Sony Vegas Pro 11
Update des Videoschnittsystems
Autor und Abbildungen: Peter Kaminski
Auf der IBC im September 2011 stellte Sony die neueste Version der Video-Editing-Software Vegas Pro vor. Die Version 11 bietet funktionell umfangreiche Neuerungen, auf die viele Anwender schon gewartet haben dürften. Die Vorgängerversion Sony Vegas Pro 10 haben wir schon in einem Test ausführlich besprochen und wir möchten uns daher auf die Neuerungen beschränken denn an dem Bedienkonzept hat Sony zum Glück nichts prinzipielles verändert.
Voraussetzungen
Als Systemvoraussetzungen gibt Sony nun Windows Vista oder Windows 7 mit 32 oder 64 Bit an. Als Voraussetztung für den neuen GPU-Support (Unterstützung durch den Prozessor der Grafikkarte) gibt Sony zwei Varianten vor, bei der die Karten über mindestens 512 MB Speicher verfügen muss, und zwar:
NVIDIA: eine CUDA-fähige GPU und den Treiber 270.xx oder neuer mit einer GPU der Reihe GeForce GTX 4xx oder höher oder mit Treiber 285.62 oder neuer mit einer GPU vom Typ der Reihe GeForce GT 2xx oder neuer.
AMD/ATI: eine OpenCL-fähige GPU und den Catalyst-Treiber 11.7 oder neuer mit einer GPU vom Typ Radeon HD 57xx oder größer. Mit einer FirePro GPU wird der zusammengefasste FirePro-Treiber 8.85 oder neuer benötigt.
Titel und Text
Der bisherige Titelgenerator war doch sehr rudimentär und so spendierte Sony diesem eine überfällige Runderneuerung.
So lassen sich nun viele Text-Parameter in dem Titelgenerator einstellen, wie Typo, Größe, Schrift- und Hintergrundfarbe, Laufweite und Zeilenabstand, Umriss und Schatten. Über den Reiter Animation lässt sich der Text auch animieren. Hierfür stehen über 20 verschiedene Animationstypen bereit wie Lauftext, einfliegen, aufblinken, springen etc. Möchte man mehrere Texte gleichzeitig mit unterschiedlichen Attributen einblenden so muss man den Titelgenerator auf verschiedene Spuren mehrfach zur Texteinblendung nutzen.
ProType Titler
Damit aber nicht genug. Der neue ProType Titler ist besonders für die Generierung von animierten Texten geeignet. Der Aufruf erfolgt über die Liste mit den Mediengeneratoren. Es stehen dort dann vier Voreinstellungen (leer, zentriert, mittlere Grundlinie, nahe Grundlinie) bereit.
Mehrere Texte lassen sich auch gleichzeitig animieren. Ist ein Textobjekt angewählt so muss der Anwender über ein Anklicken des Animations-Icons vor dem gewünschten Parameter die Automation aktivieren. Die Parameter teilen sich in die drei Reiter Transformation, Effekte und Layout auf. Die automatisierten Parameter werden unten in einer Timeline dargestellt und lassen sich dann editieren. Über ein Doppelklick auf eine Position wird ein editierbarer Punkt in der Timeline erzeugt, der dann mit der Maus verändert werden kann.
Mischkonsole
Die Regelung und Kontrolle der Audiopegel und Effekte über den Block vor den einzelnen Audiospuren ist nicht übermäßig komfortabel. Auch hier hat Sony nun Abhilfe geschaffen.
Die neue Mischkonsole lässt sich über ein Icon oben rechts in der Mastersektion einblenden. Damit ist es nun möglich Audiomischungen bis zu einem bestimmten Grad im Vegas Pro 11 ohne zusätzliche Audio-Software durchzuführen.
Videobearbeitung
Im Detail gibt es eine ganze Reihe von neuen Funktionen im Bereich der Videobearbeitung, von denen wir hier einige auszugsweise nennen möchten wie: neuer Übergang "Sternblende", Video-Plug-In "radiale Verpixelung", Keyframes für Parameter bei vielen Videp-Plug-Ins nun gegeben, Verbesserungen beim Plug-In "stabilisieren" usw.
Auch die 3-D-Funktionalität wurde bei der Version 11 deutlich verbessert. Das Plug-In Stereoskopische 3D-Anpassung enthält nun ein schwebendes Steuerungsfenster, mit dem man den Rahmen des Videoframes maskieren kann um so eine Überschreitung des Fensterrandes zu verhindern. Weitere Neuigkeiten sind: Steuerung für Stereoskopische 3D-Tiefe für die Übergänge Cookie Cutter, Überblendeffekt und Iris sowie die Unterstützung für NVIDIA 3D Vision auf einem Einzelmonitorsystem über den Windows-Grafikkartentreibers.
GPU-Unterstützung bei Videobearbeitung
Eine wesentliche Neuerung ist die GPU-Unterstützung in vielen Bereichen. Bei entsprechender Grafikkarte, Treiber und richtiger Installation lässt sich nun bei den Präferenzen eine GPU-Beschleunigung bei der Videobearbeitung (s. Abb. unten) aktivieren und deaktivieren.
Standartmäßig ist diese Unterstützung aktiviert, wenn eine entsprechende Grafikkarte von Vegas gefunden wurde.
Die GPU-unterstützten Video-Plug-Ins sind auch in einer extra Liste zusammengefasst (s. Abb. oben).
