Focusrite Clarett 2pre, 4pre und 8pre USB Serie

2.0 USB-Audiointerfaces für Apple- und Windows-PC-Systeme

Autor: Erol Ergün | Fotos: Peter Kaminski u. Erol Ergün (2)

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Mit der Vorstellung der Clarett-Produktreihe mit Thunderbolt-Schnittstelle erlangte Focusrite bei vielen Apple-Anwendern einen hohen Bekanntheitswert. Niedrige Latenzen und hochwertige Mikrofonvorverstärker zeichnen diese Audio-Midi-Interface-Familie bis heute aus. Hierbei blieb jedoch ein Großteil der Windows-Besitzer außen vor. Dank der USB-Version können auch alle diejenigen Apple- und Windows-Systeme Focusrite Clarett Audiointerfaces nutzen, die nicht über moderne Thunderbolt-Anschlüsse verfügen.

Konzept und Technik

Die Focusrite Clarett-USB-Modellfamilie besteht aus drei USB-2.0-Interfaces mit vier und acht Mikrofonvorverstärkern baugleicher Komponenten und identischer Bedienelemente. Mittels der kostenlos auf der Hersteller-Website herunterladbaren Software Focusrite Control lassen sich alle relevanten Parameter am Computer konfigurieren. Allen drei Modellen liegen darüber hinaus Software-Lizenzen von Softtube („Time and Tone“ Effekt-Plug-Ins Delay, Reverb, Distortion, Mastering) und Focusrite (Red Plug-In-Suite mit EQ und Kompressor) bei.

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Alle drei Geräte bestehen aus soliden Metallgehäusen mit gebürsteter roter Front. Geboten werden rauscharme AD/DA-Wandler mit Abtastraten von 44.1 kHz, 48 kHz, 88.2 kHz, 96 kHz, 176.4 kHz, 192 kHz bei 24-Bit-Auflösung und einem Dynamikumfang von 118 dB (A-gewichtet) mit bis zu 57 dB Gain. Jeder Vorverstärker verfügt über eine zuschaltbare AIR-Funktion, die in Anlehnung an die analogen ISA-Mikrofonvorverstärker aus gleichem Hause einen seidigen, mittenbetonten Klangcharakter emulieren soll. Alle Modelle besitzen darüber hinaus einen optischen ADAT-Eingang und einen MIDI Ein-und Ausgang (DIN-Buchsen). Darüber hinaus lassen sich alle Audio-Ein- und Ausgänge.

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Während Clarett 2Pre USB mit 5.5 x 21.0 x 16.1 cm und 4Pre USB mit 6.4 x 22.2 x 19.2 cm als Tischgeräte konzipiert sind, ist das Spitzenmodell Clarett 8Pre USB in einem stabilen 19-Zoll-Rackgehäuse mit einer Höheneinheit in den Maßen 4.5 x 48.0 x 27.0 cm verfügbar.

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Clarett 8Pre USB verfügt frontseitig links über zwei Eingänge mit Combo-XLR-Buchsen, über die Mikrofone, hochohmige Instrumente wie E-Gitarre, E-Bass oder Line-Signale symmetrisch oder unsymmetrisch verbunden werden können. Rechts daneben befinden sich zwei LED-Schalter für die Aktivierung der 48-Volt-Phantomspeisung für die Mikrofoneingänge 1 bis 4 und 5 bis 8. Es folgen die obligatorischen acht analog gesteuerten Drehregler für die Eingangsverstärkung. Direkt darunter sind die beiden Kontroll-LEDs für Instrumenten-/Line-Pegel der beiden ersten Eingänge sowie der via Focusrite Control zuschaltbaren AIR-Funktion untergebracht. Alle LEDs lassen sich auch bei Tag gut im Rack erkennen und unterscheiden.

