BABY Audio Spaced Out

Text: Peter Kaminski

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Im Dezember 2020 stellte BABY Audio sein viertes Plug-In vor. Wie schon zuvor nimmt man Ideen aus dem analogen Bereich auf und setzt diese nicht einfach eins-zu-eins um sondern nimmt sie als Basis um neue Konzepte, besonders in Punkte Bedienung, umzusetzen. Genau so ist es auch wieder beim Spaced Out.

Voraussetzungen und Installation

Spaced Out ist sowohl für macOS als auch für Windows-basierende Rechner verfügbar und zwar als 32- und 64Bit-Plug-Ins für die Formate VST, VST3, AAX und AU (macOS).

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Die Installation erfolgt über einen Installer mit der Option nur bestimmte Formate zu installieren (s. Abb. oben). Die Autorisierung auf dem Rechner erfolgt über Eingabe ein Freischaltcode vom Hersteller, der beim ersten Öffnen des Plug-Ins einzugeben ist.

Konzept und Bedienung

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Das Design von Spaced Out lässt sich über ein Icon oben links zwischen hell und dunkel umschalten. Spaced Out ist eine Kombination aus zwei parallelen Bearbeitungspfaden und zwar einem Tap-Delay mit Feedback-Loop (Echoes Engine) und einem Hall (Space Engine). Über einen Mixer wird das Originalsignal und die Effektsignale zusammengeführt. An den Rändern des Plug-Ins befinden sich Bargrafanzeigen für Ein- (links) und Ausgangspegel (rechts). Werfen wir doch einmal einen genaueren Blick auf die drei Sektionen.

Echoes Engine

Echo-Effekte gibt es viele und immer wieder gibt es neue Ansätze in Bedienung und Funktion. Genauso ist es auch beim Spaced Out. Besonders interessant ist, dass man die Bedienung der Tap-Delays, wie bei einem 16-Step-Sequencers ausgeführt hat. Jeder Step entspricht einem zeitlich versetzten Delay. Jeder Step lässt sich einzeln aktivieren und zwar in zwei Intensitätsstufen, die in den entsprechenden Feldern als kleine oder große Kreise dargestellt werden. Links neben dem Bereich mit den 16 Feldern gibt es ein Icon zum Löschen aller Felder sowie ein Icon mit dem sich die Felder über ein Zufallsgenerator setzen lassen. 

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Es gibt vier verschiedene Modi was den internen Zeitbezug angeht, die sich über MODE umschalten lassen und zwar Straight (wie DAW-Clock), 2x (doppelte Geschwindigkeit), Dotted (punktierte Noten) sowie Triplet (Triolen). Es lassen sich weiter verschiedene klangliche Varianten auswählen und zwar: Clean, Lofi, Wanky Tape und Hazy. Über die Aktivierung mit dem virtuelle Schalter REVERSE lässt sich das Delay-Signal rückwärts abspielen. Der Schalter DIMENSION verändert das Stereobild. Hier kann der Anwender zwischen drei Modi wählen und zwar "Off" (Mono), "Ultra-Wide" (großes Stereobild) und "Motion" (sich veränderndes Stereobild über einen Autopanner).

Rechts und links sind zwei Kreise mit je zwei einstellbaren Parametern. Bei der INTENSITY lässt sich Sustain und Feedback einstellen. Sustain beeinflusst dabei den Pegel der späteren Delay-Taps gegenüber den früheren und Feedback stellt den Grad der Rückkopplung ein. Rechts lässt sich die Wirkung eines Hoch- und Tiefpassfilter im Delay-Pfad einstellen.

Space Engine

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Oben lässt sich in der Sektion Space Engine eines von vier Hall-Programmen auswählen, als da wären: Vacuum, Smal Space, Medium Space, Outer Space. Das Reverb lässt sich über modulieren, wobei vier verschiedene Effekte bereitstehen und zwar: Lush, Trippy, Alien und Cosmic. Mit dem setzen des Punktes auf der Fläche lässt sich einmal die Länge des Halls einstellen (Mitte kurz, links/rechts länger) sowie die Modulation-Intensität (Mitte null, nach oben/unten mehr). Aber auch der Modulationstyp wird je nach Quadranten gewählt.

Unten lassen sich vier Parameter einstellen und zwar das PRE-DELAY (max. 250 Millisekunden), mit STARDUST ein Shimmer-Effekt, mit dem Doppelparameter MELLOW ein Hoch- und Tiefpassfilter, mit CLEAN-UP lässt sich die Halldichte reduzieren und WIDTH dient zur Einstellung des Stereograds.

Mixer

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Der Mixer ist schnell erklärt. Über ein weiteres XY-Pad lässt sich das Verhältnis von Originalsignal zum Effektpfad (Y) einstellen und auch die Balance zwischen Echo- und Hallanteil (X). Es ist ein Ducker vorhanden, der sich auch mit der DAW-Zeitbasis synchronisieren lässt. Weiter lässt sich noch der Ausgangspegel einstellen und über den Taster LIFT-OFF werden eine ganze Reihe von verschiedenen Bearbeitungsprozessen (Kompression. MS-Bearbeitung, Filter) aktiviert, um das Originalsignal präsenter zu machen.  