Codecs und Ausgabeformate
Die Codecs bei Vegas Pro 11 sind gegenüber der Vorgängerversion völlig neu geordnet. So lässt sich z. B. MPEG-4 nicht mehr mit dem Sony AVC Codec sondern man muss den MainConcept AVC hierfür verwenden. Beide der genannten Codecs werden ggf. übrigens auch GPU-unterstützt.
Hier (s.Abb. unten) am Beispiel des MainConcept Codecs die Einstellungen. Ganz unten gibt es die Auswahl des Encodier-Modus, d. h. automatisch (wenn GPU-Unterstützung möglich dann wird diese ausgewählt, diese Anwahl ist voreingestellt) oder Encoding mit CPU oder mit GPU.
Vorlagen lassen sich verändern und unter neuem Namen speichern. Durch Anwahl des Sterns in der Codec-Auswahl lassen sich Favoriten definieren (s. Abb. unten).
Nun lässt sich über die Funktion "nur Favoriten anzeigen" auch eine Übersicht über die wichtigsten Codecs die man nutzt realisieren.
Integriert ist nun eine Funktion mit denen man ein Video für YouTube rendern und danach auch gleich auf YouTube übertragen kann.
Praxis
Der Umstieg in die neue Version ist realtiv einfach und das Bedienkonzept weisst eine hohe Kontinuität auf. Einziges Problem ist, dass alte Projekte sich nicht mehr mit der neuen Version öffnen lassen. Eine Überführung in das neue Projektformat wäre hier wünschenswert gewesen. Anwender sollten die Vegas Pro 10 Version also nicht deinstallieren. Insgesamt hat die Software an Stabilität gewonnen. Ein Absturz gab es in dem Testzeitraum nicht einmal.
Den Test haben wir mit Vegas Pro 11.0 auf einem Steller-Online SO-APC3 unter Windows 7 durchgeführt. Gegenüber dem Standardrechner haben wir eine AMD Radion HD 6590 in dem Rechner eingesetzt.
Bei der GPU-Unterstützung gibt es manchmal Probleme beim Erkennen der Grafikkarte. Wechselt man z. B . auf eine andere Karte, die eine GPU-Unterstützung bietet, man aber vorher schon Sony Vegas Pro 11 mit einer anderen Karte betrieben hat, so kann es Probleme geben. Unter Umständen wird der Kartenwechsel nicht erkannt und die GPU-Unterstützung nicht aktiviert. Hier wäre eine manuelle Auslösung der Kartenerkennung, bzw. des Treibers innerhalb Vegas Pro 11 wünschenswert gewesen.
Hier hilft folgende Vorgehensweise: Treiber der Karte mit allen Optionen deinstallieren, Rechner neu starten, Sony Vegas Pro 11 aufrufen, Vegas Pro 11 dann wieder schließen, den aktuellen Kartentreiber installieren, Rechner neu starten und wenn der Rechner hochgefahren ist dann Sony Vegas Pro 11 starten. Nun sollte die neue Karte erkannt werden und auch die GPU-Unterstützung funktionieren. Ein solches Vorgehen ist z. B. beim Umrüsten innerhalb der AMD/ATI-Karten mit Catalyst-Treiber erforderlich.
Tipp: man kann empfehlen eine neue Grafikkarte vor dem ersten Starten der neuen Vegas-Version einzusetzen. Dann kann man sich die zuvor beschriebene Vorgehensweise ersparen.
Die GPU-Unterstützung bei der Videovorschau funktioniert bei uns einwandfrei und auch bei höchster Auflösung ruckelt nun nichts mehr. Auch die GPU-Unterstützung der Videobearbeitung macht einen guten Job. Mit der Version "Build 682" sind Probleme mit dem Main Concept Codec und GPU-Unterstützung behoben worden, die ab der Version nun auch einwandfrei funktioniert. Mit unserer AMD 6590 Videokarte hat ein Rendern eines acht Minuten Videos im Format 1920*1080, 25p, H.264 mit CPU 26:30 Minuten gedauert. Mit GPU-Unterstützung aber nur noch 5:30 Minuten - also mehr als fünffache Beschleunigung. Das kann sich sehen lassen.
Was die Audiofunktionalität angeht, so gibt es nur zwei negative Anmerkungen und zwar können Waves Plug-Ins auch Multiprozessoresystemen Abstürze erzeugen und beim Deinstallieren von anderen Sony-Applikationen kann es sein das Audio-Plug-Ins auch in Vegas Pro 11 nicht mehr bereitstehen. Beim letzteren hilft ein De- und Re-installieren von Vegas Pro 11 oder besser erst gar nicht andere Sony-Applikationen deinstallieren.
Fazit
Der Preis des Vegas Pro 11 liegt bei ca. 600 Euro und beinhaltet auch die Software DVD-Architect Pro 5.2, welche auch schon mit der Vegas Pro 10 Version mitgeliefert wurde. Ein Update von Sony Vegas Pro 10 auf Pro 11 ist mit ca. 140 Euro sehr preiswert. Das ist herauszustellen und damit kann man das Update ohne Bedenken empfehlen.
Viele der neuen Funktionen dürften die Anwender erfreuen. Da sind es manchmal auch die kleinen Dinge, wie z. B. die beiden neuen Text- und Titelgeneratoren, wodurch man in vielen Fällen nun auf ein externes Programm zur Titelgeneration verzichten kann oder der neuen Audiomischer, der auch in bei Projekten mit wenig Audiospuren eine externe Audiosoftware unnötig macht. Ein Kritikpunkt ist die nicht gegebene Rückwärtskompatibilität der Projekte.