Frontseitig rechts befindet sich die farbige Pegelanzeige, bestehend aus zehn hellen LED-Balken mit jeweils sechs Segmenten. Hier werden sowohl die Signalpegel der anliegenden acht Eingangssignale, als auch die beiden Monitor-Ausgänge angezeigt. Praktisch - Letztere werden frontseitig durch den rechts neben der LED-Anzeige befindlichen Drehregler im Pegel gesteuert, ohne dass man umständlich softwareseitig den Ausgangspegel ändern muss. Bei Bedarf lassen sich damit via Focusrite Control auch mehrere Ausgangspaare in der Lautstärke anpassen. Die unter dem Drehregler angebrachten Schalter DIM und MUTE sind selbsterklärend. Auch sie sind standardmäßig mit dem Monitorausgang verknüpft, lassen sich aber via Focusrite Control auch anderen Ausgängen zuordnen.

Rechts außen sind zwei 6,35-mm-Klinkenbuchsen für Kopfhörer mit darüber angebrachten Pegelreglern untergebracht, die via Focusrite Control stets den Analogausgängen 7/8 und 9/10 zugeordnet sind. Erfreulicherweise befindet sich der Ein-/Ausschalter im Gegensatz zu den beiden Tischmodellen Clarett 2/4Pre frontseitig neben den Kopfhörereingängen, sodass beim Rack-Einbau das mühselige Suchen auf der Rückseite entfällt.

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Links außen auf der Geräterückseite ist der Kaltgerätestecker des Universalnetzteils für 100 und 240 Volt bei 50 oder 60 Hz untergebracht. Rechts daneben befinden sich die S/PDIF-Ein-/Ausgänge in Form von Cinch-Buchsen. Via Focusrite Control lässt sich das Audiosignal-Routing anpassen. Es folgen zwei 5-Pin-Anschlüsse für MIDI-In und –Out und der USB 2.0-Anschluss für die Verbindung zu entsprechenden Apple- oder Windowssystemen. Clarett 8Pre besitzt als einziges Modell einen Wordclock-Ausgang in Form einer BNC-Buchse für die Abtastraten-Synchronisation externer digitaler Geräte, die rechts neben den TOSLINK-Ein- und Ausgängen untergebracht ist. Beide optische Buchsen können ADAT-konform maximal acht Audiosignale mit bis zu 48 kHz oder vier Audiosignale mit bis zu 96 kHz verarbeiten. Via Focusrite Control lässt sich außerdem auswählen, ob alternativ S/PDIF-Signale optisch genutzt werden.

Rückseitig mittig sind ist der Stereo-Monitorausgang sowie acht Line-Ausgänge untergebracht. Alle Ausgänge sind mit 6,35-mm-Klinkenbuchsen ausgestattet, die symmetrische oder unsymmetrische Audiosignale verarbeiten können. Rechtsseitig befinden sich die Mikrofon/Line-Eingänge 3 bis 8 angelegt als Combo-XLR-Buchsen.

Praxis

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Wir setzten das Clarett 2Pre und 8Pre einige Wochen sowohl für Sprach- als auch für Mehrspuraufnahmen ein. Während des gesamten Zeitraums verrichteten beide Modelle klaglos unter verschiedenen DAW ihren Dienst. Die bei allen drei Modellen beiliegende Software Plug-In-Bundles haben wir mit Fokus auf die Hardware nicht getestet.

Der Anschluss der Geräte verlief erwartungsgemäß schnell und unproblematisch. Während Apple-Systeme das Audiointerface ohne zusätzlichen Treiber erkannten, war die Installation des Windows-Treibers nach wenigen Minuten erledigt. Die für beide Plattformen online herunterladbare Focusrite Control Software erkannte angeschlossene Geräte nach Installation reibungslos.

