SPL Phonitor mini
Kompakter Studiokopfhörerverstärker in 120-V-Technik
Autor und Fotos: Peter Kaminski
SPL hatte neben seinem Flaggschiff Phonitor bisher den Auditor als abgespeckte Version im Angebot. Der Auditor war was die Ausstattung und Schaltmöglichkeiten anging sehr puristisch aufgebaut. An Bedienmöglichkeiten gab es nur ein Stereo/Mono-Schalter sowie das Poti für den Pegel und das war es. Dafür hat man aber die Klangqualität und Technik des großen Bruder Phonitor bekommen.
SPL hatte im Dezember 2013 nun den Nachfolger Phonitor 2 vorgestellt und dann auf der Prolight + Sound 2014 auch den Phonitor mini - eine kompakte Version des Phonitor 2, der auch das Erbe des Auditor antreten wird. Den Phonitor 2 haben wir ebenfalls schon in einem Test bei uns vorgestellt: [SPL Phonitor 2 Test]
Technik und Anschlüsse
Der Phonitor mini ist wie der Phonitor 2 in 120-Volt-Technik aufgebaut. Auch beim Phonitor mini kommen die neuen Operationsverstärkermodule von SPL in SMD-Technik zum Einsatz. Die Ausgangsstufe entspricht weitgehend der des Phonitor 2 und bietet auch einen sehr niedrigen Innenwiderstand von 0,81 Ohm. Zur Umschaltung werden auch die gleichen Relais eingesetzt und auch hier kommt ein Alps RK27 als Potentiometer für die Regelung des Pegels zum Einsatz. Also auf den ersten Blick in vielen Fällen die gleiche Technik wie beim großen Bruder Phonitor 2.
Wir konnten uns schon vor der Markteinführung ausgiebig mit dem Phonitor mini beschäftigen. Wir verzichten jedoch auf ein Innenfoto des Vorserienmodells, da in der Serie noch ein paar kleine Änderungen einfließen. Im Gegensatz zum Phonitor 2 ist innen alles wirklich sehr kompakt aufgebaut.
Ein Blick auf die Geräterückseite verrät uns, dass es hier zwei Eingänge gibt und zwar ein 2 * XLR elektronisch symmetriert und einen unsymmetrischen Cinch/RCA-Eingang. Auf einen extra Ausgang hat man beim Phonitor mini ganz verzichtet. Es gibt hier lediglich den 6,3-mm-Klinkenausgang für den Anschluss des Kopfhörers.
Bedienung
Die Frontplatte ist sehr aufgeräumt aber der Phonitor mini bietet deutlich mehr Funktionalitäten als der SPL Auditor. Der Pegelregler in der Mitte bietet bei Rechtsanschlag eine Verstärkung von 6 dB, die sich auch über DIP-Schalter nicht ändern lässt.
Um den Pegelregler herum befinden sich sechs Schalter und zwar:
- einen Eingangsquellen-Selektor (XLR/Cinch),
- einen Betriebsartenschalter (Mono/Stereo/Mute) und
- einen Schalter für die Aktivierung/Deaktivierung der Lautsprechersimulation,
mit drei weiteren Schaltern auf der rechten Seite für:- Übersprechen (Crossfeed) in drei Stufen (Low/Mid/High),
- Abstrahlwinkel (Angle) in drei Stufen (22, 30, 40 Grad),
- Dämpfung der Phantommitte (Center) in drei Stufen (0, 0,6 und 1,2 dB).
Bei der Lautsprechersimulation handelt es sich um eine reine analoge Bearbeitung mit Filtern und Phasennetzwerken, also kein DSP-Processing, wie auch beim Phonitor 2. Der Unterschied ist einmal, dass man für Crossfeed und Angle nur drei statt sechs und für die Dämpfung der Phantommitte nur zwei Stufen anwählen kann. Auch fehlt beim Phonitor mini der Schalter für den Phasentausch sowie eine Feinanpassung der Stereobalance über den Laterality-Regler am Phonitor 2. Weiter ist auch eine Fernsteuerung des Pegelreglers via IR-Fernbedienung nur beim Phonitor 2 möglich und VU-Meter sowie zweiter XLR-Eingang und ein Line-Pegel-Ausgang fehlt.
