SPL Transpressor
Kompression auf dem nächsten Level
Autor: Sven Kohlwage
Fotos: Peter Kaminski u. Sven Kohlwage
Es lohnt sich immer, neue Geräte von SPL genauer zu betrachten, da die Firma oft mit neuen Ideen zur Bearbeitung von Audiosignalen aufwartet und dieses mit sehr musikalischen Ergebnissen verbindet.
Konzept
In diesem Fall hat SPL mit dem Transpressor ein Gerät auf den Markt gebracht, das zwei Konzepte in sich vereint. Zum einen den klassischen Kompressor, bei dem das Signal pegelabhängig bearbeitet wird und zum zweiten den aus dem Hause SPL wohlbekannten Transient Designer, mit dem pegelunabhängig Attack und Sustain eines Signals bearbeitet werden können. Hier wollen wir klären, was sich durch diese Kombination für neue Sound-Gestaltungsmöglichkeiten ergeben.
Anschlüsse
Der Transpressor ist ein einkanaliges Gerät, das in einem 1-HE-Gehäuse untergebracht ist. An Anschlüssen gibt es auf der Rückseite einen XLR-Eingang und parallel dazu einen ebenfalls symmetrischen Klinkeneingang. Diese können in ihrer Empfindlichkeit von +4 auf -10 dBV umgeschaltet werden. Neben der Eingangssektion befindet sich der Sidechain-Eingang, der als unsymmetrische Klinkenbuchse ausgelegt ist. Auf der Ausgangsseite hat SPL dem Transpressor einen doppelten Output spendiert, beides XLR-Buchsen, wobei der zweite noch einen parallelen Klinkenausgang hat. Der doppelte Ausgang ist praktisch, um z. B. ein Signal auf einer DAW aufzunehmen und gleichzeitig über ein Pult weiterzubearbeiten für eine Kopfhörermischung. Für die Ein- und Ausgangsstufen kommen Operationsverstärker von Burr Brown zum Einsatz. Außerdem befindet sich auf der Rückseite noch ein Netzwerkbuchse, über die zwei Transpressoren zu einer Stereoeinheit verbunden werden können.
Bedienung
Auf der Vorderseite bietet sich der SPL-typische Look von gebürstetem Aluminium mit angenehm geformten Bedienelementen, die in vier Bereiche aufgeteilt sind. Begonnen wird auf der linken Seite mit der Transient Designer Einheit und den dazugehörigen Attack- und Sustain-Potis. Mit diesen beiden Reglern kann das Ein- und Ausschwingverhalten eines Signals verändert werden, ein in der Bedienung ausgesprochen einfaches Konzept.
In der anschließenden Kompressoreinheit befinden sich fünf Regler. Mit Threshold, Ratio, Attack, Release und Make up stehen einem alle Parameter zur Verfügung, die man von einem klassischen Dynamikprozessor gewohnt ist. Des Weiteren gibt es eine Auto Funktion, die anhand des Eingangssignalverlaufs eine optimale Einstellung für die Attack- und Release-Zeiten vornimmt. Hierbei hat sich SPL etwas Besonderes einfallen lassen. Die Attack und Release Regler werden bei Einschalten der Automatik nicht einfach abgeschaltet, was normalerweise der Fall ist, sondern sind nachwievor aktiv. Es lässt sich über sie der Bereich regeln, in dem die Automation arbeitet. Das bedeutet, dass bei kurzen Attack- und Release-Werten die Automatik kaum zum Zuge kommt, da sofort geregelt bzw. zurückgeregelt wird. Erhöht man die Werte, vergrößert man damit den Bereich, in dem die Automation arbeiten kann.
Ein weiteres Feature, das man nicht bei jedem Kompressor findet, ist die Möglichkeit, den Sidechain-Eingang zu filtern, so dass der Kompressor nur auf bestimmte Frequenzanteile des Sidechain-Signals reagiert. Mit Hilfe von zwei Dip-Schalter wählt man zunächst, wie der Sidechain des Kompressors gespeist wird. In der Position OFF wird das Audiosignal vollständig in den Sidechain geführt, so dass die Kompression auch auf den gesamten Frequenzbereich wirkt, bei der Stellung EXT SC wird die Kompression über ein externes Signal gesteuert und in der Stellung FILTER werden die internen Filter zur Steuerung des Sidechains aktiviert. Diese lassen sich über den zweiten Dip-Schalter auswählen: zur Verfügung stehen zwei fest eingestellte Tiefpass- und ein Bandpass-Filter. Es besteht also hier die Möglichkeitkeit die Kompression auf wesentliche Frequenzbereiche anzuwenden: nur auf die teiffrequenten, auf den Bass- und Mittenbereich, oder den Mittenbereich, der speziell für Stimmen optimiert ist.
