Sonnox Oxford Dynamic EQ für UAD2-Plattform
Text und Fotos: Peter Kaminski
Die UAD2-Plattform von Universal Audio ist ja bekannt für viele Simulationen von Hardware-Produkten in Form von Plug-Ins. Aber es gibt auch Plug-Ins ohne Hardware-Vorbilder die in die UAD2-Plattform implementiert werden. Mit Erscheinen der UAD v9.3 Software steht nun das Sonnox Oxford Dynamic EQ Plug-In für die UAD2-Plattform zur Verfügung. Dieses wollen wir zum Anlaß nehmen, uns das Plug-In einmal genauer anzuschauen und anzuhören, denn es ist der erste Dynamic Equalizer auf der UAD2-Plattform.
Konzept
Das Konzept des Oxford Dynamic EQ ist schnell beschrieben. Es handelt sich um ein Fünfband-Equalizer, bei dem die Verstärkung aller Bänder sich in Abhängigkeit von der Dynamik steuern lässt. Jedes Band bietet High/Low-Shelf oder Bell-Filtercharakteristik mit einstellbarer Güte und verfügt über einen kontrollierbaren Side Chain mit Hoch-, Tief- oder Bandpass. Die Filtercharakteristik stammt wie beim Sonnox Equalizer Plug-In ursprünglich aus dem Sony OXF-R3 Digitalmischpult. Die Filtercharakteristik beinhaltet auch eine Abhängigkeit zwischen der Filterverstärkung und der Bandbreite, bzw. Filtergüte, die zwar nicht sehr ausgeprägt aber bewusst vorhanden ist. Solche Abhängigkeiten von Verstärkung und Bandbreite kennt man auch von den Neve-Filtern oder denen der SSL G-Serie Mischpulten. Alle fünf Filter decken den kompletten Frequenzbereich ab und lassen sich daher auch überlappend anwenden.
Bedienung
Die Bedienung orientiert sich nicht mehr an das Layout des Sonnox Oxford EQ oder Limiter (Stand November 2017) sondern präsentiert sich in einem moderneren Design. Prinzipiell werden die von der UAD2-Plattform bekannten Bedienfunktionen geboten. So lassen sich auch Presets speichern und laden. Es sind bereits insgesamt 24 Presets in zwei Gruppen (Mastering und Mixing) abrufbereit. Auch das Ein-/Ausschalten sowie das Umschalten zwischen zwei aktuellen Einstellungen (A/B) ist wie gewohnt vorhanden.
In der grafischen Darstellung wird bei einem vorhandenen Audiosignal auch der Pegel über ein Stereobargraf angezeigt und das Signal wird in Form einer FFT-Darstellung ausgegeben (s. Abb. am Anfang des Beitrags). Um auch Detailarbeiten machen zu können lässt sich die Darstellung in der Amplitudenebene auch spreizen (4, 6, 12 oder 20 dB Pegel-Auflösung). Dazu gibt es oben unter dem Sonnox-Schriftzug ein ausklappbares Selektionsmenü.
Jedes Band kann lässt sich durch Klicken auf die Filterbandnummer ein- und ausschalten. Frequenz und Verstärkung der Fünf Filterbänder lässt sich direkt mit der Maus in der Grafikdarstellung ändern. Bei gleichzeitigem Drücken der Alt-Taste lässt sich so auch die Güte, bzw. Filterbreite ändern. Bei der Verstärkung muss man zwischen zwei Einstellungen unterscheiden und zwar dem sogenanntem Offset Gain, welches der fest vorgegebene Gain ist, sowie dem sogenanntem Target Gain, welches der maximale Gain ist der durch die Dynamiksteuerung zu erzielen ist. Beide Gain-Einstellungen lassen sich direkt mit der Maus einstellen (siehe Abbildung oben). Der Offset Gain wird durch eine kleine Pfeilspitze symbolisiert.
Pro Band lässt sich der Schwellwert ab dem die Filterwirkung aktiv werden soll, die Stärke der Dynamik-Beeinflussung sowie Anstiegs- und Abfallzeit über virtuelle Drehgeber einstellen. Zudem kann der Trigger auf positiv (Above) oder invertiert (Below) gestellt werden. Interessant ist aber auch, dass es zwei Detektormethoden gibt und zwar einmal "Peak" - die auf Pegelspitzen reagiert, welches wir einmal als Standardmethode bezeichnen würde, so wie man sie von anderen dynamischen Equalizern her kennt und dann gibt es noch die Detektionsmethode "Onsets", die auf Transienten - also schnelle Anstiege der Amplitude - reagiert.
Weiter lässt sich auch die Betriebsart für die EQ-Steuerung und den Side Chain einstellen und zwar auf Stereo (beide Kanäle gleich), Links-, Rechts- sowie Mid- und Side-Signal.
