sE Electronics V Pack – Schlagzeug-Mikrofone all inclusive

Autor: Andrew Levine | Fotos: Peter Kaminski u. Andrew Levine (3)

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Für drei Aufnahme-Sessions mit dem schweizerisch/französischen Duo SBATAX – Bertrand Denzler (Saxophon) und Antoni Gerbal (Schlagzeug) – im Club AuTopsiPohl in Berlin hatte ich die Gelegenheit die Luxus-Edition vom neuen Schlagzeugmikrofon-Set von sE auszutesten: das sE V Pack Arena.

sE Electronics V Packs

Alle drei Pakete beinhalten eine Superniere mit für die Kick angepasster DMC7 SB-Kapsel, zwei bis drei Supernieren mit DMC7 X-Kapsel für Toms sowie einem ebenfalls mit der DMC7 X-Kapsel ausgestatteten Snare-Mikrofon; dieses in einem Gehäuse mit üblichen Ausmaßen integriert. Sehr praxisrelevant sind die in das V Kick sowie die V Beats integrierten Halterungen, die es ermöglichen die Mikrofone schnell zu platzieren. Das V Kick benötigt ein Bodenstativ, aber die Tom-Mikrofone lassen sich dank V Clamp schnell und flexibel direkt am Rand der Instrumente anbringen.

Die drei V Pack Kombos: "Arena", "Club" und "Venue", die jeweils in einem Kunststoff-Koffer mit passgenauem Inlay ausgeliefert werden liste ich der Übersichtlichkeit halber hier komplett auf:

V Pack Arena

1 x V Kick dynamic bass drum mic
3 x V Beat dynamic tom mics with V Clamps
1 x V7 X supercardioid dynamic instrument mic for snare
2 x sE8 small-diaphragm condenser mics for overheads

V Pack Club

1 x V Kick dynamic bass drum mic
3 x V Beat dynamic tom mics with V Clamps
1 x V7 X supercardioid dynamic instrument mic for snare
2 x sE7 small-diaphragm condenser mics for overheads

V Pack Venue

1 x V Kick dynamic bass drum mic
3 x V Beat dynamic tom mics with V Clamps
1 x V7 X supercardioid dynamic instrument mic for snare

V Kick und V Beat

Im Folgenden beleuchte ich das V Kick und V Beat bzw. V7 X genauer. Die sE8 und sE7 Serie sind schon eine geraume Zeit länger auf dem Markt und als gute All-Rounder bekannt, wobei das Kondensatormikrofon (kein Back-Electret-Mikrofon) sE8 die besseren Spezifikationen in Bezug auf Empfindlichkeit, Frequenzgang und Rauscharmut aufweist.

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Der Frequenzgang des pegelfesten Kick-Mikrofons, zwischen 20 Hz und 19 kHz lässt sich durch Änderung der Kapsel-Impedanz mittels zweier Schieberegler umstellen von klassischem Voicing zu einer modernen Einstellung, die den LF- und HF-Bereich betont, sowie zusätzlich für den HF-Bereich zwischen einer allmählichen Absenkung ("classic") oder einem Plateau ("modern") ab 5 kHz.

Ich fragte Thomas Stubics, einen der Produkt-Entwickler, nach einer neutralen Einstellung. Eine solche wurde zwar bei der zweijährigen Entwicklung der Prototypen angeboten aber so gut wie nie verwendet. Die realisierte Lösung ist einfach praxisrelevant. Wünscht man einen neutraleren Sound, so kann man entweder ein V Beat auch für die Kick einsetzen oder man greift nach einem Großmembran-Mikrofon – und bemüht einen EQ im Mix.

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Das V Kick macht bei einem Gewicht von 468 Gramm inklusive Halterung einen soliden Eindruck und die bedämpfte Innenaufhängung sowie der integrierte Popp-Schutz entkoppeln und schützen die Kapsel, deren Empfindlichkeit zwischen 0.2 und 0.4 mV/Pa liegt (-69/-75 dBV).

Für den Fall, dass man die Halterung eines Fremdanbieters, zum Beispiel die LP Mic Claw einsetzen möchte liefert sE eine zusätzliche Gewindemutter beim V Kick mit.

V Beat und V7 X weisen ebenfalls eine interne, flexible Kapsel-Aufhängung sowie integrierten Pop-Schutz (in Rot; eine unauffälligere schwarze Variante wird mitgeliefert) auf. Der Übertragungsbereich dieser Mikrofone liegt zwischen 30 Hz und 19 kHz bei einer Empfindlichkeit von 2,0 mV/Pa (-54 dBV). Dank der soliden Konstruktion kommen die V Beats inklusive Halterung auf 440 Gramm, aber man spart dank der beigelegten Halterung jeweils ein Stativ ein.

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Ich empfand die V Clamps als sehr angenehm im praktischen Einsatz. Der Winkel lässt sich schnell und präzise einstellen und auch die Länge des integrierten Ärmchens ließ mich jedes Mikrofon optimal platzieren. Dabei sorgt die in die Halterung nach unten integrierte XLR-Buchse für eine extrem komfortable Verkabelung aller V Beats - toll gelöst.

