Genelec 8260A Dreiwege-Studiomonitor
Autor: Peter Kaminski
Fotos u. Abb.: Archiv
2010 präsentierte Genelec den größten Lautsprecher der 8200er-Serie. Wir haben ja auch schon viele andere Speaker der 8200er Serie vorgestellt und möchten uns nun dem Top-Modell der Serie widmen.
Konzept
Der aktive Dreiwege-Monitor des finnischen Herstellers ist mit einem internen DSP-System ausgestattet. und mit einem Gewicht von 27,5 kg und Abmessungen von 357 x 570 x 347 mm im ersten Eindruck nichts für den Desktop aber dazu später mehr. Mit dem mitgeliefertem Iso-Pod aus Gummi beträgt die Höhe 593 mm.
Drei A/B-Klasse-Verstärker mit 150 W für den Basstreiber und je 120 W für Mitten und Höhen verrichten im inneren ihr Werk. Die Übergangsfrequenzen liegen bei 490 Hz und 3 kHz und die Filter werden digital vom DSP berechnet. Der Übertragungsbereich wird vom Hersteller mit 29 Hz bis 21 kHz (+/- 1 dB) angegeben (Freifeld).
Bedienung und Anschlüsse
Auf der Gerätevorderseite wird über eine mehrfarbige LED der Status der 8260A angezeigt (aus, mute, aktiv). Alle Anschlüsse und Bedienelemente befinden sich auf der Rückseite des Speakers.
Der Lautsprecher verfügt sowohl über analoge (XLR, symmetriert) als auch über digitale Eingänge (AES/EBU, 16 bis 24 Bit, 32 bis 192 kHz Abtastrate). Über ein Digital Thru lässt sich ein zweiter Lautsprecher digital ansteuern.
Über zwei Buchsen lassen sich die Lautsprecher in das GLM-Netzwerk (Genelec Loudspeaker Management) einbinden. Der Anschluss an den Rechner erfolgt über ein optionales USB-Interface. Wir werden die Software als auch die Einmessprozedur einmal näher in einem weiteren Beitrag vorstellen.
Die Konfiguration der Einstellungen erfolgt entweder über Software oder über die 14 Miniatur-DIP-Schalter. So lässt sich auch ohne den Einsatz der Steuersoftware eine Dämpfung (10, 20 und 30 dB), AES(BEU Kanal (A/B) sowie div. Bass-Filtereinstellungen und Höhenkorrektur (+2, -2, -4 dB) vornehmen. Über zwei Miniaturschalter lassen sich auch die beiden Treibersysteme (Woofer und Koaxtreiber) einzeln deaktivieren, was zur Treiberüberprüfung ganz nützlich ist. Wenn der Speicher-Schalter auf STORED steht, werden, wenn keine Netzwerkverbindung besteht, die durch die Software eingestellten Parameterwerte statt der DIP-Schaltereinstellungen, benutzt.
Technologien
Das Chassis besteht komplett aus Aluminium und ist besonders steif. Durch den Aufbau hat man es geschafft, dass effektive Volumen zu erhöhen und so das Gehäuse kompakt zu halten. Alle Resonanzen befinden sich im oberen Frequenzbereich und lassen sich so einfach unterdrücken. Durch die runde Formgebung - ein Markenzeichen der 8200er Serie - vermeidet man Brechungen an der Oberfläche. Daher bezeichnet Genelec die Chassis-Konstruktion auch als Minimum Diffraction Enclosure (MDE). Ein weiterer Vorteil des Werkstoffs Aluminium ist natürlich die einfache Wärmeabfuhr des Aktivlautsprechers.
Der Woofer ist ein 10-Zoll-Treiber. Das Koaxialsystem besteht aus einem 120 mm Cone aus Kunststoff ohne die übliche Randaufhängung und einer 19 mm Aluminium-Kalotte.
Durch Verwendung des Koaxialtreibers werden auch Laufzeitprobleme vermieden. Durch die sogenannte Directivity Control Waveguide Technologie (siehe Bild unten) erfolgt ein weicher, akustischer Übergang vom Koaxialtreiber auf die Gehäuse-Front und die Umgebung. So lassen sich die Richtwirkung und der Frequenzgang des Koaxialtreibers voll ausnutzen.
