iCON Platform Nano
universeller und kompakter DAW-Controller
Autor und Fotos: Peter Kaminski
iCON baut ja schon seit einiger Zeit DAW-Controller in verschiedenen Größen und funktioneller Ausstattung. Mit dem Platform Nano stellte man 2019 nun einen sehr kompakten DAW-Controller mit einem Motorfader vor, der auch seit Sommer 2019 erhältlich ist.
Anschluss
Kommen nun zur Einrichtung und dem Anschluss an die Digital-Audio-Workstation. Diese erfolgt via USB 3.0-Schnittstelle. In der, übrigens auch deutschsprachig verfügbaren Anleitung, wird auf ein optionales Modul mit der Bezeichnung PN-M1 hingewiesen, welches in Zukunft auch die drahtlose Anbindung via BlueTooth ermöglichen wird.
Auf der Rückseite befindet sich auch ein Ein-/Ausschalter. Die Betriebsspannung bekommt der Nano über die USB-Schnittstelle. Sollte diese nicht genügend Strom liefern, so steht noch eine USB-Mini-Buchse auf der Rückseite bereit, um Speisung über ein angeschlossenes Steckernetzteil zu realisieren. Es lassen sich auch an zwei 6,3-mm-Klinkenbuchsen noch zwei externe Schalter, zum Beispiel Fußschalter, für spezielle Funktionen anschließen. Des Weiteren gibt es auch noch eine Buchse für den Anschluss des optionalen Displays Plattform D2
Einrichtung
Wie auch die anderen Platform-DAW-Controller lässt sich auch der Platform Nano mit den verschiedensten DAW-Applikationen zusammen betreiben. Nach dem Einschalten lässt sich der Nano auf vier verschiedene Kommunikations-Betriebsarten einstellen und zwar zum Beispiel Mackie-Protokoll (MCP) für die verschiedensten DAW-Software-Applikationen wie Nuendo/Cubase, Digital Performer, FL Studio, Reaper, Reason, Samplitude Prom Studio One, Bitwig, Sonar, Audition und Ableton Live. Für Apples Logic Pro lässt sich ein spezielle Protokoll anwählen und für Pro Tools das HUI-Protokoll. Für eigene Zuordnung zwischen Tasten und Befehle gibt es auch noch einen User-Define-Modus.
Danach muss man nun des Controller in der DAW entsprechend anmelden. Die Dialoge sind hier je nach Software unterschiedlich. Hier einmal zwei Beispiele einer Einbindung als Mackie Control.
Bei Ableton Live zum Beispiel erfolgt dies über Dialog "Voreinstellungen" und dem Reiter "Link/MIDI", wo sich dann der Platform Nano als MackieControl einbinden lässt (s. Abb. oben).
Zum Beispiel bei Nuendo (hier Nuendo 7) oder ähnlich auch bei Cubase erfolgt die Einbindung über den Dialog (s. Abb. oben) "Geräte konfigurieren > Fernbedienungsgeräte > Mackie Control". In diesen Dialog wählt man den Platform Nano dann bei MIDI-Ein- und Ausgang an und das war es auch schon. Nach der Konfiguration kann man sofort die DAW-Software vom Platform Nano aus bedienen.
Bedienung
Der Motorfader des Controllers hat einen Weg von 100 mm und wird mit einer Auflösung von zehn Bit angesteuert und verfügt über eine Fader-Touch-Detektion, wie man das von Mischpulten her kennt. Über dem Fader ist ein zentraler Drehgeber (mit Rasterung) mit Drucktastenfunktion und über dem Display befinden sich weitere vier Drehgeber (auch gerastert) mit Drucktastenfunktion.
Links neben dem Fader befinden sich jeweils zwei Tasten (plus/minus) zum Wechseln der Kanalbank, wobei eine Bank aus acht Kanälen besteht, und Wechseln (plus/minus) des Kanals innerhalb einer Bank. Über einen Taster lässt sich auch eine Locking/Sperren des Faders aktivieren. Die Aktivierung wird über eine LED im Taster optisch signalisiert, was auch für die meisten anderen Tasten gilt.
