Cloudy June in Dolby Atmos

Foto: Julian Collet

Dolby JulianCollet

„Big girls don’t cry, they set your house on fire” – Cloudy June tanzt nicht um den heißen Brei herum, sondern kommt direkt auf den Punkt. Damit ihre Message auch auf Anlagen mit mehreren Punkten rüberkommt, hat sie sich die Unterstützung von Julian Collet und dem 7.1.4-System in seinem NOCTOPUS Studio gesichert. So sehen die Zuhörenden dem Feuerwerk nicht nur zu, sie sitzen mittendrin. This is fine.

Mit 6 Jahren fing Julian Collet auf der klassischen Gitarre an, mit 15 kam er zur elektronischen Musik und begann den üblichen Werdegang: „Vom Künstler zum Produzenten zum Engineer,“ fasst er zusammen, und ergänzt grinsend: „Either you die a musician, or you live long enough to see yourself become an engineer.“ So richtig schlimm zu finden scheint er das aber nicht. „Ich habe festgestellt, dass ich in Sachen Sound etwas auf den Tisch bringen kann, was andere vielleicht nicht können. Das Mixing hat mir immer am meisten Spaß gemacht, also habe ich beschlossen, mich darauf zu konzentrieren.“ Der Schritt von Stereo zu Dolby Atmos kam für Collet mit den entsprechend ausgestatteten In-Ear-Hörern. „Als die Airpods mit dem Headtracking kamen, führte für mich kein Weg mehr an dem Format vorbei.“ Tatsächlich erlebte Collet Dolby Atmos erstmals über diese Kopfhörer. „Ich war nicht vorher in einem Studio und habe es da gehört. Die Airpods haben mich von dem Thema überzeugt.“

Julian Collet erinnert sich auch noch an die erste Scheibe, die ihn von Dolby Atmos überzeugt hat. „Das war Joe Bonamassa, „Time Clocks“. Die Scheibe, die Bob Clearmountain gemacht hat. Das hat mich umgehauen. Ich war komplett in der Nummer drin, ich war komplett gefangen. Da ging es gar nicht um die Perspektive des Engineers, sondern um die emotionale Ebene. Das Erlebnis. Mir war klar: Das muss ich jetzt machen!“ Lachend fügt er hinzu: „Ich dachte mir, zumindest habe ich dann ein Setup, mit dem ich das richtig gut hören kann.“

Die Entwicklung auf dem Markt der Wiedergabe-Optionen sieht Collet auch sehr positiv. „Ich bin wirklich sehr froh, dass die Leute immer einfacher die Möglichkeit haben, diese Erfahrung zuhause zu erleben. Es gibt inzwischen ja viele kleine und bezahlbare Systeme, die bereits einen wirklich beeindruckenden immersiven Klangeindruck erzeugen können.“

Verschiedene Mixing Engineers gehen mit unterschiedlichen Philosophien an eine immersive Mischung. Julian Collet hat dazu eine ganz klare Haltung. „Ich war nie ein großer Fan davon, alles heftig in der Gegend herumfliegen zu lassen. Da hört man dann eigentlich nicht mehr auf die Musik, sondern auf den Mix. Anfangs wollte ich daher immer ganz klassisch eine Klangbühne aufbauen. Dann habe ich aber gemerkt, dass es Möglichkeiten gibt, die Hörenden noch tiefer in die Musik hineinzuziehen, wenn man sich ein Stück weit von dem Bühnen-Gedanken löst.“ Bei der Frage, welche Elemente sich wie bewegen sollten, folgt Collet dem Gedanken der Musikalität. „Ich kann zwar theoretisch eine Geige an mir vorbeilaufen lassen, aber was habe ich musikalisch davon? Das Wichtigste ist, dass es um den Song geht, um die Message des Künstlers.“ Collet findet in Dolby Atmos das, was in Stereo manchmal fehlt: „Dieses Stück mehr.“

Für Collet ist ein Dolby Atmos Mix eine eigene Instanz, eine neue Mischung. Er möchte „Dinge entdeckbar machen, die man in Stereo gar nicht bemerkt hat.“ Entsprechend nimmt er sich auch einen ganzen Tag Zeit für einen Mix. Dabei begeistert ihn der Gedanke des wiederholten Hörens. „Wie kann ich jemandem die Möglichkeit geben, sich den Song zehnmal anzuhören und zehnmal immer wieder etwas Neues zu entdecken? In Dolby Atmos geht das besonders gut.“ Natürlich bleibt Collet der Stereo-Vorlage dennoch treu. „Die Künstler haben da ja monatelang dran gearbeitet“, erläutert Collet. „Da kann ich nicht einfach alles umwerfen. Das will ich auch gar nicht, im Gegenteil: Ich möchte etwas dazugeben.“

Bei der immersiven Mischung von „Crazy Woman“ von Cloudy June hatte Julian Collet eine gute Vorstellung davon, wie weit er gehen kann. „Ich kenne sie und ihre Musik schon eine Weile und kann ganz gut einschätzen, was ihr gefallen könnte,“ erzählt Collet. „Das ist elektronische Popmusik mit vielen Synth-Sounds, da kann man viel mit anstellen. Und am Ende war es dann sogar so, dass sie bei mir im Studio saß und manche Sachen noch krasser haben wollte.“ Hilfreich, dass entsprechend viele Elemente der Musik verfügbar waren. „Mit 45 oder 50 Stems kann man sehr gut arbeiten. Bei Cloudy June waren vor allem die Vocals sehr detailliert vorhanden. So konnte ich die Harmonien im Raum verteilen, das ist ein wirklich cooler Effekt. Du setzt die Hörenden mitten in die Vocals. Eine Harmoniewand aus allen Lautsprechern, eine komplette Umhüllung – das funktioniert wahnsinnig gut.“

Generell rückt auch bei den Künstlern Dolby Atmos immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit. „Inzwischen fragen Künstler oft, was sie beim nächsten Mal beachten sollen, damit beim Mix in Dolby Atmos noch mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen.“ Wer das immersive Erlebnis Dolby Atmos einmal gemacht hat, will nicht mehr zurück. „Aus meinem Studio ist noch keiner rausgegangen und war nicht begeistert von diesem Format.“

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