RME Fireface 802

Autor und Fotos: Peter Kaminski

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Auf der prolight & sound 2014 präsentierte RME mit dem Fireface 802 den Nachfolger des Fireface 800. Wir möchten das universelle Interface im 1 HE/19-Zoll-Design einmal im Detail vorstellen, bewerten und auch die Unterschiede zum Vorgänger aufzeigen.

Systemvoraussetzungen

Das Fireface 802 setzt auf die Verbindung zur DAW via Firewire 400 oder USB 2.0 und die entsprechenden Treiber, bzw. Konfigurations-Software TotalMix von RME, stehen sowohl für Windows XP SP2, 7 und 8 (Stand Dez. 2014) als auch für Mac OS X ab Version 10.6, zur Verfügung. Das Fireface 802 lässt sich auch in ein Class Compliant Mode versetzen und ist somit ist somit auch für den Betrieb an iOS Geräten (mit iOS ab Version 5.0), wie z. B. Apple's iPad, geeignet.

totalmix ios

Zur Kontrolle des Fireface 802 und auch anderen RME Fireface Interfaces, bietet RME auch die iOS App TotalMix FX for iPad an (s. Abb. oben). Mehr zu TotalMix und den Treibern für Windows-PCs und Mac-OS-Rechnern dann im Praxisteil dieses Beitrags.

Ein- und Ausgänge

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Auf der Gerätefront befinden sich vier Mikrofon/Line-Eingänge mit Kombibuchsen XLR-F/6,3-mm-Stereoklinke. Jeder Eingang verfügt über eine individuelle zuschaltbare 48-Volt-Phantomspeisung, ist elektronisch symmetriert (wie alle symmetrischen Eingänge beim Fireface 802) sowie je einem Regler für die Einstellung der Eingangsverstärkung im Bereich von +6 bis +60 dB. Der maximale Eingangspegel bei +6 dB Gain beträgt 10 dBu. Der Rauschabstand der Mikrofoneingänge liegt bei 116 dB (A-bewertet). Die Eingänge lassen sich auch auf Instrumentenpegel und Instrumenten-Impedanz (800 kOhm) umschalten. Der Rauschabstand beträgt dann 118 dB (A) und der maximale Eingangspegel bei +6 dB Gain dann +21 dBu.

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Nun zur Geräterückseite. Auf der rechten Seite befinden sich weitere acht Line-Ein- und auch acht Line-Level-Ausgänge. Alle sind als Stereoklinkenstecker ausgeführt und auch symmetrisch beschaltbar. Der Rauschabstand beträgt hier ebenfalls bei den Eingängen 116 dB (A). Die Eingangsempfindlichkeit lässt sich in drei Stufen schalten und zwar für Low Gain sowie die Nominalpegel +4 dBu und -10 dBV. Zur Erreichen des 0 dBFS Pegels (Vollaussteuerung) beträgt der Eingangspegel +19 dBu (Low Gain), bzw. +13 dBu (Nominalpegeleinstellung +4dBu).

Die acht analogen Ausgänge auf der Geräterückseite haben eine Nennausgangsimpedanz von 75 Ohm, einen Rauschabstand von 118 dB (A) und ein Kanalübersprechen von > 110 dB. Der 0 dBFS Ausgangspegel bei +4 dBu Referenzpegel beträgt +13 dBu.

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Darüber hinaus ist das Fireface 802 auch mit digitalen Schnittstellen ausgestattet und zwar je einem AES/EBU-Ein- und Ausgang (Consumer oder Profi-Format umschaltbar) sowie noch zwei optische ADAT Ein- und Ausgänge (auch Double- oder Quad-Speed bis 192 kHz Abtastrate). Der ADAT I/O 2 kann auch als optischer SPDIF (TOSLINK) betrieben werden.

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Weiter ist auch ein Word-Clock-Ein- und Ausgang vorhanden (BNC-Buchsen). Das Zuschalten eines 75-Ohm-Abschlußwiderstandes ist über einen kleiner Schalter möglich. Weitere Anschlüsse sind MIDI In/Out (5-pol. DIN-Buchse) sowie ein Anschluss für eine RME-Remote. Betrieben wird das Gerät direkt über ein integriertes Netzteil mit einem weitem Betriebsspannungsbereich (100 bis 240 V, 50 ... 60 Hz).

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Auf der rechten Hälfte der Gerätefront sind auch noch zwei unabhängig regelbare Kopfhörerausgänge (interne Ausgänge 9/10 sowie 11/12) in Form von zwei 6,3-mm-Stereoklinkenbuchsen vorhanden. Die nominale Anschlussimpedanz liegt hier bei 30 Hz und der maximale analoge Ausgangspegel bei +16,8 dBu bei 0 dBFS Digitalpegel. Neben den Kopfhörerausgängen befinden sich rechts daneben LED-Statusanzeigen sowie der Einschalter.