Es gibt noch vier weitere Gruppen von Tasten und zwar einmal unter dem Display acht, um zum Beispiel Darstellungs- und Kontrollmodi zu wechseln, und rechts sechs untereinander angeordnete, um auf bestimmte Parameter oder Seiten umzuschalten. Diese beiden Gruppen sind abhängig von der DAW. Die erste Gruppe mit den acht Tastern lässt sich über fünf Taster in verschiedenen Funktionsebenen umschalten. Die Tasten sind dann entsprechend farblich gekennzeichnet.
Eine weitere Gruppe von Schaltern befindet sich über dem großen Drehgeber und zwar sechs Transporttasten (Play, Pause/Stop, Record, Vor- und Zurückspulen sowie Loop-Modus) und Solo- sowie Mute-Taster. Um den Drehgeber herum sind vier Zoom-Tasten die dem Drehgeber eine andere Funktion geben und zwar eben horizontal oder vertikal rein- oder rauszoomen. Diese Funktion ist abhängig von der Darstellungsseite der DAW-Software. Weiter gibt es noch eine Kanal-Record-Enable-Taste sowie einen Taster um den Master-Kanal aufzuschalten.
Der Drehgeber hat je nach Seite und Software verschiedene Funktionen. So kann man in der Timeline/Arrangement-Darstellung die Cursorposition verändern oder nach Drücken auch ggf. ein Audio-Scrubbing durchführen und in einer Kanal-, bzw. Session-Ansicht auch den Kanal mit dem Drehgeber auswählen.
Wie erwähnt ist die Funktion der acht oberen und sechs seitlichen Tasten stark abhängig von der verwendeten DAW-Software. Daher werden 14 Schablonen mitgeliefert, die man auflegen kann, um diese Funktion der Tasten, in Abhängigkeit von der DAW-Software, abzulesen. Es werden Schablonen für Steinberg Cubase/Nuendo, ProTools, Apple Logic Pro, Presonus Studio One, Ableton Live, Reason, Digital Performer, Samplitude, Sonar, FL Studio, Audition, Reaper, Bitwig sowie eine beschriftbare Schablone für eigene Anwendungen mitgeliefert.
Hier einmal die Schablone für Steinbergs Nuendo und Cubase (s. Abb. unten) ...
Und hier die Schablone für Ableton Live (s. Abb. unten) ...
Ohne diese Schablonen wäre eine Bedienung nur schwer möglich bei der Vielfachbelegung der oberen acht Tasten, besonders wenn man auch noch mit unterschiedlichen DAWs, je nach den Erfordernissen, arbeitet.
Software
Die DAW-Controller der iCON Platform-Serie lassen sich über eine Software auch in ihrer Funktionalität anpassen. Auch für den iCON Platform Nano gibt es eine Editier-Software mit der sich die Belegung der Tasten individualisieren lässt. Mit dieser Software ist es weiter Möglich Firmware-Updates der Platform Nano durchzuführen und es lassen sich auch Mappings als Datei speichern und in die Software laden sowie in den Controller senden.
Nach Clicken auf "Connect" kann man den gewünschten Controller anwählen und sich verbinden. Die aktuelle Belegung lässt sich nun ändern und speichern oder in den Controller senden. Mit der Software lässt sich der Controller nicht nur individualisieren sondern man kann den Controller auch an andere DAW-Software-Applikationen anpassen. Es steht aber nur ein User-Speicherplatz zur Verfügung. Ggf. muss man also eine Anpassung nachladen und mit der Software in den Controller übertragen. Ein User-Mapping lässt sich ja über die Betriebsart-Auswahl nach dem Einschalten auswählen.
Praxis
Da der iCON PlattformNano sowohl über ein hintergrundbeleuchtetes LC-Display als auch über eine Timecode-Anzeige verfügt erübrigt sich eigentlich der Anschluss eines externen D2-Displays. Der D2 passt zudem auch mechanisch nicht ganz, da das Display für die Serie M+ entwickelt wurde und daher größer ist als der Platform Nano und somit übersteht. Aber wie gesagt: funktionell braucht man das zusätzliche Display nicht wirklich.
Wir hatten erst die Version 1.03 und dann nach einem Update die Firmware-Version 1.4 im Test, die sehr gut funktionierte. Fehler haben wir bei den von uns getesteten DAWs nicht feststellen können. Übrigens ließ sich das Update der Firmware mit der iCON Software völlig unkompliziert durchführen, da in der Software auch eine Step-by-Step-Anleitung während des Update-Vorgangs dargestellt wird, an die man sich nur halten muss.
