Millennia NSEQ-HF

Autor: Matthias Fuchs | Fotos: Peter Kaminski, Matthias Fuchs (1)

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Die Produkte von Millennia Media genießen den Ruf, zum Besten zu zählen, was der aktuelle Audioequipment-Markt zu bieten hat. Die Preamps, EQs und Kompressoren des nordkalifornischen Boutique-Herstellers gehören erklärtermaßen zu den Lieblingsspielzeugen zahlreicher Mix- und Mastering-Promis rund um den Globus.

Besonders hoch im Kurs steht der vierbandige Stereo-EQ NSEQ-4. Vor allem dessen Höhenband entlockt auch abgebrühtesten Studioprofis wahre Lobeshymnen. So bescheinigt man dem schwarzen Rack-Boliden laut Hersteller gerne „ein wirklich musikalisch klingendes 21 kHz-Topend“, welches mit anderen Mitteln einfach nicht erreichbar zu sein scheint. Die Kehrseite: Ein NSEQ-4 erleichtert das Konto um fast 6.000 Euro.

Die Rettung für alle Tonschaffenden ohne Mega-Budget findet sich seit einiger Zeit in Form eines eher unauffälligen API-500-Moduls mit der Bezeichnung NSEQ-HF. Dabei handelt es sich um nicht mehr und nicht weniger als das „ausgekoppelte“ Höhenband des sagenhaften NSEQ-4, erhältlich für einen – gerade noch – dreistelligen Eurobetrag.

Konzept und Technik

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Wesentlicher Bestandteil des NSEQ-HF ist Millennias hauseigener „FSA-03 Discrete Series Pure Class-A J-FET Amplifier“ – ein vergossenes Kunststoff-Modul mit den Abmessungen einer Streichholzschachtel. Die verwendete Class-A/J-FET-Kombination verbindet die konkurrenzlos hohe Linearität des Class-A Verstärkerkonzepts mit dem geringen Rauschen eines J-FET-Transistors. Wie die Bezeichnung andeutet, kommen im NSEQ-HF keine ICs zum Einsatz. Der gesamte Signalweg ist vollständig diskret aufgebaut und nutzt sorgfältig selektierte Bauteile. Bei den verwendeten J-FETs soll es sich um Toshiba 2SJ74 sowie 2SK170 handeln – beide genießen in der Audiobranche einen sehr guten Ruf.

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Verzichtet hat man auch auf gängige Schönfärber, sprich Übertrager. Der betriebene Aufwand zahlt sich zunächst in Form von Höchstleistungs-Spezifikationen aus: Laut Herstellerangaben beträgt das Rauschen sensationelle -106 dBu und der Klirrfaktor maximal 0,009% THD+Noise. Der Frequenzgang liegt zwischen unhörbaren 2 Hz und 300 kHz (!). Hier hat man zweifellos die Grenzen des technisch Machbaren ausgelotet. Der Leistungsbedarf des Moduls wird mit höchstens 210 mA angegeben. Er liegt also vergleichsweise niedrig und belastet das Netzteil des Träger-Racks entsprechend wenig.

Äußerlichkeiten

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Als Verpackung dient dem Millennia EQ-Modul ein sorgfältig gearbeitetes Edelstahlgehäuse mit massiver Frontblende. Bei ihren 500er-Modulen hat Millennia den Look gewechselt und sich für eine goldfarbene und gebürstete Oberfläche entschieden. Zusammen mit der gravierten Beschriftung wirkt das edel und etwas „retro“. Ein erstes Handanlegen vermittelt eine sehr hochwertige Haptik. Der Drehschalter und auch das gerasterte Poti laufen angenehm leicht, aber doch definiert. Die LED-beleuchteten Schalter haben eine angenehme Größe und arbeiten so präzise, wie man es von einem Gerät dieser Leistungs- und Preisklasse erwartet.

Funktionen

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Der EQ In-Button schaltet den NSEQ-HF in den Signalweg. Der Bypass arbeitet „true hardwired“ mittels Relais. Der Drehschalter (vom Hightech-Hersteller Grayhill) wählt eine von sechs Frequenzen zwischen 4,8 kHz und 21 kHz. Der darunter befindliche Taster bestimmt die Arbeitsweise des EQs: Zur Auswahl stehen Glockenform mit einer festen Flankensteilheit von 1,0 oder eine 6 dB/Oktave Kuhschwanz-Charakteristik. Somit besitzt das Filter eine recht breite Charakteristik. Da es sich hier jedoch nicht um einen präzisen „Reparatur-EQ“ handelt, ist das kein Nachteil. Für unsymmetrische Signalbeschickung lässt sich ein Boost von 6 dB zuschalten – ein eher ungewöhnliches Feature für ein Gerät dieser Art.

Der letzte Taster halbiert den Hub bzw. die Absenkung des EQs von jeweils 18 dB auf 9 dB. Diese Funktion ist sehr praktisch, denn sie liefert eine entsprechend engere Schrittweite des gerasterten Pegelreglers. Richtig – eine kontinuierliche Regelung ist nicht vorgesehen. In Kombination mit dem Gain-Schalter ist jedoch, zumindest für Recording- und Mix-Anwendungen, eine ausreichend feine Abstufung gewährleistet.

Praxis

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Die Wirkung des Millennia NSEQ-HF auf jedwedes Programmsignal ist frappierend. Schon leichtes Boosten holt Stimmen und Instrumente deutlich nach vorne und verstärkt höchst angenehm deren Präsenz und Detaillierung. Dabei entsteht eine sehr schöne Luftigkeit, von der nicht nur Vocals profitieren. Auch akustischen Gitarren und Pianos steht ein Schuss NSEQ-HF hervorragend. Der leichte Boost einer Stahlsaitengitarre bei 8 kHz ließ im Test regelrecht die Sonne aufgehen, ein Yamaha Grand-Piano erfuhr eine hörbare Verbesserung seiner Plastizität. Der Millennia packt vergleichsweise kraftvoll zu – weniger ist hier im Zweifelsfall mehr.

Dosiert man großzügig, macht sich eine gewisse Härte im Sound bemerkbar. Dieser leicht „technische“ Charakter ist jedoch kein Nachteil. Besonders bei Pop-Produktionen kann er sogar sehr willkommen sein. Ein seidenweicher Schönfärber ist der NSEQ-HF definitiv nicht. Interessanterweise erzeugen Anhebungen immer einen leichten „Bauch“ in deutlich tieferen Frequenzbereichen. Diese (minimale) Färbung wurde jedoch grundsätzlich als sehr angenehm empfunden und unterstrich den Charakter des EQs. Absenkungen liefern ebenfalls hervorragende Ergebnisse: Auch wenn das Gerät per se nicht als Korrektur-EQ gedacht ist, fällt es leicht, damit etwa leichte Reibungen in Vokalaufnahmen zu beseitigen.

Fazit

Ein einziges Filterband für fast eintausend Euro? Ein Kandidat für Spontankäufe ist der Millennia NSEQ-HF sicher nicht. Bei der Arbeit mit dem Gerät merkt man jedoch sehr bald, dass sich die Investition lohnt: Mit nur wenigen Handgriffen lässt sich eine Wirkung erzielen, die mit anderen Mitteln nur schwer oder gar nicht erreichbar ist. Dabei beschränkt sich der Einsatzbereich dieses EQs längst nicht auf das Finetune von Vokalaufnahmen. Vor allem im Pop-Bereich kann der NSEQ-HF seine Stärken ausleben – wo immer ein Höchstmaß an Präsenz gefragt ist, wird man den Millennia NSEQ-HF in den Signalweg patchen wollen.

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