Exponential Audio Reverb Plug-Ins

Autor und Abbildungen: Peter Kaminski

Exponential Audio ist eine relativ junge Firma. Inhaber und Gründer Michael Carnes ist allerdings kein Unbekannter. Er hat viele Jahre bei Lexicon gearbeitet und ist dort u. a.  maßgeblich an der Entwicklung des Lexicon 960L beteiligt gewesen. Wen verwundert es da, dass er nach dem Verlassen des Unternehmens sich als erstes auch dem Thema Reverb zuwendet und gleich zwei neue Plug-Ins entwickelt.

Michael Carnes hat dabei auch viele neue Ideen in seinen verwendeten Algorithmen einfließen lassen. Besondere Aufmerksamkeit hat er dabei u. a. dem Beginn, bzw. Aufbau des Nachhalls gewidmet. Eingeflossen sind dabei natürlich nicht nur seine technischen Erfahrungen sondern auch die Kenntnis der Akustik von vielen Räumen.

Betriebssysteme von System-Voraussetzungen

Die Plug-Ins sind für die verschiedensten Plattformen erhältlich und zwar als 32- und 64-Bit-Plug-Ins in folgenden Formaten: AudioUnit für Mac OSX (ab 10.6) sowie VST, RTAS (nur 32 Bit) und AAX für Mac- und Windows-Betriebssysteme. Der Hersteller empfiehlt Windows XP oder Windows 7 und rät von dem Plug-In-Einsatz unter Vista ab. Eine weitere Voraussetzung betrifft den Software-Kopierschutz. Für die Plug-Ins wird ein iLok 2 mit einem entsprechendem iLok-Account benötigt.

Phoenix Verb Plug-In

Von der Bedienung her sind beide Plug-Ins sehr ähnlich, so dass wir als erstes das Phoenix Verb Plug-In Vorstellen möchten und später dann auf die Unterschiede zum R2 Plug-In eingehen werden.

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Das Plug in teilt sich in drei Bereich auf. Links lassen sich Early- und Reverb-Level sowie die Endübergangsfrequenz einstellen. Darüber gibt es den Ein- und Ausgangspegel in Form von zwei Stereo-Bargrafanzeigen sowie eine Spektrums-Echtzeitdarstellung (ein/ausschaltbar), in dem das eingestellte Cutoff-Filter mit eingeblendet wird. Neben den drei Drehgebern sind noch vier virtuelle Schalter für Hoch-/Tiefpassfilter (6 oder 12 dB) verfügbar. Unter dieser Sektion sind drei virtuelle Taster für Speichern und Laden von Einstellungen sowie ein Compare-Schalter zum Vergleich zwischen den aktuellen Einstellungen und denen der letzten Speicherung des Presets. In der Mitte gibt es dann die drei Regler für die Hauptparameter: Nachhallzeit, Pre-Delay-Zeit sowie Mischverhältnis Original/Hall.

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Die Detailarbeit erfolgt in der rechten Sektion. Hier kann man auch das aktive Preset auswählen. Über Key-Wörter kann man bestimmte Gruppen von Presets auswählen um eine kleinere Auswahl von Presets geboten zu bekommen. Wenn man "All Presets" anwählt werden alle angezeigt, allerdings über mehrere Seiten hinweg. Man kann schon vorwegnehmen, dass Angebot an Presets ist riesig. 

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Über drei Reiter lassen sich die Parameter für die Reverb Attack, Reverb Tail und die Early Reflexions einstellen. Der Dialog für die Attack (siehe oben) beinhaltet auch den Reverb-Typ: Plate, Chamber oder Hall. Die Parameter selbst sind an sich selbsterklärend. Mit Diffuser Size und Diffusion kann man die Eigenschaften des Wandmaterial im Raum verändern und mit den Envelope-Parametern den Verlauf der Attack-Hüllkurve.

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Beim Reverb Tail (s. oben)  hat der Anwender Zugriff auf die Raumgröße, wobei hier eine Kantenlänge in Metern angegeben wird. Weitere Parameter sind für Frequenzwichtung des Hallausklangs sowie mit dem Parameter Width ein Parameter mit dem die grundsätzliche Länge des Tails eingestellt wird.

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Und als letzten kann der Anwender im Dialog Early die Stärke der ersten Reflexionen (Attack), die Länge der Reflexionen (Time) und die Klangfärbung (Slope) einstellen.

R2 Plug-In

Im ersten Blick ist der Unterschied zum Phoenix Verb der, dass hier in der Sektion unter der Echtzeit-Darstellung sowohl Pegel und Cut-Off-Frequenz der Early Reflections und des eigentlichen Reverbs eingestellt werden können. 

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Die sonstigen Parameter sind weitgehend identisch. Es gibt hier aber noch zwei Reiter mehr und zwar einen Reiter für "Chorus" und einen weiteren für "Gate".

