Apogee Symphony Desktop Audio-Interface
Autor u. Fotos Erol Ergün
Apogee ist bekannt für seine hochwertigen Synchronizer und Wandler im 19-Zoll-Rackformat. Mittlerweile hat das Unternehmen mit Sitz in Kalifornien eine Reihe von USB-Interfaces für Apple-und Microsoft-Betriebssysteme im Programm. Jüngstes Mitglied ist das Apogee Symphony Desktop mit zahlreichen Features, dass, wie der Name schon andeutet, mit seinem großen Touch-Display für den Arbeitstisch ausgelegt ist und über eigene DSP zur internen Erzeugung von Effekten verfügt.
Features
Das schicke Gehäuse ähnelt dem Familienmitglied Apogee Quartet, ist mit einer Breite von ca. 200 mm und 130 mm Tiefe recht kompakt, besteht aus solidem Metall und ist zur besseren Bedienung auf dem Tisch in Form eines rutschfesten Pultes mit einer Höhe von ca. 60 mm ausgelegt. Auffällig ist linksseitig der 100 mm Breite und 60 mm Höhe, nicht entspiegelte TFT-Touchscreen und rechtsseitig ein großer Drehregler inklusive Push-Funktion, mit dem sich alle Parameter bearbeiten lassen. Geboten werden insgesamt 10 Ein- und 14 Ausgänge, AD/DA-Wandler mit maximal 24-Bit Wortbreite und 192 kHz Samplerate, sowie DSPs zur latenzfreien Berechnung von im Lieferumfang enthaltenen Apogee-Effekten für Aufnahme und Monitoring. Zum Testzeitpunkt installierbar waren drei Preamp-Emulationen sowie der bekannte Apogee Symphony ECS Channelstrip, einem virtuellen Kanalzug mit EQ, Kompressor und Saturation-Funktion.
Laut Roadmap plant Apogee die Integration weiterer Effekte für den DSP. Der Clou hierbei: Alle Effekte werden nicht nur als Plug-In innerhalb der DAW, sondern auch auf dem Touchscreen angezeigt. Lange Zeit waren Apogee-Produkte für Apple-Betriebssysteme vorbehalten. Erfreulicherweise sind mittlerweile Treiber und Software Panele nicht nur für Apple OS auf Intel-CPUs und die hauseigene CPU M1 lauffähig, sondern auch für Microsoft Windows 10 erhältlich.
Anschlüsse
Frontseitig gibt einen Instrumenteneingang mit Hi-Z-Option und einen Kopfhörerausgang. Beide sind als symmetrische 6.3mm Klinkenbuchsen auf der rechten Unterseite integriert.
Auf der Rückseite befinden sich zwei analoge Eingänge für Mikrofon, Line oder Instrument in Form von XLR-Kombo-Buchsen sowie zwei analoge Ausgänge, die als symmetrische 6,3mm Klinkenbuchsen ausgelegt sind. Unterhalb der Line-Ausgänge versteckt sich ein Kopfhörerausgang mit 3,5mm-Klinkenbuchse. Dieser lässt sich unabhängig vom frontseitig Kopfhörerausgang einsetzen. Digitale Audiosignale werden durch eine ADAT-Schnittstelle realisiert, die sich auch für S/PDIF-Signale eignet.
Zunächst verwirrend und erst durch Studium des ausführlichen englischsprachigen Manuals nachvollziehbar: eine USB Type-A-und eine USB Typ-C-Buchse auf der Geräterückseite. Erstere dient ausschließlich zum Software- und Firmware-Update mit Hilfe eines im Lieferumfang enthaltenen USB-Sticks. Letztere ist als USB 2.0 Variante für den Datenaustausch mit dem Computersystem zuständig.
Wie bei vielen anderen Desktop-Interfaces auch, erfolgt die Stromversorgung aufgrund des kompakten Gehäuses über ein externes Netzteil, dass mit 100 – 240 Volt weltweit eingesetzt werden kann und das Audio-Interface mit 12 Volt bei 0,9 Ampere versorgt.
Praxis
Für ein Interface eher ungewöhnlich ist die lange Einschaltdauer von über 32 Sekunden, bis das Interface einsatzbereit ist. Der Touchscreen reagiert zügig auf bekannte Wisch- sowie Tab-Gesten und ermöglicht so ein schnelles Navigieren durch alle Parameter direkt am Gerät. Nach einer kurzen Lernphase gewöhnt man sich schnell an die Kombination linke Hand Touchscreen –rechte Hand Drehregler zur Auswahl und Bearbeitung gewünschter Parameter. Alle Anzeigen werden farbig hochauflösend dargestellt. Buttons sind durchgängig beschriftet und Pegeleinstellungen werden im auffälligen Türkis angezeigt. Aufgrund der spiegelnden Displayoberfläche lassen sich jedoch einige Einstellungen bei ungünstigem Lichteinfall am Arbeitstisch erst auf den zweiten Blick gut erkennen. Wie bei allen Touchscreens sind auch hier nach kurzer Bedienung Fingerabdrücke sichtbar, die aber mittels Brillenputztuch einfach entfernt werden können.
