fwd meldet: Veranstaltungswirtschaft in der Dauerkrise
Foto: Sebastian Greuner
Am 24. November veranschaulichte die Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft 2022, die dringend benötigten politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen der Branche. Noch immer leidet der Wirtschaftszweig mit über 1,1 Mio. Direkterwerbstätigen an der Abwanderung von Fachkräften und einem Mangel an Auszubildenden.Nach dem Neustart im Mai 2022 steht sie im Winterhalbjahr 2022/2023 erneut vor gewaltigen Herausforderungen. Der gemeinsam verabschiedete Forderungskatalog ist auf der Bundeskonferenz an Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär BMWK, übergeben worden.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW), Florian Graf, eröffnete als Schirmherr am 24.11.2022 den 2. Bundeskongress Veranstaltungswirtschaft in Berlin. Die Keynote hielt Ehrhard Grundl, MdB und Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion für Kultur und Medien. In seinem Vortrag führte er aus, dass der Konzertbereich noch an den Folgen der Pandemie leidet und jetzt auch von der Energiekrise und von Inflation betroffen ist. „Man merkt, dass die Leute sparen und Corona hat die Branche ohnehin schon genug gebeutelt. Ich hoffe, dass ein Bundes-Förderprogramm, ähnlich „Neustart Kultur“ weitergeführt wird, denn solange die Pandemie wirkt, muss weiter Geld fließen.“ Die steigende Inflation und die prognostizierte Rezession haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Planungsaktivita¨ten fu¨r große Veranstaltungen. Dabei sind langfristige Planung und Perspektiven essentiell. Dies führt im Kontext von Corona und dem Krisenwinter zu Verunsicherung der Auftraggeber. Gleichzeitig entsteht kritische Zurückhaltung bei Planungsvorhaben und Ausfälle von Veranstaltungen.
Die Teilnehmer diskutierten anschließend die brennenden Themen der Branche wie die Auswirkungen der Pandemie, zunehmender Fachkräftemangel, Liquidität der Branche, Perspektivsicherung für Einzelunternehmer*innen, Soloselbstständige, Solokünstler*innen und Freiberufler*innen, Arbeitsverdichtung, Nachhaltigkeit, Zukunftsaussichten und Stärkung der Branche. Sie bestimmten die künftigen Schwerpunkte in der Arbeit der Vertreter:innen der Bundeskonferenz. Der Rat der Vertreter:innen der Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft wird jährlich neugewählt. Die bisherigen Räte Kerstin Meisner, Christian Eichenberger, David Eickelberg, Marcel Frey, Mike P. Heisel, Alexander Ostermeier stellten sich zur Wiederwahl und wurden mit 100 Prozent wiedergewählt. In den Rat der Vertreter:innen neu gewählt wurden die Kulturmanagerin Martina Fritz, die Aktivistin für Diversität, Tourmanagerin, Produktionerin und Veranstalterin Rike van Kleef und die Eventmanagerin Juliane Schulzki.
In Podiumsdiskussionen wurden am Nachmittag die Herausforderungen Veranstaltungssicherheit, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft thematisiert. Im letzteren Panel gaben u.a. Tessa Ganserer (MdB), Rebecca Freitag, Dr. Tobias Orthen, Dr. Christoph Soukup und Marko Roscher (Referent fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft) wertvolle Impulse für eine nachhaltigere Veranstaltungswirtschaft, bevor Dieter Semmelmann (Geschäftsführer Semmel Concerts Entertainment), Markus Illing (Geschäftsführer VOSS & FISCHER), David Ruetz (Head of ITB Berlin) und Ingrid Hartges (Hauptgeschäftsführerin DEHOGA) eine Übersicht zur aktuellen Lage der Veranstaltungs- und Tourismusbranche aus Unternehmer- und Verbandssicht gaben.
Der politisch hochgradig besetzte Polittalk rundete die Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft 2022 ab. Unter der Leitung von Georg Ehrmann (Geschäftsführender Gesellschafter von Beust & Coll.) diskutierten neben Michael Kellner (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Beauftragter der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft), Helge Lindh (MdB und Obmann im Ausschuss für Kultur und Medien), Anikó Glogowski-Merten (MdB und Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien), Maximilian Mörseburg (MdB und Obmann im Ausschuss für Kultur und Medien), Michael Biel (Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe) die aktuellen Herausforderungen, die Grenzen der Wirtschaftshilfen, die mittel- und langfristige Transformation der Veranstaltungswirtschaft und das gesellschaftliche Ziel Nachhaltigkeit und CO2-Freiheit vor dem bevorstehenden dritten Krisenwinter für die Veranstaltungsbranche.
Die Bundeskonferenz der Veranstaltungswirtschaft 2022 hat die Wichtigkeit einer organisationsübergreifenden Plattform unterstrichen, wo die Akteure der Branche sich vernetzen und gemeinsam politische Forderungen formulieren.