SPL Analoge Code Plug-Ins
SPL - Sound performance Lab aus Niederkrüchten (NRW) war und ist bekannt für seine sehr hochwertigen, analogen Audioprozessoren sowie Zubehörprodukte. Seit 2008 hat man sich nun auch den Software Plug-Ins zugewandt.
Plug-Ins von SPL-Prozessoren gab es auch schon früher von verschiedenen Herstellern, wie z. B. Universal Audio. Neu ist aber, dass man nun eine Serie von eigenen Plug-Ins anbietet.
Plug-Ins
Verfügbar sind die Plug-Ins Nativ als VST und RTAS (Windows und Mac OS) sowie Audio Units (Mac OS) und auch ggf. als Pro Tools TDM-Plug-Ins.
Als Vorlage der Plug-Ins dienen als realen Vorbilder die Module der RackPack-Serie. Optisch sind die Plu-Ins eins zu eins identisch mit dem Design der Hardware-Module. Alle Plug-Ins verfügen über einen virtuellen Ein/Aus-Taster (POWER) zur internen Bypass-Schaltung und LED-Indikator, einen Signal- und Overload-Indikator, vier Settings die über Tasten direkt abgerufen werden können und einen Output-Regler. In der Kopfleiste im Plug-In gibt es weiter noch die Plug-In-typischen Funktionen wie Bypass, Mute und Presets. Die Preset-Verwaltung erlaubt es Presets und Bänke zu verwalten und auch eine Standard-Bank zu definieren.
EQ Rangers
Bei den EQ Rangers handelt es sich um die Simulation von analogen, passiven LC-Filtern, die als grafischer Equalizer mit Festfrequenzen ausgeführt sind. Passive Filter mir Spulen haben natürlich auch ein ganz anderes Ein- und Ausschwingverhalten als andere Filtertypen und haben daher einen sehr eigenen Klangcharakter.
In dem Set werden drei in der Frequenzstaffelung unterschiedliche Filter geliefert und zwar:
- Bass Ranger (30, 65, 95, 170., 230, 500, 800 und 2000 Hz),
- Full Ranger (40, 90, 150, 500 Hz sowie 1,8, 4,7, 10 und 16 kHz),
- Vox Ranger (220, 330, 420, 560, 800, 1600, 2800 und 4000 Hz).
Die Ausgestaltung der Bedienoberfläche ist bei allen drei, bis auf die unterschiedlichen Frequenzen, identisch, weshalb wir auf die Abbildung der anderen beiden EQs verzichten haben. Der Gain der einzelnen Filter ist etwas geringer als +/- 15 dB.
Transient Designer
Den Transient Designer gibt es bei SPL in verschiedenen Varianten. Eine davon ist die als Rack Pack-Modul. Beim Transient Designer handelt es sich um eine Pegel-unabhängigen Dynamikprozessor, der die Eigenschaften von Trasienten - also kurzen Signalspitzen - verändert. So lässt sich das Attack, also Signalspitze verstärken oder abschwächen (+/- 15 dB) und das Ausklingen kann über den Sustain-Regler in der Intensität (+/- 24 dB) mit Hilfe von generierten Hüllkurven beeinfluss werden.
Einsatzgebiet ist z. B. die Bearbeitung von perkussiven Instrumenten wie Drums und Perkussion. So lässt sich die Attack einer Bassdrum anheben oder das Sustain einer Snare mindern. Aber auch bei Gitarren oder Pianos bis hin zu Streichern ist ein Einsatz möglich. Und nicht zuletzt lässt sich der Transient Designer auch in der Summe beim Mix oder im Mastering - also auch bei komplexeren Signalen - einsetzen. Mit dem Output Gain Regler muss eine Anpassung des Pegels vorgenommen werden. Über den Link-Taster wird eine gemeinsame Steuergröße, für den Einsatz mit einer Stereoquelle, erzeugt. Ansonsten lässt sich der Transient Desinger auch als unabhängiger Zweikanal-Prozessor betreiben.
TwinTube
Mit Röhrenprozessoren lassen sich zwei Effekte erzielen und zwar einmal eine Verzerrung, sprich Nichtlinearität, sowie die Veränderung der Pegelanteile der Oberwellen - sprich der Harmonischen. Beide Funktionen sind gemeinsam im TwinTube vereint, lassen sich aber auch getrennt aktiviern und deaktivieren.
