EastWest String Machine

Vintage Streicher, Pads, Bläser und Chöre

Autor: Peter Kaminski

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String-Synthesizer oder Synthesizer die für Streicherklänge prädestiniert sind, gibt es einige. Als Erstes müsste man da unter anderem das Solina String Ensemble nennen, bekannt unter anderem bei vielen Alben von Tangering Dream sowie den Roland RS-505 String Synthesizer, um mal zwei Instrumente herauszunehmen. Letzterer hat wohl auch optisch für das Design der EastWest String Machine Pate gestanden. Aber um das vorwegzunehmen: man hat mit der String Machine mehr versucht eine Kategorie von Sounds umzusetzen und nicht eine virtuelle Kopie eines oder mehrerer Vorbild-Instrumentes.

Wir haben bereits folgende Produkte von EastWest getestet und zwar einmal die Hollywood Orchestra Opus Edition sowie den Hybyrid-Synthesizer FORBIDDEN PLANET, beides auch Instrumente, bzw. Bibliotheken für den Betrieb unter dem Opus-Player von EastWest.

Voraussetzung und Installation

Der Opus Player läuft sowohl unter Windows als auch unter macOS. Die Systemvoraussetzungen in Zusammenhang mit der EastWest String Machine sind macOS ab 10.13 oder mindestens Windows 10 auf einem Quad-Core-Rechner auf einem 64-Bit-Betriebssystem.

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Was man benötigt ist ein Account bei EastWest, einen iLok-Account und das installierte "Install Center", mit dem die verschiedenen Instrumente und Libraries von EastWest heruntergeladen und installiert werden. 

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Nach der erfolgreichen Installation sieht es dann im Installation Center so aus (s. Abb. unten).

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Neben den diversen DAW-Software-Produkten als VST, VST3 und AAX Plug-In lässt sich der Opus Player auch als Stand-Alone-Software betreiben.

Konzept

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String Machine von EastWest ist ja für den Opus-Player vorgesehen. Wer sich noch nicht mit dem Opus-Player beschäftigt hat, der sollte sich auf jeden Fall auch den Test über die EastWest Hollywood Orchestra Opus Edition lesen, wo wir schon auf alle Leistungsmerkmale von Opus eingegangen sind. Dort werden zum Beispiel die Möglichkeiten der MIDI Tools, Automation, Perform-Sektion mit Keyboard-Zuordnung sowie der Audio-Mixer und die Effekte erklärt. Wir werden uns hier in diesem Test auf das virtuelle Instrument "String Machine" selbst fokussieren. 

Es gibt vier verschiedene Klang-Sektionen in der String Machine und zwar eine Sektion mit klassischen Strings und Synthesizer-Pads, eine String-Sektion, Blasinstrumente-Sektion sowie eine Chor-Sektion. Es stehen pro Sektion bis zu sechs Instrumente bereit, die sich auch nebeneinander parallel betreiben lassen. Für jedes anwählbare Instrument steht auch ein alternativer Sound zur Verfügung. Es lassen sich auch die Instrumente über die Sektionen hinweg parallel betreiben.

Bedienung

Werfen wir zunächst einmal einen kurzen Blick auf den Opus Player. Im Browser wählt man dort das gewünschte Instrument aus und auch ggf. ein gewünschtes vorhandenes Preset.

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Es stehen insgesamt 17 Werks-Preset nach der Installation zur Verfügung (s. Abb. oben)

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Es lassen sich auch mehrere Instanzen von String Machine im Opus Player (s. Abb. oben) aufrufen und auf verschiedene MIDI-Kanäle legen (s. Abb. oben).

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Nun zur Play-Sektion im Opus. Ganz oben sind wichtige Pegel-Parameter zu finden, wie Ausgangspegel, Panorama und Stereobasisbreite sowie die Grenzfrequenz eines Tiefpassfilters. Es gibt weiter vier verschiedene Reverbs, deren Send-Wege sich einzeln aktivieren und im Pegel einstellen lassen. Die Reverbs sind nicht fest einer bestimmten Sektion zugewiesen. Zu diesem Thema mehr, wenn wir auf die Mix-Sektion eingehen.

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Nun etwas näher zu den vier Sektionen. Der Pegel jeder Sektion lässt sich individuell über den Regler VOLUME anpassen. Auch der Amplitudenverlauf lässt sich individuell für jede Sektion über je einen ADSR-Generator einstellen. Weiter verfügt jede Sektion über ein zuschaltbaren Chorus- und Ensemble-Effekt.

Die String Machines und Pads Sektion 1 bietet jeweils drei Strings- und drei Pads-Instrumente. Bei den Pads kommen Samples von polyphonen Synthesizern zum Einsatz. Hier lassen neben den eingangs schon erwähnten String Machines unter anderem auch Jupiter 6 und Oberheim OBX grüßen, Die drei String Machines sind unterteilt in Sounds der 60er-, 70er- und 80er-Jahre. In der Sektion 2 sind vier Streicher-Instrumente und deren Alternativen anwählbar.  Sektion 3 sind fünf Holz- und Blechblasinstrumente und Sektion 2 je zwei männliche und weibliche Chöre sowie eine weibliche Solostimme und die entsprechenden Alternativen.