Der nächste Bedienbereich der Transpressors hat zwar nur einen Poti, bietet dafür aber umso mehr Möglichkeiten: die Parallelmix Funktion. Hier kann man das unbearbeitete und das bearbeitete Signal mischen, eine Funktion, die als sogenannte Parallelkompression immer beliebter wird. So sind drastische Einstellungen, die man dem Originalsignal nur dezent dazu mischt oder als anderes Extrem subtile Einstellungen mit hoher Zumischungsrate möglich, zwei völlig verschiedene Herangehensweisen, die die große Bandbreite der Möglichkeiten klarmachen.
Im abschließenden Schalter-Bereich sind die wesentliche Schaltfunktionen übersichtlich zusammengefasst: durch zwei Druckschalter lassen sich Transient Designer und Kompressor einzeln auf Bypass schalten, in der Signalkette vertauschen und schließlich lässt sich die Link-Funktion aktivieren. Da der Transpressor einkanalig ist benötigt man für die Bearbeitungen eines Stereosignals zwei Geräten, die mit einem herkömmlichen Cat-5-Netzwerkkabel miteinander verbunden werden. Das Gerät mit der gedrückten LINK-Taste fungiert dann als Slave und wird vom Master gemäß der vorgenommenen Einstellungen gesteuert. Außer dem Parallel-Mix Regler und den Dip-Schalter für die Sidechain werden alle Einstellungen vom Master auf den Slave übertragen, also schon eine sehr beachtliche Anzahl von Steuerdaten.
Praxis
In der Praxis wird schnell klar, dass der Transpressor ein Werkzeug mit sehr vielfältigen Klanggestaltungsmöglichkeiten ist, mit dem sich zum Teil drastisch in den Sound von Instrumenten eingreifen lässt. Hierzu zählt vor allem die Bearbeitung von Schlagzeugsignalen bzw. perkussiven Instrumenten. Eine etwas zu lasch klingende Bassdrum wird durch Anheben des Attacks und Absenken des Sustain auf einmal knackig und setzten sich im Mix gut durch. Auch Ambience-Mikrofone, denen man den zu kleinen Aufnahmeraum anhört, können mit dem Transient Designer durch beherztes Anheben des Sustains in den Sound einer Turnhalle verwandelt werden.
Was beim Schlagzeug funktioniert, funktioniert ebensogut auch bei Gitarren. E-Gitarren, die durch starke Verzerrung komprimiert und undynamisch klingen, erhalten durch Erhöhen des Attacks ihren Anschlag und Durchsetzungskraft zurück. Einem bei solchen Gitarren-Sounds auftretenden übermäßigen Sustain kann man durch Verringerung desselben entgegenwirken.
Auch die Kompressoreinheit macht in unserem Praxistest eine gute Figur. Durchgeschliffene Signale klingen selbst bei etwas extremeren Einstellungen noch offen und warm und haben eine angenehme seidene Brillanz. Die anfangs erwähnte Auto Funktion der Attack- und Releasewerte liefert hierbei sehr überzeugende Ergebnisse. Es wird einem immer die optimale Zeiteinstellung angeboten, die man noch nach eigenen Vorstellungen nachregeln kann.
Beide Dynamik-Sektionen klingen schon für sich genommen hervorragend und bieten ein hohes Maß an Gestaltungsmöglichkeiten. Aber richtig spannend wird es erst, wenn man beide Sektionen kombiniert. Dann kann man wirklich aus dem Vollen schöpfen und Signale nach allen Regeln der Kunst verbiegen. Eine Snaredrum etwa zuerst stark komprimieren, anschließend wieder Attack hinzugeben und anschließend über den Mix Regler entscheiden, wie viel man von dem Original dazumischen will. Oder einer Gitarrenaufnahme durch Absenken des Attacks die Schärfe nehmen und dann mit einer leichten Kompression versehen.
Mit diesen vielfältigen Möglichkeiten lassen sich Signale wunderbar im Mix platzieren; die Snare bekommt den Punch, den sie braucht um sich durchzusetzen und die Gitarre ist nicht mehr so vordergründig und lässt mehr Platz für die Stimme.
Fazit
SPL präsentiert mit dem Transpressor zwar kein ganz neues Konzept, da beide Geräte auch schon vorher einzeln erhältlich waren, aber in der Kombination und der kompakten Bauart ist es ein gut klingendes und empfehlenswertes Dynamik-Werkzeug, mit dem sich vor allen Dingen perkussive Signale ausgezeichnet bearbeiten lassen. Wer also noch auf der Suche nach seinem Kompressor ist und auch einen Transient Designer noch nicht sein Eigen nennt, dem sei dieses Gerät wärmstens ans Herz gelegt.
Der Kaufpreis beträgt ca. 1.200 Euro und wenn man berücksichtigt, dafür eigentlich zwei Gerätefunktionalitäten zu bekommen, dann ist der Preis auch auf jeden Fall akzeptabel. Die ausgezeichnete Verarbeitung unterstreicht diese Einschätzung.