Cranborne Audio Camden EC2
Autor und Fotos: Peter Kaminski
Cranborne Audio ist ein noch relativ junges Unternehmen aus England. Hier hat man sich, so die Aussage des Herstellers, dem Ziel verschrieben, Vintage Sound mit einem modernen Ansatz umzusetzen. Der Vorverstärker Camden EC2 ist nicht das erste Produkt von Cranborne Audio welches wir uns widmen. Wir haben auch schon die 500er-Lunchbox mit ADAT-Interface getestet und sind dabei auch auf C.A.S.T. Interface-Module von Cranborne Audio eingegangen. Da sowohl das C.A.S.T. als auch die 500er-Module im Zusammenhang mit dem Camden EC2 ein Thema sind, also auch ein interessanter Artikel im Zusammenhang mit diesem Test.
Konzept
Camden ist eine ganze Serie von Vorverstärkern die Cranborne Audio anbietet. Der Vorverstärker selbst bietet dabei immer die gleiche technische Umsetzung und technische Merkmale. So gibt es den Camden als 500er-Modul, als Camden EC1 im 1/2 19-Zoll-Gehäuse mit einem Preamp und Monitorsektion und als Camden EC2 mit 2 Preamps und Monitorfunktion in einer 19"-Variante (1 HE). Wir wollten uns hier primär mit dem Flaggschiff Camden EC2 beschäftigen.
Die Versorgung mit Betriebsspannung erfolgt beim Camden EC2 über ein externes Netzteil mit 24 Volt Gleichspannung. Im EC2 befindet sich also kein Netztransformator. In manchen Tests wird das als Nachteil deklariert aber der Vorteil ist, dass es nicht zu Brummeinstreuungen kommen kann.
Der innere Aufbau (s. Abb. oben) ist sehr strukturiert: Es gibt drei Platinen eine für die Bedienelemente, eine für die hinteren Anschlüsse und eine Hauptplatine, überwiegend mit SMD-Bauelementen mit der Audioelektronik und Aufbereitung der Spannungsversorgung. Die verwendeten Bauelemente sind hochwertig, wobei man hier durchaus auf Standard-Komponenten und keine Exoten-Bauteile setzt.
Anschlüsse
Auf der Rückseite befinden sich die Ein- und Ausgänge der beiden Preamps. Neben den beiden elektronisch, symmetrierten XLR-Eingängen befindet sich noch ein Eingang mit der Cranborne Audio eigenen C.A.S.T.-Schnittstelle. Die Eingangswahl erfolgt über einen Kippschalter neben der jeweiligen XLR-Buchse. Am Link-Ausgang (6,3-mm-Klinkenstecker) wird das Eingangssignal gepuffert ausgegeben. Auf dem Eingang kann eine 48-Volt-Phantomspeissung zugeschaltet werden. Die Nominalimpedanzen betragen für Mikrofoneingang 8,9 Kiloohm, für Line-Eingang 24,3 Kiloohm und für Hi-Z 1,5 Megaohm. Der Maximalpegel beträgt für Mikrofonbetrieb 17,6 dBu, für Line-Betrieb 26,5 dBu und für Hi-Z-Betrieb 24 dBu.
Jeder Preamp bietet zwei symmetrische Ausgänge und zwar in Form einer 6,3-mm-Klinkenbuchse (21,5 dBu Maximalpegel) sowie einer XLR-Buchse (27,5 dBu Maximalpegel). Über einen Schalter ist ein Ground-Lift getrennt für jeden Ausgang individuell schaltbar. Interessant ist, dass das Gerät noch zwei Aux-Eingänge in Form von 6,3-mm-Klinkensteckern verfügt. Dazu später mehr, wenn wir auf die Monitorsektion zu sprechen kommen. Auch ein C.A.S.T.-Ausgang bietet der Camden EC2 und lässt sich so in eine C.A.S.T.-Infrastruktur auf der Bühne oder im Studio einbinden.
Bedienung
Schauen wir uns als erstes einmal die Bedienung eines Vorverstärkers an. Es gibt dort Schalter für die Phasenumkehr und es kann auch ein Hochpassfilter (Grenzfrequenz 80 Hz, 12 dB/Okt.) zugeschaltet werden. Weiter lässt sich eine 48-Volt-Phantomspeisung zuschalten und der Eingang lässt sich zwischen Mikrofon, Line und Hi-Z umschalten, wobei sich der Hi-Z/Line-Eingang in Form einer 6,3-mm-Klinkenbuchse auf der Frontplatte befindet. Die Regelung der Verstärkung erfolgt über ein Drehschalter in zwölf Stufen von 8 bis 68,5 dB in 5,5-dB-Schritten.
