Happy Nerding FX Aid Pro

Multieffekt-Prozessor im Eurorack-Format

Autor und Fotos: Peter Kaminski

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Happy Nerding gibt es schon viele Jahre und man hat ein breites Portfolio von Modulen im Programm. Firmeninhaber und Entwickler Igor stammt aus der Ukraine und der Firmensitz ist in Spanien. Im Frühling 2022 stellte man das FX Aid Pro Multieffekt-Modul vor - dass Top-Model der FX Aid-Produktlinie.

Technik und Konzept

2019 gab es bereits das erste Stereo-Multieffektmodul von Happy Nerding und zwar das "FX Aid", 3 HE breit und mit einem CV-Eingang. 2020 folgte das "FX Aid XL" mit einer Breite von 6 HE und drei CV-Eingängen aber sonst weitgehend baugleich. Auf dieser Technik basieren wurde dann Topmodell "FX Aid Pro" mit einer Breite von 14 HE entwickelt, welches gegenüber den beiden anderen Modulen einen großen Bedienmehrkomfort bietet, nämlich ein OLED-Display und zusätzliche Regler und funktionell bietet es auch noch drei interne LFOs. Beim FX Aid Pro lassen sich auch 200 Presets statt 32, wie bei den beiden anderen Modulen, abrufen. Verfügbar sind weiterhin alle drei Varianten und zwar mit Frontplatte in Silber oder Schwarz.

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Technisch steckt in dem Modul ein bekannter Chipsatz und zwar der FV-1 von Spin Semiconducter, ein kompakter Chip mit A/D und D/A-Wandlern sowie DSP und Reglerabfrage sowie Speicher. Dieser Chip ist sehr bewährt und wird unter anderem in vielen Effektprozessoren. Modulen und auch Gitarren-Pedalen eingesetzt aber auch im Konsumerbereich, denn er bietet schon ein paar interne nutzbare Effekte.

Die Standard-Abtastrate liegt bei 32768 Hz und diese lässt sich bei FX Aid Pro im Bereich von 2000 Hz  bis 65636 Hz variieren und zwar sowohl über eine externe Steuerspannung, als auch über das Menü. Bei der Standardabtastrate beträgt der Übertragungsbereich 20 Hz bis 16 kHz. Die AD- und DA-Wandler sind 16-Bit-Wandler und der typische Störabstand beträgt (A-gewichtet) 97 dB. Die Stromaufnahme ist sehr moderat und zwar haben wir gemessen: 83 mA für +12 Volt und 32 mA für -12 Volt.

Das Software Update erfolgt über das Einspielen einer Audiodatei. Es gibt zudem für die Module auch noch einen Online-Editor, womit die Speicherplätze individuell belegt werden können. Einen Stand-Alone-Editor für Windows gibt es nur für die kleineren Geräte. Das Einspielen erfolgt auch über eine Audiodatei.

Bedienung

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Es gibt oben drei CV-Eingänge, die auf die im Display angezeigten drei Parameter wirken. Unten befinden sich die beiden Ein- und Ausgänge und Steuereingänge für Abtastrate (SRR) und Original/Effektverhältnis (D/W). Alle Buchsen sind natürlich als 3,5-mm-Klinkenstecker ausgeführt.

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Oben im OLED-Display wird die aktuelle Speicherplatznummer und der Effektname angezeigt und darunter die Werte der drei Parameter (s. Abb. oben). Ein Strich symbolisiert zusätzlich zum angezeigten Wert den eingestellten Wert im Regelbereich. Die Drei Parameter lassen sich über die drei Regler darunter einstellen. Ganz unten kann der Anwender Ein- und Ausgangspegel anpassen, eines der 200 Effektprogramme anwählen (N°) und das Verhältnis Originalsignal zu Effekt (D/W) anpassen (s. Abb. unten).

