EastWest FORBIDDEN PLANET
Hybrid-Synthesizer als Stand-Alone-Software und Plug-In
Autor: Peter Kaminski
Im Mai 2022 stellte EastWest den Hybrid-Synthesizer FORBIDDEN PLANET vor, ein virtuelles Instrument welches Samples von akustischen und elektronischen Instrumenten nutzt. Es gibt solche Hybrid-Synthesizer auch von anderen Herstellern, wie den Polaris von Spitfire Audio, den wir ebenfalls getestet haben. Für welche Einsatzszenarien FORBIDDEN PLANET entwickelt wurde, wird bei dem Slogan "Ultimate Cinematic Inspiration" deutlich. Wir haben uns das Instrument genauer angeschaut und überprüft ob, ob es diesem Anspruch auch gerecht wird. Forbidden Planet wurde übrigens von Doug Rogers - dem Gründer von EastWest sowie dem Londoner Komponisten Nick Phoenix konzipiert.
Voraussetzung und Installation
Das virtuelle Instrument wird sowohl für Windows 10 als auch für macOS (ab Version 10.13) angeboten. Als CPU wird eine Quad-Core mit mindestens 2,7 GHz empfohlen.
Die Installation erfolgt über das Installation Center von EastWest (s. Abb. oben). Der Download dauerte im Test etwas über eine Stunde. Installiert werden nach dem entpacken ca. 51 Gigabyte an Daten.
Die Nutzung des Instrumentes erfolgt über den EastWest Opus Player, den es in einer Stand-Alone-Version mit ASIO-Unterstützung gibt (s. Abb. oben Audio/MIDI Setup), als auch als VST 2-, VST 3-, AAX und AU-Plug-Ins. Wer mehr über den Player und die EastWest Libraries erfahren will, dem sei auch der Test EastWest Hollywood Orchestra Opus Edition empfohlen.
Opus
Wir sind ja in dem e3rwähnten Artikel schon auf die Opus Software eingegangen, wollen hier aber auch nochmal das eine oder andere aufzeigen. Opus teilt sich in drei Bereiche und zwar werden links die geöffneten Instrumente angezeigt und rechts einzelne Parameter. Diese Bereiche lassen sich auf oder zuklappen. Im Kopf hat man darüber hinaus über Icons Zugriff zu den Einstellungen und in einer Statusanzeige rechts oben wird die Systembelastung angezeigt. Es gibt in der Mitte die vier Dialoge BROWSE, PLAY, PERFOM und MIX, die über ein Menü anwählbar sind.
In dem Browser (s. Abb. oben) werden links die installierten Instrumente angezeigt, wie eben auch Forbidden Planet und man kann über verschiedene Kategorien in mehreren Ebenen dann einzelne Preset aufrufen.
Im Dialog PERFOM lassen sich die Sounds Keyboard-Bereiche zuweisen oder sonstige Parameter zur Sound-Umschaltung definieren (s. Abb. oben).
Im Dialog PLAY gibt es verschiedene Untermenüs. Neben PLAY und MIDI TOOLS lassen sich über AUTOMATION auch Parameter, bzw. Makros auch MIDI CCs zuweisen (s. Abb. oben).
Opus bietet auch eine ganze Reihe von Effekten (Reverbs, Delays etc.) sowie auch einen SSL Bus Kompressor (s. Abb. oben).
Über den Mixer lassen sich die verschiedenen Instrumenten, die Gruppen, Effekt-Returns und Master handhaben (s. Abb. oben).
Bedienung
Nun zu der spezifischen Bedienung des Forbidden Planet Instruments. Hier gibt es drei Bereiche, Links, Mitte und Rechts.
Der linke Dialogbereich (s. Abb. oben) dient der Einstellung der Hüllkurve für den VCA sowie Filterfrequenz und ein paar andere Parameter, wie globaler Effektpegel und Step-LFO-Wirkung usw. Pro Preset werden zwei Sound Sources genutzt, zwischen denen man default-mäßig über das Modulation Wheel (MIDI CC=1) überblenden kann.
