RME Fireface UFX
Autor und Fotos: Peter Kaminski
Viele Anwender suchen nach einem Interface für den mobilen Einsatz, welches neben einem USB-Schnittstelle auch mehr als zwei Kondensatormikrofone versorgen kann und zudem hochwertige Wandler bereitstellt und das zu einem erschwinglichen Preis. Die Lösung des Problems verspricht das neue Fireface UFX von RME.
Hardware
Kommen wir zur Hardware. Es bietet professionelle XLR-Anschlüsse, symmetrische Klinken-Eingänge, BNC-Buchse für Word Clock und alles untergebracht in einem sehr solide 19"- Gehäuse.
Das Frontpanel bietet vier kombinierte XLR/Klinkeneingänge für Mikrofon- und Line-Pegel-Signale. Drei LED-Indikatoren, jeweils neben den Eingängen, geben unmittelbar Aufschluss über aktive Phantomspeisung, anliegendes Signal und aktivierten Klinkeneingang. Für schnelle Überprüfung, z. B. bei Fehlersuchen im Signalweg, können diese Anzeigen unter anderem sehr hilfreich sein, vor allem wenn man im Stand-Alone Modus arbeitet, also ohne Rechner.
Zwei Kopfhörereingänge, welche getrennt regel- und mischbar sind, erlauben direktes Monitoring und ein USB-Slot soll zukünftig aus dem Fireface UFX mittels angeschlossener Festplatte bzw. USB-Stick sogar einen HD-Recorder und Player machen. Gleich daneben befinden sich Indikatoren für Sync Input und MIDI I/O sowie der Parameterzugriff.
Über einen großen Dreh- und Drückregler lässt sich Kopfhörer- und Main-Ausgangspegel regeln. Vier kleine Taster gewähren daneben die Auswahl von Parameterbereichen, welche von einem kleinen aber hochauflösenden Farbdisplay angezeigt und zwei weiteren Dreh- und Drückreglern bearbeitet werden können. Im Normalzustand zeigt dieses Display die Hardware Ein- und Ausgangspegel an. Ein Netzschalter, der hinsichtlich eines möglichen Rack-Einbaus vorne deutlich besser angebracht wäre als hinten am Gerät, komplettiert das Frontpanel.
Das Backpanel bietet alle Verbindungen, welche nicht permanent zugänglich und überwachbar sein müssen. Acht weitere analoge I/Os liegen hier vor, wobei für den professionellen Einsatz die erste beiden Ausgänge (Main) in XLR ausgeführt sind und die Übrigen sechs als symmetrische 6,3-mm-Stereoklinken vorliegen. AES/EBU als XLR, Word Clock I/O als BNC und zweimal ADAT optisch liegen gleich neben einem Firewire 400 und einem USB-2.0-Anschluss. Daneben MIDI I/O, Remote (Mini-DIN) und Euro-Kaltgerätebuchse. Ein 12-Volt-Betrieb ist nicht vorgesehen.
Das Fireface UFX ermöglicht also neben 18 digitalen, zwölf analog I/Os, wobei vier davon Mikrofone sein können, also insgesamt 30 Audiokanälen, welche zukünftig auch aufgezeichnet werden können. Ein beachtliches Potential für eine Höheneinheit, welches vielerlei Einsatzmöglichkeiten nicht nur unterwegs erahnen lässt.
Software
Die Installation der Totalmix-Treiber, wie die Software heißt, war auf meinen Windows Systemen wirklich unkompliziert bei XP läuft es fast von allein und bei Windows 7 muss man auf ein paar Kleinigkeiten achten, welche aber im Manual gut beschrieben sind. Die Funktion der Treiber mit dem UFX ist mit meinen Rechnern einwandfrei, ich kann von keinerlei Vorkommnissen berichten. Sehr übersichtlich, gibt es eigentlich nur drei Ansichten der Software: Settings, Routing und Mix, welche im Übrigen gegebenenfalls auch mehrere angeschlossenen UFX-Interfaces steuern können.
Die erstere Ansicht erlaubt das bestimmen grundlegender Parameter wie zum Beispiel Latenz und Clock Mode. Auch kann hier bestimmt werden ob Informationen wie Track oder DAT ID's (TMS) übernommen werden sollen und der Input Status der digitalen Eingänge ist kontrolierbar
.
Das Routing gibt weiter wirklich tiefreichende und umfängliche Möglichkeiten die I/O-Signale frei nach Belieben und Anwendung zu verschalten, zu kalibrieren und natürlich auch in Presets ab zu speichern. Außerdem kann man Gruppen zum Bearbeiten, Muten und für Soloschaltungen bilden und es gibt eine UNDO/REDO Funktion die alles einbezieht. Dies ist nicht nur sehr hilfreich bei so komplexen Möglichkeiten sonder auch selten und gilt im Übrigen auch für die Mixer-Oberfläche.
Unten einmal ein Detailausschnitt des oberen Bereichs des Mixers. Ein parametrischer Dreiband-EQ lässt genügend Einfluss zu um z. B. auch mal eine kleine Live Veranstaltung in den Griff zu bekommen. Die Kompressor/Expander Unit rundet das Signal Pre-Prozessing mit angemessenen Eingiffsmöglichkeiten und Bedienungskomfort ab.