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Der Regler für die Anwahl des Effektprogramms ist auch als Druckgeber ausgelegt. Über einen schnellen Doppelklick kommt man in das Konfigurationsmenü, wo sich zum Bespiel die drei LFOs einstellen und sich auch zehn User Presets P0 bis P9 speichern und wieder laden lassen. Die Einstellungen der drei LFOs werden dabei individuell mit gespeichert. Auch die Bildschirmschoner-Aktivierungszeit lässt sich hier festlegen (aus, 1, 10, 30 und 60 Minuten).

Über einen langen Klick auf den Effektprogramm-Auswahlregler kommt man in zur Abtastraten-Einstellung. Hier lässt sich die nominale Abtastrate in 1-Herz-, Halbton- oder Halboktave-Schritten verändern.

Effektprogramme

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Jetzt kommen wir zum Wesentlichen des Moduls: nämlich die vielen Effekte. Um eine Überblick zu bekommen möchten wir die grundsätzlich Effekttypen vorstellen.

Als erstes wären da (alle Angaben zum Zeitpunkt des Tests) 45 verschiedene Delay-Programme. Wie auch bei den anderen Effektmodi werden hier auch verschiedene Effekte in Kombination angeboten, wie zum Beispiel "Delay Crushed", Ping-Pong-Delay mit Chorus oder Delay mit Dual-Shimmer-Hall etc. Weiter bietet FX Aid Pro sieben Chorus-Programme, drei Flanger und sechs Phaser-Programme sowie vier Frequency Shifter und acht Pitch Shifter.

Natürlich dürfen Hallprogramme nicht fehlen und hier wird es besonders üppig, denn hier werden 55 verschiedene Programm geboten und das klanglich auch sehr breitbandig von der Klassiker-Simulation EMT250 über Kombinationen wie "Reverb Phaser Shimmer" bis hin zu sehr klanglich abgefahrenen Hall-Programmen.

Es werden auch fast 30 Dynamik-Programme geboten, bzw. als solche in der Anleitung gelistet. Da sind neben Kompressoren, Limiter, Clipper, Crusher, Distortion und Panner auch sehr spezielle Programm dabei, wie Vinyl-Simulation, Ring Modulator, Sample Reducer und auch Wave Folder, die nicht nur etwas mit Dynamikbearbeitung zu tun haben. Auch zwölf verschiedene Hoch-, Tief- und Bandpassfilter wurden implementiert bis hin zu vierpoligen Filter. Zudem gibt es weitere zehn Programme, bei den AD- oder AR-Generatoren mit VCA oder einem Ein-, Zwei- oder Vierpol-Filter geboten wird. Zudem gibt auch noch drei Freeze/Loop-Programme.

Was komischerweise selten erwähnt wird sind die 19 Drum/Perkussion-Tonerzeugungs-Programme mit 808- und 909-Drum-Sounds - auch in Stereo und klanglich modifiziert, zum Beispiel mit Overdrive oder mehr Low End Punch. Weitere Tonerzeuger sind ein Rauschgenerator mit einstellbarer Färbung, ein klassischer in der Frequenz einstellbarer Tongenerator, sowie ein Generator speziell für das Tuning mit Sägezahn- und Dreieck-Ausgangssignalen und im Pegel regelbarer Ausgangssignalen mit Frequenzen von 220, 440 und 880 Hz. Es gibt zudem auch noch ein paar Effekt-Sound-Generatoren wie "Radio" oder "Noise Station".

Praxis

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Die Bedienung bei den kleineren FX Aid-Modulen ist etwas knifflig und nicht so komfortabel wie beim FX Aid Pro. Hier ist die Bedienung sehr einfach und übersichtlich. Das umfangreiche, englischsprachige Handbuch lässt zudem kaum Fragen offen. Wir haben auch ein Updating über eine WAV-Datei durchgeführt. Es hat einwandfrei funktioniert aber man muss schon ggf. mit dem Pegel  etwas experimentieren. Ein Updating und Speicher-Handling via SD Card oder USB ist da schon komfortabler.