Der Preamp bietet auch eine Simulation einer Verzerrung wie sie bei analogen Schaltungen auftritt, die Cranborne Audio "Mojo" nennt. Es gibt hier zwei umschaltbare Betriebsarten. Beim Modus "Thump", werden Harmonische im unteren Frequenzbereich angehoben und bei "Cream" wird das THD angehoben wobei die unteren Mitten nochmals bearbeitet werden. Man muss aber betonen, dass beide Modi nicht auf Filter-basis arbeiten. Der Grad der Verzerrung lässt sich über ein Regler einstellen, der auch bei Linksanschlag eine Schaltfunktion aufweißt und Mojo deaktiviert.
Neben zwei Preamps bietet der EC2 auch zwei Kopfhörerverstärker mit einer Monitorsektion. Über einen Mischer lassen sich auf jeden Kopfhörerausgang Kanal 1 und Kanal 2 sowie der Aux In mischen und über einen vierten Regler lässt sich der Kopfhörerpegel anpassen. Die Kanäle 1/2 lassen sich auch über einen Schalter als Stereo aufschalten. Jeder der beiden Kopfhörerverstärker bietet eine Leistung von 2 x 500 mW an 32 Ohm, bzw. 1,2 W an 100 Ohm und 650 mW an 220 Ohm.
Das Einschalten erfolgt über Antippen eines Tasters ganz rechts auf der Frontplatte. Zum Ausschalten muss man den Taster halten. Möchte man, dass der Camden EC2 direkt bei angelegter Spannung einschaltet, dann kann man eine "Auto Power" Funktion aktivieren, in dem man im Geräteinneren eine Steckbrücke zieht.
Praxis
Alle Schalter und Regler machen einen sehr hochwertigen Eindruck. Sehr lobenswert ist, dass Gain-Schalter mit einer hohen Präzision eingesetzt werden. Damit ist im Stereobetrieb sichergestellt, dass sich die Verstärkung für beide Kanäle identisch einstellen lässt. Auf den ersten Eindruck verwirrend ist die Indikator-LED für die Phantomspeisung, denn diese leucht auch schon bei Bereitschaft, allerdings in einer anderen Farbe.
Wir haben den Preamp mit einer ganzen Reihe von Interfaces und verschiedenen Mikrofonen und auch mit E-Gitarre ausprobiert und das Fazit für die Klangbewertung war schnell gefunden. Auch wenn der eine oder andere mit dem Namen Cranborn Audio (noch) nichts anfangen kann, der EC2 klingt wirklich verdammt gut. Besonders die Wärme im Bassbereich die er vermittelt, hat mich beeindruckt. Gegenüber den meisten Interfaces mit integrierten Mikrofonvorverstärkern die man für DAWs nutzt, bietet der Camden EC2 klanglich viel Potential.
Der Mojo Thump-Modus gibt dem Signal nochmal mehr klanglichen Charakter in den unteren Frequenzen, wobei sich der Effekt sehr gut mit dem Mojo-Regler dosieren lässt. Der Cream-Modus ist dann eher in den oberen Frequenzen aktiv und ähnelt der Sättigung einer Röhrenstufe. Hier muss man schon bei der Dosierung deutlich zurückhaltender sein, denn der Grad der Verzerrung ist deutlich höher als beim Thump-Modus. Mir persönlich gefällt der Thump-Modus auch besser. Der Cream-Modus funktioniert, je nach Klangvorstellung, bei E-Gitarre am Hi-Z ganz gut.
Im Studio und auf der Bühne ist die integrierte Monitorfunktion ideal für den einspielenden Musiker, da er vor Ort auch direkt Anpassungen an den Pegelverhältnissen vornehmen kann. Die Kopfhörerverstärker klingen für integrierte Lösungen ebenfalls außerordentlich gut und bietet auch genügend Ausgangspegel auf der Bühne bei lautem Umfeld.
Fazit
Der Preis des zweikanaligen Camden EC2 - übrigens im Vertrieb von Mega Audio - liegt bei unter 1.400 Euro, der des einkanaligen Camden EC1 bei knapp unter 700 Euro. Der Camden-Vorverstärker im 500er-Modulformat, der gegenüber den 19-Zoll-Versionen EC1 und EC2 deutlich weniger Funktionalität im Bereich Monitoring bietet, liegt übrigens bei 380 Euro.
Ich muss sagen, dass ich von dem Klang des EC2 sehr positiv überrascht wurde. Da der Camden EC1 und das Camden 500er-Modul ja die gleiche Schaltung nutzt, ist auch das 500er-Modul für den Studiobetrieb sehr zu empfehlen. Aber auch dort, nicht nur auf der Bühne im Live-Betrieb, macht der Camden EC2 mit seinen Monitorfunktionen Sinn und ist für die Audioqualität und der funktionellen Ausstattung auch preislich absolut angemessen. Das 500er-Modul muss man dann sogar als äußerst preiswert bezeichnen.