Ultrasone Edition 15

offener High-End-Kopfhörer

Autor und Fotos: Peter Kaminski

frontal

Wir möchten uns in diesem Test mit dem Top-Modell von Ultrasone dem Edition 15 beschäftigen, der einiges an speziellen Merkmalen zu bieten hat und in vielen Punkten Maßstäbe setzt. Der Ultrasone Edition 15 wird in einer limitierten Auflage von 999 Stück gefertigt.

Konzept und Materialien

schraeg

Der Edition 15 ist ein ohrumschließender Kopfhörer in akustisch offener Bauweise mit einem dynamischen Treiberkonzept. Kommen wir als erstes einmal zu den verwendeten Materialien. Die Außenschale ist aus einer Kombination aus Holz, in dem Fall amerikanische Kirsche, welche etwas dunkler als die europäische Kirsche ist und durch seine feine Maserung und Zeichnung häufig bei der Veredelung durch Holz eingesetzt und matt verchromten Kunststoff gefertigt.

Die Ohrpolster sind mit sehr feinem Mikrovelours bezogen und für die Bepolsterung des Kopfhörerbügels kommt Merino-Leder - ein edles Lammnappa-Leder, welches normalerweise häufig aufgrund seiner Eigenschaften im Bekleidungssektor als Leder genutzt wird, zum Einsatz. Man sieht also schon auf den ersten Blick, dass ausschließlich hochwertige Materialien zum Einsatz kommen.

Auch für die Umsetzung des akustisch offenen Konzeptes hat man sich optisch etwas Spezielles einfallen lassen. Die Außenblenden der Kopfhörerkapseln (s. Abb. unten) sind aus gelochten Edelstahl gefertigt.

seite

Die beiden Hörerpolster werden magnetisch gehalten und lassen sich ohne Probleme austauschen (s. Abb. unten). Dabei haben Sie aber einen absolut festen Sitz. Hier wackelt nichts.

polster

Ein Merkmal der Kopfhörer von Ultrasone ist die S-Logic-Technologie. Beim Editon 15 kommt S-LogicEX zum Einsatz. Das Prinzip hinter S-Logic ist eigentlich relativ einfach. Der elektro-akustische Wandler wird etwas schräg eingebaut (s. Abb. unten). Dadurch wird der Schall nicht direkt ins Ohr geführt sondern der Schall trifft schräg auf ein Teil des Außenohres, wodurch Reflexionen entstehen. Auch wenn nicht die gesamte Außenohrübertragungsfunktion genutzt werden kann, da bei diesem Verfahren die Kopfform weitgehend unberücksichtigt bleibt, so ist bei diesem Verfahren eine deutliche Außerkopf-Lokalisation gegeben. Dazu später mehr bei der praktischen Beurteilung.

slogicex

Anzumerken ist, dass üblicherweise die Kopfhörer von Ultrasone durch den Einsatz von MU-Metall magnetisch geschirmt sind, was natürlich auch bei dem Top-Modell der Fall ist.

Neu ist, dass beim Ultrasone Edition 15 Kopfhörer ein neuer elektro-akustischer Wandler verwendet wird. Es kommt hier ein 40 mm Gold-Titanium-Compound-Treiber (Abk. GTC) mit Neodym-Eisen-Bor-Megnetmaterial zum Einsatz. Die Neodym-Eisen-Bor-Legierung bietet hohe Koerzitivfeldstärken und es lassen sich daher damit besonders starke Dauermagnete realisieren.

gtc driver explosion

Wie der Name es vermuten lässt besteht der Treiber aus einer Kombination von goldbedampfte Mylar-Membrane mit einer im Zentrum angeordneten Titanium-Kalotte, die für die Abstrahlung der höheren Frequenzen zuständig ist. Das sieht man auch sehr gut im oben abgebildeten Foto. Der Hersteller verspricht durch den Einsatz dieser Technik einen größeren Übertragungsbereich mit einer präziseren Widergabe. So gibt Ultrasone einen Übertragungsbereich von 5 bis 48 kHz an.

Die Impedanz des Kopfhörers gibt Ultrasone mit 40 Ohm an, was niedrig ist aber nicht am ganz untersten Ende der aktuell verfügbaren Kopfhörer. Als Schalldruck gibt der Hersteller 94 dB SPL (1 mW bei 1 kHz) an, wobei der Wert mit einer Messvorrichtung mit künstlichen Außenohren mit Messmikrofone im Innenohreingang ermittelt wurde.

Lieferumfang

etui

Geliefert wird der Edition 15 in einem edlen Leder-bezogenem Etui (s. Foto oben) mit zwei hochwertige Kabeln (1,2 und 3 Meter Länge) mit 3,5-mm-Klinkenstecker sowie 6,3-mm-Klinkenstecker-Schraubadapter und einem Mikrofasertuch für die Reinigung.

kabel

Die Kabel sind auf der Hörerseite mit Lemo-Steckverbinder ausgestattet. Die Lemo-Stecker rasten in die Buchsen im Kopfhörer ein. Dadurch ist ein fester Sitz der Steckverbindung gewährleistet sowie ein leichter Austausch der Kabel im Fall eines Defektes.

