IK Multimedia iLoud MTM MK II
Kompakte Nahfeldmonitore mit Raumkorrektur-System
Autor und Fotos: Markus Thiel
Mit den iLoud MTM MK II veröffentlicht der italienische Pro-Audio-Spezialist IK Multimedia bereits die zweite Iteration einer ultrakompakten Nahfeld-Monitorlösung, die wir Euch hier näher vorstellen möchten.
Konzept
Mit diesen Desktop-Lautsprechern der iLoud-Serie hatte sich IK Multimedia von Anfang an große Ziele gesteckt, über welche die geringen Gehäusedimensionen und das schlanke Design auf den ersten Blick schnell hinwegtäuschen könnten. Spätestens wenn man die mit 264 mm x 160 mm x 130 mm ausgesprochen platzsparend dimensionierten Monitore mit ihren dafür aber stattlichen 2,5 kg aus der Verpackung hebt, erahnt man, dass es sich hier um ein solides Werkzeug zu handeln scheint.
Die in erster Linie für eher ökonomisch und räumlich übersichtlich gehaltene Arbeitsplätze designten iLoud MTM MK II basieren auf einem mit drei Lautsprechermembranen ausgestatteten Zweiwege-System. Für die Klangwiedergabe kommen zwei mittels 70 Watt Class-D-Verstärker angetriebene 3,5“-Tieftöner sowie ein 1“-Silk-Dome-Tweeter mit 30 Watt Versorgung zum Einsatz.
Das mit einem Frequenzweichenpunkt bei 2,8 kHz umgesetzte Bassreflex-System operiert in einem für seine Größe recht respektablen Bereich von 48 Hz bis 28 kHz (± 2 dB) beziehungsweise 36 Hz bis 32 kHz bei -10 dB und einem Schalldruckpegel von 94 dB SPL in einem Meter Entfernung.
Kalibrierung
Beim Kauf eines Stereopärchens befindet sich analog zum bereits getesteten ARC Studio ebenfalls ein ARC-Messmikrofon im Lieferumfang, mit dessen Hilfe sich die iLoud MTM MKII auf die heimische Akustik abstimmen lassen. Dazu lädt man sich über den kostenfrei für macOS und Windows installierbaren IK Product Manager die entsprechende Einmess-Software X-Monitor herunter, bei der es sich im Prinzip um eine leicht abgespeckte Version des bekannteren ARC 4 handelt.
Für die ausgesprochen unkomplizierte und per GUI gut geführte Kalibrierung wird das Mikrofon per beiliegendem XLR-auf-Miniklinke-Adapterkabel einfach mit der entsprechenden Buchse auf der Rückseite des Monitors verbunden. Außerdem ist zur Registrierung in der Software noch eine USB-Verbindung mit dem Host-Rechner notwendig. Nachdem der erste MTM MKII eingemessen wurde, wiederholt man den Prozess mit dem zweiten Kandidaten – oder falls man direkt bei IK Multimedias preislich attraktivem Immersive-Bundle zugeschlagen hat, natürlich ein paar weitere Male.
Auch wenn die per Sweep getriggerte Messung mit X-Monitor gegenüber der auf drei Ebenen durchgeführten ARC-4-Prozedur (Ohrhöhe sowie 10 cm darüber und darunter) beim ARC Studio lediglich mit einer Messpunkthöhe (Ohr) auskommt, unterscheidet sich das Korrekturergebnis in der Praxis überraschenderweise nur marginal.
Die als Voice benannten Monitor- und Lautsprecher-Emulationen lassen sich in X-Monitor über Dropdown-Menüs in den Kategorien Studio Monitors, Hi-Fi und Multimedia auswählen.
Weitere DSP-Features
Insofern keine weiteren Korrekturen oder Einstellungen (z. B. die Emulation bekannter Monitorsysteme zu Vergleichszwecken) mehr benötigt werden, können die USB-Verbindungen nach dem Einmessvorgang zum weiteren Betrieb wieder entfernt werden, da die angepasste Kurve nun unter dem rückseitig einstellbaren Preset CAL hinterlegt und aktiviert ist. Über denselben Button lässt sich neben einer Flat-Einstellung ohne Korrekturen zusätzlich ein Desktop-Preset abrufen, welches den akustischen „Tischplatten-Effekt“ pauschal mit einem um 4 dB abgesenktem Glockenfilter um 160 Hz und einem leichten Boost um 1,8 kHz bekämpft.
