DPA d:facto II Interview-Mikrofon
Autor und Fotos: Peter Kaminski
Wir haben ja schon das d:facto II Vocal Mikrofon in einem Test hier auf proaudio.de vorgestellt. Seit Sommer 2015 bietet DPA nun neben dem Gesangsmikrofon mit Supernieren-Richtcharakteristik für den Bühnenbetrieb eine d:facto II Variante für Interview-Anwendungen an, die wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten möchten.
Technik und Konzept
Der Handgriff und der Mikrofonkorb sind mit dem des d:facto II Vocal-Mikrofon identisch. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass das ganze Zubehör ebenfalls kompatibel ist, wie die verschiedenen farbigen Mikrofonkörbe (Gold, Schwarz, Nickel), sowie die Adapter für den Betrieb auf Drahtlosmikrofon-Handgriffe anderer Hersteller ("SE2-ew" und "SE5" für Sennheiser, "SL1" für Shure, Sony, Lectrosonic und Line6 sowie "WI2" für Wysicom).
Das eigentlich Neue ist die Kapsel vom Typ 2006V mit 19 mm Durchmesser (s. Abb. unten). Es handelt sich um ein Druckempfänger - also um eine Kapsel mit Kugelrichtcharakteristik, die vorpolarisiert ist. Die Kapsel bietet durch Ihre technische Konzeption den Vorteil von kleinen (gute Impulsantwort und großer Übertragungsbereich) und großen Kapseln (geringes Rauschen).
Zum Betrieb wird eine 48-V-Phantomspannung benötigt. Der Betriebsstrom liegt bei ca. zwei Milliampere. Als Buchse ist am Mikrofongriff eine übliche vom Typ XLR-3 vorgesehen. Die nominale Ausgangsimpedanz liegt bei 100 Ohm.
Als Übertragungsbereich gibt der Hersteller 20 Hz bis 20 kHz an. Bei 14 kHz ist eine Anhebung von ca. 3 dB. Bei 80 Hz befindet sich ein fest integriertes, nicht abschaltbarer Hochpassfilter dritter Ordnung (18 dB/Okt.) mit einer 3-dB-Grenzfrequenz von 80 Hz. Die Empfindlichkeit liegt bei 10 mV/PA (bei 1kHz), der Dynamikbereich bei 114 dB und der maximale Schalldruck bei 154 dB SPL. Den äquivalente Rauschpegel nach ITU-R BS.468-4 Bewertung gibt der Hersteller DPA mit typ. 28 dB an.
Praxis
Beim praktischen Betrieb des d:facto II Interview Microphone gibt es einige Dinge, die sofort auffallen. Klanglich ist das Mikrofon sehr transparent und klar mit einer hohen Präsenz, die aber so ist, dass sie nicht als überzeichnet empfunden wird und das kombiniert mit einer hohen Sprachverständlichkeit. Die 2006V ist nicht die erste Kapsel, die DPA mit hervorragenden Klangeigenschaften ausstattet.
Was weiter sofort auffällt ist die sehr geringe Empfindlichkeit gegenüber Windgeräuschen, was am Kapseldesign liegt, aber auch an dem Design des Mikrofonkorbs (s. Abb. oben), der mehrlagig aufgebaut ist. Aber auch die Handhabungsgeräusche sind im Vergleich zu anderen Mikrofonen wirklich sehr gering. Beim Vergleich muss man darauf achten den Pegel anzupassen denn das d.facto II Interview Microphone produziert durch seine Empfindlichkeit ordentlich Pegel am Ausgang.
Die Richtcharakteristik ist ja eine Kugel. Ein genaueren Blick auf das Polardiagram offenbart, dass ein Vor/Rückverhältnis von 6 dB bei ca. 8 kHz Grenzfrequenz erreicht wird. Bei 16 kHz beträgt die Vor/Rückdämpfung 16 dB. Eine Klangverfärbung bei leichtem Wegdrehen ist daher auch nicht wahrnehmbar. Im praktischen Betrieb reicht daher eine grobe Ausrichtung auf den Interviewpartner aus.
Bei Anwendungen mit hohem Umgebungsgeräuschpegel wird man dann aber eher ein Mikrofon mit Nierencharakteristik einsetzen, wenn man die Umgebungsgeräusche unterdrücken möchte. Hier lohnt es sich ggf. mal das d:facto II Vocal Microphone mit Superniere auszuprobieren. Vieleicht entschließt man sich ja bei DPA auch noch ein Nierenkapsel herauszubringen und ggf. auch ein längeren Mikrofongriff, der beim Broadcast-Betrieb die Handhabung etwas vereinfachen würde.
Fazit
Der Preis des d:facto II Interview Microphone komplett mit Handgriff ist etwas unter dem der Vocal-Version und liegt bei etwas über 900 Euro. Im Lieferumfang ist ein Stativhalterung und ein Windschutz enthalten. Die Kapsel alleine liegt bei ca. 460 Euro.
Der Klang des DPA d:facto II Interview Microphone ist schon beeindruckend, den er zeichnet sich durch die hohe Klarheit und Präsenz aus, verbunden mit den Vorteilen geringer Handhabungs- und Windgeräuschen. Natürlich setzt die Kugelrichtcharakteristik in der Praxis Grenzen was die Umweltgeräusche angeht, aber auch andere Hersteller bieten ja als Broadcast-Mikrofone häufig zwei Mikrofontypen für diese Anwendungsbereich an, wie Kugel und Niere. Das d:facto II Interview Microphone wird in einem Punkt seinem Namen nicht gerecht, denn es lässt sich auch für viele andere Anwendungen nutzen, wie z. B. für Sprachaufnahmen etc.