Mackie Thump 212 und 215
Mackie modernisiert die Thump Serie
Autor und Fotos: Christian Boche
Kostengünstige Aktivboxen sind in der Veranstaltungsbranche so weit verbreitet wie das obligatorische Gaffa-Tape. Vom Proberaum über Band- und DJ-Beschallung bis hin zum Handverleih für kleine und mittlere Rental-Betriebe: Multifunktionale Aktivboxen decken viele Standardaufgaben in der Tontechnik ab. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Mackie ihre originale Thump Serie von 2017 nach fünf Jahren ein Upgrade verpasst. Der Papierform nach sieht die aktuelle Thump-Serie nach einem guten Angebot aus. Neue Treiber, mehr Endstufenleistung und zusätzliche Funktionen wie ein Ducker und ein automatischer Feedback Unterdrücker. Besonders interessant ist dabei, dass die aufgerufenen Preise ähnlich moderat sind, wie bei der ersten Mackie Thump-Auflage.
Lieferumfang
Ein Blick in die Kartons zeigt, dass sich in Punkto Lieferumfang nichts getan hat, denn dieser umfasst das übliche. Neben der Box notiere ich eine Betriebsanleitung, eine Konformitätserklärung und ein Kaltgerätekabel zur Stromversorgung. Auf dem Karton befindet sich ein Hinweis über weiteres, optionales Zubehör wie Schutzhüllen und Tragetaschen. Die Kartons sind robust und innen mit Hartschaum Einlagen ausgestattet, welche die Boxen beim Transport schützen. Wie bei Mackie üblich sind auf den Kartons die Hauptmerkmale der Boxen für eine erste Orientierung abgedruckt.
Modelle
The neue Mackie Thump Serie umfasst zwei unterschiedlich große Modelle. Der Größenunterschied der Aktivlautsprecher wird auch anhand der Kartons offensichtlich. Die beiden verfügbaren Thump-Topteile unterscheiden sich nur durch ihr Gehäuse-Volumen und der Größe der verbauten Tiefmitteltöner. Die Mackie Thump 212 ist demnach mit einem 12“-Tiefmitteltöner bestückt, während man der Thump 215 einen 15“-Treiber spendiert hat. Schauen wir uns die Boxen genauer an. Die Kandidaten lassen sich dank einer Griffschale auf der Gehäuseoberseite bequem aus den Karton bergen. Um während des Transports gegen Feuchtigkeit geschützt zu sein, sind die Boxen in Folie eingeschweißt und reisen zudem mit einem großen Silikat Päckchen.
Design
Die Mackie Thunp 212 und 215 sind in Punkto Design und Ausstattung identisch. Die Kunststoff Gehäuse wirken robust und sind sauber gefertigt. Die Gehäuse verfügen über drei Griffe (links, rechts, oben) und lassen sich bequem tragen. Störend wirken allerdings die Kunststoffkufen, die an den Seitenteilen prominent herausstehenden. Einfache Gummifüße hätte ich in diesem Punkt bevorzugt. Die Thump-Gehäuse sind mit einem Hochständer-Flansch und einer 40-Grad-Monitorschräge ausgestattet. Damit sind die Boxen multifunktional einsetzbar. Auf Montagepunkte für eine Festinstallation muss der Anwender allerdings verzichten, was in dieser Preisklasse allerdings auch nicht zur Standardausstattung zählt. Das vollflächige Lautsprechergitter nebst hinter liegendem Akustikflies verleiht den Boxen einen seriösen Look.
Ein Detail am Rande: Das bekannte Mackie „Running Man“ Logo lässt sich bei Bedarf um 90 Grad drehen, je nachdem ob die Box aufrecht oder waagerecht positioniert wird.
Aktivmodul
Das Aktivmodul ist versenkt angebracht und wird über Kaltgerätebuche nebst Netzschalter mit Strom versorgt. Das Modul verfügt über zwei Eingangskanäle und ein Master Out nebst (alle mit Gain bzw. Volume Potis) XLR-Link-Out-Buchse. Das bedeutet, der Anwender erhält einen rudimentären 2:1 Mixer, der sich bei Kleinstbeschallungen ohne zusätzliches Mischpult nutzen lässt. Die Eingänge 1 und 2 sind mit Combo-Buchsen (XLR + Klinke) bedacht, wobei Eingang 1 dank dedizierter Mic/Line-Umschaltung auch den Anschluss eines dynamischen Mikrofons erlaubt. Eingang 2 bietet dafür eine zusätzliche Stereo-Miniklinkenbuchse für das unkomplizierte Andocken eines Zuspielers (z. B. Tablet, Smartphone). Das Mischungsverhältnis beider Kanäle wird über das Main-Volume-Poti zum einen an die interne Class-D Endstufe geschickt, sowie über die XLR-Link-Out-Buchse ausgespielt. So viel zu der Preisklassen üblichen Ausstattung des Aktivmoduls.
