Sound Performance Lab - SPL

Autor: Peter Kaminski

SPL ist bekannt für seine hochwertigen analogen Studioprodukte. Mittlerweile gibt es die Firma schon über 25 Jahre. Also allen Grund SPL einmal näher vorzustellen.

1984 hatte Wolfgang Neumann das erste Gewerbe unter dem Namen Sound Performance Lab an. 1985 traff er dann mit Hermann Gier zusammen und es wurden weitere Pläne geschmiedet. 1987 wurde dann eine gemeinsame GbR gegründet. Das Sound Performance Lab nicht so griffig ist nannte man die Firma SPL. Im weiteren Verlauf der Firmengeschichte stieß dann Peter Waschke hinzu und 1994 wurde die dann die SPL Electronics GmbH gegründet.

In Niederkrüchten bei Mönchen-Gladbach ist SPL beheimatet und dort haben wir mit den drei Geschäftsführern über die Firmenentwicklung, Gegenwart und Zukunft von SPL gesprochen.

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Peter Waschke (links), Wolfgang Neumann (mitte) und Hermann Gier (rechts)

proaudio.de: Wie begann das ganze denn genau und was waren eigentlich die ersten Produkte?

Hermann Gier: 1985 sind wir uns dann auf einer Messe in Essen begegnet und haben uns anschließend getroffen. Ich war damals Bassist und fragte Wolfgang nach einem Preamp. Beruflich standen bei mir Veränderungen an. 1987 haben wir dann gemeinsam eine GbR gegründet. Das Sound Performance Lab nicht sehr griffig war, haben wir das dann mit SPL abgekürzt. 1994 wurde dann die SPL Electronics GmbH gegründet.

Wolfgang Neumann: Ich hatte am Anfang mein Recording-Studio in Holland und dann die ersten Geräte wie Kompressoren, Equalizer, Noise Gates etc. in Halbleitertechnik gebaut, die dann auch zum Teil gleich in die USA verkauft wurden. Wir hatten da den Vorteil, dass zu der damaligen Zeit die meisten internationalen Importeure in den Niederlanden ansässig waren und wir so immer zeitnah mit den modernsten Entwicklungen der Zeit versorgt waren. Zu der Zeit war das Profi-Equipment nur halt sehr teuer und der Eigenbau lohnte sich. Da dann immer mehr Nachfragen von anderen Studios kamen, begann damit dann die Idee, das Ganze kommerziell zu betreiben und ich habe mir dann einen Vertrieb gesucht. Schon 1984 stellte ich die Produkte auf der AES in den USA, damals in New Orleans, aus. Hermann und ich sind 1986 dann in eine ehemalige Schusterei in Niederkrüchten umgezogen und haben da unseren ersten Betrieb aufgebaut. Das erste Gerät war der USM 4 – ein Kombigerät mit den vier Sektionen Noise Gate, EQ, Exciter und Filter.

Hermann Gier: Übrigens hatte Wolfgang damals den deutschen Bundestag mit Noise Gates ausgestattet. Bis zum Umzug nach Berlin wurden die dort auch noch eingesetzt. Die Produktvielfalt war am Anfang sehr groß und die Stückzahlen der einzelnen Geräte sehr klein. Das nächste Ziel war dann, sich auf wenige Produkte zu beschränken, um der Firma über diese Produkte ein Gesicht zu geben und selbige auch überhaupt in Stückzahlen herstellen zu können. So entstand neben dem USM 4 auch der AFP 2 Autopanner sowie das DBG 4, ein Messgerät für die wichtigsten Studioparameter wie Phase, Pegel und Testgenerator, und den Exciter EX 5. Daraus entstand dann auch eine Rechtsstreitsandrohung wegen vermuteter Patentverletzung. Man muss sagen, dass diese Rechtsstreitsandrohung uns eher vorangetrieben hat, denn aus diesen Umständen ist letztendlich auch der Vitalizer entstanden. Wissen muss man dazu, dass unsere Exciter immer ein ganz anderes Prinzip verfolgten, denn es war nie eine Generation von Oberwellen sondern immer Filter, die wir zum Processing einsetzten. Von daher waren die Konzepte grundlegend anders, was wir wussten, aber der Patentanwalt eben nicht, der uns Ende 1987 kontaktierte und Unterlassung für den SX 2 (Exciter mit Stereo Expander) verlangte, der zu dem Zeitpunkt nur angekündigt und noch gar nicht im Markt war. Jetzt stellte sich für uns die Frage wie wir damit umgehen. Unsere Idee war sowieso nicht nur ein Prozessor für die Höhen zu entwickeln sondern den Sound als Ganzes in allen Frequenzbereichen zu verbessern. Damals sagte man uns einmal wenn ihr nicht etwas erfindet, was keiner auf der Welt hat, dann werden ihr als Firma nichts werden. Also musste eine geniale Idee her.

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Wolfgang Neumann im Entwicklungslabor

Wolfgang Neumann: Ich habe dann angefangen mit so kleinen Evaluations-Boards mit verschiedenen Filtern zu arbeiten, die wir entworfen hatten. Diese dienten als Basis für unsere Versuche einen Prozessor zu entwickeln.