So man in den beiden vorhergehenden Ansichten die Weichen gestellt hat kann man hier nun zur Tat schreite. Die Kanalzüge sehen vertraut aus und lassen sich minimieren beziehungsweise zusätzlich Funktionen wie Effekte, Sends, Phantomspeisung und Mic Gain ausklappen. Die Reiter zum öffnen dieser Zusatzfunktionen geben im minimierten Zustand hilfreicher Weise über den Status der Effekte Auskunft.
Diese verbrauchen DSP-Leistung im Fireface wo das Prozessing gesichert wird. Man ist also unabhängig nicht nur von Vermögen und Launen einer Rechner CPU sondern auch ihrer Existenz zum Bespiel unterwegs. Auch kann man in den Settings entscheiden, ob Effekte mit aufgezeichnet werden oder Post-Record arbeiten sollen. Funktion und Übersicht sind also in ein gesundes Verhältnis zum effektiven Arbeiten zu bringen und der Signalflow ist einsichtig.
Praxis
Zuerst einmal wird man nach erfolgreicher Installation der Software und Verbindung des UFX gefragt welche Einstellungen genutzt werden sollen, die aktuell im Gerät oder die in der Software vorliegenden. Eine hilfreich und natürlich unumgängliche Frage deren Beantwortung man ein respektvolles Maß an Aufmerksamkeit zukommen lassen sollte, da man sich unter Umständen mühsam erarbeitet Einstellungen von unterwegs beraubt. Ist das geklärt, ist man betriebsbereit. Die erwähnten Möglichkeiten und Anschlüsse lassen zum Beispiel die Verwendung als Mobile I/O Unit, Monitormischer oder Signalrouter sowie Audiointerface für kleinere Projektstudios oder Edit-Suiten zu. Ich benötigte u. a. sehr hochwertige Mikrofonaufnahmen auf meinem Laptop mit einer sehr exotischen Software. Auch hier keinerlei Probleme, und mit maximal 65-dB-Verstärkung hatte ich genug Pegel für sehr leise Signale. Die Mikrofonverstärker und A/D-Wandler lieferten tadellose Ergebnisse.
Das umgehen mit den Drehgebern am Frontpanel empfinde ich durchaus intuitiv jedoch musst man dafür schon Hausaufgaben gemacht haben, gemeint ist das Routing. Die Mikrofonkanäle liegen auf Eingang 9 bis 12, was in der von mir verwendeten Software nicht passte. Ich musst also ins Routing gehen und dies anpassen. Um flexibel zu sein und zu jeder Zeit die Möglichkeiten des UFX voll zu nutzen sollte man sich schon einmal die Zeit und das Handbuch nehmen und auf Entdeckungsreise gehen. Es lohnt sich denn hat man das erledigt, ist man wirklich für vielerlei Einsätze mal eben gewappnet.
Für eine Studiosession fehlten mir zum Beispiel noch ein paar I/Os. Also hab ich das UFX einfach neben mein Wandler-Rack gestellt, in dem eine Unit das gleich kostet wie das ganze UFX, Word Clock angebunden und los ging's. Ich benutzte sowohl Mikrofon wie auch Line Eingänge und erhielt beste Aufnahmen die den meiner Studiowandler erst mal in nicht nachstanden. Während der Produktion musste ich ein ums andere Mal Pegelnachstellen, was schnell und effektiv zu bewerkstelligen war.
Das Display ist für das Überwachen von Ein- und Ausgangspegeln extrem hilfreich, für genaueres Abschätzen jedoch etwas zu klein, dafür ist es aber auch sicher nicht geschaffen.
Fazit
Also dieses, ganz nebenbei, recht kühle und lüfterfreie Gerät erscheint als potentes multifunktionales Werkzeug für den bewegten Tonmenschen. Ob nun am PC oder MAC unterwegs oder gar ohne mobiles Rechenzentrum im Stand-Alone-Betrieb ermöglicht es Aufnahme und Verwaltung gängiger digitaler und analoger Tonformate. Doch damit nicht genug, es ermöglicht auch das Pre-Prozessing von Signalen in Klang, Dynamik und Räumlichkeit sowie das unmittelbare Mischen und Monitoren der Ergebnisse.
Für kleinere Veranstaltungen ist man also unter Umständen mit einem Fireface UFX voll ausgestattet. Gleiches gilt zum Beispiel für den Betrieb einer Edit Suite oder eines Projektstudios. Man kann bequem mit einem Kunden oder Regisseur, jeder mit seinem eigenen Kopfhörermix, an einer DAW sitzen und Arbeiten. Oder man kann es auch einfach nur als Erweiterung von erschöpften Wandler Kapazitäten sowie gegebenenfalls zur Simplen und schnellen Aufwerten des Office Rechners verwenden.
Ich war wirklich überrascht ob der vielen Einsatzmöglichkeiten und das, auf wirklich hohem klanglichen Niveau, gerade für unterwegs. Der Preis von ca. 1.950 Euro ist auf jeden Fall angemessen und man bekommt Einiges für sein Geld.