Adam Audio S3V - Dreiwege-Monitorsystem
Autor und Fotos: Markus Thiel
Nach einer Zeit größerer Umbrüche und der Neuorganisation, meldet sich der renommierte und seit letztem Jahr unter dem Dach des Britischen Unternehmen Focusrite firmierende Berliner Hersteller von Studiomonitoren mit einer komplett neu aufgestellten High-End-Produktserie zurück. Dabei kombiniert Adam Audio gekonnt bewährte technologische Konzepte mit neuen innovativen Ansätzen.
Bekanntheit erlangte das 1999 in Berlin gegründete und bis heute dort ansässige Unternehmen mit seinem charakteristischen X-ART-(eXtended Accelerated Ribbon Technology)-Hochtonsystem, welches sich nicht nur optisch maßgeblich von den Lösungen anderer Mitbewerber unterscheidet. Auf Basis des von Oskar Heil entwickelten Air Motion Transformer, ermöglicht das Design aus gefalteter Hochtonmembran einen deutlich erhöhten und schnelleren Luft/Schall-Austritt als dies bei herkömmlichen Membran-Kolben-Konstruktionen der Fall ist.
Mit den neuen im vorliegenden Modell eingesetzten S-ART Hochtönern präsentiert Adam nun schließlich eine komplett überarbeitete Version des bewährten Konzepts. Durch noch präzisere Fertigung und höhere technische Standards, sollen natürliche Dynamik und Impulstreue im Rahmen der Wiedergabe noch einmal auf ein komplett neues Niveau gehoben werden.
Auch beim Mitteltöner handelt es sich mit dem DCH-Modell um eine speziell für die S-Serie konzipierte Neuentwicklung in Form eines Konus-Kalotten-Hybridtreibers (Dome Cone Hybrid). Dieser setzt zudem auf eine aus einem Stück laminiertem Kohlefaserverbundstoff bestehende Membran.
Dem Konzept folgend reiht sich auch der mit 9 Zoll Durchmesser ernstzunehmend dimensionierte ELE(Extended Linear Excursion)-Tieftöner mit seiner ebenfalls verhältnismäßig steifen und speziell auf Adam Audios S-Monitorserie und das verwendete Bassreflexdesign zugeschnittenen Membran perfekt ein.
Ohne Ecken und Kanten
Augenfälligster Unterschied zum bisherigen Portfolio der Berliner Lautsprecherschmiede sind die abgerundeten Kanten und Ecken des Probanden gepaart mit der Umsetzung einer komplett neuen Waveguide-Philosophie. Die geschwungene Einbettung des Hochtöners besteht aus einem vollständig aus massiven Aluminiumblock gefrästen Element, welches sich beim Abstrahlverhalten aktiv um die Vermeidung früher Oberflächenreflexionen kümmert. In dieses Gesamtbild bettet sich auch das durch zwei aerodynamisch optimierte Öffnungen auf der Front gekennzeichnete neue Bassreflexsystem ein, welches speziell auf turbulenzarmen und in Folge des Gehäusematerials maximal resonanzreduzierten Betrieb getrimmt wurden. Rücksetig stehen neben einem klassischen analogen XLR-Eingang mit maximal +24dBu noch digitale AES3-Ports (In/Out) sowie ein USB-Anschluss für Updates und Softwareanwendungen zur Verfügung.
Verstärkung
Der im Frequenzbereich zwischen 32 Hz bis 50 kHz (siehe Frequenzgang weiter unten) mit maximal 124 dB SPL (@ 1 m) arbeitende Dreiwege-Monitor basiert leistungsseitig auf der Integration von drei getrennten Verstärkereinheiten. Oberhalb und unterhalb der Trennfrequenz von 250 Hz arbeiten für Tief- und Mittenbereich ausgesprochen verzerrungsarme Class-D-Endstufen die jenseits von 3 kHz um einen rauscharmen Class-A/B-Verstärker für den Hochtonbereich ergänzt wurden. Zusammen bringt das System so im Maximum beeindruckende 500 Watt RMS-Leistung im Tiefton-, 300 Watt im Mittelton- und 50 Watt im Hochtonbereich auf die Waage – aber schließlich handelt es sich beim vorliegenden Modell ja auch um einen 25 kg schweren und mit Dimensionen von 536 x 293 x 380 mm in alle Richtungen ausreichend Freiraum einfordernden Midfield-Monitor.
DSP
Angesteuert wird das Lautsprecher-Array über eine DSP-gestützte Frequenzweiche, welche sich über das Management der Übergänge auch maßgeblich für das Erreichen eines optimalen Frequenzgangs verantwortlich zeigt. Über einen entsprechenden Push-Encoder sowie die gut lesbare OLED-Anzeige lassen sich darüber hinaus allerdings auch verschiedene EQ-Setup-Einstellungen zur Kompensation räumlicher Mankos vornehmen. Abgesehen von den beiden mitgelieferten Presets „Pure“ und der von Adam geprägten UNR-(Uniform Natural Response)-Kurve, lässt sich der Frequenzverlauf mittels zwei parametrischer Shelving-Filter für Bass und Höhen sowie sechs voll parametrischer EQs mit variabler Steilheit auch in Handarbeit perfekt auf die eigenen Räumlichkeiten anpassen und auf einem der zusätzlich verfügbaren drei Anwender-Speicherplätze hinterlegen. Eine Software zur Anpassung der EQ-Parameter via Rechner und USB ist zurzeit noch in Arbeit.
Praxis
Womit Adam Audios S3V innerhalb weniger Augenblicke bereits zu überzeugen weiß, ist eine selten große und feinauflösende Bühne, welche faszinierender Weise über einen ebenso luxuriösen Sweetspot verfügt. Das Stereofeld dieses Monitorpaars bietet damit einen ungewohnt großen Bewegungsspielraum, ohne dass der Gesamtsound irgendwo im Raum gefühlt auch nur marginal in die Knie geht. Obwohl das System in erster Linie natürlich für das Mittelfeld konzipiert wurde, in welchem es logischerweise auch seine ganze Stärke präsentiert, machen die S3V auch im Nahbereich und mit deutlich abgesenktem Pegel noch Spaß.
Generell lässt sich den Lautsprechern eine ausgesprochen flinke und impulstreue Ansprache sowie eine vorbildlich knackige Transienten-Wiedergabe attestiert werden. Vor allem das Attack akustischer Gitarren und dynamisch gespielter Pianos sticht messerscharf plastisch aber nie aufdringlich hervor. Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollte der Umstand, dass die Probanden selbst in unmittelbarer Nähe nahezu kein Eigenrauschen oder sonstige Nebengeräusche produzieren.
Fazit
Mit Adams S3V lassen sich zudem stundenlange Abhörsessions trotz hochpräziser Wiedergabe ohne besondere Ermüdungserscheinungen bestreiten. Diese Systeme sind echte Arbeitstiere für mittlere Projekt- und große gewerbliche Studios zu einem mit knapp 2.300 Euro pro Seite keineswegs günstigen aber voll und ganz gerechtfertigten Preis.