Vergleich zum Fireface 800

Das Fireface 802 ist nicht einfach ein Ersatz für das ausgelaufene Fireface 800 sondern es bietet eine ganze Reihe von neuen Funktionen und Möglichkeiten. Ein wichtiger Punkt ist, dass das Fireface 802 nicht nur über FireWire sondern auch über USB 2.0 betrieben werden kann.

Auch die inneren Werte sind komplett überarbeitet worden. So sind die Preamps komplett neu designed und mit aktuellen Bauelemente versehen und auch die Wandler sind komplett neu entwickelt. Die Latenzzeiten des Fireface 802 sind ebenfalls gegenüber dem Fireface 800 verbessert worden.

Die Mikrofoneingange sind nun mit Kombibuchse XLR/Klinke versehen, beim 800er waren es getrennte Klinken und XLR-Buchsen. Beim Fireface 802 stehen alle zwölf analogen Eingänge gleichzeitig bereit, beim 800er waren es nur zehn analoge Eingänge. Das Fireface 802 verfügt weiter auch über zwei regelbare, unabhängige Kopfhörerausgänge.

Ein weiterer Punkt ist, dass die TotalMix-Software wurde für das FireFace 802 komplett überarbeitet und entscheidend verbessert wurden. Soweit ein kurzer Überblick. Man sieht also die Liste der Neuerungen ist lang.

Bedienung und Betrieb

Mit den neuen RME Fireface-Treibern hat sich Einiges geändert. So ist nun auch parallel der Betrieb von mehreren Interfaces gleichzeitig möglich. Es stehen getrennte Treiber für USB und FireWire zur Verfügung. Unsere Erfahrung ist so, dass wir USB 2.0 sogar FireWire vorziehen würden. Das hat zudem auch den Vorteil das Firmware Updates ohne Treiberwechsel möglich sind. Die Installation ist einfach und die entsprechende TotalMix-Software wird automatisch mit installiert. 

einstellungen

In den Einstellungen (s. Abb. oben) lassen sich die verschiedenen Interfaces über Reiter aufrufen. Bei der TotalMix-Software erfolgt die Auswahl des betreffenden Interfaces oben rechts in einem Interface-Auswahlmenü (s. Abb. unten, rechte Seite).

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Das TotalMix teilt lässt sich auf zwei Ebenen bedienen und zwar einmal auf der Mixer-Oberfläche (s. oben) und für das geräte-Routing in Form einer Matrix (s. Abb. unten.). Es gibt es auch abrufbare Settings-Voreinstellungen wie "straight playback" um schnell typische Standardeinstellungen aufzurufen. Natürlich lassen sich eigene Einstellungen laden und speichern. 

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In der DAW-Software tauchen alle Ein- und Ausgänge aller angeschlossenen RME Fireface-Interfaces auf (s. Abb. unten). Die Reihenfolge der Interfaces in der Liste lässt sich auch verändern. In dem Beispiel hier sieht man den gleichzeitigen Betrieb eines Fireface UFX und Fireface 802 über USB auf einem Windows-PC.

auswahl

Praxis

Die Vorverstärker des Fireface 802 klingen ausgezeichnet und sind nochmal hörbar verbessert. Sie sind sehr verfärbungsfrei und ausgezeichnet bei der Aufnahme von Transienten, was nicht nur für die Mikrofon- sondern auch für die Line-Eingänge gilt. Auch an den Kopfhörerverstärkern ist die Weiterentwicklung nicht spurlos vorbeigegangen. Für integrierte Kopfhörerverstärker sind die im Fireface 802 wirklich ausgezeichnet und das sowohl was Klangqualität als auch, maximaler Ausgangspegel und Basswidergabe angeht.

Man muss schon betonen, dass die TotalMix-Software ein mächtiges Werkzeug ist. Nicht nur weil sie auch EQ-, Dynamik- und Effekt-Processing bietet, sondern auch wegen dem extrem flexiblen aber auch komplexen Routing. Es lohnt sich hier einmal tiefer einzusteigen, um aich alle Möglichkeiten auszunutzen. Die Erweiterungen der Funktionalität im Bereich TotalMix gegenüber dem Fireface 800 sind auch hier deutlich.

Fazit

Der Preis des Fireface 802 liegt bei ca. 1.600 Euro. Damit gehört das Interface schon zu der mittel- bis oberpreisigen Kategorie von Audio-Interfaces. Dafür bietet es aber auch eine moderne Hardware-Plattform, hohe Audioqualität und Dank RME TotalMix auch ein hohes Maß an Flexibilität. Die RME Advanced Remote Control für das Fireface 802 kostet übrigens ca. 180 Euro.

Als Fazit kann man betonen, dass das Fireface 802 ein absolut würdiger Nachfolger des Fireface 800 ist und zudem es gegenüber dem Vorgänger deutlich funktionelle Verbesserungen bietet - also eher ein Upgrade und kein Update. Die Kombinationsmöglichkeit mit mehreren verschiedenen Interfaces der RME Fireface-Serie, Dank der aktuellen Treiber, erhöht die Flexibilität bei Bedarf von vielen I/O-Kanälen noch einmal.

www.rme-audio.de
www.synthax.de