Hermann Gier: Damals hatten wir auch keine hochwertige Abhöre und daher war dann unser Konzept, das schlecht möglichste an Lautsprechern zu kaufen und die Annahme war die, dass wenn es selbst darauf positive Ergebnissen wahrzunehmen sind, dann auf besseren Systemen erst recht. Also wurden zwei Lautsprecherchassis für 30 Mark angeschafft. Und dann begann das Experimentieren. Nach ein paar Wochen stießen wir auf eine Konstellation, die Erfolg versprach und wir hatten einen Aufbau, der sich nach zwei weiteren Wochen des Experimentierens über fünf Regler sinnvoll bedienen ließ. Wir hatten aber für den SX 2 schon Frontplatten mit vier Bohrungen für die Potis und wir mussten diese Platten verwenden, was dazu geführt hat, dass der erste Vitalizer mit einem Doppelpoti ausgestattet war. Das war im Frühjahr 1988 vor der Musikmesse Frankfurt. Man muss auch sagen, dass wir zum damaligen Zeitpunkt auch noch gar nicht richtig verstanden haben, was die Filteranordnung in dem neuen Prozessor tut. Der spielerische Umgang mit den Dingen und Professor Zufalls Hilfe hat uns auf die richtige Fährte gebracht. Die Erkenntnis, dass das Ganze auf einer Korrelation zwischen Amplitude und Phase beruht, sind wir erst später gekommen. Wir mussten, um eine spätere Patentanmeldung nicht zu gefährden, unsere Schaltung schützen und haben die Kernelemente in Modulen vergossen. Dies hat es uns ermöglicht, zehn Jahre später dann noch Patente anzumelden. Mittlerweile ist der Vitalizer in den wichtigsten europäischen Ländern, den USA, China und Japan patentrechtlich geschützt. Übrigens hat sich aus dem anfänglichen Patentstreit nichts ergeben, da nachzuvollziehen war, dass unser Exciter-Gerät - der Vitalizer - auf ganz anderen Prinzipien basiert. Erwähnen muss man noch, dass es 1988 natürlich viele deutsche Firmen im Audiobereich gab, aber keine die sich mit Klangverbesserung in Form von Prozessoren beschäftigte. Diese Geräte kamen ja meistens aus den USA und wir waren da die Exoten.

Peter Waschke: Von dem Vitalizer sind mittlerweile schon einige zehntausend in verschiedensten Varianten gebaut worden. So bot auch MB Quart 1993 den Vitalizer als OEM-Produkt an. 1994 haben wir dann eine eigene HiFi-Version auf dem Markt gebracht, von dem auch einige Tausend verkauft wurden. Jetzt sind wir mit angepasstem Auditor und Phonitor im HiFi-High-End-Segment wieder mit Produkten präsent.

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Made in Germany: Die Produkte werden bei SPL in Niederkrüchten gefertigt

Hermann Gier: Im Jahr 2008 hatte der Vitalizer schon sein 20-jähriges Jubiläum aber wir haben einfach nicht die Zeit gefunden das noch mal im Marketing besonders herauszustellen. Und nun nach über 20 Jahren haben wir den nächsten Schritt gemacht und den Vitalizer gibt es nun als Plug-In. Ein großes Potential sehen wir auch in der Lizenzierung des Vitalizers für andere Produktumgebungen. Wir werden in Zukunft auch versuchen ganz andere Märkte anzugehen, im Besonderen da, wo kleine Lautsprecher zum Einsatz kommen wie bei Flat-Panel-TVs.

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Auch die Bestückung der Leiterplatten erfolgt hier ...

proaudio.de: Ihr habt ja auch eine spezielle Produktpalette für High-End-Studio-Markt. Wie seit ihr zu diesen Produkten gekommen Wolltet ihr das Machbare ausloten Es ist ja auch ein hoher Entwicklungsaufwand bei sehr geringen Stückzahlen.

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Ein geöffnetes 120-Volt-OP-Modul, was in verschiedensten SPL-Geräten zum Einsatz kommt.

Wolfgang Neumann: Der Ausgang zu der Serie waren die 120-Volt-OPs. Wir haben schon seit langem lasergetrimmte Widerstände im Eingang und in der Trafoersatzschaltung. Wir haben dort, was Operationsverstärker anging, nach einer optimalen Lösung gesucht und unsere eigenen 120-Volt-OPs entwickelt. Diese waren dann Voraussetzung für die High-End-Serie. Für die geringe Stückzahl dieser Serie alleine hätten wir diese aber gar nicht entwickeln können. Wir hatten übrigens lange nach Transistoren gesucht, die einerseits extrem rauscharm waren und auch in einem hohen Spannungsbereich betreiben werden konnten. Statt den üblichen NPN-Transistoren haben wir PNP-Transistoren für unsere symmetrischen OPs eingesetzt, die für unsere Anwendungen besseres Rauschverhalten boten. Es kamen aus einer großen Auswahl nur Transistoren von zwei Firmen in Betracht. Das Problem war, dass die Hersteller ausgelastet waren und uns leider gar nicht beliefern konnten. Nach eineinhalb Jahren auf der Warteliste teilte uns eine der Firmen mit, dass sie nun ein Kunden abgesprungen sei und man könnte nun anstelle dieses Kunden einsteigen. Das Problem war aber, dass wir dann nur Transistoren in Größenordnungen von mehreren Hunderttausend Stück bestellen konnten. Ab 1999 standen die OPs dann zur Verfügung.