Während des Tests kam es häufiger vor, dass das Gerät von einem Arbeitsplatz zum anderen wechselte. Da externe Netzteile gerne beim Transport verloren gehen, hat sich Apogee hierfür ein praktisches Detail einfallen lassen: vor Inbetriebnahme muss der Stromstecker mittels Drehbewegung in der Netzbuchse einrasten und konnte somit nicht vergessen werden.
Da Apogee kontinuierlich an Updates der DSP-Funktionen und Firmware arbeitet, verfügt das Interface über entsprechende Installationsroutinen im Setup. Während des Tests gab es einige Aktualisierungen, die wir von der Firmenwebsite auf den mitgelierten USB-Stick herunterladen konnten. Das Aufspielen von Updates gestaltete sich unkompliziert: einfach USB-Stick rückseitig mit der USB-Host-Buchse verbinden und den Anweisungen im Display folgen. Das Interface startete nach erfolgreichem Update automatisch neu.
Latenzen
Als Testsystem kam eine X2 Audio Workstation des Hamburger Unternehmens XI-MACHINES mit Intel Xeon W-2135 CPU und Workstation Motherboard mit Intel C422 Chipsatz zum Einsatz. Als Audioprogramm verwendeten wir Cubase 11 (64-Bit-Version) von Steinberg. Schon beim großen Bruder Apogee Quartet überzeugten niedrigen Latenzwerte. Wenig überraschend ließen sich mit dem Apogee Symphony Desktop Audio-Interface ähnliche Werte erzielen.
Angenehm überrascht waren wir von der Leistungsfähigkeit der integrierten DSP, denn selbst bei Vollauslastung von neun Effekten gelangen Gesangsaufnahmen mit aktiviertem ECS-Channel-Strip ebenso wie knackige Instrumentalaufnahmen mit aktivierter Preamp-Emulation ohne störende Signalverzögerungen.
Hier Latenzwerte mit unserem Testsong in Cubase 11.030, Win 10 (64 Bit)
48 kHz | 256 Samples | I/O 6.83 ms/ 4.5 ms
48 kHz | 64 Samples | I/O 2.83 ms/ 1.5 ms
96 kHz| 256 Samples | I/O 4.17 ms/ 2.5 ms
96 kHz | 64 Samples | I/O 2.17 ms/ 1.5 ms
192 kHz | 256 Samples | I/O 2.83 ms/ 1.5 ms
192 kHz | 64 Samples | I/O 1.83 ms/ 1.5 ms
Klangqualität
Da wir bereits das Apogee Audio-Interface Quartet testen konnten, waren wir gespannt, ob das Apogee Symphony Desktop die hohen Erwartungen hinsichtlich Klangqualität erfüllen würde. Für Gesangsaufnahmen nutzten wir das Vox-O-Rama U47 Röhrenmikrofon und zwei Neumann U87 für Stereoaufnahmen eines Flügels. Hier profitieren alle Besitzer des Audiointerfaces von der hochwertigen Klangqualität der verbauten AD/DA-Wandler mit Dynamikumfang von bis zu 129 dB (A-gewichtet). Wie zu erwarten, wurden sowohl bei leisen als auch bei sehr dynamischen Passagen die Aufnahmen fein und transparent wiedergegeben, ohne dabei jemals harsch oder kalt zu klingen.
Desktop-Interfaces eignen sich aufgrund der kompakten Maße besonders für den mobilen Einsatz. Sei es im Hotel, im Wohnzimmer oder bei Freunden. Nicht immer ist eine vollwertige Abhöre im Zugriff, weshalb Kopfhörerausgängen eine besondere Bedeutung zukommt. Im Gegensatz um Apogee Quartet verfügt das Symphony Desktop über zwei unabhängige Kopfhörerausgänge, die sehr rauscharm sind und dank Vorverstärker mit Dynamikumfang von 128 dB (A-gewichtet) selbst bei den im Test verwendeten Kopfhörern wie K812 von AKG ( 32 Ohm) und DT 770 von Beyerdynamik (250 Ohm) stets präsent und pegelstark ihren Dienst versahen.
Fazit
Das Apogee Symphony Desktop reiht sich nahtlos in die Riege hochwertiger Audio-Interfaces der Apogee Desktop-Familie ein. Die Hardware ist wertig verarbeitet und die Bedienung gelingt dank des großen Touchscreens und der aufgeräumten Menüführung erfreulich schnell und schlüssig. Die via DSP erzeugten Effekte wie Preamps und der Apogee Symphony ECS Channel Strip sind kein bloßes Beiwerk, sondern erweitern klangtechnisch das Potenzial dieses kompakten Tischgerätes insbesondere durch die nahezu latenzfreie Aufnahme- und Monitoring-Fähigkeiten auf ein sehr hohes Niveau. Die integrierte DSP-Power und zukunftssichere Update-Option mit der durchweg ausgezeichneten Klangqualität belegen darüber hinaus eindrucksvoll, was leistungsstark kompakte Audiohardware sein kann, ohne vom kreativen Workflow abzulenken.
Der Preis des Symphony Desktop liegt bei ca. 1.450 Euro. Vertrieben wird das Produkt über Sound Service.