W.A. Production Imperfect Synthesizer

Autor: Peter Kaminski

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Wir haben ja schon Plug-Ins von W.A. Productions vorgestellt, wie den Vocal Compressor und das Orchid Chorus-Plug-In. Der Hersteller ist ja aber auch sehr aktiv im Bereich Sample und Loops und bietet mit dem Synthesizer "Imperfect" auch ein virtuelles Instrument an, den wir uns einmal näher angeschaut haben.

Der Synthesizer kombiniert analoge Wellenformen von drei Oszillatoren mit Samples, bzw. Loops. Verfügbar ist er sowohl für macOS (ab 10.7) als auch für Windows (ab Windows 7) in den Formaten VST2, VST3, AU und AAX (ab Pro Tool 11) jeweils als 64-Bit-Plug-In.

Bedienung

Wir haben die Version 1.5 getestet, die von der Bedienoberfläche keine Unterschiede zur Version 1.0 aufweißt. Lediglich die Performance und Bug Fixes wurden durchgeführt und es ist nun ein Lizenzschlüssel zur Freischaltung erforderlich. Den Lizenzschlüssel erhält man aus seinem User Account auf der Hersteller-Webseite, der dann nach dem ersten Öffnen des installierten Plug-Ins einzugeben ist. Eine Einrichtung ist mit einer Lizenz auf bis zu drei Rechnern möglich. Das war es auch schon zum Thema Lizenzierung.  

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Kommen wir als erstes zu der Preset-Verwaltung ganz oben im Kopf des virtuellen Instruments. Die Presets und Sample werden in einem Standard-Betriebssystem-Verzeichnis abgelegt und lassen sich nicht ändern. Es stehen nach der Installation weit über 200 Presets verschiedenster Stilrichtungen zur Verfügung und W.A. Production bietet auch noch weitere Presets an.  

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Imperfect bietet zwei Hauptoszillatoren (s. Abb. oben) mit stufenlos einstellbaren Wellenformen von Sinus über Dreieck, Rechteck und Sägezahn. Der Rechteck lässt sich in der Pulsweite verändern und jeder Oszillator kann um zwei Oktaven nach oben oder unten transponiert werden und es gibt auch zwei Frequenzfeinabstimmungen. Es ist sowohl eine Ringmodulation von Oszillator 1 als auch eine Frequenzmodulation von Oszillator 2, jeweils von dem anderen Oszillator, möglich. Dazu kann man noch eine Sample-Datei als dritten Oszillator anwählen und das mit oder ohne Loop. 

Des Weiteren bietet der Imperfect noch einen Suboszillator, der eine Oktave tiefer als der Oszillator 1 gestimmt ist und dessen Wellenform sich zwischen Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck umschalten lässt. Vervollständigt wird die Oszillatorsektion durch einen Rauschgenerator mit vier verschiedene Färbungen.

Über eine Mixer (s. Abb. unten) lassen sich die Pegel der fünf Oszillatorquellen anpassen. Der Ausgangspegel des Imperfect wird in einem Display neben dem Mixer als Stereo-Bargraf ausgegeben und auch die Wellenform am Ausgang des virtuellen Instrumentes wird dargestellt.

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Als Modulationsquellen stehen zwei ADSR-Hüllkurven-Generatoren für den virtuellen VCA und dem Filter zur Verfügung sowie zwei LFOs mit verschiedenen Wellenformen, die sich auch synchronisieren lassen.

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Die LFOs lassen sich jeweils auf ein Modulationsziel aufschalten (s. Abb. unten). Anzumerken ist aber noch, dass auch die Ausgänge der Hüllkurven-Generatoren auf diese Modulationsziele geroutet werden können. Die Stärke dieser Modulation lässt sich individuell über einen Regler (AMOUNT) anpassen.

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Im Signalweg folgt nach dem Mischer ein Filter (s. Abb. oben), welches als Hoch, Tief- oder Bandpass betrieben werden kann. Weiter lässt sich der Eingangspegel, die Filtergüte, die Wirkung der Filter-Hüllkurve und die Stärke des Keyboard-Frequenz-Trackings einstellen.

Zudem gibt es eine von der Bedienung her einfache Effektsektion mit Phaser, Chorus und Delay, welches sich auch Tempo-synchronisiert zur DAW einstellen lässt. Auf ein Hall hat man hier verzichtet.

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Jetzt stellt sich eigentlich die Frage, wie der Imperfect zu seinem Namen gekommen ist. "Unvollkommen" ist ja eigentlich kein Verkaufsargument. Was man meint ist hier die analoge Unvollkommenheit gegenüber der Digitaltechnik, die man mit drei Parameter versucht nachzubilden und zu steuern. Betrachten wir dazu die drei Parameter, die man mittels virtueller Schieberegler auf der rechten Seite des Plug-Ins verändern kann.

Mit SHAKY wird die Frequenz der Oszillatoren über einen weitere LFO mit fester Frequenz moduliert, über CRACKY kann man den Klang über eine Art analoge Sättigung anzerren und über den Parameter WACKY lässt sich die Wirkung der gesamten Effektsektion in ihrer Stärke beeinflussen. Interessant ist, dass sich alle drei Parameter auch als Modulationsziel bei den Hüllkurven und LFOs und den beiden XY-Pads, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen, aufschalten aufschalten lassen, wobei gerade die LFOs für das Erreichen einer "Unperfektheit", im Sinne der analogen Technik, von Bedeutung ist.