Doch Mackie wäre nicht Mackie, wenn die Entwickler nicht noch die eine oder andere Zusatzfunktion verbaut hätten. Zum einen spendierte man dem Aktivmodul eine schaltbare Ducker-Funktion. Diese reduziert automatisch den Pegel auf Eingang 2, wenn Eingang 1 Signal empfängt. Eingesetzt wird diese Funktion bevorzugt bei Moderation oder Präsentation. Eingang 2 verwaltet die Hintergrund Musik und begrenzt diese automatisch, falls jemand über ein Mikrofon in Eingang 1 spricht. Man kennt diese Funktion auch aus dem Radio, wenn der Sprecher über die Musik spricht.
Kampf dem Feedback
Eine weitere Zusatzfunktion verbirgt sich hinter dem Taster mit der Aufschrift „FB Eliminator“, Dabei handelt es sich um einen automatischen Feedback-Unterdrücker, der selbstständig Koppelfrequenzen aufspüren und mit mittel schmalbandigen EQ-Filtern eliminieren soll. Ich bin gespannt, ob es sich bei dieser Funktion wirklich um ein sinnvolles Feature handelt oder ob es eher in die Gimmick-Ecke gehört. Dazu mehr im Praxisteil.
Innere Werte
Vor dem Praxistest gönne ich mir noch einen Blick in das Innere der Box. Das vollflächige Lautsprechergitter ist schnell entfernt sowie der Tiefmitteltöner, der sich als einfacher Ferrit-Treiber mit Presskorb entpuppt. Kunststoffgehäuse brauchen stets eine gute Versteifung, um Gehäuseresonanzen zu minimieren. Daher sind in den Thump-Gehäusen gleich zwei massive Mittelstreben verbaut.
Das ist gut. Weniger gut ist die Abwesenheit jegliches Dämmmaterials, das ebenfalls etwaige Gehäuse Resonanzen dämpfen kann. Das Aktivmodul sitzt nicht in einem separaten Gehäuse. Nachdem ich eine Handvoll Schrauben entfernt habe, lässt sich das Modul entfernen. Funktionen wie der Ducker oder der Feedback-Unterdrücker sind auf einer eigenen Platine beheimatet. Die verbaute Class-D-Endstufe mit 1.400 Watt Peak-Leistung und das Weitbereichs-Schaltnetzteil sind unter einer Abdeckung angesiedelt. Die Bauteile und Komponenten sind sorgfältig verarbeitet und mit Heißkleber und Kabelbindern gegen Vibrationen und Transport-Einflüsse geschützt.
Praxis
Für den Test der Mackie Thump-Boxen kommt folgende Mischung an Testsignalen zum Einsatz: Ein Zuspieler-Medley, unkomprimierte Signale eines virtuellen Soundchecks und meine eigene Stimme über ein Shure SM58 Mikrofon. Zunächst lässt sich feststellen, dass die Mackie Lautsprecher ein angenehm niedriges Grundrauschen an den Tag legen. Daher empfehlen sie sich auch für sensible Sprachbeschallungen, wie eine Lesung oder Theater- und Kleinkunst Aufführungen.
Ebenfalls auffällig ist die gute Bass Abbildungen der Boxen, vor allem die Mackie Thump 215 empfiehlt sich hier für die spontane Gartenparty oder einen Mini-DJ-Gig, wo ein zusätzlicher Subwoofer nicht zur Verfügung steht. Die Mackie Thump 215 klingt etwas voller, voluminöser als die schlanke Thump 212. Dafür bietet die Thump 212 neutralere Mitten, was besonders bei Live-Musik Signalen von Vorteil ist. Meine Stimme über das SM58 klingt demnach auch etwas nachdrücklicher über die Thump 212. Mit den unkomprimierten Signalen des Virtual Soundchecks lässt sich gut die maximale Lautstärke und das Limiter Verhalten testen. Die maximal nutzbare Lautstärke entspricht dem, was man in dieser Preisklasse erwarten darf.