Praxis
Klanglich muss ich sagen, dass der Phonitor mini sehr sehr nah an das Flaggschiff Phonitor 2 herankommt. Das zeigen nicht nur die sehr ähnlichen technischen Daten bezogen auf den Phonitor 2 sondern auch der ausgiebige Hörversuch. Die Detailauflösung ist phänomenal und wie für den Phonitor 2 gilt hier eine ideal gelungene Kombination aus Neutralität und Differenzierung im Klang. Kleinste Nuancen werden auch vom Phonitor mini aufgelöst. Mit den fest eingestellten 6 dB Verstärkung kommt man in der Praxis gut klar. Bei geringerem Pegel muss man halt den unsymmetrischen Cinch-Eingang nutzen.
Mit der Reduzierung der Regelmöglichkeiten für die Matrix/Lautsprechersimulation kann man sehr gut leben. Hilfreich kann diese sein, wenn der Phonitor mini als Monitorkopfhörerverstärker bei Musikern eingesetzt wird um etwas mehr Lautsprecherflair zu verleihen aber mehr als ein Flair ist es auch nicht, denn über eine analoge Schaltung lässt sich weder die Außenohrübertragungsfunktion des Gehörs, noch die Raumakustik die der Lautsprecherwiedergabe unterliegt, simulieren.
Durch die Verwendung der gleichen, niederohmig ausgelegten Endstufe, kommt es - wie ja auch beim Phonitor 2 - zu einer kurzen leichten Verzerrung, wenn man den Kopfhörerklinkenstecker bei vorhandenem Signalpegel einsteckt. Daher sollte man beim Einstecken vorher auf Mute schalten.
Fazit
Der Preis des Phonitor mini beträgt 650 Euro und laut SPL ist er ab Mai 2014 zunächst ausschließlich in der Farbkombination mit Alufront mit pulverbeschichtetem Gehäuse in Dunkelgrau/Antrazit erhältlich. Auch wenn der Phonitor mini deutlich weniger Funktionalität mitbringt als der Phonitor 2 ist sein Preis äußerst bemerkenswert, denn er hat auf jeden Fall das Wichtigste vom Phonitor 2 übernommen, nämlich die exzellenten Klangeigenschaften.
Eigentlich müsste der Phonitor mini den Namen Phonitor 2 mini tragen. Wenn man bedenkt, dass der Phonitor 2 ca. 1.000 Euro teurer ist, dann kann man den Phonitor mini schon fast als Schnäppchen betrachten. Aber die Kompaktheit sollte nicht täuschen denn der mini ist klanglich so etwas wie der Wolf im Schafspelz. Ohne Frage wird der Phonitor mini seine Freunde finden denn auf VU-Meter, die zusätzlichen Anschlüsse sowie auf einen motorgesteuerten Pegelregler kann der eine oder andere zugunsten des Budgets sicherlich gerne verzichten.
Ja und was kann man da im Fazit sonst noch vermitteln: Leute hört mehr über einen (guten) Kopfhörer und das nicht über den Ausgang des Mischpults sondern über einen hochwertigen Kopfhörerverstärker. Das scheinen so manche Produzenten nicht zu machen, denn was über Lautsprecher oft verborgen bleibt, wird über Kopfhörer gnadenlos aufgedeckt. So hört man über Kopfhörer nur allzu oft Patzer bei der Produktion, wie ein Knackser oder ein leichtes Knistern oder was auch immer, was scheinbar auch den Produzenten des Werkes verborgen blieb. Tja mit Kopfhörer wäre das nicht passiert ...
Technische Daten
XLR-Eingangsimpedanz: 20 kOhm symmetrisch
Kopfhörerausgangsimpedanz: 0,18 Ohm
Übertragungsbereich (-3 dB): 10 Hz bis 300 kHz
Übersprechen: -80 dB (@ 1 kHz)
Störabstand: 103 dB (A)
Dynamikbereich 134 dB
Klirrfaktor (@ 24 dBu, 1 kHz, 300 Ohm): 0,00074 %
Maximalleistung: 2 W (300 Ohm), bzw. 1 W (600 Ohm)
Abmessungen: 44 * 144 * 257 mm (H * B * T)Gewicht: 2,03 kg