Steller-Online SO-MPC1

Autor: Holger Classen
Fotos: Peter Kaminski

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Notebooks werden immer leistungsfähiger, für professionelle Anwendungen im Audio/Videobereich fehlen aber meistens die entsprechenden Anschlüsse, zudem lassen sich Notebooks nur bedingt aufrüsten. Steller-Online stellt mit dem SO-MPC1 einen tragbaren Mini-PC in einem Alu-Koffergehäuse vor, der im Audio/Videobereich als mobile Alternative zu Notebooks sein Einsatzgebiet finden soll - so die Angabe des Herstellers.

Konzept

Das auffälligste Merkmal des (T x H x B) 35 x 30 x 20 cm großen Computers ist sicherlich der an der Oberseite befestigte Tragegriff. Damit wird klar postuliert, dass es sich hier um ein Gerät für den mobilen Einsatz handelt. Mit ca. sieben Kilogramm liegt das Gewicht höher als bei einem Notebook, liegt aber noch unter einem handelsüblichen PC. Das eloxierte Vollaluminium-Gehäuse ist sehr stabil, die Ecken sind mit vernieteten Kappen geschützt. Nur der Griff besteht aus Kunststoff.

Als Prozessor kommt ein Intel Core I7-3770K (4 x 3.5 GHz) zum Einsatz, der auf einem Mini-Mainboard des Herstellers Gigabyte sitzt. Der Computer wird mit 8 GB Dual Channel DDR3-RAM ausgeliefert. Als Betriebssystem ist Windows 7 Professional (64 Bit) in einer vom Hersteller optimierten Konfiguration vorinstalliert.

Als drahtlose Protokolle werden WLAN und Bluetooth, aber auch das relativ neue WiDi unterstützt. Mit dieser von Intel entwickelten Technologie kann man ein Monitorsignal drahtlos  an einen Monitor senden. Dazu bedarf es an der Monitorseite eines entsprechenden Empfängers. Der SO-MPC1 verfügt über einen Multiformat-DVD-Brenner. Des Weiteren ist ein Fernwartungs-Client vorinstalliert, mit dem der Hersteller direkt, nach vorheriger Freigabe (Passwort) durch den User, auf den Rechner zugreifen kann.

Anschlüsse und Ausstattung

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Auf der Rückseite befinden sich neben dem Netzteil mit Spannungsbereich für den weltweiten Einsatz (100 V bis 230 V) der Großteil der Anschlüsse. Die Grafikausgabe erfolgt über zwei HDMI- sowie einen DVI-Ausgang. Die Intel 4000HD Dualhead-Grafik ist in der Lage, zwei Monitore in voller HD-Auflösung anzusteuern. Bei Einsatz der drahtlosen WiDi-Technologie kann aber lediglich ein Monitor betrieben werden. Neben dem DVI-Anschluss befinden sich die beiden WLAN-Antennenanschlüsse. Die beiden mitgelieferten Antennen müssen vor Nutzung der drahtllosen Schnittstellen an die entsprechenden Anschlüsse geschraubt werden.

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Es gibt insgesamt vier USB 3.0-Anschlüsse, zwei befinden sich auf der Rück-, zwei auf der Vorderseite des Computers. Neben den beiden frontseitigen USB 3.0-Buchsen befindet sich noch ein eSATA-Anschluss für eine externe Festplatte. Auf der Rückseite befinden sich vier USB 2.0 Anschlüsse, darüber die beiden Gigabit-Ethernet-Ports. Tastatur und Maus können über eine PS2-Kombibuchse angeschlossen werden.

Eine Onboard-Audiokarte mit SPDIF-Ausgang (TOS-Link) sowie analogen Ein- und Ausgängen mit 3,5-mm-Klinkenbuchsen ist ebenfalls vorhanden. Diese Karte ist werksseitig deaktiviert, kann aber auf Wunsch vom Hersteller reaktiviert werden.

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Der SO-MPC1 stellt einen PCIe-Steckplatz in voller Länge zur Verfügung. Hier lässt sich je nach Einsatzgebiet, eine entsprechende professionelle Audio- oder Videokarte einsetzen. Unter dem PCI-Kartenslot befindet sich noch ein weiteres Slot-Blech, das für eventuelle Anschlusserweiterungen ausgebaut werden kann.