Auf der rechten Seite (s. Abb. oben) hat man Möglichkeiten zum Transponieren, zwei Arpeggiatoren, Panning sowie Insert Effekte und dann noch Delay und Reverb sowie eine Mastersektion.
Der mittlere Bereich lässt sich zwischen XY Pad, Filter und MIDI umschalten. Bei XY Pad kann man den Mond des Planeten mit der Maus bewegen und er dient als virtueller XY-Joystick. So kann der Anwender zum Beispiel das Sound-Morphing und die Filterfrequenz gleichzeitig steuern.
Im Dialog Filter (s. Abb. oben) lassen sich Filterparameter wie Filtertyp, Grenzfrequenz, Resonanz sowie die Hüllkurve und ein Step-LFO einstellen.
Über den Dialog MIDI (s. Abb. oben) lassen sich Arpeggiator A und B einstellen (s. Abb. oben). Im Detail kann die globale Betriebsart (Hold/Latch/Latch+) sowie das Ziel der Modulationswirkung der Schritte (Pegel, Filterfrequenz, Panorama) angepasst werden. Für die beiden Apreggiator A und B kann man Sync, Richtung, Oktavumfang, Notenlängenbasis Swing-Parameter und Glide/Portasmento-Option auswählen.
Praxis
Die Anforderungen an die DAW sind nicht sehr groß. Auf unserer Xi-Machines X2 2017 Workstation war in einer Produktion mit FORBIDDEN PLANET mit mehreren aktiven Layers überhaupt kein Performance-Problem festzustellen. Wir haben das virtuelle Instrument als VST 3 primär unter Nuendo 12 (Version 12.0.30) und VST Live Pro (Version 1.0.0) sowie auch unter Pyramix 14 (14.0.3 HotFix 2), Ableton Live 11 (Version 11.1.6) und Bitwig Studio (Version 4.2.5) getestet und es gab keine Probleme. Die Bedienung ist dank dem Opus Player einfach und unkompliziert und alles ist sehr intuitiv bedienbar.
Es werden weit über 600 Presets mitgeliefert, die sich in die Kategorien Bass (58), Drones (213), Effekte (18), Leads (130), Pads (132) und Polysynths (14) sowie Arpeggiator-Presets (68) aufteilen. Ich finde die Sounds ausgezeichnet für Film- und Doku-Begleitmusik sowie Gaming und Ambient-Style-Music. Mit dem XY-Pad und/oder dem Modulationsrad an einem Keyboard-Controller lassen sich sehr schön an Szenen adaptierte, dynamische Sounds produzieren. Ich bevorzuge dabei mit dem Mod-Wheel zwischen den Sounds A/B zu morphen. Besonders gut gefallen haben mir die Lead-, Pads- und Drones-Presets. Da sind wirklich zum Teil sehr besondere Sounds dabei.
Fazit
Der Einzelpreis des FORBIDDEN PLANET, der auch Bestandteil der EastWest ComposerCloud+ ist, beträgt 299 US$. Es wird übrigens auch eine 30-Tage-Demo für ComposerCloud+, wo man dann auch Forbiden Planet testen könnte. Der Preis liegt im Rahmen vergleichbarer virtueller Instrumente und ist als angemessen anzusehen. Bei dem Preis der ComposerCloud+ für (zurzeit des Tests) ca. 20 US$pro Monat wird der eine oder andere diese Option sicherlich vorziehen, denn da sind ja viele weitere Instrumente verfügbar.
Forbidden Planet von EastWest ist schon ein sehr zugeschnittenes Instrument für Komponisten aus den Bereichen Film, Game sowie Ambient. Diese werden Forbidden Planet als ein weiteres, geeignetes Instrument für ihr musikalisches Genre schätzen zu wissen.