Der Gesamteindruck des FX Aid Pro ist eindeutig positiv. Das wirklich überzeugende am FX Aid Pro ist aber die Sound-Qualität der Effekte und das gilt nicht nur für die Reverb- und Delay-Programme sondern auch zum Beispiel für die tollen Chorus-, Flanger und Phaser-Programme. Hinzunehmen ist, dass das Umschalten zwischen den Effektprogrammen Störgeräusche produziert werden, was im Live-Einsatz zu berücksichtigen ist.

Es sind keine LED-Bargrafanazeigen für den Pegel vorhanden aber Happy Nerding biete einzelne "LED Meter" Module an, die man ggf. vorschalten kann. Fullscale ist ab Werk bei den Meter-Modulen bei 6 Vpp. Der Pegel und die Helligkeit lässt sich auf der Front dieser Module justieren und die Module gibt es auch in Silber oder Schwarz.

Die Effektprogramme sind natürlich auf Synthesizer abgestimmt aber die Effekte funktionieren auch exzellent in Zusammenhang mit E-Gitarre. Überhaupt kann ich jedem experimentierfreudigen Gitarristen empfehlen, mal Eurorack-Module in sein Setup zu integrieren. Wenn in Zusammenhang mit Boden-Pedalen, dann am Ende der Signalkette. Mit Modulen wie dem zweikanaligen Befaco InAmp lässt sich der Pegel entsprechend auf den nötigen Pegel für Eurorack-Module anheben. Am Ende kann man, falls erforderlich, mit Modulen wie Erica Synths Link und anderen, den Ausgangspegel auf Line-Pegel bringen. Ein kleines Skiff-Gehäuse kann dann die Eurorack-Prozessormodule aufnehmen. Ich setze E-Gitarre mit Eurorack-Effekten öfter ein und werde das in Zukunft auch mit dem FX Aid Pro sicherlich auch häufiger tun. 

Das FX Aid Pro ist sehr rauscharm. Bei Distortion, Limiter und Kompressoren gibt es intern noch virtuelle Noise Gates um das Rauschen ohne Signal gering zu halten. Der Signalpfad mit dem Original-Eingangssignal geht übrigens nicht durch den digitalen Pfad und ist analog ausgeführt, so dass hier der Übertragungsbereich unabhängig von der gewählten Abtastrate ist und daher der gesamte Hörbereich des Eingangssignals übertragen wird. Nur das Effektsignal ist durch die eingestellte Abtastrate und das Nyquist-Theorem begrenzt. Diese kann man ja individuell anpassen und ggf. auf 44,1 oder 48 kHz einstellen. Man sollte aber bedenken, dass bei einigen Vintage-Effekten die Abtastrate intern bewußt reduziert wird.

Bei den 808- und 909-Drum-Programmen fällt auf, dass diese gegenüber den Originalen einen deutlich größeren Einstell- und Klangveränderungsbereich bieten.

Fazit

Der Preis  des FX Aid Pro beträgt ca. 350 Euro. Zur Vollständigkeit halber hier auch noch die Preise der kleineren Varianten: Der FX Aid liegt bei ca. 200 Euro und der FX Aid XL bei ca. 250 Euro. Die optionalen Meter-Module von Happy Nerding kosten jeweils ca. 100 Euro, und lassen sich natürlich auf für das Monitoring anderer Signale einsetzen.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass für das Euromodul-Segment das FX Aid Pro eines der interessantesten und meiner Meinung nach besten Multieffekt-Module ist. Die Möglichkeiten sind extrem vielseitig und gehen weit über die Effekt-Klangbearbeitung hinaus. Zudem überzeugt die sehr einfache und übersichtliche Bedienung und die Qualität der Effekte.

Für mich eine absolute Empfehlung. Wer dann noch mehr FX Aid braucht, der kann ja als Zweit- oder Dritt-Effektmodul zu den kleineren und kostengünstigeren Versionen greifen und sein Setup so ergänzen.

www.happynerding.com