sE Electronics BL8
Grenzflächenmikrofon mit Echtkondensator-Kapsel
Autor und Fotos: Armin Bauer
sE Electronics hat sich in letzter Zeit stark um Mikrofone für die perfekte Abnahme eines Schlagzeugs gekümmert. Mit dem V Kick ist hier schon ein dynamisches Mikrofon erhältlich, dass flexibel einsetzbar ist. Dem stellt der Hersteller nun mit dem BL8 ein Grenzflächenmikrofon mit Nierenkapsel zur Seite, das sich natürlich auch für andere Applikationen einsetzen lässt.
Konzept
Die Grenzfläche ist mit derselben Echtkondensator-Kapsel ausgestattet, die auch im Kleinmembran-Mikrofon sE8 ihre Verwendung findet. Die Richtcharakteristik ist eine Niere. Da bei einem Grenzflächenmikrofon die Unterseite nicht als Einsprechrichtung dienen kann, sprechen wir hier von einer Halbniere. Optional bietet sE zum Austausch auch die Kugelkapsel des sE8 an, die bisher nur im Stereopack erhältlich war. Nach Öffnen der Gehäuseoberseite lässt sich die Kapsel ganz einfach tauschen. Die Verstärkung erfolgt über eine Übertrager-lose Elektronik.
Durch drei Schiebeschalter ist das BL8 flexibel an den Einsatzzweck anzupassen. So kann ein Low-Cut bei 80 oder 160 Hz geschaltet werden. Mit der Vorpegeldämpfung lässt sich eine Pegelanpassungen von -10 und -20 dB durchführen. Der Character-Schalter bietet neben der Neutral-Einstellung mit „classic“ und „modern“ zwei Alternativklänge. Hier wird der gesamte Mittenbereich mit einer Badewannen-EQ Einstellung abgesenkt. Diese Klangoptionen sind vorwiegend dafür gedacht schnell und unproblematisch den Anwender bei der Verwendung in der Bassdrum zu unterstützen. Für andere Einsatzzwecke, sei es als Instrumentalmikrofon zur Aufzeichnung der Stimme oder als Raummikrofon, dürfte die Neutraleinstellung die richtige Wahl sein.
Ausführung und technische Daten
Das BL8 ist auf einem massiven schwarzen Druckguss-Gehäuse aufgebaut. Im hinteren Teil sitzt die XLR-Anschlussbuchse mit vergoldeten Kontakten.
Das Einsprechgitter auf der Oberseite ist aus gelochtem Stahlblech und macht ebenfalls einen stabilen Eindruck. Um das Eindringen von Staub zu unterbinden ist das Lochgitter mit einem roten Fleece hinterlegt.
Durch das Lösen einer Schraube auf der Oberseite ist das Gitter zu entfernen und die Elektronik ist nun frei zugänglich. Zum Tauschen der Kapsel muss eine weitere Schraube gelöst werden, die mit einem Winkelstück dieses Bauteil sichert.
Die Unterseite ist gummiert um eine gute Rutschfestigkeit zu erzielen. Hier finden sich, etwas versenkt angebracht, die drei Schalter zur Klang- und Pegelbeeinflussung. Zwei Gummistücke sind perforiert und lassen sich entfernen, falls das Mikrofon festverschraubt angebracht werden soll.
Eine weitere Befestigungsmöglichkeit ist das Kelly Shu Flatz Isolation System, mit dem das BL8 mit Gummibändern entkoppelt in eine Bassdrum gehängt werden kann. Die rechteckige Grundfläche des Mikrofons beträgt 139 x 95 mm und sE gibt 28,5 mm für die Höhe an. Das Gewicht liegt bei 538 Gramm. Im Lieferumfang befindet sich neben der Bedienungsanleitung noch eine Transporttasche.
Der Hersteller gibt den Übertragungsbereich mit 20 Hz bis 20 kHz an. Der verläuft ab 40 Hz nahezu linear, um dann zwischen 2,5 und 15 kHz eine leichte Erhöhung zu zeigen, die bei 8 kHz ihren Scheitelpunkt hat. Mit dem Charakter-Schalter lässt sich der gesamte Bereich zwischen von 80 Hz bis zu ca. 5 kHz absenken. Hier liegt der tiefste Punkt der Kurve zwischen 600 bis 700 Hz.
