sE Electronics DynaCaster-Serie
Dynamische Mikrofone für Podcasting und mehr
Autor und Fotos: Armin Bauer | Ergänzungen: Peter Kaminski
sE Electronics ist weiterhin sehr rührig und bringt mit dem DynaCaster ein weiteres Mikrofon in den Verkauf, was nicht nur für den Bereich Podcast/Broadcast einsetzbar ist. Es handelt sich bei dem Mikrofon mit dynamischen Wandler um eine komplette Neuentwicklung, die einige Besonderheiten bietet. Zunächst als reines Dynacaster angeboten, hat sich zum Ende des Jahres 2022 das Ganze zu einer Serie von mehreren Mikrofonen ausgebaut. Das bis dahin lediglich als "DynaCaster" benannte Mikrofon heißt nun DynaCaster DCM8. Hinzugekommen sind die DynaCaster DCM6 und DCM3. Dazu später nach der Vorstellung des DCM8 mehr.
Konzept
Das sE Electronics DynaCaster DCM8 ist als Broadcast-Mikrofon konzipiert, soll aber auch an Instrumenten und für Gesang eine gute Performance liefern. Um eine möglichst große Flexibilität zu gewährleisten, haben die Entwickler einige spezielle Leistungsmerkmale vorgesehen. Der wichtigste Punkt ist sicher der integrierte Dynamite-Preamp, der dem Mikrofon satte 30 dB mehr Gain spendiert. Aber auch klanglich zeigt sich das DynaCaster DCM8 variabel. Ein Schalter bietet wahlweise einen Cut oder einen Boost der tiefen Frequenzen, die Höhen können in zwei Stufen angehoben werden. Die drei Schalter für diese Funktionen sitzen versenkt auf der Rückseite, so dass ein unbeabsichtigtes Verstellen ausgeschlossen werden kann.
Auch an die problemlose Handhabung wurde gedacht. So ist der Mikrofonhalter in das Gehäuse integriert und erlaubt einen weiten Neigungswinkel. Hier sitzen auch der XLR-Anschluss mit vergoldeten Kontakten und das Stativgewinde. Das Reduziergewinde von 5/8“ auf 3/8“ liegt dem Mikrofon bei.
Um Popp-Geräusche wirkungsvoll zu unterdrücken hat sE dem Mikrofon einen dreilagigen akustischen Filter spendiert. Geschützt wird die Kapsel mit einem Alukorb, der innen ein Metallgitter und eine Schaumstofflage enthält. Ein weiterer Filterring in Einsprechrichtung beherbergt zwischen zwei feinmaschigen Gittern eine poröse Schaumstoffeinlage. Darauf folgt das eigentliche Einsprechgitter, dass nochmals eine Schaumstoffschicht bietet. Alle drei Teile lassen sich abschrauben und sind so einfach zu reinigen.
Wir hatten noch die Gelegenheit mit Thomas Stubics, Produktmanager bei sE Electronics, einige Infos zur Entwicklung des sE Electronics DynaCaster zu erfahren. So wurde von Anfang an sehr viel Wert auf den problemlosen Einsatz, auch in nicht optimaler Umgebung, gelegt. Als Richtcharakteristik wurde die breite Niere gewählt, um dem Benutzer mehr Bewegungsfreiheit zu geben. Der Klang wurde so gestaltet, dass er in den meisten Fällen sehr gute Ergebnisse liefert und über die Filterschalter lässt sich der Klang noch an die Bedürfnisse adaptieren. Popp- und Rumpelschutz sollten ohne externe Hilfsmittel gewährleistet sein und auch eine perfekte Positionierung wurde ins Lastenheft aufgenommen. Ein wichtiger Punkt war auch die einfache Reinigung der Filterelemente. Für Elektronik, Kapsel und Dynamite-Vorverstärker wurden speziell für das Mikrofon angepasste Schaltungen und Elemente entwickelt.
Technische Werte und Lieferumfang
Das DynaCaster DCM8 ist kein Leichtgewicht, 732 Gramm bringt es auf die Waage. Dabei bringt es das Mikrofon auf eine Länge von 142 mm bei 62 mm Durchmesser. Das DynaCaster DCM8 ist ein Mikrofon mit dynamischem Wandler, dass mit der speziell entwickelten DMC8-Kapsel arbeitet. Die Schwingspule wurde aus Aluminium gefertigt, für den Magneten wurde Neodym gewählt.
Die Richtcharakteristik ist eine breite Niere, der erzielbare Übertragungsbereich ist mit 20 Hz bis 19 kHz angegeben. Die Empfindlichkeit liegt bei 2,0 mV/Pa bei -54 dBV ohne den Dynamite-Vorverstärker und 60 mV/Pa bei -24 dBV mit Vorverstärkung. Auch für die Anschlussimpedanz liegen, je nach Stellung des Boost-Schalters, zwei Werte vor, 300 und 135 Ohm. Bei Zuschalten des „Boost“ ist für den Betrieb eine Phantomspeisung des Mikrofons erforderlich.
