Lexicon PCM Native Reverb Bundle
Autor: Peter Kaminski
Lexicon Reverbs
Lexicon Hallgeräte sind Klassiker des Sound Processing. Schon 1978 wurde das Lexicon 224 vorgestellt. Neben dem EMT 250 war es das erste digitale Hallgerät. Die dynamische Interaktion zwischen Quellsignal, bzw. Anregung und Hall, entwickelt von David Griesinger, folgte dann als zuschaltbare Option, die heute fester Bestandteil der Lexicon-PCM-Algorithmen ist. Auch Modulationen einzelner Reflektionskomponenten wurden realisiert - eine Simulation aufsteigende- und abfallende Luftbewegungen, die die Schallgeschwindigkeit verändern und so für diese Modulation verantwortlich sind. 1986 kam dann das PCM 70 auf den Markt, in Mono ausgeführt und für den Einsatz im Live-Bereich gedacht. Legendär natürlich auch die großen Studiogeräte Lexicon 480 und der Nachfolger 960. Die neusten Hardware-Geräte sind die Lexicon PCM 92, PCM 96 und das aktuelle Topgerät PCM 96 Surround. Doch nun schlägt Lexicon mit dem PCM Native Reverb Bundle einen neuen Weg ein, nämlich ein Reverb-Produkt als Plug-In.
Voraussetzungen
Das Bundle ist sowohl für die Windows- (XP, Vista, 7) als auch für die Apple Macintosh-Plattform (OS.X 10.4 und größer für PowerPC- und Intel-Processoren) verfügbar und zwar als VST, Audio Unit und RTAS. Als Lizenzschutz ist ein iLok-Key erforderlich.
Algorithmen
Die Algorithmen, die in dem PCM Native Reverb Bundle zum Einsatz kommen, basieren auf den des PCM 96. Jeder Algorithmus ist als eigenes Plug-In ausgeführt. Folgende sieben Stereo-Algorithmen sind enthalten:
Der Algorithmus Chamber simuliert einen klassischen Hallraum, bei dem ein Signal zur Anregung über Lautsprecher in den Raum gegeben wird und die Antwort vom Raum mit einem Mikrofon aufgenommen wird.
Der Algorithmus Hall simuliert einen Saal mit geringem Anteil von ersten Reflektionen, wie er in der Größe für ein klassisches Orchester genutzt wird.
Der Concert Hall Algorithmus hat vieles mit dem Hall-Algorithmus gemeinsam. Er gehört aber zu den älteren Lexicon-Reverb-Algorithmen und wurde in den siebziger und achtziger Jahre sehr gerne eingesetzt und vermittelt so auch etwas des Sound dieser Zeit.
Der Random Hall baut sich relativ langsam auf und bietet ein sehr komplexes und auch gefärbtes Reflektionsmuster mit sehr unterschiedlichen Charaktären.
Der Algorithmus Room wurde mit dem PCM 96 bei Lexicon eingeführt und simuliert einen kleineren Raum, wie man ihn für die Post-Production aber auch für Musikinstrumente einsetzen kann, z. B. Percussion, Drums oder Gitarre.
Plate bietet die typische Simulation eines Plattenhall, hier eher die klanglich moderne Variante.
Mit dem Vintage Plate wird noch eine Alternative zum Plate angeboten, die sowohl etwas vom PCM 96 geerbt hat, als auch von den klassischen Plate-Algorithmen der früheren Lexicon-Hallgeräteserien, wie dem 480er.
Bedienung
Die Bedienung teilt sich in zwei Bereich auf und zwar den oberen mit den grafischen Ausgaben sowie darunter neun Schieberegler für die Veränderung der Parameter, die in sechs Gruppen aufgeteilt sind, die sich über die Buttons unter den Reglern anwählen lassen. Neben der oberen Sektion befindet sich ein Button mit dem eine englischsprachige Hilfe aufgerufen werden kann.
Die neun Schieberegler werden im Editmodus beschriftet dargestellt. In den Algorithmus sind die Parameter ggf. unterschiedlich aber immer sinnvoll geordnet. Veränderungen können natürlich auch gespeichert werden und über den Compare-Schalter lässt sich leicht der Unterschied zur Grundeinstellung überprüfen. Im oberen Bereich lassen sich auch die Presets anwählen. Hier kann man zunächst eine Kategorie und dann daneben ein Preset dieser Kategorie anwählen.