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Beim Chorus-Dialog lässt sich Tiefe und Geschwindigkeit sowie den prinzipiellen Modulationstyp (Tonhöhe oder Random und das in zwei Stärken) einstellen.

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Der Gate-Dialog bietet vier Regler für den Schwellwert (Threshols), Rückstellgeschwindigkeit (Recovery), Öffnungszeit des Gates (Hold) nach Unterschreiten der eingestellten Schwelle und die Schließzeit nach der Hold-Phase (Clamp). Also sehr umfangreiche Möglichkeiten. Zur optischen Kontrolle gibt es einen Indikator für das Erreichen des Schwellwertes sowie eine wenn das Gate geöffnet ist.

Praxis

Das Plug-In läuft unter allen gängigen Software-Lösungen. Viele getestete stehen auf der Web-Site als überprüft. Wir haben auch weitere, nicht aufgelistete geprüft, wo aber auch keine Probleme festzustellen waren. Die Installation wird über einen Installer abgewickelt, der auch einmal nach den zu installierenden Formaten (64/32 Bit und Plattformen) fragt, sowie auch ggf. nach einem Installationsordner. Zusammenfassend kann man für die Installation sagen: einfach und keine besonderen Vorkommnisse.

Die Bedienung ist sehr gut gelöst. Alles ist sehr übersichtlich und gut geordnet. Auch wenn der Entwickler neue Ideen hat einfließen lassen, so hat er es zum Glück bei den üblichen Parametern belassen, so dass man sich sehr schnell zurechtfindet. Das Plug-In ist dabei sowohl für Anwender die schnell zum Ziel kommen wollen als auch für Tüftler geeignet. Durch Anwahl eines Presets und Einstellung der Hauptparameter und ggf. Adaptierung der Parameter in der linken Sektion, kommt man schnell zu einem sehr guten Ergebnis. Die Individualisten werden dann in der Vielzahl der Parameter der rechten Sektion ihre Freude haben.

Die Werkshallprogramme sind wirklich sehr gelungen. Allzu oft werden in den Plug-Ins Presets geboten die erst einmal beeindrucken aber in der realen Produktion wenig tauglich sind. Das ist hier nicht der Fall. Hier wird nicht nur Quantität sonder auch Qualität geboten. Auch für spezielle Anwendungen, wie für die Post-Production, werden viele brauchbare Presets geboten. 

Jetzt fragt sich sicherlich der eine oder andere, ob der R2 nicht eigentlich nur eine größere Version des Phoenix Verbs ist. Und hier die Antwort: ja und nein. Der R2 hat in der Tat etwas mehr Möglichkeiten aber bei der Auswahl der Presets und beim Klang unterscheiden sich die beiden Plug-Ins schon. So sind der Algorithmus und auch die Presets des Phoenix Verb mehr auf Natürlichkeit getrimmt. Der Hall lässt sich auch sehr gut im Mastering einsetzen, wo man ggf. schon Aufnahmen mit Raumanteil verändern möchte oder da wo man klassischerweise einen Faltungshall einsetzen würde. Unerwünschte Resonanzerscheinungen oder Tonverfärbungen werden hier im Zaum gehalten.

Der R2 dagegen ist mehr der musikalischere Hall. Besonders bei Einzelinstrumenten kommen die Stärke des R2 zum Tragen. Hier steht der Reverb als solches mehr klanglich im Vordergrund und Modulationen prägen den Hallklang auch mehr als beim Phoenix Verb - das Lexicon 960L lässt grüßen - auch wenn ein direkter Vergleich hinkt, denn das R2 Plug-In hat schon eine klangliche Eigenständigkeit. Trotz der genannten Unterschiede ist die Handschrift des Entwicklers klanglich in beiden Plug-Ins manifestiert.

Fazit

Vertrieben werden die Plug-Ins übrigens von Audio Export. Der Preis für das Phoenix Verb liegt bei ca. 170 Euro, der für das R2 bei ca. 250 Euro. Als Bundle werden beide für 360 Euro angeboten. Wie ja schon im Praxisabschnitt beschrieben, kann sich, auf Grund des etwas anderen klanglichen Fokus, auch die Anschaffung beider Plug-Ins lohnen. Die beiden Plug-Ins sind nicht nur einfach wieder mal ein neues Reverb-Plug-In sondern sind qualitativ sehr hoch einzuordnen. Da die Nuancen der beiden Plug-Ins klanglich variieren, ist das Phoenix Verb sehr für den Post-Pro-Bereich und das R2 für die Musikproduktion geeignet. Aber die Grenzen sind ja oft fließend und von der aktuellen individuellen Produktion abhängig, insofern darf man diese Aussage nicht als Absolutismus verstehen, sondern eher als Tendenz.

www.exponentialaudio.com
www.audioexport.de