Das horizontales Abstrahlverhalten ist wirklich ausgezeichnet und der Winkel für 3 dB Schallpegelunterschied liegt bei über 35 Grad.
Das Diagramm mit dem vertikales Abstrahlverhalten zeigt, dass auch bei 30 Grad Abweichung nur geringste Verfärbungen hörbar sind.
Praxis
Die 8250A ist schon mein täglicher Begleiter in der Produktion und überzeugte mich für ein Zweiwegesystem total aber klanglich hat man mit der 8260A noch mal einen drauf gesetzt, was nicht ganz so einfach ist. Das größere Dreiwegesystem leistet ganze Arbeit und dabei ist die Abstimmung perfekt geglückt.
Genelec gibt den optimalen Hörabstand mit zwei bis vier Metern an aber dank des koaxialen Mitten/Hochtontreibers und der Einsatzfrequenz von 490 Hz lässt sich die 8260A auch bei Abständen deutlich darunter einsetzen. Selbst Abstände von unter ein Meter sind möglich. Weiter ist auffällig, dass durch den Einsatz des Waveguide beim Koaxialtreiber ein Wechsel der Hörposition zur Seite und auch in der Höhe nicht zu einer schnellen Klangveränderung führt.
Was den Frequenzumfang angeht hat man das Gefühl eine viel größere Box vor sich zu haben. Für den normalen Betrieb kann man auf einen Subwoofer völlig verzichten. Dabei ist die Wiedergabe auch im Bassbereich präzise und nicht etwa durch Fliter angehoben. Der untere Übertragungsbereich (+/- 1 dB) von 29 Hz (Freifeld) ist also kein Papiertiger. Auch im Bereich der Frequenzübernahme von 3 kHz zwischen den beiden Treibern des Koaxialsystems gibt es überhaupt keine Probleme. Durch die sehr gute Tiefenabbildung und sehr hohe Detailtreue ist die 8260a auch im Bereich Mastering einsetzbar. Ebenfalls lobenswert die Transientenwiedergabe. Kleinste Details werden auch hier zu Gehör gebracht, was uns besonders positiv bei Perkussion auffiel.
Mit DAWs ist die digitale Ansteuerung ideal. Rauschen aus den Lautsprechern oder Amps in den Pausen ist hier passe. Genelec gibt das Rauschen mit unter 5 dB SPL in einem Meter Abstand an. Die D/A-Wandler sind sehr hochwertig. Ein Unterschied zwischen analoger und digitaler Ansteuerung konnte nicht festgestellt werden.
Musikalisch thematische Schwerpunkte gibt es bei der 8260A nicht. Der Speaker ist ein absoluter Allrounder. Das Hören von Klassik mit harten Bläsereinsetzen und hoher Dynamik macht genau so viel Spaß wie Power-Rock oder die Bearbeitung von TV/Filmton und dabei bietet die 8260A ein akustisch sehr realistisches Abbild ohne Schönfärbung.
Fazit
Mit einem Preis von knapp über 4.000 Euro pro Lautsprecher liegt man schon im Bereich der gehobenen Klasse und man spricht hier Studios mit hohem Anspruch an. Technisch bietet dafür die 8260A auch einiges und Sound überzeugt auf ganzer Linie und in dieser Preisklasse möchten wir mal von einer Bewertung des Preis/Leistungsverhältnisses absehen.
Digitaler Eingang und DSP-Steuerung mit Einmessmöglichkeit sind das i-Tüpfelchen des Systems. Der Anwendungsbereich ist größer als man zunächst glaubt, da durchaus auch Desktop-Anwendungen möglich sind. Der Anwenderkreis reicht vom anspruchsvollen DAW-Segment bis hin zu mittleren Produktionsstudios im Bereich Musik, Post-Pro und Broadcast. Die Klangeigenschaften lassen sich in einem Wort zusammenfassen: exzellent.