Während Clarett 2Pre USB mit zehn Ein- und vier Ausgängen ausgestattet ist, verfügt das Modell Clarett 4Pre USB gleich 18 Ein- und acht Ausgänge. Das Spitzenmodell Clarett 8Pre USB wartet mit 18 Ein- und 20 Ausgängen auf. Beim Routing ergaben sich somit einige Signalfluss-Fragen, denn mittels Focusrite Control lassen sich sowohl digitale als auch analoge Signalquellen flexibel individuell zuordnen. Dies erfolgte dank logischer Verknüpfungen einwandfrei und konnte zu unserer großen Erleichterung sogar als eigenes Routing Preset zum Beispiel für Aufnahme-Sessions und Mixing abgespeichert werden. Die GUI empfanden wir im Gegensatz zu Mitbewerber-Apps als überschaubar und leicht zu verstehen.

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Alle Drehregler ließen sich bei der Pegelanpassung gleichmäßig bewegen. Hardwareseitig machten die aus Kunststoff gefertigten Regler einen soliden Eindruck. Hier saß Alles präzise ohne Spiel. Die beiden Schalter DIM und MUTE sorgten während des Tests anfänglich für unfreiwillige Stumm- oder Pegeländerungen, da diese recht nah unter dem Monitor-Pegelregler angebracht sind und beim Betätigen des Reglers mit großen Fingern.

Klangseitig erlebten wir Aufnahmen über unterschiedliche Abtastraten hinweg bei den getesteten Modellen als transparent und druckvoll. Dynamische Passagen von klassischer Gitarre wurden insbesondere bei leisen Passagen ohne hörbares Rauschen transientenreich wiedergegeben. Fretless- Basslinien kamen ebenso präsent rüber wie Backgroundgesang. Neugierig waren wir, inwieweit die AIR-Funktion für mehr Präsenz bei Gesang und Sprache sorgen würde. Diese ist für alle Mikrofonvorverstärker nur aktivierbar via Focusrite Control und hinterließ einen gemischten Eindruck. Je nach Gesangsart und Mikrofon waren Präsenz und Luftigkeit mal mehr oder weniger zu hören und mittels EQ-Einstellungen im Mix auch ohne AIR-Aktivierung „nachbauen“. Letztendlich unterstützt die AIR-Funktion bei Bedarf die ohnehin vorhandene Präsenz und den ausgewogenen Klangcharakter der getesteten Clarett-Modelle.

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Im Gegensatz zur performanteren Thunderbolt-Schnittstelle ist die USB-2.0 Variante aufgrund des geringeren Datendurchsatz technologische eigentlich im Nachteil. Während des Tests konnten wir jedoch erfreulicherweise keinen signifikanten Nachteil bei Audioaufnahmen und Mischungen mit unserer DAW feststellen. Unter Windows 10 nutzten wir unsere XI-Machines Audioworkstation, die über zahlreiche USB-Anschlüsse verfügt und parallel weitere USB-Interfaces verwaltete. Die Latenzen hielten sich zum Beispiel bei Cubase 10 und Protools 12 selbst bei Aufnahmen bei 96 kHz und einem Puffer von 64 Samples mit 3,9 Millisekunden trotzdem erfreulich gering.

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Fazit

Bei der Clarett-Modellreihe fällt positiv die jahrelange Produktpflege von Hardware und Treiberoptimierung für Apple- und Windowssysteme auf, denn sowohl Haptik als auch Klang können in dieser Geräteklasse voll überzeugen. Die App zur Parametereinstellung arbeitet zuverlässig mit der Hardware zusammen. Das solide und schicke Metallgehäuse mit roter Front ist aufgrund der aufgeräumt angebrachten Bedienelemente auch ohne ausführliche Bedienungsanleitung einsetzbar. Selbige ist sogar in deutscher Sprache verfasst und lässt sowohl bei Einsteigern als auch bei Profis kaum Fragen offen. Schlussendlich sorgen die verbauten Vorverstärker und AD/DA-Wandler mit der AIR-Schaltung für ein erfreulich rauscharmes und präsentes Klangbild.

Die Preise liegen für das Clarett 2Pre USB bei ca. 360 Euro, beim Clarett 4Pre USB bei ca. 520 Euro und beim Clarett 8Pre USB bei ca. 750 Euro.

www.focusrite.de