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Eine weitere Modulationsquelle sind die beiden XY-Pads links und rechts von der virtuellen Tastatur (s. Abb. oben). Hier lässt sich jeweils für die X- und Y-Ebene ein individuelles Modulationsziel definieren. Die Modulation initiert man in dem man diesen mit der Maus "anstößt", in dem man den Kreis in eine Richtung bewegt und loslässt. Der Kreis pendelt dann Ping-Pong-mäßig über das Pad. Was weiter passiert ist von dem angewähltem Pad-Modus abhängig. Es gibt hier drei verschiedene Modi. Beim Modus A befindet sich nach dem Ausschwingen der Kreis wieder in der Mitte des Pads ein, bei B wird die Bewegung endlos weitergeführt und bei Modus C wird die Bewegung immer langsamer bis sie schließlich stoppt.

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Über das virtulle Keyboard kann man auch noch einen Arpeggiator aktivieren. Richtung und Geschwindigkeit lassen sich einstellen und auch die Anzahl der Oktaven die sequenziell gespielt werden sollen. weitere Funktionen in der Sektion sind unter anderem eine Glide-Funktion sowie die Umschaltung zwischen Monophoner- und Polyphoner-Stimmenzuordnung. Beim Arpeggiator wird hier auch noch die Latch-Funktion ein- oder ausgeschaltet, das heißt, bei eingeschalter Funktion läuft der Arpeggiator auch ohne Tastendruck mit den zuletzt gedrückten Noten weiter. Über den Regler MASTER GAIN kann man den Ausgangspegel des virtuellen Instruments noch anpassen.

Praxis

Die Bedienung ist extrem übersichtlich gestaltet und lässt sich intuitiv bedienen. Der Imperfect ist zudem sehr Prozessor-Resourcen-schonend. Die Belastung auf unserer X2 Audioworkstation von XI-Machines war so gering, dass wir sie gar nicht messen konnten.

Es gibt ein paar Kleinigkeiten anzumerken sind, wie zum Beispiel, dass der aktuelle Preset-Name nicht sichtbar ist sondern nur wenn man den Preset-Dialog aufruft und das die Darstellung durchaus ein paar Prozent größer sein dürfte, bzw. sich in der Größe auch nicht einstellen lässt. Im Preset-Dialog muss man mit der Maus den sichtbaren Bereich der Preset-Liste mit der Maus verschieben oder die Up/Down-Tasten nutzen. Ein Anklicken oberhalb oder unterhalb des Scroll-Balkens bewirkt leider keine Verschiebung nach oben oder unten. Der Arpeggiator ist etwas spärlich ausgestattet. Ein Up/Down-Richtung wäre zum Beispiel wünschenswert.

Kommen wir aber zum Positiven und da gibt es Einiges wie zum Beispiel die sehr guten Werks-Presets. Die Stärken des Imperfect sind, so finde ich zumindest, Pads und Ambient Sound, die durch die vielfältigen Modulationsmöglichkeiten besonders gut klingen. Die beiden XY-Pads schaffen dabei neue und interessante Modulationsstrukturen. Eigene Sounds lassen sich nicht nur auf Basis der vorhandenen Presets und Samples erstellen, denn es ist ja auch die Nutzung von eigenen Samples möglich. Die einfache Bedienbarkeit führt extrem schnell zu eigenen, individuellen Klängen.Eine Stärke des Imperfect ist halt die einfache Bedienung.

Es gibt zurzeit drei optionale Preset-Packete und zwar "Vocals for Imperfect", "Ambient for Imperfect" und "Lo-Fi Hip Hop for Imperfect" mit jeweils 50 Presets. Wir haben die Vocal for Imperfect und Ambient for Imperfect zusätzlich installiert und sind von den Presets und den mitgelieferten Samples ganz angetan. Beim Vocal for Imperfect sind es aber nicht Vocals im üblichen Sinn sondern mehr Sound mit mehr oder weniger dezentem Vocal-Charakter, die sich in der Praxis in der Musikproduktion sehr gut einsetzen lassen.Auch die Ambient for Imperfect bieten sehr schöne Sounds. Bei vielen Presets dieses Sound-Sets muss man lediglich den Parameter bSHAKY etwas zurücknehmen. Da hat es der Preset-Designer etwas zu gut mit der Frequenzmodulation der Oszillatoren gemeint. Es sind wirklich viele sehr schön Ambient Sounds dabei, die sich auch von dem üblichen Ambient Sounds klanglich absetzen.

Fazit

Der Preis für den Imperfect liegt bei 89 Euro und hält sich in Grenzen. Der Bezug ist auch im Rahmen eines Abos bei W.A. Production möglich. Von der Herstellerseite kann man auch eine beschränkte Demo-Version herunterladen. Zu kaufen gibt es Imperfect und zusätzliche Presets sowohl beim Hersteller als auch bei Plugin Boutique. Die verfügbaren Preset-Bibliotheken kosten jeweils ca. 9 Euro.

Ein ganz interessanter Synthesizer für diejenigen die viel mit Ambient oder Flächen zum Beispiel für Video-Vertonung oder entsprechende musikalische Genre produzieren. Hier leistet der Imperfect Besonderes, was aber die klassischen Bass- und Soly-Synthi-Sounds des Imperfect nicht schmälern sollen, aber die findet man in ähnlicher Qualität bei vielen virtuellen Instrumenten, während die Flächen- und Ambient-Sounds schon herausragen.

www.waproduction.com