Steinberg Lizenzsystem-Wechsel
vom Dongle zur Cloud-Lösung
2022 wechselte Steinberg sein Software-Lizenzsystems vom USB-eLicenser Dongle-Kopierschutz auf eine Cloud/Server-basierte Lösung. Ein für Anwender nicht ganz unwichtiger Punkt. Als erste Software wurde die Notations-Software Dorico umgestellt und es folge Cubvase, Nuendo und dann WaveLab Anfang 2023.
Die Frage stellt sich nun nach den Vorteilen und dem Fortschritt der Umstellung. Wir hatten die Gelegenheit uns mit Benjamin Timms, Head of UK R&D bei Steinberg Media Technologies GmbH, über das Thema zu unterhalten.
proaudio.de: Zuerst einmal die wichtigste Frage nämlich welchen Grund gab es von einem Dongle-basierten Hardware-Lizenzsystem auf ein Cloud-basiertes zu wechseln?
Benjamin Timms: Für den Wechsel gibt es verschiedene Gründe. Zunächst einmal sind unsere Nutzer viel unterwegs, wenn sie Musik produzieren und ein USB-Dongle, der dafür mit dem Laptop verbunden sein muss, ist da mittlerweile einfach antiquiert und unpraktisch. Zusätzlich sorgt die Verknüpfung einer Lizenz mit deiner Steinberg-ID für mehr Sicherheit gegen Verlust. Nicht zuletzt, führt die Umstellung auf ein Cloud-basiertes System über die Vermeidung von unnötigem Plastik- und Elektromüll auch zu einer Reduktion unseres ökologischen Fußabdrucks.
proaudio.de: Dabei spielt die Steinberg ID eine zentrale Rolle? Wird es auch ein Angebot für Multi-User-Accounts geben, wie etwa für schulische Einrichtungen?
Benjamin Timms: Ja, die Verknüpfung der Lizenz mit der Steinberg ID erlaubt es Nutzern durch einfaches Einloggen die Software zu aktivieren. Und ja, das neue System wird auch flexible Lizenzmodelle für Ausbildungseinrichtungen ermöglichen. Es wird verschiedene Varianten an Multi-User-Lizenzmodellen geben. Starten werden wir im ersten Schritt mit gerätespezifischen Mehrbenutzerlizenzen, gefolgt von einer Lösung für portable Lizenzen. Wir hoffen diese Features möglichst bald im Laufe dieses Jahres anbieten zu können.
proaudio.de: Welche weiteren Vorteile bietet das neue Lizenzmodell?
Benjamin Timms: Zusätzlich zu den bereits zuvor genannten, sorgt besonders das zentrale Management für deutlich mehr Flexibilität, wenn es um die zukünftige Ergänzung potenziell zusätzlicher Lizenzmodelle wie etwa Abos oder aber den unmittelbaren Vorteil von bis zu drei Aktivierungen einer Einzelplatzlizenz geht.
proaudio.de: Beim Umstieg auf eine neue Technologie gibt es doch wahrscheinlich auch Herausforderungen, die am Ende viel komplexer sind als sie aus Kundensicht erscheinen. Wurden diese Herausforderungen erfolgreich gemeistert?
Benjamin Timms: Ja, unser bestehendes Lizenzmodell war in viele alltägliche Prozesse innerhalb der Firma eingebettet, sodass ein Systemwechsel parallel zum weiterlaufenden Geschäftsbetrieb schon eine ernstzunehmende Herausforderung darstellte.