Zwei Mackie Thump Tops dürften bei DJ-Gigs mit entsprechender Subwoofer Unterstützung Indoor zwischen 200 bis 250 Zuhörer beschallen. Bei einer dynamischen Live-Band würde ich den Mackie Thumps je nach Musikstil bis zu 150 bis 200 Zuhörer zutrauen. Der Pegel reicht definitiv, um sich als Sänger oder Keyboarder auch gegen eine lautere Backline durchzusetzen. Was die verbauten Schutzfunktionen und Limiter betrifft, stelle ich fest, dass diese erst recht spät ins Geschehen eingreifen, dann aber mit Nachdruck. Zu hohe Signalpegel werden rigoros ausgebremst, was der Betriebssicherheit zugutekommt.
Wie schlagen sich die Zusatzfunktionen? Ich finde, durchaus brauchbar. Man muss halt im Auge behalten, dass sowohl der Ducker als auch der Feedback-Unterdrücker reine „set & forget“ Funktionen sind. Der Anwender hat keine Möglichkeit die Parameter der Funktionen zu verändern. So ist beispielsweise die Größe der Wirkung der Ducker-Funktion (wie stark die Musik angesenkt wird) nicht einstellbar. Die Default-Einstellung ist allerdings praxisgerecht, die Musik wird bei aktiviertem Ducker deutlich im Pegel reduziert. Gleiches gilt für den Feedback-Unterdrücker. Dieser „entsorgt“ hochfrequentes Feedback schnell und zuverlässig. Je tiefer die Frequenz, desto länger braucht die Funktion allerdings, um die Problemfrequenz zu terminieren. Der Feedback-Eliminator kann naturgemäß auch nicht eine unerwünschte Rückkopplung von einem vielleicht erwünschten Gitarren-Feedback unterscheiden und wird versuchen, dieses ebenfalls zu bearbeiten. Das sollte man vielleicht im Hinterkopf behalten.
Noch einige Worte an dieser Stelle zum Grundklang der Mackie Thump-Serie. Die Neuauflage der Thump-Serie verfügt nicht über eine Klangregelung, daher verpasste Mackie der Neuauflage einen recht neutralen Klang mit dem Anspruch „One Size fits all“. Der Anwender braucht jedenfalls keinen ausgewiesenen Badewannen-Frequenzgang befürchten. Sowohl die 215 als auch die 212 verfügen über genügend Mittenanteile, um Stimme und Solo-Instrumente prominent im Mix nach vorne zu stellen. Eine leichte Absenkung im Bereich um die 3 kHz ist aber vorhanden, dürfte aber in der Praxis im Mix eher helfen.
Beim Einsatz als Bühnenmonitor muss man allerdings bedenken, dass durch die Bodenkopplung die Tiefmitten etwas verstärkt werden. Hier sollte man mit einem externen EQ den Bereich etwas ausdünnen. Auf der anderen Seite bringen die neuen Mackie Thump 212 und 215 dank ihres kleinen Mixerteils im Grunde alles mit, wenn es um eine „kleine Ansprache“ geht. Das dürfte die Boxen auch für kleinere Verleihbetriebe interessant machen, auch mit Blick auf die intuitive Bedienbarkeit der neuen Thump-Modelle.
Fazit
Wie sagt man treffend? „Viel hilft viel“ - und in Bezug auf die neue Mackie Thump-Serie ist das durchaus berechtigt. Diese leichtgewichtigen Aktivboxen richten sich an Musiker, DJs, Bands und kleinere Verleihbetriebe, die einfach zu bedienende Aktivboxen mit universeller Verwendbarkeit ihrem Portfolio hinzufügen wollen. Die Boxen leisten sich keine gravierenden Schwächen, sie klingen gut, spielen für ihre Preisklasse ordentlich laut und sind dank gut bestücktem Aktivmodul für viele Beschallungsszenarien gerüstet. Nicht alltägliche Sonderfunktionen wie ein Ducker oder ein automatischer Feedback-Unterdrücker runden das Bilder der Mackie Thump-Serie positiv ab.
Das stärkste Verkaufsargument zeigt sich allerdings mit Blick auf das Preisschild. Sowohl die Thump 215 als auch die Thump 212 sind für den Endkunden spürbar unter der 500 Euro Schallmauer zu erstehen. Damit ist es Mackie gelungen, die neue Thump-Serie in einer ähnlichen Preisregion anzusiedeln, in der bereits die Vorgänger-Serie zu finden war.