Das Display in der Mitte kann in der Anzeigefunktion umgeschaltet werden. Wenn die Echtzeitdarstellung im Display in der Mitte des Plug-Ins ausgeschaltet ist, wird dort der Name des Algorithmus ausgegeben. Ansonsten wird dort die Grafik durch Klick mit der Maus sequenziell zwischen Impuls Response, Terz-Analyser oder als Amplitudenplot aufgeteilt in fünf Frequenzbändern, umgeschaltet.
Im oberen Bereich ist wird auch die Filterkurve für die Early (blau) und Late Reflections (rot) ausgegeben und die Filterparameter lassen sich hier auch einstellen. Es sind hier verschiedene Filtertypen anwählbar und zwar: Hoch-/Tiefpaß erster Ordnung (6 dB/Okt. Steilheit), Hoch-/Tiefpaß zweiter Ordnung (2 dB/Okt. Steilheit), Bandpass und Notch-Filter.
Praxis
Der erste wichtige Punkt ist nach dem Installieren zu beachten. Die Plug-In DLLs werden unter Windows-Betriebssysteme in einen Ordner Lexicon-Ordner und nicht in den Default-VST-Ordner gespeichert. In den Applikationen ist der Pfad also entsprechend nachzutragen, damit die Plug-Ins erkannt werden.
Die Bedienung über die Oberfläche stellt überhaupt kein Problem dar. Alles aufgeräumt und logisch. Die Anzahl der Parameter ist überschaubar, ohne dabei ist die Freiheit durch individuelle Einstellungen einzuschränken. Dank der sehr vielen vorgefertigten und zudem auch gut abgestimmten Presets, lässt sich sehr schnell eine passende Grundeinstellung finden. Bei fast 1.000 Werkspreset die mitgeliefert werden ist die Auswahl da mehr als ausreichend. Eine Einarbeitungszeit ist nicht erforderlich und der Blick ins Handbuch bleibt dem erfahrenen Anwender erspart.
Der Sound ist dem PCM96 sehr ähnlich und der Sound ist aber durchaus etwas unterschiedlich zu dem der alten Lexicon Reverbs 960 oder gar dem Lexicon 480. Die Sounds klingen etwas dichter und vor allem auch etwas "moderner" aber der Ursprung der Lexicon-Hall-Algorithmen ist trotzdem unverkennbar. Die Early Reflection werden bei der PCM-Serie über einzelne Delays realisiert. Im Wesentlichen wird der Charakter des Reverb-Sounds bei den Plug-Ins im wesentlichen von der Hallfahne selbst bestimmt.
Natürlich sind die Plug-Ins des Lexicon Bundles anspruchsvoll was die Resourcen angeht aber auch nicht so anspruchsvoll wie wir befürchteten. Wir haben das Bundle unter Nuendo auf einem aktuellem Rechner unter Vista und auch auf einem älteren Modell unter XP getestet. Das Ergebnis war, was die nötigen Resourcen angeht, so, dass man auch mehrere der Bundle Plug-Ins in Verbindung mit weiteren VST-Plug-Ins nutzen konnte, ohne dass der Rechner gleich die weisse Fahne schwenkt und ins stottern gerät. Aber auf älteren Rechner kommt man da doch schnell an die praktischen Grenzen. Bei aktuellen PCs und Macs muss man sich da keine großen Gedanken machen.
Fazit
Der Preis des Bundels liegt bei 1.400 Euro. Für ein Plug-In sicherlich schon im oberen Bereich aber man muss nicht lange überlegen ob einem das Wert ist. Das Lexicon PCM Native Reverb Bundle ist eines der besten am Markt verfügbaren Hall-Plug-Ins. Es ist Lexicon gelungen, den Sound der PCM-Serie sehr identisch in das Plug-In-Bundle zu überführen und damit ein zeitgemäßen und hochqualitatives Reverb-Werkzeug bereitzustellen. Viele dürften darauf lange gewartet haben.