Hermann Gier: Weiter ging es dann mit Galaxy. Ronald Prent kam mit dem Wunsch nach einem Mastering-Pult auf uns zu. Wir sahen darin die Gelegenheit, SPL’s Image zu heben, nach dem Motto die wissen wie’s geht. Mit den von Wolfgang entwickelten OPs waren die technischen Voraussetzungen schon mal gegeben. Damit war dann die Entscheidung gefallen das Projekt anzugehen. Im März 2000 begann die Konzeptionierung mit Ronald. Schon im Dezember 2000 sollte das Pult aber im Galaxy Studio installiert sein. Im Mai war das technische Konzept fertig und die Realisierung konnte fristgerecht abgeschlossen werden. Das klappte aber nur, weil Wolfgang die ganzen Schaltungen ohne einen Schaltungsplan, also quasi direkt als Leiterplatte entworfen hat. Im August haben wir dann das erste Pult zusammengebaut. Bisher sind insgesamt vom MMC 1 fünf Pulte entstanden. Von den PQ Mastering-Equalizer auf 120-Volt-Technik sind immerhin mittlerweile ca. 80 Stück verkauft worden. Später haben wir dann die MMC 2 und die DMC für Stereoanwendungen entwickelt. In 2007 haben wir für die ARD Degeto dann die MMC 3, quasi eine MMC 2 ohne Recording Pfad, entwickelt.

test

Bevor die Geräte zu den Händern gehen wird alles genaustens getestet.

proaudio.de: Was hat Euch als typische Hardware-Firma dazu veranlasst, in den Software-Bereich einzusteigen Eine gewisse Tradition gab es ja schon, denn Eure Algorithmen waren ja schon in anderen digitalen Produkten umgesetzt.

Hermann Gier Ja vor zehn Jahren war der erste Einstieg in die digitale Welt mit unserer "roten Serie" von digitalen Prozessoren. Auch heute noch wird nach dem Machine Head und dem Loudness Maximizer gefragt und die, die sie haben, möchten die Produkte auch heute nach Jahren des Einsatzes nicht missen. Damals waren viele Parteien an der Produktentwicklung beteiligt und das machte die Produkte auch zu teuer. Als der Bedarf nach höheren Abtastraten kam, haben wir diesen Produktzweig erst einmal nicht weiter verfolgen können. Danach haben wir dann mit Steinberg den De-Esser als Plug-In entwickelt. CreamWare hat dann für seine Plattform den Transient Designer genutzt. Das erfolgreichste Software-Projekt war dann mit Universal Audio, wo wir dann Ende 2007 auch den Transient Designer auf die UAD-Plattform gebracht haben. Wir haben da schon gemerkt, dass dies für uns ein interessanter Markt ist. Ganz wichtig war es für die zukünftigen Software-Produkten einen sicheren Kopierschutz zu haben, da sonst auch der Absatz unser Hardware-Geräte gefährdet wäre. Wir haben uns da für den Pace iLok Dongle entschieden. Im Mai 2008 hatten wir ein Zusammentreffen mit Dirk Ulrich von Brainworx. Daraus hat sich dann entwickelt, dass das Brainworx-Team die SPL Software-Abteilung stellt. Das hat zu einer sehr fruchtbaren Koorperation geführt. Die ersten Produkte der Analog Code Serie waren der Transient Designer, die EQs aus der Ranger-Serie und der Twin Tube sowie dann im Dezember 2009 der Vitalizer MK2-T (Mehr hierzu in unserer Test-Sektion).

proaudio.de Und wie geht es nun weiter Wird es bei der Umsetzung bestehender Hardware-Produkte bleiben oder darüber hinausgehen?

Hermann Gier Auf Basis des Transient Designers haben wir ein Envelope-Erkennungsverfahren womit man ein Drum oder Sound Replacement realisieren könnten. Durch die Surrounded by Drums DVD haben wir natürlich auch eine Library zur Verfügung. Aber das ist erstmal Zukunftsmusik. Entscheidungen sind hier noch nicht gefallen. Das, was wir bei unserer Hardware immer gemacht haben, sprich innovative Lösungen mit Alleinstellungsmerkmale oder komplexe Dinge einfach bedienbar zu machen, dass möchten wir natürlich auch im Software-Segment umsetzen. Nur die bestehenden Produkte als Software verfügbar zu machen wäre zu limitierend. Wo wir für uns interessante Märkte sehen, da werden wir uns dann auch im Software-Bereich hinbewegen.