Der Grenzschalldruck ist mit 143 dB SPL angegeben (@ 0,5 % THD). Durch die schaltbare Vordämpfung wird er um 10, bzw. 20 dB erhöht. Das Ersatzgeräuschpegel liegt bei 14 dB(A), die Empfindlichkeit wir im Datenblatt mit 25 mV/Pa (-32 dBV) angegeben. Die Impedanz beträgt 60 Ohm. Der Hochpass greift mit einer Steilheit von 6 dB/Okt. zu.
Praxis
Prädestiniert ist die Grenzfläche für die Bassdrum. Durch das ordentliche Gewicht bleibt das Mikrofon sicher auf seinem Platz. Die Neutraleinstellung erfordert hier schon einiges an Klangbearbeitung. Ganz anders sieht es mit den beiden schaltbare „Voicings“ aus. Da bietet das BL8 schon von sich aus einen sehr druckvollen Klang mit ordentlichem Druck, der nur noch minimale Anpassungen im oberen und unteren Frequenzbereich braucht. Die Eigenresonanz des Kessels wird dabei erfolgreich ausgeblendet. Die Bezeichnungen „modern“ und „classic“ treffen die erzielte Klangcharakteristik dabei gut. Mit der für den Test eingesetzten Allen&Heath SQ6 Konsole konnte der Einsatz der Vorpegeldämpfung unterbleiben. Schön zu wissen, dass hier noch deutlich Luft nach oben ist.
Auch ein Cajon ist mit dem BL8 gut und adäquat akustisch zu verstärken. Und auch hier führen die beiden "Character" zu sehr guten Ergebnissen. Mein Favorit ist die „classic“ Einstellung, die schön die „Holzigkeit“ des Instruments zum Tragen bringt. Empfohlen wird das BL8 von sE Electronics auch für die Verwendung am Piano. Das konnte bei einer Live-Aufnahme von Chor mit Flügel überprüft werden. Das BL8 kam zur Unterstützung der Hauptmikrofonierung des Ensembles zum Einsatz.
Auch dabei konnte das BL8 seine Stärken voll ausspielen. Es ist gut zu platzieren, kann unabhängig von der Position des Deckels eingesetzt werden und liefert einen direkten, gut ausbalancierten Klang, der dynamisch alle Nuancen des Spiels sauber aufzeichnet. Da eine Grenzfläche Bauart-bedingt wenig Raumanteile aufnimmt, kommt ein zu einem sehr direkten Klang.
Im Studio wurde abschließend noch die Eignung als Sprachmikrofon und, exemplarisch für Instrumentalanwendungen, mit der Akustikgitarre überprüft. Einfach auf dem Tisch platziert nimmt das Mikrofon Sprache sehr gut auf. Dabei hilft der Hochpass tieffrequente Störungen auszublenden. Da der Filter mit der Steilheit von lediglich 6dB/Okt. eingreift, dürfen es hier schon die 160 Hz sein. Der direkte Klang, der Raumanteile gut ausblendet, bestätigt sich auch hier wieder. Durch sein gutes Rauschverhalten kommt das BL8 auch gut mit niedrigen Pegeln zurecht.
Auch mit der Akustikgitarre sind gute Ergebnisse zu erzielen. Wenn das Mikro mit etwas Abstand eingesetzt wird, reagiert der Klang deutlich unempfindlicher auf Bewegungen des Instruments als mit einer näheren Mikrofonierung, zum Beispiel mit einem Kleinmembran-Mikrofon. Beim Hochpassfilter bietet sich hier die 80-Hz-Einstellung an, die dem Instrument noch genügend Bauch erhält. Soll die Grenzfläche additional zu einem Hauptmikrofon als Athmo-Mikro eingesetzt werden, dürfen auch gerne die Klangoptionen ausprobiert werden. Als alleiniges Mikrofon bietet sich hier natürlich eher die Neutral-Einstellung an.
Fazit
Mit dem BL8 erweitert sE Electronics sein Portfolio um ein sehr flexibel einsetzbares Grenzflächenmikrofon. Mit seinen diversen Schaltfunktionen lässt es sich schnell und problemlos an das jeweilige Einsatzgebiet anpassen. Dabei ist das Mikrofon nicht auf die Abnahme in der Kickdrum reduziert, auch am Flügel, für Sprachanwendungen und als Instrumental- und Athmo-Mikrofon liefert es überzeugende Ergebnisse. Zusammengenommen mit der sehr guten und robusten Ausführung und einem derzeitigen Preis, der knapp unter der 300 Euro Marke bleibt, ist das BL8 auf jeden Fall eine Empfehlung wert.