad von Timing-Schwankungen (s. Abb. oben).
Ganz links neben dem virtuellen Keyboard lässt sich die Art der Phrase auswählen. Es stehen hier verschiedene sechs Gruppen mit bis zu 20 Phrasentypen zur Auswahl bereit. Die Gruppe "Sustains" bietet lediglich zwei Typen und zwar "Sustain" und "Sustain Full" wo nur einfache Akkorde und keine Tonfolgen gespielt werden. STRIIIINGS lässt sich also auch für die Wiedergabe ganz normaler Streicher-Sound nutzen.
Es gibt weiter je eine Sektion für die obere und untere Stimme (s. Abb. Oben) mit dem sich Effekte und Klang noch beeinflussen lässt. Dort ist ein speziell auf String-Sounds abgestimmten Equalizer vorhanden, der je nach Einstellung bestimmte Frequenzbereiche forciert. Darüber hinaus kann man mit dem Delay-Parameter das Ausklangverhalten ändern.
In der Sektion gibt es zwei Effekt-Slots und zwar einen um einen bestimmten Sound-Charakter (Character FX) aufzuprägen und einen für rhythmische, bzw. Modulations-Effekte (Motion FX). Die beiden Effekte-Menüs für die beiden Slots haben wir hier einmal abgebildet. Es stehen eine ganze Reihe von Audioeffekten (s. Menü oben) und Modulations-Effekten (s. Abb. unten) zur Verfügung. Zur besseren Übersicht haben wir die Menüs über zwei Spalten dargestellt.
In der Finisher Section werden Low und High Strings nochmal mit gemeinsamen Effekten bearbeitet. Dieses Konzept kennt man auch schon von anderen UJAM Produkten wie den Virtual Guitarist Carbon.
In dem Slot lässt einer von 25 Effekt-Presets (s. Abb. unten) laden und über den großen Finisher-Regler (Makro-Parameterfunktion) verändern.
Abschließend kann man noch einen Hall-Raum, bzw. Delay-Effekt hinzufügen (s. Abb. unten). Die Reverbs sind überwiegend Faltungshalle. Die Effekttiefe lässt sich über den Regler Ambience einstellen.
Interessant ist auch noch zu erwähnen, dass alle Parameter sich auch MIDI Controllern zuordnen lassen (s. Abb. unten). Über die rechte Maustaste lässt sich ein entsprechendes Context-Menü öffnen in dem eine Learn-Funktion bereitsteht.
UJAM hat STRIIIINGS auch schon über 200 Werks-Presets mit auf den Weg gegeben (s. Abb. unten), die in 21 klangthematische Gruppen aufgeteilt sind. Die Presets sind zum Teil doch sehr Effekt-lastig und manchmal ist weniger halt mehr. Aber natürlich lassen sich auch eigene Presets speichern und laden.
Praxis und Fazit
STRIIIING verbraucht übrigens nur sehr wenig Prozessor-Leistung, Hier ist Spitfire Audio's Symthonic Motions deutlich anspruchsvoller. Man sollte STRIIIINGS nicht nur als "Preset-Maschine" nutzen. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich mit der Erstellung eigenen Presets zu beschäftigen.
Im Vergleich zu Symthonic Motions von Spitfire Audio bietet STRIIIINGS mehr Effektmöglichkeiten und mehr synthetische Klänge, zum Teil weit ab vom typischen Orchester-Sound - wenn man das möchte. Symthonic Motions lässt dagegen etwas mehr Eingriffsmöglichkeit auf die Phrasengestaltung zu und orientiert sich mehr an die Bedürfnisse der Filmkomponisten - aber wie das so ist, dass eine schließt das andere ja nicht aus.
Die Bedienung ist bei STRIIIINGS sehr einfacher und übersichtlich gestaltet. Die Möglichkeit mit der Phrasenumschaltung und der Bassbegleitkomponente ist in der Praxis sehr nützlich um Varianten dynamisch gestalten zu können. Das ist hier sehr gut gelöst.
Der Preis des Plug-Ins liegt bei 169 Euro, was wir als absolut angemessenen Preis beurteilen. Zum Ausprobieren bietet UJAM auch eine 30 Tage gültige Testversion an.