Praxis

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Soweit die Theorie und nun zur Praxis. Die Idee mit dem Tap-Delay-Sequenzer ist keine schlechte, wie man schnell beim Ausprobieren feststellen wird. Hier lassen sich selbst mit rythmisch einfachsten Eingangssignalen sehr interessante Muster erzeugen. Hier ist es sinnvoll mit der Besetzung der Tap-Delay-Felder sparsam umzugehen da sonst die Muster schnell so Dicht werden, dass sich auch das rhythmische Muster verliert. Zu den vier Texture-Modi sei noch folgende Bewertung abgegeben: "Lofi" klinkt etwas mittiger, "Wanky Tape" hat eine langsame Modulation der Timebase und bei "Hazy" nimmt man eine schnellere Modulation war und die das Klangergebnis ist mehr verwaschen und unkonkreter.

Nun zum Hall. Wenn man die Modulationseffekte minimiert hört sich der Hall relativ clean an. Breite bekommt er besonders durch die Modulationseffekte und den Stardust-Parameter. Das Ergebnis sind sehr moderne und eher synthetische Räume oder besser gesagt Klangtexturen.

Wenn man mit dem Spaced Out etwas herumexperimentiert kommt man schnell zu Einstellungen bei denen das Originalsignal untergeht. Mit Hilfe des synchronisierten Ducker und der Lift-Off-Funktion kann man hier sehr schön Gegenwirken, wenn man eigentlich einen schönen Klang eingestellt hat aber das Originalsignal zu leise und zu unkonkret im Ausgangssignal present ist. Das funktionert sehr gut.

Viele der Parameter auf der Bedienoberfläche sind ja eigentlich Makros, bei denen im Algorithmus an sehr vielen verschiedenen Stellschrauben gedreht wird. Das mag es für den Anwender manchmal schwer machen zu erkennen, was genau passiert aber es hat den Vorteil, dass nach einigen wenigen Einstellungen man sehr schnell zu brauchbaren und wirklich sehr beeindruckenden Ergebnissen kommt. Zudem helfen die 124 abrufbaren Werks-Presets (Liste abrufbar bei Anklicken des oberen Bildes im Praxisabschnitt) sicherlich schnell eine passende Basis für eigene Klangvorstellungen zu finden.

Das Spaced Out Plug-In bietet mit der Echoes Engine eine Sektion um rhythmische Klangkomponenten zu schaffen und mit der Space Engine eine Sektion um dieser wieder in einen Raum zu beten und kompakter zu gestalten. Mit dem Mischer und dessen Hilfsmittel schaff man leicht die richtige Balance zwischen Rhythmik und Klangintegration. Prinzipiell ein sehr schönes Werkzeug. Die Verwendung von Echo und Hall in Zusammenhang ist ja nichts Neues. Das dürften die meisten Tonschaffenden mit Regelmäßigkeit anwenden. Schön bei Spaced Out ist aber, dass diese beiden Komponenten Echo und Hall so kompakt bedienbar in einem Werkzeug zu finden sind und zudem, dass auf diesen Anwendungszweck zugeschnittenen Bearbeitungskomponenten und ergänzende Effekte verfügbar sind.

Spaced Out ist ein Effekt, mit dem man bei Gesang sehr vorsichtig und sensibel umgehen muss. Schnell ist in der Mischung zu viel des Guten, was sich Solo noch beeindruckend anhörte. Hier ist das Gespür des Tonschaffenden gefragt. Sehr schön funktioniert Spaced Out mit Virtuellen Instrumenten und Modular Synthesizer. Sequenzer-Phrasen haucht Spaced Out richtig Leben ein, genau wie Phrasen mit perkussiven Instrumenten, besonders wenn eine DAW-Beat-Synchronisation gegeben ist. Auch E-Gitarre verhilft Spaced Out zu beeindruckenden Klangteppichen sowohl bei langsamen Passagen als auch bei schnellen Solos oder repetierten Phrasen.

Fazit

Der reguläre Preis für Spaced Out liegt bei laut Hersteller bei 69 US$. Spacerd Out ist kein Universalwerkzeug sondern schon etwas Spezielles, aber gerade das macht Spaced Out so interessant - Delays mal mit einem ganz anderer Rhythmik und Timbre. Die Echoes-Sektion finde ich bei Spaced Out am interessantesten aber die Hall-Sektion ist sehr gut auf die Erfordernisse der Echo-Sektion abgestimmt. Beides passt perfekt zusammen und schafft so ein rundes Werkzeug und zwar nicht nur für die experimentierfreudigen Anwender.

www.babyaud.io