Microtech Gefell KEM 975 Mikrofone beim 16. ST. Gallen Festival 2021
Der Höhepunkt war die Oper "Notre Dame" des Komponisten Franz Schmidt. Strenge Corona-Auflagen stellten 2021 eine besondere Herausforderung an die Tontechnik dar. Corona-Auflagen mussten Orchester und Prager Chor aus dem Konzertsaal des Theaters per Glasfaser in den Klosterhof, den Veranstaltungsort des Open Airs, übertragen werden.
Die verantwortlichen Tontechniker Stephan Linde (Links auf dem Bild / Chor und Solisten) und Benjamin Schultz (rechts auf dem Bild / Orchester) betonten, dass das für die Übertragung verwendete Linearray-Mikrofonsystem KEM 975 mit zwei Kardioid-Ebenen-Mikrofonen das Übersprechen zwischen Orchester und Chor ideal auf ein Minimum reduzierten.
Die legendären St. Galler Festspiele fanden vom 25. Juni bis 9. Juli 2021 zum 16. Mal im UNESCO-Weltkulturerbe Stiftsbezirk St. Gallen statt. Das Herzstück des Festivals bildete die große Open Air-Opern-Produktion im Innenhof des Klosters St. Gallen. Im Mittelpunkt der diesjährigen Festspiele stand die Oper „Notre Dame“ des österreichischen Komponisten Franz Schmidt. Mit dieser Neuinszenierung setzten die Festspiele ihre Tradition der Wiederentdeckung selten gespielter Meisterwerke fort. Die Neuinszenierung des Opernklassikers verströmte einen Hauch von Gotik, denn das zentrale Bühnenelement war die berühmte West-Rosette von Notre-Dame, die um 1260 entstanden ist und schöpferische Ordnung verkörpern soll. Eine aufwendige Gerüstkonstruktion, angelehnt an die Bilder nach dem verheerenden Brand von 2019 bildete ein flankierendes Element.
Strenge Corona-Auflagen stellten 2021 eine besondere Herausforderung an die Musikalische Leitung unter Michael Balke, die Tontechnik sowie das Sinfonieorchester des Theaters St. Gallen und den Prager Chor dar. Verantwortlich für Ton und Sound Design waren Stephan Linde (Abteilungsleiter des Theaters St. Gallen) für Chor und Solisten sowie Benjamin Schultz (freischaffender Tonmeister/Musiker) für das Orchester.
Aufgrund von Corona-Auflagen musste diesmal eine Übertragung des Orchesters und Prager Chors aus der Tonhalle von St Gallen, sozusagen aus dem Konzerthaus des Theaters, über eine drei Kilometer Glasfaserleitung zur Open Air Spielstätte auf dem Klosterhof realisiert werden. Traditionell war es so, dass das Orchester und der Prager Chor in unmittelbarer Nähe des Klosterhofes einen Extra-Bau hatten. Wegen der Abstandsregeln wurde diesmal die Tonhalle dazu genutzt.
Die Schwierigkeiten, die sich in dem großen Konzertsaal ergaben, bestanden darin, das Übersprechen auf die jeweiligen Hauptmikrofone für das Orchester und für den Chor jeweils so gering wie möglich zu halten. Bei Open-Air- Inszenierungen gibt es verschiedene Chöre - traditionell den Opernchor des Hauses und verschiedene zusätzliche Chöre, die live, unverstärkt im Kostüm in der Inszenierung singen. Der Prager Festspielchor, der unter anderem auch bei den Bregenezer Festspielen singt, wird live beigemischt, was von der Balance her im Klosterhof traditionell sehr gut funktioniert.
Die erste Idee war den Prager Chor in der Tonhalle mit Headsets auszustatten. Diese Idee wurde aber schnell aufgrund des Aufwandes und der begrenzten Anzahl von Kanälen wieder verworfen. Mit freundlicher Unterstützung der Firma Microtech Gefell kamen diesmal Linearray-Kardioid-Ebenen-Mikrofone KEM 975 zum Einsatz. Zwei KEM 975 dienten nun als Hauptmikrofone des Chores, plus nach Stimmgruppen verteilte Stützmikrofone.
Die KEM 975 waren genau die richtige Wahl um die Reflektionen des Orchesters, welches im Rücken der Mikrofone aufgestellt war, zu verhindern und weitestgehend auszublenden. Die Sänger des Chores mussten aufgrund der Corona-Abstandsregeln 2 m voneinander entfernt stehen. Das KEM 975 als Nierenmikrofon mit einem Öffnungswinkel von 120 Grad in der Horizontalebene war somit für diese breite Aufstellung des Chores bestens geeignet und lieferte ein hervorragendes Ergebnis in der Tiefenstaffelung und Transparenz.
Die Firma Tingo GmbH und die Firma Habbegger die seit Jahren verlässliche Partner der Festspiele sind, statteten die Festspiele mit der nötigen Audio Infrastruktur aus um die extrem langen Übertragungswege und A/D Wandlungen zu ermöglichen. Die Wahl der Linearray-Mikrofone KEM 975 hat Benjamin Schultz und Stephan Linde davon überzeugt auch evtl. für kommende Projekte mit diesen besonderen Mikrofonen und Ihrer außergewöhnlichen Charakteristik wieder zu arbeiten.
Das Kardioid-Ebenen-Mikrofon KEM 975 ist ein Linearray-Mikrofonsystem mit einer weitgehend frequenzunabhängigen Richtcharakteristik, die in der Horizontalebene mit einem Öffnungswinkel von 120 Grad die Eigenschaft eines Nierenmikrofons und in der Vertikalebene die eines Richtmikrofons mit einem Öffnungswinkel von ca. 30 Grad aufweist. Damit ist die Richtcharakteristik dem häufigen Fall angepasst, dass die zu übertragende Schallquelle in einer Ebene ausgedehnt ist oder sich darin bewegt, und gleichzeitig aus den übrigen Richtungen kommender Schall unterdrückt werden soll. Der zu unterdrückende Schall kann aus Störgeräuschen oder Reflexionen bestehen, die von Decken-, Tisch- und Bodenflächen ausgehen. Durch seine Richteigenschaften kann das KEM 975 zur Aufnahme von in der Breite und Tiefe sehr ausgedehnten oder sich bewegenden Schallquellen verwendet werden. Die gesamte Signalverarbeitung erfolgt analog, wodurch keine Signalverzögerungen entstehen.