Die Modelle verfügen gleichfalls über einen vierstufigen Low-Cut, der standardmäßig unterhalb von 50 Hz, aber je nach Anwendung und Notwendigkeit auch bei 40, 60 oder 80 Hz zugreift. Der letzte Modus ist für die Nutzung mit zusätzlichen Subwoofer-Einheiten oder dem Bass-Management in Verbindung mit Multichannel-Setups konzipiert.
Eine rudimentäre Frequenzkurvenanpassung lässt sich zudem mittels HF-Filter zwischen 0 dB (FLAT), +2 dB und -2 dB (ab 8 kHz) und LF-Filter zwischen den Werten 0 dB (FLAT), +2 dB und -3 dB (unterhalb von 100 Hz) vornehmen. Für eine Nutzung in alternativen Setups oder für eine bewusste Verringerung des Verstärker-Floor-Noise lässt sich die Eingangsempfindlichkeit der iLoud MTM MK II von international im Studiobereich gängigen +4 dBu auf Consumer-Level von -10 dBV (-7,78 dBu) absenken.
Höreindruck
Wer aufgrund der handlichen Dimensionen der Monitorsysteme seine klanglichen Erwartungen bereits nach unten geschraubt hat, sollte bei der Inbetriebnahme auf eine gelungene Überraschung gefasst sein. Bei Konzeption und Umsetzung der iLoud MTM MK II haben die Entwickler aus Modena nämlich wirklich ganze Arbeit geleistet. Neben einem ausgewogenen Klangbild überzeugt vor allem der Tieffrequenzbereich mit klar gezeichneten und Fundament legenden Bässen, wie man sie sonst doch eher von großformatigeren Monitoren gewohnt ist. Ja, man kann so weit gehen zu behaupten, dass die Systeme deutlich größer klingen als Datenblatt und optischer Eindruck vermuten lassen. Die Stereoabbildung lässt in der Praxis weder an Bühne noch präziser Ortung vermissen. Auch im Bereich der Tiefenstaffelung braucht sich das Kompaktsystem vor der mitunter auch hochpreisigeren Konkurrenz keineswegs verstecken.
Off-Topic-Praxistest
Während der Testphase ergab sich außerdem durch den Besuch einer befreundeten Künstlerin aus Australien nicht nur die Gelegenheit für ein spontanes Wohnzimmerkonzert, sondern darüber hinaus die Chance, die MTM MK II kurzerhand als Mini-PA für Vocals und Akustikgitarre zu entwenden. Mittels der auf der Unterseite für Arretierung und Winkelung der mitgelieferten Stative eingelassenen Gewindeaufnahme lassen sich die Monitore nämlich auch im Handumdrehen auf einem handelsüblichen Mikrofonständer montieren. Im Ergebnis entpuppte sich dieses Setup nicht nur als ideale und unauffällige Unterstützung des akustischen Sounds, sondern letztlich als integraler Bestandteil eines unvergesslich schönen Abends.
Fazit
Zu einem Paar-Preis von nicht ganz 900 Euro erhält man mit den iLoud MTM MKII ein solides Arbeitsgerät, welches nicht nur im Projekt- und Homestudio-Bereich, sondern als Zweitabhöre auch auf der Konsole einer größeren Regie seinen Platz finden wird. Der unkomplizierte und praxisgerechte Einmessprozess bietet zudem einen echten Mehrwert, der meiner Meinung nach noch mal über die Möglichkeit der Monitormodell-Simulation (vom weißmembranigen Klassiker bis zum iPhone-Speaker) noch einmal getoppt wird. Klanglich, wie auch in puncto Gesamtkonzept hat IK Multimedia mit diesen Speakern wirklich eine Klasse für sich geschaffen. Chapeau!