Stellungnahme der bvft zu “Bande Rythmo”

In Deutschland synchronisierte Filme und Serien weisen im internationalen Vergleich eine überdurchschnittlich hohe Qualität auf. Grundlage dafür ist eine umfassend inhaltlich-kreative Vorbereitung und Umsetzung, welche durch das Zusammenspiel bewährter Positionen und Gewerke ermöglicht wird sowie dem Take-basierten Aufnahmeverfahren. Bei diesem System wird jede Aufnahme vorab durch Taker*innen in dramaturgisch sinnvolle Take-Einheiten aufbereitet. Während der Aufnahme werden diese von Synchronsprecher*innen unter Anleitung der Regie eingesprochen sowie unter unmittelbarer Rückmeldung der Studiocutter*innen auf Synchronität finalisiert.

Diese Umsetzungsweise wird durch die „Bande Rythmo“-Aufnahmetechnik in Frage gestellt. Bei der „Bande Rythmo“-Technik handelt es sich um ein älteres Verfahren, das in den 1930er Jahren entstanden ist, und sich seither vor allem in Frankreich etabliert hat. Anstatt in den hierzulande üblichen 6 - 8 Sekunden langen “Takes”, wird bei diesem System in sogenannten “Loops” mit einer durchschnittlichen Länge von 45 Sekunden aufgenommen. Das Prinzip des „Bande Rythmo“ Aufnahmesystems ähnelt der Karaoke Technologie, bei der der zu singende oder zu sprechende Text als Laufband im Bild angezeigt wird.

Die veraltete „Bande Rythmo“-Technik stellt einen Rückschritt in der Einführung „neuer“ Aufnahmetechnologien dar. Das hat die eingehende Befassung des Vorstands und der Mitgliedschaft der bvft sowie der anderen Kreativverbände der Synchronbranche ergeben.

Die inhaltlich-dramaturgisch basierte Aufbereitung von Einheiten durch Taker entfällt und wird durch eine zeitbasierte Aufbereitung in Loops ersetzt. Die typische Länge eines Loops erschwert das Einstudieren der zu spielenden Texte, sodass die Gefahr eines bloßen „Ablesens“ besteht. Zudem verhindert es die notwendige Anpassung von Wörtern oder Satzteilen im Studio, um dem deutschen Sprachduktus und Satzbau Rechnung zu tragen. Ebenso entfallen Korrekturmöglichkeiten zur Gewährleistung der Synchronität, für welche sich die Studiocutter*in wesentlich verantwortlich zeichnen, indem sie unmittelbar nach einer Aufnahme Rückmeldung zur Synchronität geben.

Vor diesem Hintergrund führt auch eine Verkürzung der Loops nicht zu einer Verbesserung der herkömmlichen Take-basierten Aufnahmetechnik. Die bvft hat erfahren, dass das französische Unternehmen Dubbing Brothers S.A.S. über seine deutschen Ableger plant, die „Bande Rythmo“ Technologie in den deutschen Markt einzuführen.

Es ist anzunehmen, dass die Motivation Kosteneinsparungen sind. Denn beim Einsatz von "Bande Rythmo“ entfallen die bereits genannten Positionen der Taker und der Cutter. Eine Zusammenarbeit aller genannten Positionen und Gewerke ist für eine qualitativ hochwertige Synchronfassung jedoch unerlässlich.

Es lässt sich festhalten, dass der lang bestehende Qualitätsstandard in Deutschland unter den Bedingungen von „Bande Rythmo“ nicht erfüllt werden kann. Die bvft spricht sich daher deutlich gegen die Einführung von „Bande Rythmo“ und ähnlichen Technologien in deutschen Synchronstudios aus. Sie ist der festen Überzeugung, dass dieses Aufnahmesystem nicht in der Lage ist, die sehr hohe Qualität des bewährten „Take by Take“ Verfahrens zu erreichen. Auch sieht sie durch „Bande Rythmo“ keinen fortschrittlichen oder qualitativen Mehrwert.

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