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Der SO-MPC1 wird vom Hersteller mit verschiedenen Festplattenkonfigurationen angeboten. Für die Systemplatte (HDD1) kann der Kunde zwischen einer 120 GB SDD oder einer 500 GB HDD-Platte mit 7200 rpm und 64 GB Cache wählen. Zur Datenaufzeichnung (HDD2) werden Platten mit einer Kapazität von 500 GB, 1 TB, 2 TB oder 3 TB angeboten (RAID Edition). In der Standardkonfiguration wird der Rechner mit einer 1 TB HD ausgeliefert.

Praxis

Als Testgerät stand uns eine Konfiguration mit 120 GB SSD sowie einer 1 TB HDD zur Verfügung. Als Audiokarte war eine RME HDSPe AIO eingebaut. Der SO-MPC1 bootet dank der SSD-Platte sehr schnell, gemessen haben wir hier 26 Sekunden. Für den Shut-Down werden acht Sekunden benötigt.

Der Computer ist absolut leise. In einem ruhigen Raum lassen sich eventuelle Betriebgeräusche nicht messen. Das ist gerade in einer Studioumgebung sehr angenehm.

Das Aluminiumgehäuse hinterließ einen guten Eindruck. Natürlich ist Aluminium recht empfindlich gegen Kratzer, Gewichtsaspekte sowie Stabilität sprechen aber für Aluminium als Gehäusewerkstoff. Die Seitenteile sind mittels Hebel auf der Rückseite nach dem Lösen zweier Randallschrauben leicht zu öffnen. Hier hat man Zugang zum Inneren des Computers.

Der Computer hat für den mobilen Einsatzbereich mehr als ausreichende Kapazitäten. Sowohl der Prozessor als auch die Datenbusse sind ausreichend dimensioniert. Es ist uns zu keinem Zeitpunkt gelungen, mit Audioanwendungen wie Playback und Recording den Computer ernsthaft zu fordern. Die Wiedergabe von 100 Audiospuren brachte die 1 TB HDD selten an 30 Prozent Auslastung (getestet mit Sequoia 12), lediglich beim Play-Back-Start (erster Lesezugriff) war die Auslastung höher, es kam aber nie zu Aussetzern.

Natürlich kann man mit vielen Instanzen leistungshungriger Plug-Ins jeden Computer an die Grenzen bringen, der SO-MPC1 hält jedoch für die meisten Aufgaben genug Reserven bereit. Die Grafik wird auf der Hauptplatine errechnet, der Computer hat keine Grafikkarte. Für die Grafikausgabe werden Speicherbereiche direkt zugewiesen, so dass sich keine Konflikte zwischen Audio- und Grafikberechnung mehr ergeben.

CPU-Leistung steht dank des Intel Core i7 mit vier Kernen ausreichend zur Verfügung. Der Rechner erreichte mit dem Benchmark-Test Cinebench 11.5 eine CPU-Punktzahl von 7,95. Das ist ein wirklich gutes Ergebnis. Ein zum Vergleich auf einem 2011er-Steller Online SO-APC3 durchgeführter Test ergab eine CPU-Punktzahl von 5,61 Punkten. Die Rechenleistung des SO-MPC1 ist für die meisten Audioaufgaben mehr als ausreichend, auch für viele Videoanwendungen sollte der Rechner genug Leistung unter der Haube haben. Wer den Rechner als Videorechner nutzen möchte, sollte den PCIe-Steckplatz für eine Grafikkarte vorsehen.

Fazit

Der kleine Computer ist in Sachen Audioaufnahme und Bearbeitung ganz groß. Die durch die Bauform gegebene Mobilität (im Gegensatz zu einem Desktop-Rechner) ist ein großer Vorteil. Dank der drahtlosen Schnittstellen (WiDi, Bluetooth, WLAN) kann man den Rechner einfach an einen geeigneten Platz stellen und Tastatur, Maus und Bildschirm kabellos nutzen. Als kleiner Wermutstropfen ist eventuell anzumerken, dass man nur eine PCIe-Karte einbauen kann.

Steller-Online gibt eine zweijährige Garantie sowie kostenlosen und zeitlich unbegrenzten Email- und Telefonsupport. Wer nach einem Studio-Rechner mit sehr ordentlicher Performance sucht, der auch mal für Location-Recording eingesetzt werden kann, sollte den SO-MPC1 in Betracht ziehen. Für einen Preis von ca. 1.500 € bekommt man eine Menge Performance in einer sehr kompakter Bauweise.

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