Alle Kapseln verfügen über eine Aluminium-Schwingspule mit einer im Verhältnis zu Kupfer um die Hälfte reduzierten Masse. Thomas wies mich darauf hin, dass die ebenfalls reduzierte Leitfähigkeit, bei einem um 36 Prozent erhöhten Widerstand bei der Wicklung für eine - im Verhältnis etwas dickere - Spule irrelevant ist. Der leistungsstarke Neodymium-Magnet trägt seinen Teil zur Effizienz bei.

Der Firmengründer Siwei Zou, mit einem Hintergrund als Musiker und Komponist, sieht Mikrofone als Präzisionsinstrumente an, und mit der entsprechenden Sorgfalt werden sie hergestellt.

Praxis

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Das AuTopsiPohl ist ein kleiner Club in der Nähe der Kurfürstenstrasse in Berlin. Der schmale Raum hat zum Eingang hin einen Tresen und nach hinten hin eine kleine Bühne mit resonantem Holzboden, mit einem Fenster im Rücken. Backsteinwände verdichten den Klang und transportieren ihn kompakt bis zum Eingang. Mein Hauptmikrofon für die Sets war ein Paar Earthworks QTC-50 mit einem Abstand von 515 mm.

Das Schlagzeug nahm ich mit den Komponenten des sE Arena ab, sowie einem zentralen Earthworks QTC-1 als Komponente für einen reduzierten Mix. Nicht zum Einsatz kam das V7 X, weil in diesem Raum ein XY-Overhead mit den beiden sE8-ern die Becken des Sets adäquat abbildet.

Für das Saxophon stellte ich ein United Minorities Browny als Niere auf die Bühne. Alles das war verhältnismäßig schnell aufgebaut und die Ausgangspegel definiert. Erfahrungsgemäß ist das nur ein grober Anhaltspunkt, den man im Laufe der Sets anpassen muss. Als Mikrofonverstärker kam das Metric Halo 2882+DSP sowie eine ULN-2 zum Einsatz.

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An den drei Abenden gab es jeweils zwei Sets. Den Anfang machte ein Trio aus Bertrand Denzler, Antoni Gerbal und Axel Dörner (Trompete). Bertrand fragte mich, ob ich auch das erste Set aufnehmen könnte. Es ist ja schon alles aufgebaut, allerdings habe ich kein zweites Stützmikrofon inklusive Stativ einkalkuliert und alle zehn zur Verfügung stehenden Spuren waren vergeben. So musste sich Saxophon und Trompete ein Mikrofon teilen. Ich stellte mich schon mal darauf ein, vor jedem Set die Laufzeiten aller Mikrofone durchzumessen.

Das erste SBATAX-Set war dann der eigentliche Test der Konfiguration. Es ist schwer in dem Raum sitzend verschiedene Mischungen geschweige denn einzelne Signale genau zu prüfen – trotz des einigermaßen geschlossenen Designs des Ultrasone Proline 750 Kopfhörers. Aber ich war schon jetzt sowohl mit einer ersten minimalistischen Gesamtmischung sowie mit dem Schlagzeug-Submix sehr zufrieden. Es ist alles da, realistisch wie wenn ich die Kopfhörer absetze und eigentlich sogar besser als im Raum selber.

Die Pegel musste ich natürlich sukzessive herunterfahren. SBATAX legt kräftig los, mit einem Schlagzeug-Spiel, dass das gesamte Instrument zu einer Einheit verschmelzen lässt. Und dann steigert es sich bis zum Ende des etwa 30 minütigen Sets. MAXIMAL!

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Am zweiten Abend spielte Hannes Lingens Schlagzeug solo. Ich stellte das Haupt-AB entsprechend um. Es war ein vielseitiges Set, quasi eine Studie von Schlagzeug-Miniaturen. Und dann wieder SBATAX!

Den dritten Abend leitete Jan Roder auf Kontrabass solo ein. Das war weit weniger kräftig, trotz einer sehr weiten dynamischen Bandbreite. Sowohl das Haupt-AB wie den Spot richtete ich neu aus. Dann hieß es aber die Pegel wieder auf die SBATAX-Basis herunterziehen für das dritte und vorerst letzte Set. Mein persönlicher Favorit von den drei Nächten.

Wer übrigens noch mehr über die V Kick und V Beat erfahren möchte, dem sei das folgende Video ans Herz gelegt, wo Carsten Kümmel mehr über den Einsatz von sE Electronics Mikrofonen bei der World of Hans Zimmer Produktion erzählt.

Hier geht es zum Video: https://youtu.be/iSj__kSBiDI

Fazit

Nach drei Abenden gebe ich das sE V Pack ungerne wieder aus der Hand. Zwar bin ich meist mit weniger Mikrofonen unterwegs, aber für Aufnahme-Jobs mit Schlagzeug, wo die Musiker die Möglichkeit haben wollen im Nachhinein die Balance zu verändern ist natürlich eine detaillierte, qualitativ hochwertige Abnahme des Sets notwendig, und die praktischen Halterungen sind für den Mobil-Recorder das i-Tüpfelchen.

Der sE V Pack Arena ist bei allen üblichen Quellen für ca. 1.000 Euro zu haben. Der V Pack Club schlägt mit ca. 900 Euro und die Venue-Ausführung mit ca. 800 Euro zu Buche. Für diejenigen, die sich vor Erscheinen der V Packs eine Auswahl der Drum-Mikrofone zugelegt haben gibt es die Option den Transportkoffer separat zu erwerben.

www.seelectronics.com
www.megaaudio.de