Zunächst zur Verarbeitung. Das Gehäuse ist aus Metall und oberflächenbehandelt und weitgehend resistent gegen Schweiß und auch gegen Abnutzung durch Reibung. Während des Testzeitraums konnten wir keine Veränderungen an der Oberfläche festgestellt. Überhaupt hinterlässt der iCON PaltformNano einen hochwertigen und soliden Eindruck. Bei einem Controller ist die Haptik ja das Wichtigste. Auch den Tastern und Drehgebern kann man einen hochwertigen Eindruck bescheinigen. Der große Drehgeber ist etwas kleiner als bei anderen Controllern und hat auch keine Griffmulde, was bei dieser Größe auch keinen Sinn machen würde. Trotzdem lässt sich mit ihm Cursor-Positionierung gut durchführen. Bei Scrubbing würde man sich ggf. einen etwas größeren Regler wünschen, aber man muss auch bedenken, dass der Controller wirklich extrem kompakt ist und auf jedem noch so kleinen Schreibtisch seinen Platz finden dürfte und dabei noch einen sehr großen Funktionsumfang an Steuermöglichkeiten bietet.
Der Motorfader läuft absolut ruhig und ohne jegliches Ruckeln und ist zudem beim Umschalten auf einen anderen Kanal sehr schnell an seiner ggf. neuen Position. Die Signalisierung mit den vielen Indikator-LEDs hilft einem den Überblick und Status der einzelnen Funktionen schnell zu erfassen. Ein kleines Manko ist die Anordnung des LC-Displays. Der Winkel ist so, dass man bei normaler Schreibtischhöhe und Aufstellposition die unterste Zeile etwas abgeschnitten wirkt. Nach einer Eingewöhnungszeit ignoriert man das aber. Abhilfe schafft hier ggf. bei Bedarf hinten ein Holzblock oder Ähnliches unterzustellen, damit der Aufstellwinkel größer wird.
Es gibt zu den einzelnen DAWs lediglich eine Beschreibung der Installation und die Auflege-Schablonen. Damit kommt man aber schnell klar, wenn man das Grundkonzept des Controllers verstanden hat. Vieles muss man einfach in Verbindung mit der DAW-Software einmal ausprobieren und haptisch erfahren. So zum Beispiel dass man bei den meisten DAW-Software-Applikationen beim Drücken des entsprechenden Drehgebers für das Panorama die Panoramastellung Center einstellt, was ganz praktisch ist oder das die vier weiteren Drehgeber die gleiche Funktion wie der einzelne Drehgeber bietet, aber für die Kanäle rechts oder links daneben, was ebenfalls ein praktisches Feature ist. Auch die für einigen DAWs vorgesehene Flip-Funktion ist ganz praktisch, mit der man auf den Fader das Pan und auf dem Drehgeber den Pegel legen kann. Besonders Letzteres ist interessant, wenn man den Pegel von drei benachbarten Kanälen zueinander anpassen möchte, ohne immer die Kanäle umschalten zu müssen. Von solchen Funktionen gibt es viele, aber eben nicht dokumentiert. Das muss man halt herausfinden.
Das Plug-In Handling ist mit den wenigen Drehgebern bei vielen Plug-Ins nur schwer zu durchschauen, da auch die Drehgeberzuordnung bei den Plugins zum Teil ja sehr unkonventionell belegt ist. Das ist aber kein Problem des Controllers denn andere DAW-Controller haben da natürlich die gleichen Probleme. Hier sind natürlich Controller im Vorteil, die auf eine einzelne DAW und deren speziellen Plug-Ins zugeschnitten sind.
Fazit
Der iCON Platform Nano wird für deutlich unter 200 Euro angeboten. Das ist für diese doch hohe Verarbeitung und umfangreiche Funktionalität schon ein sehr akzeptabler Preis. Der Controller richtet sich an Anwender, die einen Controller einsetzen möchten aber beschränktes Platzangebot haben und zudem möglichst viel an Parametern vom Controller aus steuern möchten. Die hohe Funktionalität auf so kleinem Raum ist schon beeindruckend. Ein sehr empfehlenswerter und in der Handhabung unkomplizierter DAW-Controller.