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Handhabung und Praxis

Klang ist bei den Kopfhörern natürlich das Bewertungskriterium Nummer eins aber der Tragekomfort ist gerade im Studiobetrieb auch entscheidend. Der Edition 15 Kopfhörer wiegt 320 Gramm ohne Kabel. Das ist für einen Kopfhörer aus diesen Materialien nicht allzu schwer. Der AKG K702, der weitgehend aus Kunststoff gefertigt ist, liegt z. B. in der gleichen Gewichtsklasse. Hier also schon mal ein Pluspunkt. Der Hörer lässt sich auf den Seiten verstellen, so dass er sich für jede Kopfform anpassen lässt. Der Tragekomfort des sehr eng ohrumschließenden Hörers ist sehr gut. Auch bei längeren Sitzungen macht sich weder ein unangenehmer Druck bemerkbar noch kommt es zu Dank dem Einsatz des Mikrovelour-Kopfhörerpolster zu einem Wärmestau.

buegel

Für die klangliche Beurteilung haben wir unseren Referenz-Kopfhörerverstärker einen SPL Phonitor 2 eingesetzt und Quellmaterial in 24-Bit-Auflösung auch mit Abtastraten von bis zu 96 kHz eingesetzt. Als Vergleichshörer habe wir diverse offene Hörer genutzt, u. a. ein AKG K702 65th Anniversary Edition.

Im Vergleich zu dem AKG K702 ist die Lautheitsempfindung beim Ultrasone Edition 15 übrigens um knapp 3 dB höher. Anders ausgedrückt man benötigt ca. 3 dB weniger Pegel für die gleiche Lautheitsempfindung. Sofort wird auch der umfangreiche Übertragungsbereich wahrgenommen. Die Angabe der unteren Grenzfrequenz von 5 Hz kann man bestätigen. Viele Kopfhörer bilden diesen unteren Bereich so nicht ab. Gegenüber anderen Kopfhörern im Vergleich werden bestimmte Instrumente wie Bass und Bassdrum mehr forciert und treten etwas mehr in den Vordergrund ohne aber aufdringlich zu klingen wie bei manchen Kopfhörern mit einer Frequenzkorrektur, bzw. Bassanhebung. Ursache hierfür ist sicherlich einmal der Compound-Treiber sowie auch die Materialwahl bei den Ohrmuscheln. Wer bisher andere Kopfhörer gewohnt ist muss hier in der Anfangsphase beim Mischen und Mastering etwas bewusster ans Werk gehen damit der Bass nicht unterrepräsentiert ist. Ich persönlich hätte den Bass vielleicht bei der Entwicklung um ein bis zwei dB geringer abgestimmt aber das ist ja letztendlich auch ein subjektiver Eindruck. 

Wenn man ein Vergleichshören mit Lautsprechern durchführt, dann relativiert sich das Ganze aber. Wir haben z. B. das gleiche Material über mit Messmikrofon eingemessene Genelec 8240A ohne Subwoofer im Nahfeld abgehört. Hier ist die Frequenzbalance des Edition 15 viel näher an der Lautsprecherwiedergabe als bei den eingesetzten Vergleichskopfhörern und nur noch sehr gering forcierter. Aber nicht nur das. Neben der wahrnehmbaren Außerkopflokalisation ist auch die Stereobasisbreite vom Empfinden her eher so wie bei der Lautsprecherwiedergabe und nicht Kopfhörer-typisch, also größer als bei der Lautsprecherwiedergabe. Das lässt auch eine sehr gute Beurteilung der Tiefenstaffelung in Bezug auf Lautsprecherwiedergabe zu. Was die Transienten-Wiedergabe angeht so sind diese sehr natürlich. Auffällig ist auch die präzise Wiedergabe in den Höhen. Insgesamt bildet der Edition 15 ein sehr integriertes Hörerlebnis und zeichnet sich von anderen, eher analytischen Kopfhörern, schon ab.

Der Hörer wurde sicherlich auf den Anwendungszweck Musik hören unhd nicht Musik produzieren optimiert aber er bietet durch seine Merkmale auch im Produktionsbereich sehr viel Einsatzmöglichkeit, besonders im Produktionsbereich wo eine Lautsprecherwiedergabe nur eingeschränkt möglich ist oder im Mastering-Bereich als Referenzhörer. Bei letzterem würde ich persönlich auch immer noch einen "klassischen" zweiten Kopfhörer mit zu Rate ziehen. Schließlich macht man das bei Lautsprechermonitoring ja auch. Ich habe als Mastering Engeneer immer ein Koffer voll mit diversen Kopfhörern mit, um auch bei dieser Abhörvariante das Optimum an Balance herauszuholen.

Fazit

Zunächst kommen wir zum Preis. Der Ultrasone Edition 15 liegt bei knapp unter 2.500 Euro. Das ist für einen Kopfhörer - auch im professionellen Umfeld - schon ein sehr ambitionierter Preis. Gerechtfertigt wird dies aber durch den sehr aufwendigen Materialeinsatz und das klangliche Ergebnis. Hier sei besonders die klangliche Nähe zur Lautsprecherwiedergabe und der hohe Tragekomfort erwähnt. Anzumerken ist übrigens noch, dass Ultrasone fünf Jahre Garantie auf den Kopfhörer gibt.

www.ultrasone.de
www.cma.audio