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Unten sind die zugewiesenen Keyboard-Bereiche sichtbar. Weiß sind alle Sektionen und farbig dann bestimmte Sektionen.

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Interessant ist der Mischer, denn der ermöglicht noch Einiges an Individualisierungen. So lassen sich auch hier die Pegel der einzelnen Sektionen einstellen, der Master-Pegel und die Return-Effekt-Pegel. Die einzelnen Sends lassen sich individuell pro Sektion auch deaktivieren und die vier Reverb-Effekte kann der Anwender nach einem Klick auf "Reverb" im Return-Kanalzug individuell anpassen. Das gilt auch für die Chorus- und Ensemble-Effekte in den Inserts der vier Sektions-Kanalzüge. Das heisst im Umkehrschluss, dass Reverb- und Effekte-Auswahl sowie Reverb-Send-Pegel und die Sektions-Level Bestandteil eines Presets sind, die Einstellungen der Reverbs und Effekte selbst (also auch welcher Effekt gewählt ist) aber globale Parameter sind.

Praxis

Wir haben die EastWest String Machine im Wesentlichen als VST3-Plug-In unter Nuendo 12 auf sowie in der Opus Stand-Alone-Software 1.2.5 auf einem Windows 10 Rechner (Xi-Machine X2 2017) getestet. Als erstes einmal zur Prozessor-Auslastung. Die Stand-Alone-Version verursachte beim polyphonen Spielen lediglich maximal 15 Prozent der DAW-Leistung. Also noch genügend Resourcen für andere Instrumente. Geladen ohne das Tasten gedrückt werden ist die Last des Opus mit einer geladener String Machine-Instanz so gering, dass sie nicht messbar ist. Im Nuendo 12 ist die interne Resourcen-Anzeige auf dem Testrechner in der DAW-Software beim Spielen zwischen 15 und maximal bei knapp unter 25 Prozent, je nach Anzahl der gedrückten Tasten. Also auch als VST3-Plug-In noch relativ Resourcen-sparend.

Die Sounds klingen durch die vielen Layers der Sektionen und deren Instrumente wirklich sehr breit und lebendig. Den Sound würde ich generell als typisch Vintage bezeichnen. Was die Sound-Dynamik bereichert ist der Einsatz des Modulation-Wheels. Alle Instrumente bieten zwei Ebenen und man kann mit dem Modulationsrad zwischen diesen beiden Ebenen hin und her morphen. Die Sounds klingen bei maximalem Modulationsrad-Ausschlag dabei heller. Der Einsatz des Modulationsrad ist in der Praxis also unerlässlich für lebendige Sounds. Experimentierfreudigen Anwendern würde ich durchaus auch mal empfehlen, noch weitere Instrumente anderer Hersteller parallel mitlaufen zu lassen, wie zum Beispiel das Streichfett Plug-In von Waldorf.

Die String Machine ist ein sehr zugeschnittenes Instrument. Daher ist die Sound-Vielfalt konzeptionell natürlich nicht so groß wie bei universellen Synthesizer-Instrumenten. Das ist auch der Grund warum lediglich 17 Presets mitgeliefert werden. Aber die vielen parallelen Layers und die die typischen, bekannten schwebenden String-Vintage-Sounds entschädigen einen dafür. Den Einsatzbereich möchte ich gar nicht abstecken oder begrenzen, denn der ist sehr universell, von einer Pop-Produktion bis hin zu Filmmusik.

Eigene Sounds zu kreieren ist absolut intuitiv möglich. Schnell ein paar Instrumente in den Sektionen aktivieren oder deaktivieren, Pegel Einstellen, anderen Reverb auswählen und schon ist ein neuer Sound eingerichtet. Man sollte auch mal mit den Effekten experimentieren oder andere, zusätzliche externe Chorus oder Reverb-Effekte nutzen. Speziell bei langsamen Passagen passt ein Shimmer-Reverb sehr schön zu dem Sound der EastWest String Machine.  

Fazit

Das String Machine Plug-In von EastWest ist als einzelnes virtuelles Instrument für ca. 200 US$ zu haben. Das ist schon ein Preis, der nicht jeden ansprechen dürfte, aber es gibt trotzdem eine ganze Reihe von Argumente, die für die String Machine sprechen. Abonnenten der ComposerCloud+ haben ebenfalls Zugriff auf String Machine, aber eben ohne weitere Kosten.

Wer nach dem Vintage-Sound der verschiedenen String Machines sowie String-Sounds der Polysynths der 70er, 80er und 90er-Jahre sucht, liegt mit der EastWest String Machine genau richtig. Die Kombination der Sounds und Ebenen macht den Reiz des Instrumentes aus. Um diese Sound so vergleichbar hin zu bekommen, müsste man aufwendig verschiedenste virtuelle Instrumente layern. Das ist auch von der Bedienung her mit der EastWest String Machine einfach und schneller zu realisieren und vor allem bei gleichzeitig überschaubarem Rechner-Resourcen-Belastung. Daher relativiert sich der Preis für den Sound-Spezialisten String Machine.

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