EVE Audio SC4070
Autor und Fotos: Markus Thiel
Mit den SC4070 präsentiert das Berliner Unternehmen Eve Audio eine großrahmige Haupt- und Midfield-Abhöre. Die nicht nur vom Design her in wesentlichen Punkten auf dem bereits von uns getesteten EVE Audio SC3070 Aktiv-Studiomonitor sowie des optisch und konzeptionell direkten Vorgängermodells SC407 aufsetzt.
Konzept und Technik
Abgesehen von dem bereits beim Vorgänger Verwendung findenden 165 mm Tieftontreiber-Doppel, einer stattlichen Gehäusebreite von 60 cm und satten 18 Kilogramm Eigengewicht, erinnern Ausstattung und technisches Setup auf den zweiten Blick ebenfalls an das bereits besprochene Modell SC3070. Leistungstechnisch spielt das neue System allerdings in einer gehobenen Liga, denn jede der vier integrierten Class-D-Endstufen steuert für sich genommen bereits satte 250 Watt zu einer ansehnlichen Gesamtleistung von 1.000 Watt bei, welche im Ernstfall in der Lage ist Schalldruckpegel von bis zu 126 dB pro Paar zu generieren.
Die Frequenzübergabepunkte der von 32 Hz bis 25 kHz abbildenden Monitore liegen zwischen 6,5“- und 4“-Treiber bei 280 Hz sowie bei 3 kHz zwischen Mittentöner und dem charakteristischen AMT RS3.1 Bändchen-Tweeter aus der hauseigenen Air-Motion-Transformer-Serie.
Das zentral eingebettete Metall-Panel mit integriertem Hoch- und Mitteltöner sieht dabei nicht nur extrem ansprechend aus, es lässt sich nach Entfernen der vier Befestigungsschrauben auch unkompliziert um 90 Grad drehen. Auf diese Weise sind die Monitore neben ihrer initial angedachten Bestimmung je nach Umfeld und Studio-Situation somit auch vertikal einsetzbar.
Das bereits im Rahmen des Tests zur SC3070 besprochene frontseitige Bedienpanel mit EQ-Filtermöglichkeiten und Volume-Regelung, findet sich in funktionell identischer Form natürlich auch beim vorliegenden Modell. Dass diese konsequent praxisgerechte Umsetzung der Bedienelemente heutzutage immer noch zum Alleinstellungsmerkmal taugt, ist für den Berliner Hersteller natürlich ausgesprochen erfreulich, auf die Branche bezogen im Jahr 2021 unter praktischen Gesichtspunkten jedoch sehr verwunderlich. Rückseitig lassen sich die Einstellungen zudem komfortabel per DIP-Schalter gegen versehentliche Änderungen locken.
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Sound
Die klangliche DNA der Systeme folgt klar definiert der Firmenphilosophie und reiht sich somit nahtlos in die Modellpalette der SC-Serie ein. Der lineare Frequenzgang der SC4070 wird nach unten hin durch eine straffe und definierte Tieftonabbildung abgerundet, welche ihr energetisches Potential aus der doppelt vorhandenen 6,5“-Membran schöpft. Auch wenn der ein oder andere beim Mix weiterhin auf eine Erweiterung im Bassbereich mittels entsprechendem Subwoofer (z. B. TS112) setzen wird, dürfte das Gebotene für eine umfassende Analyse in den meisten Studiosituationen doch voll und ganz ausreichen.
Auch die Höhenwiedergabe über den AMT-Treiber bettet sich mit der nötigen Präsenz stimmig in das Klangfundament des Silvercone-Membran-Setups ein. Die Systeme zeichnen zudem eine vorbildliche Tiefenstaffelung mit angenehm breiter Bühne und definierter aber keinesfalls überbetonter Phantommitte. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Abstimmung der SC4070 bereits vor dem EQ-Feintuning out-of-the-box nichts Wesentliches vermissen lässt. Der in Entwicklung und Endfertigung betriebene Aufwand ist qualitativ hör- und spürbar.
Befragt zu den wesentlichen Kriterien der Entwicklung, kommentierte Firmengründer Roland Stenz die Schwerpunkte des Modells SC4070 folgendermaßen: "Bei der Entwicklung der SC4070 wurde ein großer Wert auf ein ausgeglichenes Frequenzverhalten gelegt. Labormessungen in unserem schalltoten Raum und in unserem Hallraum waren bereits auf herausragendem Niveau. Um aber die SC4070 final an notwendige Studiobedingungen zu adaptieren, wurden ausgiebige Hörtests durchgeführt. Dabei fand dann Finetuning, sozusagen das „Mastering" statt, was die SC4070 noch einmal auf ein anderes Level gebracht hat. Die Anordnung mit den beiden 6,5“-Basswoofern führt zu weniger Belastung der Woofer und sorgt bereits ab 150Hz für eine leichte Bündelung der Abstrahlung. Damit wird ein „Aufpumpen“ des unteren Frequenzbereichs verringert, wenn der Raum stark mit Raumresonanzen zu kämpfen hat."
Fazit
Das Modell SC4070 positioniert sich nicht nur in puncto Klangabbildung, sondern auch konzeptionell sowie fertigungstechnisch zweifelsfrei in der gehobenen Oberklasse. Eine gut dimensionierte Regie mit genug Platz zum Atmen ist für diese Monitore dabei Grundvoraussetzung. Zu einem angemessenen Preis von knapp 2.500 Euro pro Monitor erhält man hier eine ausgewachsene und kompromisslose Studioabhöre mit der analytischen Präzision eines OP-Skalpells.