Mit den Reglern HARMONICS und SATURATION lässt sich der Anteil der Harmonischen und der Grad der Verzerrungen regeln. Welcher Frequenzbereich der Harmonischen dabei geregelt wird lässt sich über einen Doppeltaster mit dessen vier Schaltkombinationen einstellen und zwar mit den Mittenfrequenzen 1,9, 2,8, 6,6 und 9,8 kHz. Gedacht ist der Einsatz eher im Produktionsbereich in einem Instrumentenkanal ober bei Vocals.
Praxis
Wir haben die Tests auf der Windows-Plattform als VST durchgeführt. Zur Zuverlässigkeit muss man sagen, dass wir nichts Negatives feststellen konnten - auch keine Abstürze - trotz intensiver Nutzung. Die Installation ist sehr einfach und erfolgt über eine Installer-Applikation. Bemerkenswert auch die relativ geringe Prozessorlast und Speicherbedarf. Bei einem aktuellem Quad-Prozessor-Rechner muss man schon einige Analog Code Plug-Ins laden um überhaupt einen Unterschied messen zu können. Die Simulation der analogen Vorbilder ist sehr gelungen, sowohl was die Einstellungen als auch das Klangverhalten angeht. Hier ist man dicht am Original.
Besonders angetan hat es mir der Transient Designer und auch der TwinTube. Den Transient Designer habe ich schon früher im Mastering benutzt und zu schätzen gelernt und er ist für mich ein ganz besonderer Prozessor, der eine einzigartige Bearbeitung des Audiomaterials ermöglicht und zwar nicht nur von perkussivem Material. Gleiches gilt für das Plug-In.
Beide Plug-Ins sind sehr feinfüllig einzustellen und einzusetzen. Gerade bei dem Einsatz knapp über der Wahrnehmungsgrenze lassen sich diese Werkzeuge hervorragend als akustisches Veredeler im Mix und/oder Mastering einsetzen. Der TwinTube darf beim Mix im Kanal einer Akustikgitarre oder einem Rock-Piano auch mal härter rangenommen werden. Auch bei Vocal lässt er sich bei entsprechend gezügeltem Einsatz sehr brauchbar anwenden. Sehr vorsichtig kann man ihn bei bestimmten Musikrichtungen auch in der Summe (sehr) vorsichtig einsetzen.
Die EQ Ranger sind so eher das Arbeitspferd im Produktionsprozess, wo man einfach mal in einem Kanal ein anders klingendes, (in dem Fall virtuell) passives Filter einsetzen möchte. Die Regelfrequenzen sind dabei gut auf die drei Anwendungsfälle Bassbereich, Vocals und Full-Range abgestimmt und die Filter klingen sehr musikalisch - sind also bewußt nicht neutral. Im Gegensatz zu den anderen beiden Plug-Ins sind die Regler etwas filigran - aber eben halt auch so wie bei dem Hardware Vorbild.
Kosten
Der Transient Designer und der TwinTube in der Nativ-Version kosten 238 Euro wärend die drei EQ Ranger Plug-Ins als Packet 285 Euro kosten. Die Pro Tools TDM-Version des EQ Ranger Plug-Ins-Set liegt bei 459 Euro. Ein Upgrade von Nativ auf TDM schlägt mit 174 Euro zu buche.
Damit liegen die Preise deutlich unter den Hardware-Modulen der RackPack-Serie und lassen sich zudem auch mehrfach verwenden. Der deutlich höhere Preis der TDM-Variante lässt sich wohl ggf. mit einer kleineren Stückzahl begründen, dürfte den Pro Tools-Anwendern aber wohl Bauchschmerzen bereiten - auch wenn der Preis noch absolut im Rahmen für TDM-Plug-Ins liegt.
Fazit
Sowohl die Leistung und Qualität, als auch der Preis stimmt bei der Analog Code Plug-In-Serie von SPL. Besonders der Transient Designer und der TwinTube werden durch die Plug-Ins sicherlich bald schnell eine größere Verbreitung finden. Diese Plug-Ins sind absolut empfehlenswert und zudem auch preiswert. Bei den EQ Ranger Plug-Ins kommt es sicherlich schon sehr auf den Anwendungsfall und Geschmack an. Mix-Engineers, die viel mit verschiedenen Filtern in den Kanälen experimentieren, seinen diese, sehr ans Herz gelegt. Gute Simulationen von passiven Filtern und ihren speziellen Klangeigenschaften sind ja nicht so häufig anzutreffen.
Als nächstes dürfte dann wohl der Vitalizer als Plug-In von SPL zu erwarten sein - ein weiterer unvergleichbarer Prozessor.