Noch komplexer wurde es durch die internen Abhängigkeiten innerhalb unseres Produkt-Portfolios, was uns auf die Suche nach Antworten auf bestimmte Fragen führte, wie etwa: „Was passiert, wenn ein Nutzer ein Upgrade auf Cubase 12 erwirbt – wodurch der eLicencer-Code entfernt wird – er gleichzeitig aber noch Plug-ins einsetzen möchte, die ebendiesen verwenden und auch nicht so einfach zu aktualisieren sind?“ und „Wie lässt sich der Switch zu Steinberg Licensing realisieren, ohne dass wir unseren gesamten Content überarbeiten und User diesen erneut herunterladen müssen?“
Natürlich gibt es da immer noch Grenzfälle und Produktübergangs-Szenarien die sich als herausfordernd entpuppen und für die wir weiter an Lösungen arbeiten, mit dem finalen Ziel, dass wir, sobald alle für uns verbliebenen Fragen beantwortet sind, wir die eLicencer-Server in Rente schicken können.
proaudio.de: Was wird mit den Software-Lizenzen passieren, die das neue Lizenz-Aktivierungssystem bisher noch nicht unterstützen? Wann werden alle Programme von Steinberg mit dem neuen System arbeiten?
Benjamin Timms: Mit dem Umstieg auf HALion 7 im Februar haben wir alle unsere Hauptproduktlinien auf Steinberg Licensing umgestellt, inklusive verifizierten Mechanismen für Upgrades, Grace Periods und Version-interne Umschaltungen
Natürlich werden wir auch weiterhin unseren Backkatalog aus Instrumenten und Loop-Content anschauen und sukzessiv aktualisieren oder aber auch Produkte abkündigen, falls diese entweder bereits abgelöst wurden oder ihren Lebenszyklus längst hinter sich haben.
proaudio.de: Gibt es Pläne, das neue Lizenz-Managementsystem auch anderen Herstellern zur Verfügung zu stellen, oder bleibt es bei einer exklusiven Bereitstellung für Anwender von Steinberg Software?
Benjamin Timms: Unser Kerngeschäft ist es, unsere Kunden mit kreativen Werkzeugen zu versorgen und darauf werden wir auch weiterhin unseren Fokus legen. Als Teil der Yamaha-Firmen-Familie ist es natürlich möglich, dass Steinberg Licensing auch für ein paar andere Produkte Verwendung finden wird, die nicht von Steinberg stammen, trotzdem werden sie über die Nutzung der Steinberg ID als Hauptverifikations-System ganz natürlich in unser Produkt-Ökosystem passen.
proaudio.de: Wie lang wird die eLicenser-Technology noch unterstützt? Es gibt ja noch Hersteller, die den eLicenser immer noch einsetzen, in der Gewissheit, dass der Support an einem gewissen Punkt komplett eingestellt wird.
Benjamin Timms: Der Zeitplan über den offiziellen Support für andere Anbieter wurde diesen auf Basis unseres Vertragsverhältnisses individuell mitgeteilt, sodass es hierbei keine allgemeingültige Antwort gibt. Wenn es um die Möglichkeit geht, das eLicenser-System außer Dienst zunehmen, bemühen wir uns immer noch um Optionen, die eine Weiternutzung von Software auch nach Abschaltung der Server weiter gewährleisten. Diese Möglichkeiten und die damit verbundene Skalierbarkeit hängen natürlich auch von der Anzahl der Nutzer ab, die weiterhin einen Dongle einsetzen und davon, wie viele davon bereit sind auf Steinberg Licensing zu wechseln. Daher ist es wichtig, sich darauf zu konzentrieren den Wechsel zu Steinberg Licensing so einfach wie möglich zu gestalten, bevor wir uns damit beschäftigen, auf welche Art wir das Licht für den eLicenser ausknipsen.
proaudio.de: Ist es schon möglich – und wenn nicht – wird es für einen Nutzer möglich sein, registrierte Geräte/DAWs aus dem eigenen Account zu entfernen? Beispielsweise wenn die SSD eines Rechners, auf der die DAW läuft, defekt ist und es nicht mehr möglich ist die Lizenz vom Rechner aus zu deaktivieren?
Benjamin Timms: Ja, das ist über die Steinberg ID Account-Website nun möglich. Falls der Computer nicht länger zugänglich ist, lassen sich alle mit diesem verknüpften Lizenzen Server-seitig ohne Kontakt zum Support-Team deaktivieren.