Adam Audio A7V
Adams beliebte A-Serie neu interpretiert
Autor und Fotos: Markus Thiel
Die nächste Evolutionsstufe der beliebten Monitorserie mit dem Kennbuchstaben A aus der Berliner Audiotechnik-Schmiede Adam Audio bringt einige interessante Neuerungen mit, die sich nicht nur in einer verbesserten Wiedergabe, sondern auch in der Umsetzung vieler Handling-Optimierungen im Studioalltag niederschlagen. Neben einem geschmackvoll aufgehübschtem Äußeren liegt der Schwerpunkt der Revision allerdings klar auf den inneren Werten.
Basics
Als Serienvertreter der neuen A-Klasse schauen wir uns im Test das mit 337 mm x 200 mm x 280 mm und 8,7 kg sehr kompakte Nahfeld-Monitormodell A7V einmal näher an. In dem in bewährter "Vinyl-auf-MDF"-Manier realisierten Gehäuse finden sich neben den beiden, nun geschwungenen, Bassreflex-Tuben ein 7-Zoll-MLM-Speaker (nein, nicht Multi-Level-Marketing, sondern ein Verbundstoff namens Multi-Layer-Mineral) und im Falle der A7V noch ein im Bedarfsfall um 90 Grad drehbarer X-Art-Hochtöner mit charakteristischer Folien-Faltmembran.
Der mit einer Peak-Leistung von 110 Watt (90 Watt RMS) angegebene Tieftöner wird von einer Class-D/PWM-Endstufe angetrieben, wohingegen der ebenfalls zuarbeitende Hochtöner von einem Class-A/B-Verstärker mit 20 Watt (15 Watt RMS) befeuert wird. Die Übergabefrequenz des mit einem maximalen Schallpegel von 113 dB (SPL) in einem Rahmen von 40 Hz bis 45 kHz (-6 dB) operierenden Systems wurde im klassischen Bereich von 2,8 kHz gesetzt. Intern kommt eine Abastrate von 96 kHz zum Einsatz mit einer 24-Bit A/D-Wandlung. Die Eingangsimpedanz des Modells liegt für den XLR-Eingang bei 9 kOhm und für den Cinch-Eingang bei 3,3 kOhm bei einem maxialen Eingangspegel von +19 dBu.
Hintenrum
Für ein Monitorsystem seiner Preisklasse bietet die aktuelle A-Serie eine außergewöhnlich gut bestückte Rückseite mit Zugriff auf die DSP-gestützte raumabhängige EQ-Anpassung. Über vier separate Buttons lassen sich hier Presets für Bass (+2, 0, -2, -4 dB), Desk (0, -2, -4 dB), Presence (+1, 0, -1 dB) und Treble (+1,5, 0, -1,5 dB) auswählen. Über einen zusätzlichen Voicings-Taster sind zudem zwei grundlegende Klangcharakteristiken des Systems auswählbar.
Das Setting „Pure“ repräsentiert dabei die intendierte Klangabstimmung der aktuellen A-Serie, während „UNR“ sozusagen einen Legacy-Modus mit der klassischen Wiedergabekurve der Vorläufer-Reihe mit dem Buchstaben X aktiviert. Über das Setting Ext(ern) lässt sich ein im eigenen Raum mit der Raumkorrektur-Software SoundID Reference von Sonarworks kreiertes Frequenzkurven-Profil einladen und nutzen. Für diesen Zweck verfügt die A-Serie neben dem obligatorischen Gain-Regler (-12 dB bis +12 dB) und symmetrischem wie unsymmetrischem Eingang zusätzlich noch über eine RJ45-Netzwerkbuchse.
Netzwerkkontrolle
Ein Traum wird wahr. Die EQ-Anpassung der eigenen Monitore ohne lästiges Herumgekrieche im kabelreichen Konsolenhinterland dank entsprechender Mac- und PC-Software wird nun auch bei Adam Audio Realität. Die zum Lieferumfang gehörende Remote-Applikation hört auf den Namen "A Control" und steht sowohl für Windows als auch macOS zur Verfügung. Für den automatischen Verbindungsaufbau zwischen A7V und Host-Rechner im heimischen Netzwerk setzt die Software dabei auf Apples Netzwerkprotokoll Bonjour, welches bei Windows-Rechnern über eine angebotene Software entsprechend kostenfrei nachgerüstet werden kann.
Neben der Fernbedienbarkeit der integrierten EQ-Parameter zuzüglich einem erweiterten parametrischem Sechsband-EQ (Advanced Mode) aus der Hörposition heraus (!), lassen sich jetzt wie bereits erwähnt auch speziell an den Raum angepasste SoundID-Files, welche mittels Messmikrofon und Sonarworks „SoundID Reference“ kreiert wurden, als DSP-Preset nutzen. Im Rahmen der Kooperation zwischen beiden Unternehmen liefert Adam Audio mit jedem Modell der A-Serie eine voll funktionstüchtige, allerdings auf 60 Tage limitierte Demoversion der Sonarworks-Software, mit welcher sich ein entsprechendes Profil erstellen und übertragen lässt.
Wer kein entsprechendes Messmikrofon sein Eigen nennt, sollte sich allerdings dringend ein solches ausborgen oder zulegen – denn ohne wird es nichts mit der SoundID. Der Step-by-Step per Software angeleitete Kalibrierungsvorgang benötigt eine knappe halbe Stunde Lebenszeit, in der man sich ausgehend von der eigenen Hörposition streng nach Anweisung zu rhythmischen Impulsen und Testtönen um diese herum im Raum bewegt und dabei das Messmikrofon verschiebt. Im Gegenzug liefert einem Sonarworks dafür einen der eigenen Raumanatomie geschuldetes Kompensations-EQ-ing, welches den Frequenzgang bei der Wiedergabe praktisch linearisiert.
Praxis
Vergleicht man die beiden Basis-Abstimmungen „Pure“ und „UNR“ unter der Annahme, dass es sich bei zweiterer um die Klang-DNA des Vorgängers handelt, fällt auf, dass sich die überarbeitete A-Serie einen mutigen Schritt weg von der von vielen liebgewonnenen ADAM-Färbung hin zu einem Mehr an Neutralität bewegt hat. Aus meiner Perspektive ein deutlicher Zugewinn, der für sich genommen schon eine Zähmung des Hochtonbereichs gepaart mit einer optimierten analytischen Schärfe mit sich bringt. Wirklich eindrucksvoll ist allerdings die DSP-gestützte Wiedergabe mittels raumbezogener SoundID-EQ-Korrektur. Hier entfaltet die Adam Audio A7V abseits HiFi-aesker Attitüden ihr ganzes Können und eine rundum veredelte Interpretation der klanglichen Familientradition.
Fazit
Adam Audio hat seine Hausaufgaben mit der Revision der A-Serie umfassend und gründlich gemacht. Die A7V präsentieren sich als ausgezeichnete Arbeitsgeräte für Projekt- und Heimstudios die durch ihre geballte integrierte DSP-Power samt intelligenter Remote-Software deutlich aus dem Mitbewerberfeld herausstechen. Mit einem Anschaffungspreis von knapp 670 Euro pro Stück sind die Systeme in Anbetracht der gebotenen Features zudem ausgesprochen erschwinglich. Wer sich aktuell auf der Suche nach einer neuen aktiven Nahfeldmonitorlösung mit breitem Sweetspot und aufgeräumter Bühne befindet, sollte die Adam Audio A7V auf jeden Fall auf dem Schirm haben.