Die Beeinflussung der Tiefen scheint schon recht weit oben bei ungefähr 800 Hz zu beginnen. Bei der Höhenanhebung greift Stufe 1 später und flacher ein, Stufe 2 beginnt schon bei knapp über 1 kHz und liefert eine deutlicher Anhebung (s. Abb. oben).
Es wird ein Windschutz mitgeliefert, der in einer separaten Kartonage verpackt ist. Mit dabei ist der Gewindeadapter für die europäische 3/8-Zoll-Norm und eine mehrsprachige Bedienungsanleitung. sE Electronics bietet eine zweijährige Gewährleistung auf das Produkt, die durch eine Registrierung auf drei Jahre erweitert werden kann. Verzichten muss man beim DynaCaster DCM8 auf eine schöne Holzschatulle, wie sie die höherpreisigen sE-Mikrofone bieten.
Praxis
Los geht es mit Sprache und alle Schalter des DynaCaster auf neutral. Das ergibt ein druckvolles und ausgewogenes Klangbild, bei dem auch nahe Sprechabstände durch einen wenig ausgeprägten Nahbesprecheffekt kein Problem sind. Durch die breite Niere ist auch ein wenig Bewegung vor dem Mikrofon möglich, ohne dass sich Klang zu stark ändert. Sehr gut arbeitet der aufwendige Popp-Filter. Ein externer Windshield wird definitiv nicht benötigt. Auch Handhabungsgeräusche werden gut unterdrückt.
Die Einstellung des Bassbereichs arbeitet recht dezent und kann zur Feinjustierung hinzu gezogen werden. So lassen sich dünneren Stimmen noch etwas mehr Tiefe einhauchen, oder aber der Bassbereich wird etwas ausgedünnt, sollte der Nahbesprecheffekt doch zu stark auftreten.
Das Pendant für den Höhenbereich liefert in Stufe 1 eine sanfte Präsenzanhebung. Stufe 2 wird da schon aggressiver und passt eher zur Angleichung an eine nicht optimale Raumakustik. Manko des dynamischen Prinzips ist der niedrige Ausgangspegel, der den verwendeten Vorverstärker durchaus vor eine harte Aufgabe stellt. Hier liefert der interne Dynamite die Lösung, der gerade mal eben 30 dB Verstärkung mit oben drauf packt. Der Klang des DynaCaster bleibt grundlegend erhalten, durch die veränderte Impedanz wird der Sound aber etwas offener und höhenreicher. Wer einen Vorverstärker mit veränderbarer Impedanz zuhause hat, weiß, dass dynamische Mikrofone darauf oft mit Klangvariationen reagieren, das kommt so auch hier zum Tragen
Für leise Sprechpassagen ist die Pegelanhebung fast unerlässlich, für lautere Gesangsperformance wird hier eine schöne Wahlmöglichkeit geboten. Auch live konnten wir das Mikrofon im Testzeitraum zwei Mal einsetzen. Beim ersten Einsatz wurde das DynaCaster als Kickdrum-Mikrofon vor dem Resonanzfell einer 18“ Bassdrum eingesetzt. Da kein Loch im Resonanzfell war, musste die Trommel von außen abgenommen werden. Hier konnte sich das DynaCaster wirklich gut schlagen und wurde während des gesamten Konzertes eingesetzt. Zum zweiten Einsatz kam es auf den Tipp von Entwickler Thomas Stubics. Als passionierter Gitarrist hat er den Korb des DynaCasters so gestaltet, dass sich der Korb des V-Kick Mikrofons aufschrauben lässt. So erhält man ein recht kompaktes und flexibles Mikrofon zur Abnahme eines Gitarren-Amps.
Zum Testen wurde flugs ein Exemplar des V-Kick vom deutschen Vertrieb Mega Audio geschickt. Schon am nächsten Wochenende ergab sich die Möglichkeit den Fender Amp einer Bluesband mit dem DynaCaster/V-Kick Hybrid abzunehmen. Auch hier wurde mit dem Mikrofon ein sehr angenehmer Sound kreiert, der sich ohne großes Schrauben gut in die Band integrierte.
DynaCaster DCM3 und DCM8
Nun kurz noch zu den beide neueren Mikrofon DCM3 und DCM6. Es Diese haben eine andere Bauform, da sie zum Teil auf die drei Schaltfunktionen verzichten. Wandler und Technik sind prinzipiell bis auf die Schaltfunktionen identisch.
Das DCM6 bietet die zuschaltbare Gain-Funktion über eine Druckschalter unten aber keine schaltbaren Filter und beim DCM3 hat man auch auf diese verzichtet.
Fazit
sE Electronics liefert mit dem DynaCaster DCM8 zum Preis von ca. 270 Euro ein Mikrofon, das gut klingt, sich einfach bedienen lässt und ausgezeichnet verarbeitet und auch preiswert ist. Der integrierte Dynamite-Preamp und die Wahlschalter für die Klangabstimmung machen es sehr flexibel. So lässt sich das Mikrofon auch außerhalb seines primären Einsatzzwecks gut einsetzen. Das DCM6 liegt bei 175 Euro und das DCM3 bei lediglich 125 Euro. Wenn man also auf die Filter verzichten kann, lässt sich also nochmal ordentlich sparen.