Normalerweise entspricht der Filter für die Steuerung gleich dem Equalizer-Band. Beim Oxford Dynamic EQ lässt sich dieser aber auch unabhängig vom Signalweg einstellen in dem man den sogenannten Side Chain (SC) aktiviert. Dann kann man die Filterparameter unabhängig vom Signalweg einstellen. Auch der Pegel des Side Chain Pfad kann man über einen Schieberegler verändern. Das schöne ist, dass man über das Kopfhörersymbol (s. Abb. oben) neben den Aktivitäts-Tasten für EQ und SC, die beiden Wege EQ und SC auch getrennt abhören kann.
Über den Trim-Parameter (s. Abb. oben, ganz rechts) kann der Anwender den Ausgangspegel des Equalizers noch anpassen (+/- 20 dB in 0,01 dB Schritten).
Praxis
Die Bedienoberfläche ist sehr übersichtlich gestaltet. Dank der Monitorfunktion kommt schnell zum gewünschten Ergebnis. Flexibilität und Komplexität bei den Einstellmöglichkeiten ist groß. Daher ist der Oxford Dynamic EQ bei sehr vielen dynamischen Bearbeitungen einsetzbar. Hier sind kaum Grenzen gesetzt. Sei es die Bearbeitung zu präsenten und zu wenig präsenten Stellen oder auch ganz klassisch als De-Esser (s. Abb. unten), wobei der Dynamic EQ die funktionellen Möglichkeiten eines Standard-De-Essers weit übertrifft. Man kann mit dem Oxford Dynamic EQ viel feiner und detaillierter eingreifen. Die Bearbeitung ist sowohl für Stimmen/Gesang als auch Instrumente geeignet. Mit dem Oxford Dynamic EQ lässt sich auch sehr schön die Balance von Instrumenten zueinander oder zum Gesang verändern und das sowohl in der Produktionsphase durch Anwendung in einem Kanal als auch schon in gemischtem komplexen Material wie in einer Summe oder auch im Mastering.
Es gibt einige Punkte die besonders praktisch sind. So das man für den Side Chain und den EQ Pfad auch Mid- oder Side-Bearbeitung schalten kann. Das macht sich besonders bei der Sprachbearbeitung positiv bemerkbar. So kann man zum Beispiel beim De-esser die Bearbeitung auf Mid schalten. In einem Mix ist in der Regel die Stimme, bzw. der Gesang ja meistens komplett in der Mitte des Stereosignals und so lässt sich auch in komplexen Signalen eine Bearbeitung der Stimme durchführen.
Über die Onset-Funktion lassen sich gezielt Transienten bearbeiten. Das geht auch nicht mit allen Dynamic EQs so oder so gut wie mit dem Sonnox Oxford Dynamic EQ. Daher lassen sich neben Sprache auch Drums- und Percussion-Instrumente ideal dynamisch bearbeiten. Auch für Akustikgitarre mit seinem detailreichen Obertonspektrum ist der Oxford Dynamic EQ ideal.
Überhaupt kann man sagen, dass der Sonnox Oxford Dynamic EQ das Skalpell der Audiobearbeitung darstellt. Der Toningenieur der an Details arbeiten möchte wird an diesem Werkzeug ohne Frage seine Freude haben.
Das Plug-In benötigt ca. 41 Prozent eines DSPs, bzw. bei einer Octo-UAD2-Karte ca. fünf Prozent der Gesamt-Performance (s. Abb. oben). Das liegt im Mittelfeld, also deutlich weniger als z. B. ein Oxford EQ UAD2-Plug-In aber deutlich weniger als ein Neve 1073 UAD2-Plug-In.
Fazit
Der Preis des Sonnox Oxford Dynamic EQ für die UAD2-Plattform beträgt 249 Euro. Das Plug-In ist auch für die Plattformen AAX, Audio Units und VST als Nativ-Plug-In erhältlich. Die Funktionalität ist die gleiche wie bei UAD-Plug-In. Das native Plug-In ist für ca. die Hälfte des Preises verfügbar, beansprucht natürlich schon einiges an DAW-Rechenleistung. Beim Einsatz auf einer Octo-UAD2-Karte muss man sich um die System-Performance beim Einsatz eines Sonnox Oxford Dynamic EQs nicht viel Sorgen machen. Beim Nativ-Plug-In erfolgt die Freischaltung übrigens über iLok2/iLok3.
Das Plug-In ist eine echte Bereicherung für die UAD2-Plattform, denn es bietet eine ungeheurere Flexibilität beim Bearbeiten von dynamisch abhängigen Details. Einsatzgebiete sind aber nicht nur die Musikproduktion. Besonders die Anwender im Bereich des Mastering werden sicherlich von dem Plug-In begeistert sein. Zudem ist das Plug-In auch hervorragend geeignet, um in der Post-Production, besonders bei der Bearbeitung von Sprachaufnahmen, eingesetzt zu werden. Das Anwendungsspektrum ist also sehr breit gestreut.